Buchcover

eBook: © 2000 Gerd Gutemann
Ausgabe mit freundlicher Erlaubnis des Autors
Update: 2018

IV. Teil

Infos über Person, Leben und Lehren Jesu

Der Erdenweg Jesu. Aufhellende zusätzliche Kundgaben der Neuoffenbarung zum Evangelium


Inhaltsübersicht:


Historische Existenz Jesu wird kaum mehr bestritten

Die Zeit, wo liberale Theologen und andere Kritiker behaupteten, Jesus habe gar nicht existiert, ist lange vorbei. Heute bestreitet kaum noch ein Wissenschaftler die Existenz von Jesus. Auch Rudolf Bultmann, der fast das ganze Evangelium entmythologisiert hat, gibt zu: "Der Zweifel, ob Jesus wirklich existiert hat, ist unbegründet und keines Wortes der Widerlegung wert." 1

Als im 2. Jahrhundert n. Chr. der heidnische Philosoph Celsus in seinen Schriften das Christentum bekämpfte, brachte er alle möglichen Argumente vor, aber daß Jesus gar nicht gelebt habe, behauptete er nicht, was nahegelegen wäre, wenn er irgendwelche Zweifel gehabt hatte.

Fragwürdigkeit der Leben-Jesu-Forschung der letzten zweihundert Jahre

Die Leben-Jesu-Forschung der letzten zweihundert Jahre gründet sich auf einen unsicheren Untergrund. Die Spekulationen nahmen kein Ende, und jeder Exeget hatte den Ehrgeiz, eine eigene Hypothese aufzustellen. In neuerer Zeit wird vornehmlich mit dem Schlagwort "Sitz im Leben" operiert, d. h. die meisten Berichte des Evangeliums sollen nicht von Jesus stammen, sondern nach weitverbreiteter Ansicht sollen sie Gemeindegut sein. Die Urgemeinde habe ihm die Aussprüche in den Mund gelegt. Die von Jesus vollbrachten Wunder duldete platter Rationalismus grundsätzlich nicht.

Mit Albrecht Ritschl (gest. 1889) hatte die Ablehnung jeder Metaphysik begonnen, und die einseitigen, ja oft fanatischen Vertreter des Historismus' ließen übematürliche Einwirkungen nicht gelten. Der protestantische Theologe Ernst Troeltsch (gest. 1923) erklärte kurz und bündig: "Es gibt keine Übernatur über dieser Welt, in der wir leben." 2 Der Schüler Ritschls, der Kirchenhistoriker Adolf Harnack, dessen Bücher eine enorme Verbreitung fanden, erklarte, Jesus gehöre nicht in das Evangelium, er sei nur dessen Verkünder. 3 In der Folge wurde die Persönlichkeit Jesu bis zur Unkenntlichkeit "modernisiert". Nachdem vom Evangelium nur noch unbedeutende Reste übriggeblieben waren, wurde paradoxerweise behauptet, man habe den Christen "eine entscheidende Lebenshilfe geleistet". 4

Neuoffenbarungen Jesu über Leben, Lehre und Taten

In der Neuoffenbarung haben wir nun eine sichere Grundlage, um die wirklichen Aussagen und die Taten Jesu kennenzulernen. Vergleicht man diese Kundgaben, die keinem Hirnverstand entstammen, mit den vielfältigen und sich widersprechenden Meinungen der Kritiker, so muß man zu der Auffassung gelangen, daß durch kritisches hochqualifiziertes Denken Einsichten in die Vorgänge von der Geburt bis zum Tode Jesu, die der Wirklichkeit entsprechen, selten zu gewinnen sind. Kardinal Augustin Bea ist zuzustimmen, wenn er schreibt: "Geistige Dinge dürfen nicht wie materielle behandelt werden. Die verhängnisvollen Folgen der Eilfertigkeit werden in der 'Entmythologisierung' deutlich." 5

Alle Forscher stimmen überein, daß aufgrund des Evangeliums die Wege, die Jesus in zeitlicher Reihenfolge gewandert ist, nicht feststellbar sind. Auch über die Dauer der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu bestehen abweichende Meinungen. Schon im Altertum wurden von Origenes, Eusebius und Hieronymus ganz unterschiedliche Zeitdauern angegeben. Der katholische Autor Daniel-Rops wirft auch heute wieder - wie viele andere - die Frage auf: "Wie lange dauerte das öffentliche Wirken Jesu? So merkwürdig es erscheinen mag, es ist das ein Punkt, in dem die Geschichtsschreibung sich äußerst verlegen zeigt. Über die Dauer der Wanderungen sagen die Evangelisten nichts. Die Angaben des Johannesevangeliums, die im ganzen viel genauer sind, genügen doch nicht, um jede Hypothese auf Grund seines Textes auszuschalten." 6 Durch die Kundgaben der Neuoffenbarung wird jetzt jeder Zweifel behoben. Jesus hatte seinen Jüngern vorausgesagt, daß die Zeit kommen werde, "wo das, was wir nun hier verhandeln, nach mehr als tausend Jahren von Wort zu Wort vernommen und aufgezeichnet werden wird, so als ginge alles das vor den Augen derer vor sich, die nach nahe 2000 Jahren nach uns die Erde betreten werden" (jl.ev03.015,06).

In der Tat werden in dem umfangreichen Werk die Vorgänge, die Reden Jesu und die Unterhaltungen mit einer Genauigkeit geschildert, die, geistig gesehen, dem Ablaufen eines Films gleichkommt.

Hier müssen wir uns darauf beschränken, diejenigen Kundgaben anzuführen, die zu den Mitteilungen des Evangeliums Zusätzliches aussagen. Sie runden die Berichte des Evangeliums ab und geben erst so ein lebensvolles, wirklichkeitsgetreues und vor allem zuverlässiges Bild vom Lehren und Wirken Jesu.

Kindheit und Jugend Jesu nach Jesu Neuoffenbarungen

Über die Geburtsgeschichte und die ersten Lebensjahre Jesu berichtet der Band Die Jugend Jesu. Die Geburtsgeschichte zeigt erneut, daß die Angaben sowohl von Lukas als auch von Matthäus nicht zuverlässig sind.

Empfängnis Marias

Die NO bestätigt aber, daß Maria vom Heiligen Geist empfangen hat. "Maria wurde von einem lichten Ätherhauch angeweht und eine sanfte Stimme sprach zu ihr: ,Maria, sorge dich nicht vergeblich, du hast empfangen, und der Herr ist mit dir."' (jl.kjug.004,14) Maria war damals 14 Jahre alt.

"Sie gebar einen Sohn, ohne die Hinneigung zu einem Mann gekannt zu haben." (gm.pred.006,08) "Sie begriff nicht und konnte es nicht begreifen, was bei ihrer Empfängnis, was bei der Geburt und ferner geschah, denn sie handelte nur nach Weisung höheren Einflusses und verhielt sich dabei mehr passiv als aktiv, als Weib und Mutter nur ihren Gefühlen folgend, welche sie an ihren Säugling banden." (gm.pred.006,09)

Erkannte Maria, daß sie den Schöpfergott gebar?

"So verstand auch Maria, Meine Leibesmutter, Meine Worte nicht, als Ich auf ihre Liebesvorwürfe, wegen des langen Suchens (als Jesus mit 12 Jahren allein im Tempel zurückblieb, d. Hg.) antwortete: Wisset ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, was Meines Vaters ist?' Joseph und Maria begriffen nicht, was Meines Vaters war; sie waren selbst noch zu sehr dem jüdischen Kultus ergeben und glaubten, die ganze Religion bestände in Haltung der Gebräuche. Sie kannten Mich nicht - und Meinen Vater noch weniger, denn für sie gab es nur einen unteilbaren Gott. Daher, hätten sie auch Mein göttliches Ich anerkannt, so wäre ihnen dieses zweifache Wesen, Ich und der Herr - oder Sohn und Vater -, nicht faßbar gewesen." (gm.pred.007,11)

"Daß aus ihrem Sohn etwas Außerordentliches werden könnte, war für sie denkbar - waren ja die Empfängnis, die Geburt usw. mit so außerordentlichen Erscheinungen begleitet, doch einen Gott als Mensch unter dem Herzen getragen zu haben und den zu erwartenden Messias, den geistigen Wiederhersteller, nicht allein ihres Volkes, sondern der ganzen Menschheit, das waren Begriffe, die in ihrem Kopf keinen Platz fanden. Sie hat Mich noch bei Meinem Kreuzestod nicht als Gott, sondern nur als Mensch, als ihren Sohn beweint; erst durch die Auferstehung wurde sie, wie auch Meine Apostel, in dem bekräftigt, was Ich ihnen oft gesagt hatte." (gm.pred.006,13)

"Ich selbst habe es ihr und Meinen Aposteln oft vorausgesagt, was Mir bevorstehen und wie Ich den Tod und die Hölle überwinden werde; allein, wo ist die Überzeugung - besonders in jenen Zeiten der Propheten und wunderwirkenden Essäer -, daß Ich, ein Mensch mit Fleisch und Knochen wie sie, der ißt und trinkt, ein Gott und zwar der Herr aller Heerscharen sei, der in menschlicher Form, beim unmündigen Kind angefangen, am Kreuz - in jener Zeit das Zeichen der Schande und Entehrung - enden sollte!" (gm.pred.006,15)

Deswegen waren Joseph und Maria erstaunt. "Sie begriffen nicht, wer der sei, welcher gekommen ist zum Fall und Auferstehen der Juden." (gm.pred.006,16)

Die Volkszählung durch Kaiser Augustus unter Cyrenius

Kurz vor der Niederkunft Marias erging ein Befehl des römischen Kaisers Augustus, "demzufolge alle Völker seines Reiches beschrieben und gezählt und der Steuern und der Rekrutierung wegen klassifiziert werden sollten" (jl.kjug.012,03). "Die römische Beschreibungskommission war in Bethlehem aufgestellt." (jl.kjug.012,04)

Über den Zeitpunkt der Volkszahlung, des sogenannten Zensus, besteht auch heute noch keine völlige Klarheit. Aber durch die aufgefundene Inschrift des Augustus in Ancyra (Ankara), die eine Übersicht über seine Taten gibt, wissen wir heute, daß Augustus tatsachlich im Jahr 746 (8. v. Chr.) eine Volkszählung angeordnet hat. 7 Jesus ist nicht in dem Jahr geboren worden, wie es unsere Zeitrechnung angibt, sondern schon sieben Jahre vorher.

Der in unserer Zeitrechnung enthaltene Fehler hat folgenden Grund. Im Jahre 525 n. Chr. beauftragte der Papst ohannes I. den Abt Dionysius Exiguus, festzustellen, wieviel Jahre seit der Geburt Christi vergangen seien, weil er die Zeitrechnung neu festlegen wollte. Ausgangspunkt sollte das Geburtsjahr Christi sein und nicht mehr wie bisher das Datum der Gründung der Stadt Rom. Durch die wissenschaftliche Forschungstätigkeit wissen wir heute zuverlässig, daß dem Abt bei seiner Arbeit mehrfach Fehler unterlaufen sind, über die wir uns hier nicht verbreiten wollen.

Ferner ist im Evangelium erwähnt, daß die Volkszählung unter dem "Statthalter von Syrien, Cyrinus, stattfand" (Lk.02,02). Die Angabe konnte bisher nicht in Einklang mit der Historie gebracht werden, weil der Statthalter Cyrinus (Schreibweise der Hl. Schrift in den Geschichtswerken Sulpicius Quirinius und in der NO Cyrenius Quirinus genannt) erst im Jahr 6 nach Christus Statthalter von Syrien geworden ist.

Inzwischen sind neue Forschungsergebnisse erzielt worden. Cyrenius war nämlich keineswegs nur Statthalter von Syrien, sondern hatte einen viel höheren Rang. Ethelbert Stauffer stellt fest, daß er "Generalissimus und Vizekaiser Ost" gewesen ist. Genau das berichtet auch Jakob Lorber in der NO. Danach war er "Oberstatthalter von Asien, Ägypten und Teilen von Afrika" (jl.kjug.047,11 ff. und Kjug.101,05). Dort wird auch ausdrücklich bemerkt, daß er in dieser hohen Stellung den Titel eines Vize-Kaisers besaß. Er unterzeichnete seine Befehle wie folgt: "Im Namen des Kaisers, dessen oberster Stellvertreter in Asien und Ägypten und sonderheitlich (!) Landpfleger in Cölesyrien, Tyrus und Sidon. Cyrenius vice Augusti." (jl.kjug.047,14) Daraus geht klar hervor, daß er in Sonderheit Statthalter von Syrien war, und nur darauf nahm der Evangelist Lukas Bezug.

Rom hat, so schreibt E. Stauffer, "immer wieder einen Vize-Kaiser für den Osten nominiert. 8 Weiterhin ist nachweisbar, daß Cyrenius in seiner Eigenschaft als "Generalissimus Ost" an Statthalter Befehle gab, in ihrem Bereich Volkszählungen durchzuführen. 9

So wird auch in diesem Fall das vor mehr als hundert Jahren von Jakob Lorber durch die Innere Stimme Vernommene durch die neuere Forschung als zutreffend bestätigt.

Die bereits von David Friedrich Strauß in seiner Schrift Leben Jesu (1835) und auch von späteren Schriftstellern vorgebrachten, scheinbar überzeugenden Argumente für die unrichtige Darstellung dieses historischen Tatbestandes im Evangelium, mögen unzählige Leser beeindruckt haben. Irrtum und Scheinargumente wurden ja eh und je kritiklos als endgültige wissenschaftliche Erkenntnisse angesehen. Treffend bemerkt Stauffer, daß Strauß "von der Amtstätigkeit des Quirinius (= Cyrenius, d. Vf.) eine recht primitive Vorstellung hatte, die einer gründlichen Korrektur bedarf' (Jesus, S. 32).

Nach der Neuoffenbarung war Cyrenius zur Zeit der Geburt Jesu Vizekaiser im Osten, und durch ihn erhielt Joseph, der ihm ein Empfehlungsschreiben eines hohen Offiziers (Cornelius) überreichen konnte, bei seiner Flucht großzügige Unterstützung. Kritiker, die Jesus nicht als Gottessohn ansehen, werden übernatürliche Einflüsse im Leben Jesu, und insbesondere in den Gefahren der ersten Zeit nach der Geburt, nicht gelten lassen. Die mehrfache wundersame Hilfe, die Joseph und das Kind in den ersten Jahren in scheinbar ausweglosen Situationen erfahren haben, werden aber diejenigen, die an die Menschwerdung Gottes glauben, keineswegs als seltsam ansehen. Es wäre vielmehr verwunderlich, wenn in diesem Fall der sichtbare Beistand Gottes gefehlt hätte.

Geburt Jesu in einer Höhle, die als Stall diente

Joseph und seine Söhne (aus erster Ehe) mußten sich nach Bethlehem begeben, wo die Erfassungsstelle ihren Standort hatte. Maria wollte er nicht allein zurücklassen. Daher entschloß er sich, sie trotz der bevorstehenden Niederkunft mitzunehmen. Auf einem Ochsenkarren, mit dem Joseph Stämme aus dem Wald für Hausbauten holte, wurde alles für die Reise Notwendige aufgeladen. Maria saß auf einem Sessel, der auf einem Esel befestigt war.

Maria ist weder in einer Herberge (Lk.02,07) noch in einem Haus (Mt.02,11) niedergekommen, vielmehr konnte sie in Sichtweite von Bethlehem nicht mehr weiterreiten oder gehen. Auf ihr Verlangen suchten sie dann eine große Höhle auf, die als Zufluchtsort für die Weidetiere diente. E. Hirsch sagt zutreffend, daß man, trotz der von Lukas erwähnten Herberge, später die Geburt in eine Höhle außerhalb des Orts verlegt habe, wovon im Evangelium keine Rede ist, sei ein "Durchschlagen des Ursprünglichen" 10.

Der Stern, dem die drei Weisen aus dem Morgenland folgten, war weder ein Fixstern noch ein Komet, noch hat er, wie Stauffer 11 meint, mit der im Jahre 7 v. Chr. auffallenden und äußerst selten vorkommenden Gestirnkonstellation etwas zu tun. Die Weisen haben zwar "die ganz sonderbaren Stellungen der Sterne" bemerkt (jl.Ev06.038,08), aber daneben "einen Stern von besonderer Größe, der gegen Westen hin eine lange Rute hatte" (JL.Ev06.038,08). Dieser Stern "stand ganz nieder, und sein Licht war fast so stark wie das Tageslicht" (jl.kjug.029,25).

Der Geburtstag Jesu

Die Geburt Jesu muß Ende Dezember oder Anfang Januar erfolgt sein, weil von "in dieser kürzesten Tageszeit" und von "Reif auf den Feldern" die Rede ist (jl.kjug.025,11 u. 12).

Flucht nach Ostrazine in Ägypten

Die Flucht nach Ägypten erfolgte nicht - wie stets unterstellt wird - auf dem Landweg. Der Weg durch die Wüste wäre für Maria und das neugeborene Kind eine Strapaze gewesen, der sie vielleicht erlegen waren. Auch Joseph war damals schon etwas über 70 Jahre alt. Außerdem konnte sich Joseph leicht denken, daß Herodes die Grenzwachen durch reitende Boten verständigt hatte, daß eine Familie mit einem Neugeborenen zu verhaften sei. Deshalb nahm er seinen Weg nach Norden, vermied aber Nazareth und bestieg in Tyrus ein Schiff, das nach Ägypten fuhr. Die NO berichtet, daß er sich in Ostrazine in Ägypten niederließ. Daß diese Stadt damals existierte, ist nachweisbar. Josephus Flavius berichtet in seiner Schrift Der jüdische Krieg, daß der römische Feldherr Titus, der im Jahre 70 n. Chr. Jerusalem eroberte, seine Legionen von Ägypten heranführte und auf seinem Weg mit den Truppen "nahe bei Ostrazine übernachtete" 12.

In Paulys Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft Bd. 18/2 ex 1942 Blatt 1673/74 ist Ostrazine (griechisch = OCTPAKINH) wie folgt erwähnt (lt. Ptol. Geogr. IV. S, 6 M): "Zeitweise bedeutender Ort an der Nordgrenze Ägyptens." "Auf der römischen Mosaikkarte von Madeba ist Ostrazine neben anderen bekannten Orten dieser Gegend verzeichnet." "Vergleiche Plinius n. h. V. 68 n 'Ostracine Arabia finitur'." Die Unterlagen befinden sich in der Reichsuniversität in Leyden (Holland). 13

Beruf Josefs und seiner Söhne aus erster Ehe

Joseph arbeitete, solange er in Nazareth war, mit seinen Söhnen hauptsächlich als Bauunternehmer, fertigte aber auch "Pflüge, Joche, Stühle, Tische, Betten u. dergl." an (jl.kjug.294,02). Der Kirchenvater Justin (140 n.Chr.) berichtet im Dialog 88, daß Jesus (und sein Pflegevater Joseph) dörfliches Ackergerät wie Pflüge und Joche gemacht habe. E. Hirsch schließt daraus, es würde richtiger sein, von Stellmacher statt von Zimmermann zu sprechen. 14

Das ist, wie durch die NO klargestellt wird, nicht zutreffend. Es wird dort ausgeführt, daß Joseph in erster Linie Bauunternehmer war und als solcher "im ganzen Land bis nach Jerusalem und Tyrus bekannt und geschätzt war".

Während des Aufenthaltes in Ostrazine betätigte sich Maria, um die Familie durchzubringen, einige Stunden am Tag als Sprachlehrerin. In der Tempelschule hatte sie Latein und Griechisch gelernt und gab offenbar Kindern in diesen Sprachen Unterricht oder Nachhilfeunterricht (jl.kjug.163,19). Der fünfzehnjährige Sohn des Joseph, Jakobus, war jahrelang der Betreuer des kleinen Jesuskindes. Später schrieb er das Jakobusevangelium und leitete nach dem Tod von Jesus die Urgemeinde in Jerusalem bis zu seinem Märtyrertod.

Rückkehr der Familie nach Nazareth

Nach dreijährigem Aufenthalt in Ägypten kehrte Joseph zurück nach Nazareth. Er bezog wieder sein bescheidenes Mietshaus, das etwas außerhalb von Nazareth auf einer Anhöhe lag.

Sind die heutigen Ortsangaben zu biblisch erwähnten Orten zuverlässig?

Nazareth lag nicht dort, wo man es heute vorgibt. Da Palästina nach dem zweiten Aufstand gegen die Römer in den Jahren 132-133 zur verbrannten Erde gemacht wurde, war es völlig menschenleer. Die Bewohner waren entweder von den Römern getötet oder in die Gefangenschaft bzw. in die Sklaverei verschickt worden. Als nach dem Aufhören der Verfolgungen des Christentums die Christen nach zweihundert Jahren in das Land kamen, wußte niemand zu sagen, wo die in der Bibel erwähnten Orte gelegen waren. Man setzte sie willkürlich fest. Man darf sich nicht durch die Angaben in historischen Atlanten zu Illusionen verleiten lassen. In einem Sachbuch heißt es zu dieser Frage: "Zieht man einen Bildatlas zu Rate, so findet man alle biblischen Orte genau eingezeichnet. Schwierigkeiten und Fragen scheint es weiter keine zu geben. Vergleicht man mit einem anderen Atlas, dann wird man aber feststellen, daß eine große Zahl Orte auf dieser Karte woanders liegen und oft mit Fragezeichen versehen sind. Die tatsächliche Feststellung biblischer Orte ist sehr erschwert, weil Palästina mit Ruinen übersät ist." 15

In Übereinstimmung mit den historischen Fakten berichtet die NO hierzu: "... von Meiner Zeit her findet sich nahezu kein Ort mehr vor, den Meine Füße und die Meiner Apostel betreten haben, und das im ganzen Judenland, mögen also die Orte und Ortschaften auch Namen haben, was für welche sie wollen." (jl.ev11.229,03)

"Das einzige, Bethlehem, befindet sich noch so ziemlich an derselben Stelle." (230,01)

"Von Tiberias sind noch einige Überreste, aber von allen anderen Orten, die zu Meiner Zeit an den Ufern des Galiläischen Meeres lagen, ist keine Spur mehr vorhanden." (232,02)

Nazareth lag nicht - wie das in der NO ausdrücklich gesagt ist - an dem Ort, den man heute bezeichnet, sondern nordwestlich von Kapernaum nahe an der nördlichen Grenze von Galiläa im Gebirge. "Von Kapernaum nach Nazareth sind es nahezu zwei Stunden Weges", heißt es wörtlich in der NO (jl.ev02.037,16). *1

Das geht übrigens nach der Feststellung von Gustaf Dalman aus einem alten rabbinischen Dokument hervor. Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Ch. wurde das Land Galiläa in 24 Priesterabteilungen gegliedert (1. Chron. 24). Die Aufzählung der Ortschaften enthält folgenden Vermerk: "... und an die Tore des Landes verbannt ist die Dienstabteilung von Nazerat." 16 "An die Tore des Landes verbannt" besagt, daß der Ort ganz nahe an der Grenze lag, was für Nazareth zutrifft.

Nazareth war mehr ein großes Dorf als eine Stadt Alle Jahre fand ein Markt dort statt. Die Einwohner betrieben Landwirtschaft und Viehzucht. (jl.ev02.037,16)

Die Kreisstadt Kapernaum lag damals nicht am See, sondern eineinhalb Stunden davon entfernt. Jesus hatte Kapernaum schon in seiner Jugend, insbesondere bei den Wallfahrten nach Jerusalem, kennengelernt. Deshalb sprach Jesus von "seiner Stadt". Nach den Mitteilungen, die der Herr in der NO macht, ist die Gegend, wo Nazareth lag, durch schwere Erdbeben völlig verändert worden.

Zeit vom 12.- 30. Lebensjahr Jesu

Betreffend die Zeit vom zwölften bis zum dreißigsten Lebensjahr von Jesus wird in der NO u. a. gesagt: "Vom zwölften Jahr an hat sich all das Außerordentliche (an Ihm) verloren, die großen Hoffnungen seiner Eltern gingen unter, und Er blieb bis in sein dreißigstes Jahr ein höchst unbeachteter, allereinfachster Zimmermann." (Kjug.299)

"Er war überaus wortkarg; man bekam auf zehn Fragen kaum eine, höchst einsilbige Antwort." "... lustige, lärmende Gesellschaften floh Er und liebte vor allem die Einsamkeit. Das Merkwürdigste von allem aber war, daß man Ihn höchst selten in einer Synagoge sah, ebensowenig in einer Schule ... in einem Bethaus aber hat Ihn nie jemand gesehen." (jl.ev02.090,07-08)

Ergänzung durch Bearbeiter: Durch Lorber geoffenbartes Buch über den 3tägigen Aufenthalt Jesu im Tempel in seinem 12. Lebensjahr

Öffentliches Auftreten Jesu ab seinem 30. Lebensjahr

[Ergänzung durch Bearbeiter: Nachfolgende Zitate stammen aus Lorbers 10 Bänden 'Das Große Evangelium Johannes'

; Gesamtüberblick daraus Über das Leben, die Lehren (Evangelien) und Briefe Jesu; Inhaltsverzeichnis mit Links zu den Originaltexten des 1. Bandes: Band 01']

Als Jesus dreißig Jahre alt war, trat er öffentlich auf. Zunächst ging er 40 Tage in die Wüste, und zwar nach Bethabara", einem allerarmseligsten Flecken, den arme Fischer bewohnten". Bethabara lag am Einfluß des Jordans in das Galiläische Meer. "Eine allerdürftigste Fischerhütte aus Lehm und Schilf bewohnte auch Ich, ziemlich tief in der Wüste, nicht fern von dem Ort, wo Johannes sein Wesen trieb." (jl.ev01.008,04)

40 tägiger Wüstenaufenthalt vor Lehrbeginn

Die Verse Mt.04,02-11, wonach Jesus in der Wüste 40 Tage fastete und vom Teufel versucht wurde, sind - wie so manche andere - nicht wörtlich zu verstehen. Der Herr sagt hierzu in der NO: "In naturmäßiger Hinsicht ist diese Erzählung ein barster Unsinn, denn ein Mensch kann niemals so lange ohne Speise und Trank bleiben."

"In der Gegend Galiläas, wie auch Kanaans und Samarias, gab es zu Meiner Zeit gar keine solche Wüste." "Es ist dieses Mein, in dem Pseudo-Matthäus beschriebenes Fasten in der Wüste, ebenso wie vieles andere, ein gänzlich mißverstandener Griff." "Es liegt an dieser mißverstandenen Erzählung des wirklichen Evangelisten Matthäus etwas, aber dies ist nicht im geringsten materiell." (jl.ev11.248,03 ff.-250)

Falsche Messiasvorstellungen der ersten Jünger Jesu

Nicht weit vom Einfluß des Jordans in den See wohnte Petrus. Als sein Bruder Andreas ihm von Jesus, der Andreas angesprochen hatte, erzählte, spricht darauf Petrus, "der stets bei allem Tün vom Messias phantasierte und der Meinung war, daß der Messias der Armut helfen und die hartherzigen Reichen völlig vertilgen werde": "..ich verlasse augenblicklich alles und folgte Ihm bis ans Ende der Welt, falls Er es verlangt." (jl.ev01.008,10) Als Jesus am folgenden Tag den Petrus anspricht und fragt, ob er mit ihm ziehen wolle, willigt er ein. Kurz darauf trafen sie Philippus, der ledig war und den Pflegevater Joseph persönlich kannte. Er schließt sich ebenfalls Jesus sofort an. Sie sind alle bitterarm und haben nicht viel zu verlieren. Alle hoffen sie auf den Messias, von dem sie hoffen, daß er die Armut beseitigen werde. Daneben sind ihnen die Römer aufs höchste verhaßt. Als der nächste Jünger, Nathanael, hinzukommt, spricht dieser zu Jesus: "Du bist unfehlbar der lange sehnsüchtig erwartete König Israels, der sein Volk aus den Klauen der Feinde befreien wird." (jl.ev01.009,11)

Die Vorstellung vom Messias als Befreier von der römischen Besatzungsmacht war in den Jüngern tief verwurzelt. Noch nachdem die Jünger drei Jahre lang von Jesus belehrt worden waren, klagte der Jünger Kleophas nach dem Tode von Jesus auf dem Weg nach Emmaus:"Wir hatten gehofft, daß er es sei, der Israel (vom Joche der Römer, d. Vf.) erlösen werde." (Lk 24,21)

Jesus ging mit seinen vier Jügern zunächst in sein Elternhaus nach Nazareth. Joseph war einige Monate zuvor gestorben. "Auch Maria und Meine ganze irdische Verwandtschaft stellten sich unter dem Messias auch noch gleichfort einen Besieger der Römer und anderer Feinde des Gelobten Landes vor. Ja, die Besten hatten von dem verheißenen Messias nahezu dieselbe Vorstellung." (jl.ev01.010,03)

"Aus eben diesem Grund wurde Mir denn auch in vielen Familien die größte Aufmerksamkeit geschenkt wie natürlich auch allen denen, die Ich als Meine Jünger bezeichnete, und es entschlossen sich daher auch (Mein Stiefbruder, d. Vf.) Jakobus und (der Ziehsohn des Joseph, d. Vf.) Johannes, Meine Jünger zu werden, um dann mit Mir die Völker der Erde zu beherrschen!" "Sie hatten schon so manches vergessen, was Ich ihnen in Meiner Kindheit oft und ziemlich deutlich vorausgesagt hatte." (jl.ev10.010,05)

Hochzeit zu Kana

"Da ich also als ein bald auftretender Befreier vom römischen Joch in nahezu allen besseren Häusern der ganzen Umgebung von Nazareth, ja beinahe in ganz Galiläa, in solchem Rufe stand ... wurde Ich mit Meinen Jüngern, Meiner Mutter Maria und einer Menge von anderen Verwandten und Bekannten sogar nach Kana, das nicht sehr entfernt von Nazareth lag *2, zu einer sehr ansehnlichen Hochzeit eingeladen." (jl.ev10.010,06)

Man kann aus diesen Kundgaben erkennen, unter welchen Voraussetzungen Jesus seinen Auftrag in Angriff nehmen mußte, und welcher Mühe es bedurfte, den politisch fanatisierten Jüngern klarzumachen, welche Absichten Jesus wirklich hegte. Es war unter diesen Umständen voraussehbar, daß bei einem großen Teil des Volkes die Stimmung sehr schnell umschlagen würde, sobald sie merkten, daß Jesus gar nicht an einen Aufstand gegen die Römer dachte.

Jesu Taufe am Jordan durch Johannes

"Sieben Tage nach der Hochzeit in Kana verließ Ich Nazareth und zog mit Maria, Meinen fünf Brüdern, von denen zwei zu Meinen Jüngern gehörten, und mit den bis dahin aufgenommenen Jüngern hinab nach Kapernaum, einer ziemlich bedeutenden Handelsstadt." (jl.ev01.012,01)

Nicht weit von Kapernaum taufte Johannes d. T. in der Gegend von Bethabara, "solange der oft ganz wasserleere Jordan eine rechte Menge Wasser hatte" (jl.ev01.012,01).

Lehrtätigkeit an verschiedenen Orten

"Alsbald begann Ich die Menschen zu lehren." "Mehrere glaubten, aber viele ärgerten sich, wollten Hand an Mich legen und Mich von einem Berg ins Meer stürzen." "In Kapernaum hielt Ich Mich nur kurze Zeit auf, da dort kein Glaube und noch weniger Liebe daheim war." (jl.ev01.013,05)

Jesu erste, gewaltsame Tempelreinigung

An Ostern zog Jesus nach Jerusalem und reinigte dort den Tempel (Joh.02,14-17), "wo es fast jeder Mensch, der den Tempel besuchte, vor Gestank und Lärm nicht aushalten konnte". "Der Boden war voll Geflades und Unrates." (jl.ev01,013,06 u. 13) "Wen die Geißel traf, der wurde augenblicklich von heftigsten, beinahe unaushaltbaren Schmerzen befallen, und ebenso das Vieh. Es entstand ein fürchterliches Menschen- und Viehgeheul." (jl.ev01,013,13)

Die Vorstellung mancher Forscher, daß die Aktion Folgen für Jesus gehabt haben müsse, ist unzutreffend. Manches ist ganz anders verlaufen, als es sich nach der Meinung der Kritiker abwickeln mußte. Es hatte einen ganz bestimmten Grund, daß Jesus unbehelligt blieb. Jesus hatte die Tische der Geldwechsler und der Händler umgestoßen. Das Geld lag auf dem Boden und die Händler flohen. Die Priester und deren Diener hoben schnell das herumliegende Geld auf und gaben die 1000 Säckel Gold und Silber den Eigentümem nicht zurück. Sie waren zu sehr beschäftigt und hatten keine Zeit, Jesus zur Verantwortung zu ziehen. (jl.ev01,013,16)

Heilungs- und Befreiungstätigkeit an Besessenen

"Nun kamen sozusagen bei Tag und Nacht in Masse Menschen aller Klassen aus der Stadt zu Mir." (jl.ev01.017,03)

"Auch wirkte Ich bei den Armen viele Wunder, befreite die Besessenen von ihren Plagegeistem, machte die Lahmen gehend, die Gichtbrüchigen gerade, die Aussätzigen rein, die Stummen redend und hörend, die Blinden sehend, und das alles zumeist durchs Wort." (jl.ev01.017,05) Das geschah jedoch nicht in Jerusalem, sondern in einem kleinen Ort in der Nähe Jerusalems. Deshalb sagten einige: "Zu so großen Taten gehört ein großer Ort und nicht ein letztes Dörfchen." Darauf erhielten sie von Jesus die vielsagende Antwort: "Was vor der Welt groß ist, ist vor Gott ein Greuel." (jl.ev01.017,08-09)

Gespräch mit Nikodemus über die geistige Wiedergeburt

In der Nacht kam Nikodemus, der Oberbürgermeister von Jerusalem, der sehr reich war, zu Jesus. Nikodemus begriff die Rede von Jesus nicht und sagte gerade heraus: "Ich muß es Dir offen bekennen, daß ich, so mich nicht Deine gewaltigen Taten an Dich fesselten, Dich für einen Narren oder Streichemacher halten müßte, denn in Deiner Weise hat noch nie ein vernünftiger Mensch geredet. Aber Deine Taten zeigen, daß Du als ein Lehrer von Gott zu uns gekommen bist." (jl.ev01.020,02)

Jesus tröstete ihn daraufhin: "Gedulde dich noch eine kleine Zeit und es soll dir alles klarwerden. In Kürze werde Ich wieder zu dir kommen und werde dein Gast sein, dann sollst du alles erfahren." (jl.ev01.021,08)

Tätigkeit des Johannes als Täufer

Um diese Zeit war Johannes d. T. noch nicht im Gefängnis. Während er vorher am Einfluß des Jordans in das Galiläische Meer war und dort Jesus getauft hatte, hielt er sich jetzt zu Enon in der Nähe von Salim (kurz vor dem Einfluß des Jordans in das Tote Meer, d. Vf.) auf, "weil der Jordan (am Oberlauf, d. Vf.) zu Bethabara sehr wenig Wasser hatte ... und voll übelriechenden Gewürms war" (jl.ev01,024,05). Viele Jünger des Johannes gingen dort zu Jesus über, sie verließen ihn jedoch später wieder.

Mordpläne der Pharisäer gegen Jesus und Johannes

Die Pharisäer begannen nun Pläne zu machen, wie sie sowohl Jesus als auch Johannes beseitigen könnten, auch machten sie die römische Besatzungsmacht auf Jesus aufmerksam. "Es wurden deshalb von römischer Seite Auskundschafter gesandt, die jedoch nicht bestätigt fanden, weshalb sie zu Mir beschieden wurden." (jl.ev01,025,04) (Die Pharisäer hatten schon im Anfang des Auftretens Jesu ihn bei den Römern verleumdet, er wiegele das Volk gegen die Besatzungsmacht auf.)

Szene mit der Samariterin am Jakobsbrunnen

Jesus begab sich daraufhin nach Galiläa. Bei der Wanderung durch Samaria sprach er eine Frau am Brunnen an (s. Joh.04,07-24). Zu ihr sprach er u. a. die bemerkenswerten Worte, die so gar nicht zu dem katholischen Wallfahrtswesen passen: "Siehe, Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Dazu braucht es weder einen Berg noch irgendeinen Tempel, sondern lediglich ein liebevolles, demütiges Herz. Wer demnach mit einem solchen Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters, und der Vater wird sein Gebet stets erhören und nicht auf den Ort sehen, an dem nichts gelegen ist." (jl.ev01.024,13-15)

Durften nicht alle Wunder von den Evangelisten aufgeschrieben werden?

Jesus hat viele Wunder vollbracht, die im Evangelium nicht aufgezeichnet worden sind. Damals wurde dem Evangelisten Johannes von Jesus gesagt, daß er die vielen Wunder, die er im kleinen Kreis wirke, nicht aufschreiben dürfe. "Meinst du, die Welt würde so etwas glauben? Sieh, die hier sind, die glauben es, weil sie es schauen. Die Welt aber, die im Finstern wandelt, würde es nimmer glauben, daß hier solches geschehen ist, denn die Nacht kann sich unmöglich vorstellen die Werke des Lichtes." "Es wird aber schon einmal eine Zeit kommen, in der all diese Dinge der Welt offenbart werden." (jl.ev01.036,02-03) (In der Neuoffenbarung wird über diese Wundertaten, die unter Ausschluß der Öffentlichkeit geschahen, ausführlich berichtet.)

Korrektur des falschen Messiasbegriffes der Jünger durch Jesus

Es war nun an der Zeit, daß Jesus seinen Jüngern die Einsicht vermittelte, daß sie "alle einen ganz unrichtigen Begriff vom Messias und seinem Reich haben, und es noch viel brauchen wird, bis sie ins reine kommen werden". "Denn des Messias' Reich wird nicht ein Reich dieser Welt sein, sondern ein Reich des Geistes und der Wahrheit im Reiche Meines Vaters ewig." (jl.ev01.036,06-07)

"Ich sage euch: Ihr werdet den alten Menschen ausziehen müssen und dafür anziehen einen ganz neuen. Dieser wird freilich anfangs unbequem sein." (jl.ev01.039,10)

Die Predigt auf dem Berg (Bergpredigt)

Um diese Zeit nahm Jesus den Matthäus, der als Zöllner und Schreiber in römischen Diensten stand, als Schreiber und Evangelisten auf.Anschließend hält Jesus die Bergpredigt in der Nähe von Sichar in Samaria, sie dauerte drei Stunden. Der von den Evangelisten aufgezeichnete Inhalt kann in wenigen Minuten vorgetragen werden. Nach der Predigt diskutieren die dortigen Priester mit Jesus. Insbesondere kritisieren sie die anbefohlene Selbstverstümmelung. ("Reiß dein Auge aus...", Mt.05,29) Darauf erhielten sie die Antwort: "Ich gebe euch hier Bilder und ihr verschlingt bloß ihre Materie, die euch zu ersticken droht, aber vom Geist, den Ich in diese Bilder gelegt habe, scheint ihr keine Ahnung zu haben."

Der Oberpriester erwidert etwas verärgert: "Rede nun lieber erklärend über Deine harte Rede, die ohne genügende Erklärung wohl kein Mensch je fassen kann."

Der Apostel Nathanael bedeutet daraufhin dem Oberpriester: "Der Herr gibt uns seine Lehre in Samenkapseln." "Wenn Er sagt: 'Wer von dir einen Rock verlangt, dem gib auch den Mantel dazu', da wollte Er bloß andeuten, daß ihr, die ihr reich seid und viel besitzt, den Armen, so sie zu euch kommen, reichlich und viel geben sollt." (jl.ev01.043,04 u. 09)

Im Matthäus-Evangelium 07,28 wird berichtet, daß, nachdem Jesus seine Bergpredigt beendet hatte, "die ganze Menge von seiner Lehre hingerissen war". Diese Stelle ist offensichtlich später im Sinne der Korrektoren geändert worden. In der NO wird wirklichkeitsgetreu berichtet, daß zwar nach der Predigt "noch viel Volk da war, aber sich viele früher, bevor Ich die Predigt beendigte, voll Unglaubens und Ärgers davonmachten" (jl.ev01.045,14).

Nach dem Aufenthalt in Samaria zog Jesus weiter nach Galiläa, wo er seine Jünger vorübergehend nach Hause entließ, "damit sie zur Bewirtschaftung ihrer Felder ihre Sorge verwenden möchten" (jl.ev01.083,11). Maria und die fünf Söhne Josephs, die mit Jesus in Jerusalem waren, wurden zur Bestellung ihres Hauswesens ebenfalls entlassen." (jl.ev01.089) Maria blieb in ihrem Hause, von den fünf Söhnen Josephs kam nur einer zu Jesus zurück.

Jesu Wirken in Kapernaum; Armut am See von Galiläa

Von Kana in Galiläa, wo Jesus das Kind eines Beamten, der von königlicher Abkunft und ein Verwandter des Oberpriesters war, heilte, ging er dann nochmals nach Kapernaum. "Ich muß dahin, denn es ist viel Elend daselbst und in den kleinen Städten, die um den See von Galiläa liegen." (jl.ev01.093,21)

Diese Feststellung ist bemerkenswert, weil sie uns Einblick in die damaligen Verhältnisse in Galiläa gibt, die von so manchem Forscher gänzlich falsch beurteilt werden. So kann man z. B. in der Literatur folgende Darstellung finden: "Die Galiläer, an die sich Jesus wendet, sind wohlhabende Bauern oder Fischer, denen ihre Netze einen auskömmlichen Lebensunterhalt gewähren." 17

Die zuverlässige Auskunft, die wir demgegenüber aus der NO erhalten, lautet ganz anders! Hören wir, was Petrus zu den Lebensverhältnissen der damaligen Fischer zu sagen hat: "Unsere Fischerei trägt kaum für den halben Mund eines Menschen, geschweige für eine Familie eine ersprießliche Nahrung. Mein Bruder Andreas ist mir ein guter Zeuge." (jl.ev01.009,02) Von dem Fischer Philippus wird gesagt: "Dieser Mann leidet viel und ist sehr arm ..." (jl.ev01.009,03) Von den Bauern wird berichtet, daß sie "durch Härte und Habsucht des Pacht-Königs Herodes" hart bedrückt wurden, wenn sie die Pachten und Steuem nicht aufzubringen vermochten.

Ganz allgemein wird die Lage wie folgt geschildert: "Es war ein großes Elend der unter allerlei Druck verschmachtenden Menschen, besonders in den Märkten (Marktstädten) und Dörfern anzusehen." (jl.ev01.132,01 u. 05) Die Knechte der Feudalherren wurden so gering bezahlt, daß sie unmöglich eine Familie gründen konnten, weil sie dieselbe nicht hätten ernähren können (jl.ev06.139).

Ganz sonderbare Mitteilungen über die armen Jünger des Herrn werden uns von manchen Autoren, die ihre Einbildungskraft auf falsche Wege bringt, vermittelt. Da wird z. B. gesagt, Zebedäus habe "mit seinen Söhnen Jakobus und Johannes am See Genezareth eine Großfischerei betrieben". .Des Zebedäus Sohn Johannes hatte besondere Beziehungen zum Hohenpriester in Jerusalem." "Tatsächlich stammte Johannes - wie in der NO berichtet wird, aus einer ganz armen Fischerfamilie, in der die größte Not herrschte.

Korrektur falscher topografischer Vorstellungen

Auch bezüglich der topographischen Verhältnisse werden unrichtige Vorstellungen vermittelt. So berichtet z. B. Stauffer vom "wüsten Jordantal" 19

Das Jordantal war nach den Kundgaben der NO damals alles andere als "wüst". Das Jordantal und die heute unfruchtbaren jordanischen Höhenzüge waren damals ein gesegnetes und stark bevölkertes Gebiet. Von der Dekapolis - wie dieser Landstrich nach den zehn Städten, die dort waren, von den Römern genannt wurde - berichtet die NO, daß es eigentlich, unter Einbeziehung der kleinen Städtchen, "60 Städte" waren, "die teils im Jordantal selbst und teils auf den, dasselbe nahe und weit umgebenden Bergen und Hügeln zerstreut lagen" (jl.ev10.032,01)

Vom Jordantal selbst wird gesagt, daß es in späteren Zeiten zu einer Wüste werden wird: "Das schöne, große Jordantal mit seinen vielen Städten, Flecken und Dörfern wird zu einer Wüste werden, in der neben Dieben und Räubern wilde Tiere wohnen." (jl.ev10.193,09)

Wovon lebten Jesus und seine Anhänger während ihrer Missionstätigkeit?

In der Literatur der Leben-Jesu-Forschung wird auch mehrfach die Frage aufgeworfen, wovon Jesus und seine oft recht große Anhängerschar während drei Jahren gelebt haben. Es sind mancherlei Hypothesen aufgestellt worden, nur auf den wirklichen Sachverhalt kommt kein Autor zu sprechen. Wahrscheinlich erscheint ihnen die Möglichkeit, die dem Sohn Gottes offen steht, suspekt, weil sie in ihren Augen das Odium des Mirakelhaften hat.

Durch die unzutreffende Bemerkung in dem unzuverlässigen Lukas-Evangelium, daß einige Frauen Jesus und die zwölf Apostel begleitet hatten, "die sie mit ihrer Habe unterstützten" (Lk.08,02-03), sind irrige Vorstellungen erweckt worden. Lukas hätte sich denken können, daß einige Frauen nicht den zeitweise großen Anhang von mehreren hundert Personen drei Jahre lang ernähren konnten. Judas, dessen Funktion man als "Quartiermeister", "Manager" und gleichzeitig auch als Kassierer bezeichnen könnte, machte im Anfang der Wanderungen gegenüber Jesus die Bemerkung: "Ich meine, daß etwas Geld auf einer Reise dem Menschen niemals schaden könnte." Darauf gab Jesus ihm die folgende Antwort, deren Sinn Judas erst später aufging: "Wer Mich kennt, der weiß auch, daß man bei Mir auch ohne Geld ganz gut auskommen kann. Siehe, Ich habe weder einen Sack in Meinem Rock und noch weniger etwas von einem Geld, und doch führte Ich viele Hunderte durch Judäa und Samaria bis hierher. Frage sie, wieviel jeden diese Reise gekostet hat. Ich sage dir aber obendrauf, daß es in jüngster Zeit geschehen wird, daß Ich viele Tausende speisen werde, ohne mehr Geld bei Mir zu haben als jetzt." (jl.ev01.094,02-3)

Evangelist Markus; Erkannte Jesus den Charakter von Judas Ischariot?

Inzwischen waren die vorübergehend nach Hause entlassenen Jünger zurückgekommen, und "sie brachten von allen Seiten neue Jünger mit" (jl.ev01.089,12). Petrus ließ seinen Sohn Markus kommen, der des Schreibens kundig war, und dieser schrieb dann das Markus-Evangelium (jl.ev01.089,05)

Bevor Jesus nach Kapernaum zog - und dort den Knecht des römischen Hauptmanns heilte (Mt.08,05-13) -, machte Thomas Jesus auf den zwielichtigen Charakter und das geizige Wesen des Judas aufmerksam. Er riet ihm, sich von Judas zu trennen. Wenn manche liberale Autoren die Antwort, die Thomas von Jesus gegeben wurde, kennen (und glauben) würden, so würden sie aus ihren Überlegungen bezüglich des Verhältnisses Jesu zu Judas andere Schlüsse gezogen haben, als es geschehen ist. Aus dem Umstand, daß Jesus den Judas aufnahm und ihn während fast drei Jahren als Apostel behielt, folgern sie ohne Zögern, Jesus sei nicht Gottes Sohn gewesen, ansonsten hätte er erkennen müssen, daß es sich bei Judas um einen Menschen handelte, der gegenüber den übrigen Jüngern völlig aus dem Rahmen fiel, und der eines Tages für ihn sehr gefährlich werden könnte.

Die Antwort, die Jesus dem Thomas gab, lautet: "Mein lieber Thomas! Was du Mir gesagt hast, habe Ich schon lange gewußt, aber dennoch sage Ich dir: So er gehen will, da gehe er, so er bleiben will, so bleibe er. Seine Seele ist ein Teufel und will von Gott die Weisheit lernen, aber solcher Sinn wird dieser Seele einen schlechten Gewinn geben!" (jl.ev01.096,09)

Reaktionen der Priester auf die Heilung des Knechtes des Hauptmanns

Die jüdische Priesterschaft in Kapernaum war sehr aufgebracht über den Eindruck, den die Heilung des Knechtes des Hauptmanns und die Reden Jesu auf das Volk gemacht hatten. "Seine Rede und Lehre gleicht einem Feuerstrom", redete begeistert das Volk. Aber bereits jetzt ließ Jesus seine Jünger nicht im unklaren darüber, daß ihm die Reaktion und die vom jüdischen Klerus gegen ihn gehegten Absichten bekannt seien."Sie werden an Mir ihr arges Ziel wohl noch erreichen, aber jetzt ist es noch nicht an der Zeit." (jl.ev04.099,04)

Heilung der kranken Schwiegertochter des Petrus

Von Kapernaum aus begab sich Jesus in das nicht weit entfernte Haus des Petrus. Dort heilte er die Schwiegertochter des Petrus (nicht, wie es im Matthäus-Evangelium 08,14-15 heißt, dessen Schwiegermutter). "Ein gutes und sehr arbeitsames und züchtiges Mädchen von etwa zwanzig Jahren lag an einem starken Fieber darnieder." (jl.ev01.099,06)

Dem Petrus hatte Jesus gesagt, daß er Gottes Sohn sei, aber er ermahnte ihn wiederholt, jetzt noch "niemand das wissen zu lassen, denn du kennst den einen unter uns. Dieser aber ist und bleibt ein Verräter" (jl.ev01.100,13).

Jesu Macht über das stürmische Wasser

Vom Hause des Petrus aus begab sich Jesus zu Schiff zu dem am Ostufer des Sees gelegenen Gadara. Bei dieser Fahrt drohte ein Sturm das Schiff zum Sinken zu bringen. Zum Erstaunen der Jünger gebot Jesus dem Meer Ruhe (Mt.08,25). Auf der Rückfahrt entschloß sich Jesus, noch einmal Nazareth aufzusuchen, "um sich daheim ein wenig auszuruhen und bei dieser Gelegenheit auch den sehr unsteten Nazaräern das Licht der Wahrheit anzuzünden" (jl.ev01.105,01).

Zu Hause waren "Maria, die drei ältesten Söhne Josephs und vier Mägde, die schon früher zu Josephs Zeiten, als Ich noch ein Kind war, an Kindes Statt ins Haus aufgenommen und erzogen worden waren" (jl.ev01.105,05). Das Volk von Nazareth betrachtete deshalb diese Hausgenossen Jesu als seine Brüder und Schwestern, wie es der Evangelist Matthäus (13,56) im Ausspruch des Volkes wortgetreu richtig wiedergibt.

Vorhersagen Jesu und Warnungen vor Marienverehrung

Im Haus des verstorbenen Joseph ergab sich bei den Jüngern Jesu ein Gespräch über die Maria. "Sie ist nun schon 45 Jahre alt", bemerkte einer der Jünger, "und sieht aus, als hatte sie kaum das zwanzigste Jahr zurückgelegt." ,Ja, bemerkte Jesus, "sie ist die Erste, und es wird nimmer eine mehr sein wie sie. Aber es wird auch kommen, daß man ihr mehr Tempel (Kirchen, d. Vf.) als Mir erbauen und sie ehren wird zehnfach mehr als Mich, und man wird des Glaubens sein, nur durch sie selig werden zu können. Darum will Ich nun auch, daß man sie nicht zu sehr erhebe, indem sie wohl weiß, daß sie Meines Leibes Mutter ist. Deshalb seid mit ihr überaus gut und artig, nur hütet euch davor, ihr eine göttliche Verehrung zukommen zu lassen. Denn bei allen ihren über die Maßen vortrefflichen Eigenschaften ist sie dennoch ein Weib, und vom besten Weib bis zur Eitelkeit ist und bleibt nur ein sehr kleiner Zwischenraum." (jl.ev01.108,09-14)

Erweckung der toten Tochter des Synagogenvorstehers Jairus

Am nächsten Tag erweckte Jesus die verstorbene Tochter des Obersten Priesters der Synagoge von Kapernaum, der Jairus hieß. DieTat, die das Volk in große Erregung versetzte, wollte nicht nur Matthäus, sondern auch Johannes aufschreiben, aber im Johannes-Evangelium sucht man sie vergeblich.

Warum berichten nicht alle Evangelisten die gleichen Wunder und Lehren?

Den Bibelkritikern entging es natürlich nicht, daß nicht alle Evangelisten gleichermaßen über spektakuläre Ereignisse berichten. Fehlt der Bericht bei einem oder gar mehreren, so sind nicht wenige sofort geneigt, die betreffende Stelle als nicht echt d. h. als eingeschoben anzusehen. Den wirklichen Grund für die oft ungleiche Berichterstattung werden sie wahrscheinlich kaum erahnen. Die NO gibt uns hierüber einen vollständigen Aufschluß:

Johannes, der den Bericht über die Auferweckung des toten Mädchens auch gerne aufgeschrieben hätte, sagte deshalb zum Herrn: "Wäre es nicht sehr vorteilhaft, so ich ganz genau wie der Bruder Matthäus alles aufzeichnete, was Du tust und lehrst? Denn so dann die Menschen in der späteren Folge meine und des Matthäus Schrift miteinander vergleichen und in meiner Schrift nicht finden werden, was da steht in der des Matthäus, werden sie dann nicht zu grübeln und an der Echtheit des ganzen Evangeliums zu zweifeln anfangen und sagen: Ist denn nicht ein Jesus gewesen, der gleiches gelehrt und auch sicher gleiches getan hat? Warum schrieb Matthäus dies und Johannes jenes, das sich nicht gleicht - und doch sollen beide beständig um Ihn gewesen sein?!' Ich meine, dieses Urteil der Nachkommen wird bei so bewandtem Umstande, daß ich ganz etwas anderes schreibe als der Bruder Matthäus, nicht ausbleiben." (jl.ev01.113,07-08)

Darauf erhält Johannes vom Herrn die bemerkenswerte Erklärung: "Du hast wohl ganz recht, liebster Bruder; aber siehe, warum Ich das also geschehen lasse, hat einen dir für jetzt noch unfaßbaren Grund, der dir aber in der Folge schon noch klar werden wird. Was Matthäus schreibt, das kommt nur dieser Erde besonders zugute; was aber du schreibst, das gilt flir die ganze, ewige Unendlichkeit! Denn in allem, was du schreibst, liegt verhüllt das rein göttliche Walten von Ewigkeit zu Ewigkeit durch alle schon bestehenden Schöpfungen und durch jene auch, die in künftigen Ewigkeiten an die Stelle der nun bestehenden treten werden! Und würdest du das auch in viele tausend Bücher schreiben, was Ich dir und euch allen darüber noch kundgeben werde, so würde solche Bücher die Welt nimmer begreifen können, und es würden solche Bücher der Welt daher auch nichts nützen (vgl. Joh.21,25, d. Vf.). Wer aber nach der überkommenen Lehre lebt und glaubt an den Sohn, der wird ohnehin wiedergeboren im Geiste, und der Geist wird ihn leiten in alle Tiefen der ewigen Wahrheit.

Nun weißt du den Grund, warum Ich dich nicht alles schreiben lasse; daher frage Mich künftig darum nicht weiter mehr. Denn zu klar darf es der Welt nie gemacht werden, auf daß sie nicht in ein noch größeres Gericht verfalle, als sie sich ohnehin schon befindet im alten notwendigen Gerichte. Ich will Meine Lehre aber also stellen, daß durchs bloße Lesen oder Hören des Evangeliums niemand auf den Grund der lebendigen Wahrheit gelangen soll, sondern allein nur durchs Handeln nach Meiner Lehre; die Handlung erst wird jedem zu einer Leuchte werden!" (jl.ev01.113,09-13)

Jesus verweigert die Königswürde

In Nazareth hatten sich inzwischen dreitausend aufgeregte Menschen vor dem Haus der Maria angesammelt, die sich anschickten, Jesus zum König auszurufen. Jesus entkam ihnen aber durch den Garten des Hauses und ging nach Kapernaum. Als das Volk ihm nachfolgte, alarmierte der römische Standortkommandant die Truppen, um die Menge zu überwachen. Angesichts der römischen Soldaten ließ das Volk von seiner Absicht, Jesus zum König auszurufen, ab und folgte ihm weiter nach Bethabara am Jordan.

Wie konnte der Gichtkranke durchs Dach zu Jesus gelangen?

Zwischen Kapernaum und Bethabara kehrte Jesus in ein Haus ein, das sofort von Tausenden urnlagert war, so daß es nicht möglich war, einen Gichtbrüchigen durch die Haustore in das Haus zu bringen. Da sagte der Hausbesitzer: "Mein Haus ist wie die meisten Fischerhäuser mit Schilf bedeckt. Wir setzen von draußen Leitern aufs Dach, decken dasselbe schnell soweit ab, daß ihr durch das gemachte Loch den Kranken samt dem Bett durchbringen könnt." "Ich mache dann die Falltüre auf" (jl.ev01.116,03)

Selbst an dieser, bei genauer Schilderung des Sachverhaltes leicht verständlichen und plausiblen Textstelle haben sich modeme Exegeten, wie schon erwähnt, gestoßen. So schreibt z. B. E. Hirsch: "Der Text, sie deckten das Dach ab' (Mk.02,04) ist ein alter Übersetzungsfehler." 21

Pharisäervorwurf: Jesus - ein Teufel in Lichtgestalt

Anschließend an die Heilung des Gichtbrüchigen kehrte Jesus bei dem Zöllner Matthäus ein, der auch ein Gasthaus hatte. Hierzu heißt es erläuternd: "Der junge Hausherr Matthäus, der Zöllner, der nicht zu verwechseln ist mit dem Matthäus, der ein Amtsschreiber (der Römer, d. Vf.) war, berief Meine Jünger, die Pharisäer und Schriftgelehrten hinein, und sie gingen und setzten sich und aßen und tranken recht wacker." (jl.ev01.122,01)

In diesem Gasthaus entspann sich zwischen einem "progressiven" und einem "traditionalistischen" Pharisäer ein bemerkenswertes Streitgespräch, das in der NO aufgezeichnet wurde: Einer der Pharisäer machte folgenden Standpunkt geltend: "Aber seine (Jesus) Lehre ist rein und der Natur des Menschen völlig angemessen, und es schaut doch nirgends etwas Teuflisches heraus. Ganz bin ich der Meinung nicht, daß Moses im Grunde doch dasselbe lehrte als dieser Nazaräer. Gott lieben über alles und den Nächsten wie sich selbst, das Böse nicht mit Bösem vergelten, sogar den Feinden Gutes tun, und die segnen, die uns fluchen, und dabei demütig und voll Sanftmut sein - da schaut wahrlich keine Teufelei heraus." Darauf entgegnete wütend ein anderer Pharisäer: "Für dich freilich nicht, weil du schon des Teufels bist. Weißt du denn nicht, daß der Teufel eben dann am gefährlichsten ist, wenn er im Lichtgewand eines Engels auftritt?" (jl.ev01.146,15-17)

Welche Missionsrichtlinien gab Jesus?

In dieser Zeit berief Jesus seine zwölf Apostel, wozu nun auch der Zöllner Matthäus (der eben erwähnte Gastwirt, also nicht der Schreiber und spätere Evangelist d. Vf.) gehörte. Die Apostel erhielten den Sendungsauftrag. Er steht, wie der vollständige Text der NO zeigt, zu dem nochmals erteilten Auftrag "Gehet zu allen Völkern" nicht in Widerspruch. Bei Matthäus 10,05 heißt es nur "Gehet nicht auf den Straßen der Heiden". Sobald die Kirchenmänner den Weg der Gewalt und des Zwanges gingen, mußte der weitere erläuternde Text ausgemerzt werden, denn er besagt, daß sich die Apostel und ihre Nachfolger keiner "Gewaltmittel bedienen" sollen. Wie sehr die katholische Kirche im Laufe der Jahrhunderte in zunehmendem Maße gerade gegen diese Anweisung Jesu verstoßen hat, ist bekannt.

Der vollständige Wortlaut des Sendungsauftrages ist folgender: "Vor allem geht nicht auf den Straßen der Heiden! Das heißt: Gehet nicht wie die Heiden mit Gewalt einher und meidet auch solche, euch als zu wüst bekannte Völker, denn den Hunden und Schweinen sollt ihr das Evangelium vom Reiche Gottes nicht verkündigen." "Auch ziehet nicht in die Städte der Samariter. Warum? Diesen habe Ich bereits an eurer Seite und unter euren Augen einen Apostel gestellt, und sie bedürfen fürs erste eurer nicht, und fürs zweite würdet ihr um so schlechter bei den Juden aufgenommen werden, falls sie erfahren würden, daß ihr mit ihren verhaßten Feinden eine gemeinsame Sache habt." (jl.ev01.135,08-10) "So sich aber euer Meister und Herr nicht außerordentlicher Gewaltmittel bedient, um die Menschen in seine Lehre hineinzuzwingen, warum sollen das seine Jünger und Knechte tun wollen?" (jl.ev01.138,18)

Lassen sich Kirchenämter aus Jesu Lehre ableiten?

An anderer Stelle heißt es ergänzend: "Ich gebe euch eine vollkommen freieste Kirche, die keiner anderen Einfriedung benötigt, als bei jedem Menschen für sich das höchst eigene Herz, in dem der Geist und die Wahrheit wohnt, allwo Gott von den wahren Verehrern allein anerkannt und angebetet sein will." (jl.ev01.202,08) "Ihr sollt aus der Gabe nicht irgendein festes Amt machen, wie solches die Heiden und finsteren Juden und Pharisäer tun." (jl.ev01.202,09)

In völliger Mißachtung dieser Anweisungen entstand die Amtskirche, die im Laufe der Zeit ihre Macht in dem kurialen Apparat in Rom konzentrierte und ausbaute. (Siehe auch Matth.20,25-26)

Verfolgung Jesu und Schikanen seiner Familie durch Klerus

Inzwischen hatten die Pharisäer und die Tempelpriester in Jerusalem ihre Pläne realisiert. Sie hatten Soldaten nach Galiläa geschickt, die am Südufer auf Schiffe verladen wurden, um in Kis am Nordufer Jesus festzunehmen. Durch einen Sturm kamen sie jedoch alle um. Jesus erkennt, daß seine und der Jünger Lage bedenklich wird, und entschließt sich, vorübergehend nach Norden auszuweichen. Er informiert nun entsprechend seine Jünger: "Für diese (Ertrunkenen) werden andere Soldaten aufstehen und uns sehr nötigen, daß wir in die Städte des Griechischen werden flüchten müssen, und es werden bis dahin nicht viele Wochen vergehen." (jl.ev01.209,04)

Zunächst blieb Jesus aber, wie aus dem Vorgesagten hervorgeht, noch in Galiläa und setzte seine Wanderungen fort.

Erstmals besuchte er anschließend Kana im Tal. (Kana in Galiläa, wo Jesus das erste Wunder wirkte, lag 8-10 km nordöstlich). Die fast ausschließlich griechische Bevölkerung nahm Jesus mit Begeisterung auf, worauf ihre Kranken geheilt wurden (jl.ev01.210,02).

Nach der Rückkehr nach Kis trafen sie dort Maria und die Söhne Josephs an. Der jüdische Klerus hatte sie aus ihrem Haus in Nazareth vertrieben und den Söhnen Josephs die Bau- und Handwerkszeuge weggenommen (jl.ev01.230,03 u. 07). Jesus fand aber Mittel und Wege, daß sie alles wieder zurückerstattet erhielten.

Von dieser Zeit an wird Jesus auch von den Spähern des Herodes"auf jedem Schritt und Tritt überwacht" (jl.ev02,081,07) und auch verfolgt (jl.ev02.091,11). Jesus weicht mit seiner jetzt großen Jüngerschaft von achthundert Personen den Verfolgern jeweils erfolgreich aus. Zunächst begab er sich in die Wüste bei Bethabara am Einfluß des Jordans. Das Volk folgte ihm auch dahin zu Tausenden mit den Kranken, "die alle in einem Augenblick geheilt wurden" (jl.ev02.095,09) (s. auch Mt.14,14). "Das Loben und Preisen des Volkes nahm kein Ende." Anschließend vollbrachte Jesus am Abend die Speisung der "fünftausend Männer, ohne die Weiber und Kinder gerechnet" (s. Mt.14,21).

Wie zu erwarten war, wollte das Volk ihn erneut zum König ausrufen, da sie in ihm einen Aufstandsführer sahen, dem sie einen Sieg über die verhaßten Römer zutrauten. Aber Jesus entzog sich ihnen auf einen Berg.

Jesus wandelt auf aufgewühltem Wasser

Vorher hatte er die Jünger angewiesen, ohne ihn in der mondhellen Nacht über den See ans andere Ufer zu rudern. Petrus befolgte zwar die Anweisung, es waren aber alle Jünger in Ansehung des hohen Seeganges ungehalten und sagten: "Die Küste ist weiß vor Schaum. Halten wir uns nicht bis zum Morgen, so gehen wir allesamt zugrunde." Petrus teilte ihre Sorge: ". .. ich, als ein grau gewordener Schiffer, stehe weiter für nichts ein." (jl.ev02.096,01 u. 09) Wahrend die Jünger ihr Ende nahen sahen, stand Jesus keine "zehn Schritte nahe dem Schiff". Das weitere ist bereits im Evangelium gesagt.

Jesus provoziert Klerus durch Aufhebung des zeremoniellen Reinigungsgebotes

Jesus ließ dann das Schiff Kurs auf die Freistadt Genezareth nehmen, wo er sowohl vor den Verfolgern des Tempels als auch des Herodes sicher war", weil diese Stadt unter dem strengen Schutz der Römer stand ... Das steht zwar in keiner Schrift (Evangelium), weil es zu geringfügig war" (jl.ev02.102,12). Im Verlauf von einigen Tagen heilte er dort zweitausend Kranke. - In der Herberge von Genezareth waren auch Pharisäer aus dem benachbarten Jesaira. Hier war es, wo Jesus die Pharisäer bewußt herausforderte, indem er seinen Jüngern sagte, sie sollten ostentativ ihr Brot mit ungewaschenen Händen essen, "um diese wahren Erzphilister von Pharisäern und Schriftgelehrten in Harnisch zu bringen". Das Streitgespräch schildert Matthäus im 15. Kapitel. Als Jesus schließlich erklärte: "Solche Menschensatzung hebe Ich für ewig auf" da fing das Volk an zu jubeln. Die Bauern konnten, wenn sie auf den Feldern waren, dieses Gebot nur selten befolgen. Und weil das Volk dieses nicht praktikable Gebot unbeachtet ließ, betrachteten die formalistisch und zeremoniell denkenden Pharisäer das einfache Volk als Am-haares, d. h. der Verdammung Anheimfallende. Die Pharisäer aber riefen vor Zorn glühend Jesus zu: "Wir haben genug gehört, er hat Gott gelästert. Nun wissen wir, mit wem wir es zu tun haben." (jl.ev02.125,05)

Den Schiffsknechten am Hafen bekundeten sie, Jesus habe "ganz Jesaira von Jerusalem abwendig gemacht", und er würde zur Verantwortung gezogen werden (jl.ev02.167,04).

Einnahmeverluste des Klerus durch Abwendung des Volkes

Jesus war nun auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Das Volk fiel am Galiläischen Meer allerorts vom Tempel ab. Die Priester in der Provinz und die Hohenpriester in Jerusalem vermerkten diese Entwicklung mit Sorge und Wut, um so mehr, als ihre Einnahmen bedenklich zurückgingen. Welcher Klerus und welche Hierarchie wendet sich in solcher Lage nicht haßerfüllt gegen den "Ruhestörer", der sie aus ihrer Selbstzufriedenheit aufschreckt?

Wie wenig realistisch manche Exegeten die im Evangelium geschilderten Sachverhalte und Sachlagen sehen, wird in geradezu erstaunlicher Weise deutlich aus der folgenden Äußerung von Heinz Zahrnt: "Es ist nicht recht einzusehen, warum die Hohenpriester, Pharisäer und Schriftgelehrten diesen Rabbi aus Nazareth..., der doch völlig ungefährlich war..., so gehaßt und seine Hinrichtung durch die Römer betrieben haben." 21

Heilung von 500 Kranken auf einem Berg; Wunderspeisung

Bei Matthäus 15,21 heißt es:"Und Jesus ging von dort (Genezareth) hinweg und begab sich in das Land von Tyrus und Sidon." Aus der NO erfahren wir, daß Jesus in den genannten Städten nicht war. Drei Stunden Fußmarsch vor Tyrus änderte er seine Absicht und wandte sich wieder in Richtung des Galilaischen Meeres. Nördlich von Jesaira bestieg er am Ufer des Sees mit zwanzig seiner Jünger einen Berg, um drei Tage dort oben zu bleiben. Obwohl man sich unbeobachtet gefühlt hatte", erstiegen sofort Tausende ebenfalls den Berg und brachten fünfhundert Kranke mit. Jesus heilte sie mit einem einzigen Wort" (jl.ev02.171,05).

"Er und seine Jünger unterwiesen während drei Tagen das Volk in seiner Lehre. Am dritten Tag speiste er wiederum durch ein Wunder viertausend Mann und noch einmal soviel Weiber und Kinder." (jl.ev02.173,06 f.)

Wie kam es zu vielen seltsamen Evangelienberichten?

Am folgenden Tag sandte Jesus einige seiner Jünger nach Norden in die (außerhalb Galiläas gelegene, d. Vf.) Stadt Cäsarea Philippi voraus, um zu erkunden, was die Menschen dort von ihm hielten, bzw. ob sie überhaupt von ihm gehört hatten. Diese Gegend hatte Jesus noch nicht betreten. Es ergab sich, daß alle von ihm gehört hatten, jedoch waren die Nachrichten bereits ins Absurde und Phantastische verzerrt worden. So wurde z. B. erzählt, Jesus könne "sich zu einer riesenhaften Größe ausdehnen und dann wieder zu einem kaum fingergroßen Zwerg zusammenschrumpfen". Die Jünger verwiesen dem Volk diesen und anderen Unsinn. "Daher", heißt es in der NO, "datiert auch der Wust von etlichen fünfzig Evangelien, die bei der ersten großen morgenländischen Kirchenversammlung als apokryph verbrannt worden sind,was sehr gut war." (jl.ev02.174,15)

Ist Jesus Wohlergehen oder geistiges Heil wichtiger?

Bevor Jesus wieder nach Obergaliläa zurückkehrte, begab er sich zunächst noch einmal per Schiff nach Jesaira, wo man ihm wieder zahllose Kranke brachte. Diesmal weigerte er sich, sie zu heilen, und sagte zu dem Volk: "Ich bin nicht gekommen, um eure Kranken zu heilen, sondern vielmehr darum, euch zu verkünden, daß das Reich Gottes nahe zu euch gekommen ist, wie Ich es schon einmal getan habe vor einer nicht gar langen Zeit, aber ihr achtetet damals nicht viel darauf, weil ihr Mich kanntet von Nazareth aus, und jetzt haltet ihr erst recht nichts darauf. Und so bleibe Ich auch nicht bei euch und heile auch eure Kranken nicht. Gehet zu euren Ärzten." (jl.ev05.241,08)

Das sind Worte, die sich so manche Vertreter der Neuen Theologie merken sollten. Offenbar ist es bei nicht wenigen Theologen in Vergessenheit geraten, daß der Auftrag an die Kirchen nicht in erster Linie sozialen, sondern heilsgeschichtlichen Charakter hat. Die Fehlentwicklung ist bereits so weit gediehen, daß manche Autoren die Absichten Jesu durch kühne und völlig haltlose exegetische Kunststücke ins Gegenteil verkehren. So wird behauptet, man müsse die Krankenheilungen durch Jesus als "Hinweis auf die Aktionsrichtung Jesu verstehen: Jesus geht es um das irdische Heilwerden und Zurechtkommen des hilflosen Menschen in seiner Umgebung" 22.

Die obige Erklärung Jesu gegenüber dem Volk läßt sich nicht im Sinne der Neuen Theologie, der Sozialromantiker und der Theologie der Revolution zurechtbiegen. Jesus dennoch dafür in Anspruch nehmen zu wollen, bedeutet eine Verfälschung eines klaren Sachverhaltes.

In Jesaira erklärte Jesus erstmals öffentlich gegenüber dem Volk, daß er der verheißene Messias sei, und er fügte hinzu: "Wohl dem, der von euch das glaubt" (jl.ev04.241,10).

Warum Jesus in Galiläa lehrte, aber keine Wunder tat

Von Jesaira aus begab sich Jesus mit seinen Jüngern in das Haus des Petrus, wo sie ein paar Tage lang ruhten. Dann besuchten sie in Galiläa "eine Menge Orte, Dörfer und Flecken". "Ich und die Jünger verkündeten das Evangelium, fanden vielfach eine gute Aufnahme, aber auch viele Gegner. Denn auf diesen Reisen tat Ich wenig Wunder, da sich dazu wenig Glauben fand. Überhaupt war das nördliche Galiläa damals zuviel von Griechen und Römern unterspickt (unterwandert, d. Vf.) und stets von einer Menge Zauberern durchzogen, die da ihr Wesen trieben, daher allda die Wunder auch eben nicht viel besagten und in keinem großen Ansehen standen." (jl.ev05.241,13)

Der Herbst neigte sich seinem Ende zu, und Jesus gab nun seinen Jüngern bekannt wo er den Winter zu verbringen beabsichtige: "Ich werde unfern von hier, etwa in Kis in der Nähe von Kana, den Winter zubringen." (jl.ev05.239,13)

In welcher Hinsicht soll man wie ein Kind werden?

Als Jesus im Haus des Petrus mehrere kleine Nachbarskinder sah, rief er eines zu sich und sagte zu den Jüngern: "Wahrlich, so ihr nicht umkehrt von euren weltlichen hochstrebenden Gedanken (s. Markus.10,37, sie dachten daran, Minister in seinem weltlichen Reich zu werden! d. Vf.) und nicht werdet ebenso demütig wie diese Kinder, da kommt ihr selbst, obwohl ihr nun Meine Jünger seid, nicht in das Himmelreich hinein." (jl.ev05.244,02) "Wer sich selbst erniedrigt wie dieses Kind und keine Spur irgendeines Hochmutes in sich verspürt, der ist der Größte im Himmelreich, denn nur die wahre Demut eines reinen Herzens bestimmt allein den Seligkeitsgrad in den Himmeln (Mt.18,04)." (jl.ev05.244,03)

Bevor Jesus wieder nach Jerusalem zog, besuchte er einige Orte auf den damals sehr fruchtbaren Golanhöhen. Später kam er nochmals dorthin. Seit seinem zwölften Lebensjahr zog er nach Jerusalem und seit dieser Zeit kannte er die Familie des Lazarus.

Jesus enthüllt sich vor Pharisäern als Messias

In Jerusalem bekennt sich nun Jesus im Streitgespräch mit den Pharisäern als der Messias. Die schon vorher durch die Heilung des Gelähmten am Teich Bethesda am Sabbat ergrimmten Juden sagten: "Nun, Du sagst es jetzt ganz frei heraus, daß der Allmächtige Dein Vater ist." (jl.ev06.004,06)

Lehr- und Wunderpause im Winter und Frühjahr

Vor der Rückreise nach Galiläa gibt Jesus den Jüngern sein Tätigkeits- und Lehrprogramm für den Winter und das Frühjahr bekannt. "Von jetzt an werde Ich außer den Heilungen an Kranken keine anderen Zeichen mehr wirken den ganzen Winter hindurch und keine Lehre geben." (jl.ev06.022,10) Abwechselnd hält er sich in einer Herberge und bei seinem Freund Lazarus auf "bis zum halben Winter". "Dann besuchen wir den Kisjonah (in Kis am Nordufer des Galiläischen Meeres, d. Vf.) und kommen vor dem Osterfest wieder nach Jerusalem. Sodann erst werden wir mit vielen Begleitern und neuen Jüngern wieder nach Galiläa ziehen, wo Ich wieder neu zu lehren und zu wirken beginne." (jl.ev06.022,10)

Nur teilweise Anwesenheit vieler Jünger bei Jesus

In Jerusalem waren 70 Jünger bei Jesus. Diese folgten ihm jedoch nicht ständig wie seine zwölf Apostel. "Die Jünger", erlautert Jesus, "haben soviel gehört und gesehen, daß sie genau wissen, was sie zu tun haben, um das ewige Leben zu erreichen, und eines mehreren bedarf es für sie nicht. Sie wollten ihrer häuslichen Verhältnisse wegen Mir auch nicht stets und überallhin folgen, und so entließ Ich sie einstweilen, aber sie werden schon wieder kommen und Mir folgen auf allen Wegen und Stegen." (jl.ev05.273,12) Jesu Apostel waren wie auch seine Jünger zumeist Galiläer.

Warum mied Jesus Tiberias?

Als Jesus Judäa verließ, folgte ihm eine große Volksmenge bis nach Galiläa! (Joh.06,02) Am See angekommen, bestieg er ein Schiff mit Kurs nach Kis. Als das Schiff in Sichtweite an der Stadt Tiberias vorbeisegelte, erkannte das Volk Jesus und seine Jünger und wollte ihm der Kranken wegen (!) folgen. Jesus betrat jedoch die Stadt Tiberias nie, denn "die Menschen dieser Stadt haben wenig guten Sinn und noch weniger Glauben, denn es ist ein Handelsvolk, und sein Sinn ist Geld und Gewinn" (jl.ev06.041,07). Dieser Ausspruch von Jesus, den Johannes nicht aufgezeichnet hat, kann recht nachdenklich machen.

Dritte Brotvermehrung auf einem Berg zur Speisung von über 5000 Menschen

Jesus ließ das Schiff etwa eine Stunde von Tiberias entfernt an einer unbewohnten Stelle landen und bestieg einen Berg. Die Volksmenge, die ihm aus Judäa gefolgt war, wurde auf dem Berg vermehrt durch die täglich aus der Umgebung hinzukommenden Menschen. Fünf Tage lang hielt sich Jesus dort auf, und die meisten hatten bald nichts mehr zu essen. So erfolgte auf diesem Berg die dritte Brotvermehrung für "bald fünftausend Männer, die Weiber und Kinder gar nicht gerechnet' (Joh.06,10)

Wann lehnte Jesus Heilungen ab und warum lehnte er die Königswürde ab?

Wiederum sprachen die Juden zueinander: "Wenn Er so mächtig ist wie keine Macht der Welt und weiser als Salomon, da ist es wohl an der Zeit, daß wir Ihn mit Gewalt zum König machen." (jl.ev06.041,20) Langsam begriff jetzt auch Judas, "daß der Herr zum irdischen Leben offenbar keines Geldes bedarf, das ist ganz klar einzusehen" (jl.ev06.047,04).

Das Volk, das ihm aus Judäa und Galiläa nachlief, fand ihn schließlich "in einer Schule von Kapernaum".

Jesus wußte, daß sie allerorts nur gekommen waren, damit ihre Kranken geheilt würden. Und nach dem dritten Speisewunder schreibt der Evangelist Johannes: "Ihr suchet Mich ... weil ihr durch Mich satt geworden seid." (Joh.06,26) In Kapernaum hat es Jesus aber der Menge unverblümter gesagt und zugleich den Johannes wissen lassen, daß es keinen Zweck hat, diesem unreifen Volk zu predigen. Er sagte deshalb zu den Tausenden, die umherstanden: "Ihr dachtet bei euch: Siehe da, der hat Macht genug wider unsere Feinde, deretwegen wir zuallermeist arbeiten müssen, und dazu kann er uns stets also Brot verschaffen, und wir haben dann nicht mehr nötig zu arbeiten." (jl.ev06.043,05)

Und zu Johannes sagte er anschließend flüsternd: "Siehst du, was Ich dir gestern geheim auf dem Berg (der Brotvermehrung) sagte, war es nicht wahr? Diese Menschen sind noch ganz auf der Stufe der Tiere, und Ich rede darum verdeckt, auf daß sie ganz unsinnig werden und sich sodann von Mir entfernen (!), denn ihre Zeit ist noch lange nicht da." (jl.ev06.043,16)

"Für taube Ohren ist schwer zu predigen und für die Blinden schwer zu schreiben." (!) (jl.ev06.044,04)

Was heißt: Dies ist mein Fleisch und mein Blut, das ihr essen sollt?

Als Jesus der Volksmenge sagte, er sei der Messias und "Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist" (Joh.06,41), fingen sie an zu murren und wollten es trotz aller Wunder nicht für möglich halten, daß der Sohn eines Handwerkers der Messias sein soll und sagten: "Ist dieser etwa nicht der Zimmermann Jesus, des Zimmermanns Joseph Sohn? Wir kennen doch ihn, den Vater und die Mutter nur zu gut. Wie kann dieser hernach sagen, daß er vom Himmel gekommen sei?" (jl.ev06.044,11)

Darauf entgegnete ihnen Jesus: "Wer von diesem Brot essen wird, der wird fortan leben in Ewigkeit. Und sehet, das Brot, das Ich euch geben werde, ist Mein Fleisch, das Ich geben werde für die Menschenleben dieser Welt" (Joh.06,51). (Zur Erläuterung des Gesagten wurde Jakob Lorber an dieser Stelle folgendes ergänzend gesagt: "Darunter ist zu verstehen die äußere materielle Umhüllung Meines Wortes, innerhalb dessen sich das lebendige geistige Wort befindet wie der lebendige Keim in seiner toten Umhülsung.")

Die Juden fragten sich daraufhin: "Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?" (Joh.06,52) Worauf Jesus ihnen antwortete: "Ihr möget streiten und zanken, wie ihr wollt, es ist dennoch also, wie Ich es euch gesagt habe. Und Ich sage euch nun noch bei weitem mehr: Werdet ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken, so habt ihr kein Leben in euch" (Joh.06,53).

(Nochmalige Erläuterung des Gesagten für Jakob Lorber und die späteren Leser: "Was das Fleisch bedeutet, ist bereits gezeigt worden. Das Blut als das eigentlich physische Lebensfluidum, das dem Leibe das Leben gibt, ihn erhält, ernährt und ihm den fortpflanzenden Lebenskeim gibt, ist das eigentliche innere Lebensgeistige im äußeren Buchstabenwort." (jl.ev06.044,20)

"Die Worte, die Jesus zu dem Volk gesprochen hatte, verstanden weder dieses noch die vielen Jünger, wie natürlich auch die zwölf erwählten Apostel nicht, diese harrten noch auf eine nähere Erklärung. Unter sich murrten sie und sagten: Es ist doch sonderbar mit Ihm! Heute hätte Er mit einer klaren und der Vernunft angemessenen Lehre Tausende zu festen Anhängern seiner Lehre machen können, so aber hat Er sich auf lange hin geschadet. Denn wer wird Ihn von nun an noch langer anhören und ertragen können?" (jl.ev06.045,06)

Jesus ließ die Jünger nun wissen, daß diese Menschen noch lange nicht reif zur inneren Aufnahme des Reiches Gottes seien, und sagte: "Die Worte, die Ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben und nicht ein irdisch Fleisch und Blut." (jl.ev06.045,10) Erst später, als Jesus mit den Jüngern in einer Herberge allein war, kam er nochmals auf diese allen unverständlich gewesene Rede zu sprechen und gab ihnen die folgende völlige Aufklärung über den Sinn seiner Worte, die er in Kapernaum gesprochen hatte.

"Brot und Fleisch sind da eines und dasselbe, so wie auch Wein und Blut, und wer da in Meinem Worte das Brot der Himmel ißt und durch das Tun nach dem Worte, also durch die Werke der wahren, alleruneigennützigsten Liebe zu Gott und zum Nächsten, den Wein des Lebens trinkt, der ißt auch Mein Fleisch und trinkt Mein Blut. Denn wie das von den Menschen genossene natürliche Brot im Menschen zum Fleische und der getrunkene Wein zum Blute umgestaltet wird, so wird in der Seele des Menschen auch Mein Wortbrot zum Fleische und der Liebetatwein zum Blute umgewandelt. Wenn Ich aber sage: ,Wer da ißt Mein Fleisch', so ist damit schon bedeutet, daß er Mein Wort nicht nur in sein Gedächtnis und in seinen Gehirnverstand, sondern auch zugleich in sein Herz, das da - wie bereits gezeigt - der Magen der Seele ist - aufgenommen hat, und im gleichen auch den Liebetatwein, der dadurch nicht mehr Wein, sondern schon das Blut des Lebens ist, denn das Gedächtnis und der Verstand des Menschen verhalten sich zum Herzen beinahe so wie der Mund zum natürlichen Magen.

Solange das natürliche Brot sich noch unter den Zähnen im Munde befindet, ist es noch kein Fleisch, sondern Brot; wenn es aber zerkaut in den Magen hinabgelassen und dort von den Magensäften durchmengt wird, so ist es seinen feinen Nährteilen nach schon Fleisch, weil dem Fleische ähnlich. Und ebenso ist es auch mit dem Weine oder auch mit dem Wasser, das sicher auch den Weinstoff in sich enthält, da ohne das Wasser, das das Erdreich zur Ernährung aller Pflanzen und Tiere in sich birgt, die Rebe erstürbe. Solange du den Wein im Munde behältst, geht er nicht ins Blut über, aber im Magen wird er gar bald in dasselbe übergehen. Wer demnach Mein Wort hört und es in seinem Gedächtnisse behält, der hält das Brot im Munde der Seele. Wenn er im Gehirnverstande darüber ernstlich nachzudenken anfangt, da zerkaut er das Brot mit den Zähnen der Seele; denn der Gehirnverstand ist für die Seele das, was die Zähne im Munde für den Leibmenschen sind.

Ist vom Gehirnverstande Mein Brot, also Meine Lehre, zerkaut oder als volle Wahrheit verstanden und angenommen, so muß sie dann auch von der Liebe zur Wahrheit im Herzen aufgenommen werden und durch den festen Willen in die Tat übergehen. Geschieht das, so wird das Wort in das Fleisch und durch den ernstfesten Tatwillen in das Blut der Seele, das da ist Mein Geist in ihr, umgestaltet, ohne das die Seele so tot wäre wie ein Leib ohne das Blut." (jl.ev09.073,02-05)

"Liebet und handelt in dieser Liebe mit Mir. Seid nicht nur willig, sondern seid liebetätig, d. h. seid tätig aus Meiner Liebe zu euch und daraus dann aus eurer Liebe zu Mir."

"Sehet, das ist das wahre Abendmahl. Das ist der wahre Leib der ewigen Liebe, der für euch gegeben, und das wahre Blut, das für euch vergossen wurde. Diesen Leib und dieses Blut nehmet hin und esset und trinket alle davon, damit dadurch euer Fleisch stark werde und auferstehe zum wahren, ewigen Leben!" "Meine Liebe ist das große wahre Abendmahl. Wer Meine Gebote hält, welche nichts als lauter Liebe sind, der hält auch Meine Liebe, was da ist, daß er Mich wahrhaft liebt. Wer Mich aber liebt in der Tat, der ißt wahrhaft Mein Fleisch und trinkt im rechten Sinne Mein Blut, welches alles ist das wahre Brot und der wahre Wein der Himmel, der Engel und allen Lebens." (Him2.002-003)

Worin besteht das wahre Abendmahl?

"Was ihr den Armen tut, das tuet ihr Mir selbst!" "Das ist das echte ,Hoc est enim corpus meum', daß ihr wahre Werke der Liebe verrichtet. Denn ein rechtes Liebewerk in Meinem Namen ist Mein eigentlichster, wahrhaftigster,Leib'." (Him2.320)

Im Abendmahlssaal, am Abend vor seinem Tod, sagte Jesus zu seinen Aposteln gemäß der Aussage der Neuoffenbarung: "Nehme noch jeder einen Bissen, den Ich hier bereite! Es ist Mein Fleisch, das Fleisch gewordene Wort, welches in euch lebendig werden soll. Nehmet auch diesen Kelch! Trinket alle daraus! Es ist Mein Blut, welches für euch zur Vergebung eurer Sünden vergessen werden wird. Wer Mein Fleisch nicht ißt und Mein Blut nicht trinkt, wird nimmermehr selig werden. Ihr wisset aber nun, wie ihr dies zu verstehen habt, und werdet euch nicht mehr an solchen Worten stoßen. Esset, trinket und solches tuet, sooft ihr es tuet zu Meinem Gedächtnisse." (jl.ev11.071, S. 196)

Im Sinne der Anweisung "Tuet dies zu Meinem Gedächtnis" kamen die Mitglieder der Urgemeinde in Jerusalem zum gemeinsamen Mahl zusammen. Sie brachen das Brot, speisten und waren in freudiger Stimmung. So berichtet die Apostelgeschichte 2,46. Das Dankgebet bei Tisch nannte man Eucharistia.

In Kapernaum eröffnete Jesus den Jüngern, daß mehrere von ihnen keinen oder nur geringen Glauben an ihn hatten und daß einer ihn verraten werde. Darauf verließen ihn viele Jünger mit den Worten: "Das Harte und Unglaubliche verstehen wir nicht und können es darum auch nicht glauben." (jl.ev06.046,06)

Missionsorte Jesu, die in der Bibel nicht erwähnt sind

Entsprechend seiner vor einiger Zeit gemachten Ankündigung verließ Jesus nun Galiläa und zog mit zwanzig Jüngern zunächst "an die nördlichste Grenze Galiläas", wohin er zuvor noch nicht gekommen war. Von dort zog er weiter nach Kleinasien und besuchte in Cappadozien die Städte Serrhe, Samosata, Malaves am Euphrat sowie weiter im Norden Melite. (jl.ev06.127,21)

"Von da aus zogen wir in die große Stadt Antiochia, wo wir uns einen ganzen Monat aufhielten." "Mit dieser Reise, die man eine sehr fruchtbare nennen kann, verbrachten wir den ganzen Sommer." (jl.ev06.140,06 u. 08)

Nach der Rückkehr an den See erholten sich Jesus und die Jünger in einer Herberge nahe bei Kapernaum.

Tempelaufenthalt in Jerusalem beim Laubhüttenfest

Als die Jünger "die altgewohnte Reiselust" anwandelte und sie außerdem, wie Jesus sagte, "festdurstig" waren, schlugen sie Jesus vor, daß er mit ihnen zum Laubhüttenfest nach Jerusalem gehe. "Sie redeten aber nur deshalb so, weil ihr Glaube an Mich ganz schwach geworden war. - Da fragt sich freilich so mancher, wie das bei den vielen Zeichen und Lehren wohl möglich war. O das ist bei jedem Menschen leicht möglich! Er darf nur ein wenig überheblich werden und sich auf seine Fähigkeiten etwas einzubilden anfangen, und seine Seele befindet sich sogleich in einem zweifelvollen Dunkel, aus dem ihm nur irgendeine kleine Demütigung helfen kann."

Er ließ die Jünger ziehen, folgte ihnen aber insgeheim. In Jerusalem ging er "mitten durch das tolle Gewühl des Festes und durch das berauschte und unsinnige Volk, von niemandem erkannt und bemerkt, hinauf in den Tempel" (jl.ev06.146,38).

Dort ergriff er das Wort, und sofort schrien die Pharisäer: "Seht, wie er uns das Volk verführt! und sandten ihre Knechte aus, auf daß sie Mich ergreifen und mit Stricken binden sollten." (jl.ev06.147,16-17) "Da drängten sie plötzlich auf Mich zu, aber als sie Mich ergreifen wollten, da verschwand Ich plötzlich aus dem Tempel." "Wohin ist Er denn so plötzlich verschwunden, sagten die Pharisäer, das ist ein offenbarstes Wunder." (jl.ev06.147,23)

Vorher hatte Jesus den Pharisäern zugerufen:"Bevor Meine Zeit nicht da ist, wird Mich niemand aufzugreifen vermögen." (jl.ev06.147,21) Auch seinen Jüngern hatte er vor deren Abreise gesagt, daß seine Zeit noch nicht da sei.

Nach diesem vereitelten Angriff auf seine Person ging Jesus mit den Jüngern in das Haus des Lazarus, wo sie übernachteten. Dort in der Stille des abgelegenen Hauses machte Jesus sehr bedeutsame Prophezeiungen über in unserer Zeit hereinbrechende Menschheitskatastrophen größten Ausmaßes. Wir wissen aus der Neuoffenbarung: es ist Endzeit. Nicht daß die Erde zerstört würde, aber für das, was kommen wird, gelten die Worte des Evangeliums, daß es schwer zu ertragen sein wird. Die Anfänge der Katastrophen haben bereits begonnen. Im letzten Kapitel wird über diese Prophetie ausführlich berichtet werden.

Unglaube trotz aller Lehren und Beweise

Jesus wußte, daß noch so überzeugende Beweise nicht bewirken können, daß die Menschen glauben, wenn sie nicht glauben wollen oder weil sie sich einem System verschrieben haben, dem sie infolge einer lebenslangen falschen Erziehung nicht zu entrinnen vermögen.

Er wußte nach den zahlreichen mißglückten Attentaten auf ihn und den vielen Warnungen, die er von befreundeter Seite - insbesondere von dem bestens orientierten Nikodemus - erhielt, daß der jüdische Klerus ihn nie anerkennen würde. Im engen Kreis bemerkte er deshalb: "Die Fische im Meer getraue Ich Mich eher zu bekehren als unsere Rabbis." (jl.ev07.223,20)

Von gewissen Schichten des Volkes sagte er: "Sie wollen ihren Weltsinn und ihre Weltlehre und ihr unbegrenztes Wohlleben nicht fahren lassen." (jl.ev10.148,04)

Wie aktuell und modern das klingt! Beide Hinweise, sowohl betreffend die "Rabbis" als auch die im Wohlleben verstrickten Menschen der Industrienationen, werden ihre Geltung haben, wenn es sich um die Annahme oder die Ablehnung der göttlichen Neuoffenbarung handelt.

Warum kommen Reiche nur schwer ins Himmelreich?

Auf dem Weg vom Haus des Lazarus in Bethanien nach Jericho sprach ein reicher Mann Jesus an und fragte ihn, was er tun müsse, um selig zu werden. Bedeutsam an diesem Gespräch ist der vom Text des Evangeliums geringfügig abweichende Wortlaut der NO. Es handelt sich zwar nur um ein Wort, das jedoch der Aussage Jesu einen recht bedeutsamen veränderten Sinn gibt. Im Evangelium heißt es: "Wie schwer wird ein Reicher ins Himmelreich kommen." Tatsachlich sagte jedoch Jesus: "Wie schwer werden solch Reiche ins Reich Gottes kommen", und er beschreibt dann den Charakter dieses Mannes. Von seinem großen Vermögen würde er kaum etwas den Armen geben, seine Diener halte er bei arg magerer Kost und den Handwerkern ziehe er oft unberechtigterweise mehr als die Hälfte des Rechnungsbetrages ab. Es war somit ein geldgieriger Geizhals ohne jedes Gefühl für die Mitmenschen. Die Verhältnisse, die ein solcher Mensch, der das oberste Gebot Jesu, die Nächstenliebe, während seines ganzen Lebens mißachtet, im Jenseits antreffen wird, erklärt Jesus den Jüngern wie folgt:

"Eine jede Seele nimmt nach dem Abfall ihres Leibes nichts mit hinüber als ihre Liebe, der ihre Werke als Produkte ihres Willens nachfolgen. Hängt die Liebe der Seele also an den toten Dingen dieser Welt so sehr, daß sie mit ihnen völlig eins geworden ist, so ist sie auch 'tot'... und das ist, was man die Hölle oder den ewigen Tod nennt. Hütet euch darum vor allem, daß eure Seelen nicht die Liebe zur Welt mit ihren Schätzen und Reizen gefangennehme, denn wen die Welt einmal gefangen genommen hat, der wird sich höchst schwer von ihrer Gewalt losmachen können." (jl.ev08.166,15)

Marias Aufenthalt in Kis wegen Klerusnachstellungen

Nachdem zweieinhalb Jahre seit Beginn der Lehrtätigkeit Jesu vergangen waren, begab er sich wieder nach Galiläa, und zwar zunächst nach Kana (in Galiläa), und dann nach Kis, wo jetzt seine Mutter zumeist mit ihren Freundinnen wohnte (jl.ev09.114,19).

Maria klagt über erneute Drangsale durch den Klerus von Nazareth: "Ich habe in Nazareth vom dortigen Obersten (Oberpriester, d. Vf.) um Deinetwillen viel böse Reden und Urteile zu erdulden gehabt, und habe Mich hauptsachlich deshalb hierher in die Einsamkeit begeben, um vor dem Obersten und seinem Anhang Ruhe zu haben." (jl.ev09.117,14)

Von Jesus hören wir in der NO, daß Maria "eine strenge Jüdin war und noch auf den Tempel etwas hielt, wenn auch in Meiner Zeit (der Lehrtätigkeit, d. Vf.) nicht mehr soviel wie ehedem" (jl.ev09.130,02).

Weitere von Jesus besuchte Orte, die in den Evangelien nicht erwähnt sind

Im Herbst des letzten Jahres der Lehrwanderungen besuchte Jesus nur noch wenige Orte am See, darunter ganz einsam gelegene kleine Fischerdörfer. Maria nahm er mit. Von fast allen Orten, die Jesus besuchte, ist, wie Lorber gesagt wurde, "heute keine Spur mehr zu finden" (jl.ev09.140,22). Seine letzte Lehrtätigkeit gilt der sogenannten Dekapolis, dem Gebiet der zehn Städte. Diese Landschaft war "eine breite und sehr fruchtbare Hochebene" (jl.ev10.036,01). Der Besuch der Städte Pella, Golan, Aphek und Abila wird besonders erwähnt.

Nach der Rückkehr nach Bethsaida erfolgte die zweite Aussendung der Jünger in die Gebiete "beinahe vom Ursprung des Jordans bis zu seiner Mündung ins Tote Meer".

"... Es bleiben uns in der Dekapolis noch sieben Großstädte und eine Menge Kleinstädte und andere Orte übrig, und Meine Zeit geht zu Ende. Ich habe nun bei gut zweieinhalb Jahre nahezu allein ohne Ruhe und Rast gearbeitet und will nun hier in Meinem Lieblingsort (Bethsaida) eine Rast von sieben Tagen nehmen." (jl.ev10.133,07) "Nach sieben Tagen sollt ihr wieder hier eintreffen."

Warum Jesus keinerlei Amtshierarchie will

Den Jüngern gibt Jesus folgende Mahnung mit auf den Weg: "Ich ganz allein bin der Herr! Ihr alle untereinander aber seid ganz gleiche Brüder, und es soll keiner mehr noch minder sein, denn eine jede noch so geringe Vorsteherei erweckt im Gemüt des Vorstehers die satanische Herrschgier und wird dann auch nur zu bald zum Verderben der reinen Liebe und der lebensvollen Wahrheit aus ihr, wie es sich nun im Tempel zu Jerusalem mehr und mehr und noch klarer erweist. Wer von euch aber schon durchaus ein Erster Meiner Jünger sein will, der sei ein Letzter und Geringster von ihnen und sei ihrer aller Knecht und Diener; denn so besteht die Ordnung in Meinen Himmeln unter Meinen Engeln."

"Wahrlich Ich sage euch: Alle, die sich auf dieser Erde in einem anderen Sinn werden zu Vorstehern berufen lassen, werden jenseits einen schweren Stand überkommen. Denn die schwerste Lebensaufgabe für einen Hochmütigen - was am Ende beinahe ein jeder Vorsteher wird - ist die Demütigung seines Gemütes." "Darum bleibet alle völlig gleiche Brüder, und keiner wolle vor dem anderen einen noch so geringen Vorzug haben." (jl.ev10.134,06-09)

Das Vorstehende steht in verkürzter Form genau so im Evangelium Mt.20,25-28, Mk.10,42 und Lk.22,24-26. Zwischen Auftrag und Wirklichkeit entstand dennoch im Laufe der Jahrhunderte eine abgrundtiefe und unüberbrückbare Kluft. Über die stufenweise Abweichung vom Evangelium und den Folgen für die nächste Zukunft wird in einem besonderen Kapitel noch zu reden sein.

Wollte Jesus Kirchenbauten oder Altäre?

Außerdem sagte Jesus zu seinen Jüngern: "Suchet nirgends einen irdischen Gewinn um Meines Namens und Wortes willen, noch irgendein weltliches Herrscherreich." "Ihr sollt Mir in der Folge auch nicht irgendwelche Tempel und Altäre erbauen, denn Ich werde nimmerdar wohnen in den von Menschenhänden erbauten Tempeln und Mich nicht ehren lassen auf den Altären. Wer Mich liebt und Mein leichtes Gebot halt, der ist Mein lebendiger Tempel und sein Herz voll Liebe und Geduld ist der wahre und lebendige und Mir allein wohlgefällige Opferaltar zu Meiner Ehre." (jl.ev09.166,08 u. 10)

Missionsauftrag für die ganze Erde

Die öffentliche Lehrtätigkeit Jesu ging dem Ende zu, und er wog Erfolg und Mißerfolg gegeneinander ab. In erster Linie war er zu dem Judenvolk gekommen, aber ebenso klar hatte er auch die Verbreitung der Lehre unter den Heiden befohlen. Bereits bei seinem Aufenthalt auf den Höhen links des Jordans hatte er gesagt: "... es soll auch allen Heiden Mein Evangelium, worin die Gründung des Reiches Gottes auf dieser Erde zur Beseligung aller Menschen besteht - gepredigt werden. Denn es werden Zeiten kommen, und sie sind schon da, in denen gar viele Heiden Gott näher stehen werden als gar viele Juden, die Gott mit ihren Lippen loben und preisen, mit ihrem Herzen aber von Ihm sehr ferne sind." (jl.ev10.145,12) "Zählet die Juden, die an Mich glauben - wie klein und gering ist ihre Zahl gegen die, die Mich hassen und allenthalben verfolgen. Zählet aber nun die Heiden, die von nah und fern stets hierher kommen und mit vieler Freude Meine Lehre annehmen und Mich als den, der Ich bin, bald und leicht anerkennen und Mich gleich über alles lieben." (jl.ev09.193,10) "Gehet nach Jerusalem und in viele andere Judenstädte und Orte, und ihr werdet euch über die schnödesten Urteile über Mich nicht genug wundern können. Und doch habe Ich allenthalben die gleiche reinste Lebenswahrheit gelehrt und große Zeichen gewirkt." (jl.ev10.138,03)

Warum hielt sich Jesus am Schluss von Nazareth fern?

Meine in Nazareth verbliebenen drei Brüder "hielten auf Mich nicht das, was sie wohl hätten halten können, darum Ich denn solchen Unglaubens wegen Nazareth eben nicht so oft besuchte; und seinen Bewohnern, als sie fragten, woher Mir, dem ihnen wohlbekannten Söhne des Zimmermanns Joseph, solche Weisheit und Macht käme, sagte Ich: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland! Darauf zog Ich mit Meinen Jüngern von dannen und kam persönlich nicht wieder nach Nazareth." (jl.ev10.031,10)

Auch die Jünger Jesu verstanden ihn nach zweieinhalb Jahren Lehrzeit immer noch nicht. Petrus hält ihm vor, in seiner Rede sei immer noch "etwas Hartes und Rätselhaftes trotz so mancher Erläuterungen", die er ihnen schon gegeben habe. (jl.ev10.153,03) Petrus bekommt die Antwort, er müsse sie immer noch "mit Milch speisen, weil sie noch keine harte und kräftige Speise zu sich nehmen und zu verdauen imstande" seien. (jl.ev10.153,09)

Entscheidet allein das Erdenleben über das Schicksal im Jenseits?

Doch kann nicht verkannt werden, daß sich der einfache und alt gewordene Fischer Petrus, dem keine Denkschulung an einer Universität vermittelt worden war, rechtschaffen bemühte, das, was ihm und den andem Jüngern gesagt worden war, zu erfassen. Daß er sich so manches durch den Kopf gehen ließ, beweist die Frage, die er an den Herrn stellte, was denn eigentlich aus den vielen Menschen im Jenseits werde, die bisher nichts von der Lehre Jesu gehört hätten und wohl auch in Zukunft nichts hören würden. Ob sie denn nur dazu da waren, "den weiten Boden der Erde für ein allfälliges und besseres Menschengeschlecht zu düngen?" (jl.ev10.153,02) Darauf wird ihm bedeutet: "Wie soll Ich denn die Unwissenden und Unschuldigen richten und verdammen?" (jl.ev10.154,02) "In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen ... aber auch sehr viele Korrektionsanstalten ... (jl.ev10.154,10)

Aus dieser Aussage von Jesus ist die Unsinnigkeit der Lehre der Kirchen, für jeden Menschen dieser Erde entscheide sich sein jenseitiges Schicksal endgültig in diesem Erdenleben, klar ableitbar.


Lorbers 10 Bände 'Das große Evangelium Johannes' enthalten nicht die gesamte Lehrzeit Jesu, sondern die Schilderung der letzten Monate und der Leidenszeit, Kreuzigung, Tod und Auferstehung Jesu fehlen, weil Lorber 1864 vor der Vollendung des Werkes starb.

Anmerkungen des Verf.:

*1) S. Karte von Palästina (im Buch)

*2) Es gab zwei Orte Kana.




Der Einfluß des Säkularismus und Materialismus auf die wissenschaftliche Forschung


Die heutige Christenheit ist weithin nur noch dem Namen nach christlich. Die Glaubenslosigkeit und das Desinteresse an religiösen Fragen ist weit verbreitet. Diese Entwicklung hat mehrfache Ursachen. Es erscheint uns eine Aufgabe von Belang zu sein, die Ursachen der Glaubenslosigkeit und der Gleichgültigkeit gegenüber den Grundfra­gen des Lebens einer Analyse zu unterziehen.

Als eine dieser Ursachen ist der Rationalismus*1) und Intellektualismus*2), die in der bibelkritischen Forschung ihren Niederschlag gefun­den haben, anzusehen. Die vielen Schriften der liberalen Theologen über Jesus und über den Ursprung des Christentums haben in früherer Zeit zunächst in Kreisen der Gebildeten zu einer zunehmenden Glau­benslosigkeit geführt. Im Laufe der Zeit sind die destruktiven Theo­rien durch die Massenmedien auch in die übrigen Schichten des Volkes eingedrungen. Insbesondere bei der jungen Generation wurden Zwei­fel gesät oder die Vorstellung, das Christentum sei lediglich ein My­thos, mehr und mehr gefestigt.

Wer sich die Frage stellt: Wie konnte die christliche Denkweise und Haltung in unserer Zeit in einem so rasanten Tempo zerbrechen?, kann die Antwort nicht finden, wenn er nicht weiß, daß in längeren Zeit­räumen eine geistesgeschichtliche Entwicklung stattgefunden hat, die, von wenigen beobachtet, die Aufnahmefähigkeit für das derzeitige Denken der Menschen vorbereitet hat. Die Veränderung der geistigen Grundhaltung hat Wurzeln, die tiefer in die europäische Geistesge­schichte hinunterreichen.

Der Vorgang erstreckt sich über dreihundert Jahre. Zum Verständ­nis der Entwicklung der geistigen Strömungen, die abseits vom Kir­chenvolk vor sich gingen, muß die Sonde etwas tiefer angelegt wer­den. Auch der Leser, der mit Erörterungen, wie sie nun fol­gen, bisher noch nicht konfrontiert worden ist, möge die geringe Mühe nicht scheuen, den nachstehenden Ausführungen, die nur einen kurzen, skizzenhaften Abriß der fast unübersehbar gewordenen Ma­terie darstellen, zu folgen. Insbesondere wenden wir uns aber an die, durch die fragliche Literatur verunsicherten und die Wahrheit su­chenden Menschen, um ihnen durch Vorlage von Fakten einen Denk­anstoß zu geben.

In der Zeit der Säkularisation (oder Säkularisierung) wurde die Losschälung des Menschen von allen religiösen, übernatürlichen Bin­dungen und von aller metaphysischer und göttlicher Bezogenheit an­gestrebt und eingeleitet. Ausgangspunkt war nicht, wie vielfach an­genommen wird, die Naturwissenschaft, sondern die Philosophie.

Der Philosoph Descartes (gest. 1650), der in völliger Einsamkeit lebte, hat die Grundlage für die Entstehung des Rationalismus voll­zogen. Die erkenntnis-theoretischen Fragen traten nun beherrschend in die Mitte des Philosophierens. Der Rationalismus nahm alles unter die Lupe der Vernunft. Bedeutsamen Einfluß auf die Entwicklung nahm dann Auguste Comte (gest. 1857); er war der Begründer des Positivismus *3). Hierbei haben wir es mit einer der Metaphysik *4) ) entgegengesetzten philosophischen Richtung (Empirismus *5) zu tun, die nur gelten läßt, was durch die Erfahrung gesichert ist. Damit war die Grundlage für die materialistische Weltanschauung geschaffen, die sich über die ganze Erde ausgebreitet hat.

Der Materialismus *6) läßt in seiner Lehre für Gott keinen Raum. Das wurde bereits im Anfang des 19. Jahrhunderts deutlich, als der Astronom und Mathematiker Laplace (gest. 1827) auf die Frage Na­poleons, wo Gott in seiner Theorie bleibe, antwortete: „Sire, diese Hypothese benötige ich nicht. Die Natur ist mit sich allein." 31

Durch die Atomphysik ist zwar inzwischen nachgewiesen worden, daß der sogenannte Determinismus *7) , der das Fundament der ma­terialistischen Weltanschauung bildet, gar nicht allgemein zutrifft.

Bis neue geistige Ideen in die Masse des Volkes eindringen, braucht es lange Zeit. Als Descartes, Comte, Hegel und Feuerbach ihre Ge­danken niederschrieben, ahnte die Umwelt noch lange Zeit danach nicht, welche Brisanz in diesen Ideen lag und daß sie die Welt - nicht zum Guten - verändern würden.

Ideen springen über wie Funken und entzünden oft an anderem Ort ein geistiges Feuer. Der Philosoph Ludwig Feuerbach fand wenig Resonanz und geriet bald in Vergessenheit, aber Marx und Engels griffen seine Gedanken auf, und so hat Feuerbach letzten Endes doch die „entscheidende säkularisierende Wende vollzogen". 32

Auch des Philosophen G. W. F. Hegel Gedanken wurden von Karl Marx ver­wertet, allerdings bog er sie in seinem Sinne um und füllte sie mit an­deren Inhalten an.

Die weitere Entwicklung führte dazu, daß dem dialektischen Ma­terialismus die Parteilichkeit der Wissenschaft als Sondergut zu eigen geworden ist. Im Westen hat die Wissenschaftsgläubigkeit auf andere Weise weithin zur Anerkennung des Materialismus als Weltanschau­ung geführt.

In den angeführten philosophischen Ideen lag eine ungeahnte Sprengkraft. Die Schübe, mit denen die Glaubenslosigkeit zunächst bei den Intellektuellen und schließlich auch bei weiteren Volkskreisen zunahm, lassen sich historisch verfolgen. Wenn heute die Menschen vor den immer stärker in Erscheinung tretenden chaotischen Kräften Furcht empfinden, so ahnen nur wenige, daß das geistige Fundament dieser Verhältnisse in der Säkularisation der früheren Jahrhunderte liegt.

Nachdem in diesen Lehren Gott keine Existenzberechtigung mehr hat und es ein Leben der Seele nach dem Tode nicht geben soll, blieb letzten Endes nur - wie dies der Philosoph Martin Heidegger dar­stellt - Nihilismus als Sinn des Lebens übrig, nämlich heroische Verzweiflung. Da die Welt immer mehr aus den Fugen gerät und das Ge­rede vom Humanismus im Hinblick auf die zunehmend brutale Ge­walt in jeder Form sich nicht als tragfähige Grundlage erweist, macht sich allerorten die Daseinsangst mehr und mehr breit. Es läßt den Menschen erschaudern, in die Abgründe des Nichts schauen zu müssen. Der Mensch hat die Freiheit, Gott anzuerkennen oder ihn zu leug­nen und sich an seine Stelle zu setzen. Und letzteres hat er im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder versucht. Wo die Antriebs­kräfte des Atheismus *8) zu suchen sind, ist nicht schwer zu ergründen. Es ist der uralte luziferische Haß und Trieb des Geschöpfes, sich an die Stelle des Schöpfers zu setzen. Man braucht nur bei Karl Marx nachzulesen, um zu erkennen, worauf sich Marxismus und Materia­lismus gründen. Marx schreibt: „Die Philosophie verheimlicht es nicht. Das Bekenntnis des Prometheus, ,ich habe, in einem Wort, Haß genug für alle Götter', ist ihr eigenes Bekenntnis, ihr eigener Spruch gegen alle himmlischen und irdischen Götter, die das menschliche Selbstbe­wußtsein, nicht die oberste Gottheit anerkennen." 33 (!)


Anmerkungen des Verf.:

*1) In der Theologie versteht man unter Rationalismus, namentlich seit der Auf­klärung, die Kritik an der überlieferten Glaubenslehre vom Standpunkt der Vernunft. Descartes verstand darunter, daß es lediglich eine aus der Vernunft zu schöpfende Erkenntnis gibt.

*2) Intellektualismus - philosophische Ansicht, daß nur dem Verstand die Erkennt­nis des Wahren zuzuschreiben sei. Der Verstand wird unter Vernachlässigung des Irrationalen und der Intuition einseitig betont.

*3) Positivismus = eine der Metaphysik entgegengesetzte philosophische Richtung des Empirismus. Sinnvoll sind danach nur auf Erfahrung beruhende Aussagen, sinnlos alle metaphysischen Sätze. Der P. ist Grundlage der materialistischen Weltanschauung.

*4) Die Metaphysik ist die Wissenschaft vom Gesamtwirklichen, d. h. auch von dem, was jenseits des Physischen, d. h. des Erfahrbaren liegt, z. B. Gott, der alles Erfahrbare übersteigt.

*5) Empirismus ist die Lehre, die allein die Erfahrung als Erkenntnisquelle gelten läßt.

*6) Materialismus ist die Weltanschauung, die in der Materie (Stoff) den Grund und die Substanz aller Wirklichkeit sieht; die seelische und geistige Wirklich­keit nur als Funktion der stofflichen. Der praktische Materialismus ist die Le­bensweise, die Macht, Besitz und Genuß geistigen Werten vorzieht.

*7) Determinismus = philos. Lehre, die eine durchgängige Bestimmtheit alles Ge­schehens in der Welt (mit Einschluß des menschlichen Willens) nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung annimmt.

*8) Atheismus = Leugnung einer göttlichen Weltordnung oder überhaupt das Da­sein Gottes. Atheist = Gottesleugner. **) Die Aufklärung ist in der Philosophie eine europäische Geistesbewegung, die die Unmündigkeit durch Bedienung des Verstandes zu überwinden gedenkt. Die Aufklärung fordert die individuelle Freiheit des Menschen als Maßstab für das Leben und die Wissenschaft, sie richtet sich in erster Linie gegen die kirchliche Bevormundung.



Die Aufklärung, ihre Ursachen und ihre Folgen


Parallel zu den philosophischen Ideen lief die sogenannte Aufklä­rung *1). Trotz des lautstarken Kampfes gegen die Kirche waren ihre Erfolge nicht so nachhaltig wie diejenigen der Philosophen, die in der einsamen Studierstube, unbemerkt von der Außenwelt, ihre Ge­danken niederschrieben. Die Aufklärung war eine Reaktion auf die unmenschlichen Zustände, die die katholische Kirche durch die Inqui­sition, die Folter, die Hexenverbrennungen, die Leibeigenschaft (die Sklavinnen der Klöster nannte man sinnigerweise „Gotteshauswei­ber"), die Knebelung der Wissenschaften und andererseits die Ver äußerlichung des Kultus, die geduldete Mirakelsucht u. dgl., über die Menschen der alten und der neuen Welt gebracht hatte. Im Bereich der katholischen Kirche war der Betrieb unvoreingenommener ex­perimenteller Wissenschaft ganz unmöglich gemacht. Der erste Ver­such durch den Gelehrten Roger Bacon (gest. 1294) scheiterte sofort. Bacon wurde deswegen jahrelang in grausamer Kerkerhaft gehalten. Galilei wurde, sobald er seine Theorie von der Umdrehung der Erde um die Sonne veröffentlicht hatte, zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt. Nie durfte ihn jemand besuchen. Die Inquisition nannte ihn in ihrem Urteil vom 22. Juni 1633 einen „Verbrecher".

Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein sträubte sich die Hierarchie gegen jeden Fortschritt. Gegen den Bau von Eisenbahnen, Hängebrücken, Straßenbeleuchtung (Köln), das Anbringen von Blitzableitern (Mann­heim) usw. wurde Widerstand geleistet. Ja, selbst wissenschaftliche Kongresse wurden unter Papst Gregor XVI. (gest. 1846) „als gleich­bedeutend mit Aufruhr angesehen" 34. Der Katalog der unsinnigen Proteste, bzw. der über die Staatsmacht veranlaßten Verbote - bis zur Untersagung des angeblich unsittlichen Walzertanzes in Wien - ist lang. Der kirchliche Fanatismus, insbesondere in Spanien, war so penetrant, daß Gegenkräfte auf den Plan treten mußten. Der Geist der Abwehr verstärkte sich immer mehr, und die Aufklärung, die in den einzelnen Ländern unterschiedlichen Charakter hatte, hatte Er­folge und fand große Anerkennung. Die Inquisition in der bisherigen Form, die Folter und die Leibeigenschaft wurden beseitigt. Der Begriff der Menschenrechte wurde geschaffen, und die Wissenschaft wurde frei. Jedoch fiel die Bewegung alsbald ins Extrem.

Die Aufklärung war zunächst antikirchlich, dann antichristlich und schließlich antireligiös. Die Kritiker des 18. und zum Teil des 19. Jahrhunderts waren polemisch und haßerfüllt. Voltaire übernahm in seine Schriften sogar die Fabel einer alten jüdischen Schmähschrift auf Jesus, die aus dem 7. oder 9. Jahrhundert stammte. Danach sollte Je­sus der Sohn eines römischen Soldaten sein, der aus Germanien stammte. Renan bezeichnete bereits 1863 diese Verirrung Voltaires öf­fentlich als einen „dummen Streich" 35. Im Stil Voltaires „ecrazés l'infame" („vernichtet sie, die Verruchte" [die Kirche, d. Vf.]) erschienen später keine Schriften mehr. Aber auch die Schriften des Reimarus (1694-1768) haben teilweise ebenfalls polemischen Charakter und vermögen einer kritischen Prüfung nicht standzuhalten. Die in unse­rem Jahrhundert von verschiedenen Autoren aufgestellte Behauptung, Jesus sei ein politischer Revolutionär gewesen, ist nicht neu, denn schon Reimarus hatte im 18. Jahrhundert die Tempelreinigung durch Jesus zu einem Aufstand hochgespielt. 36



Die bibelkritischen Forschungen im 19. Jahrhundert


Die folgende Periode der bibelkritischen Forschung war wenig fruchtbar; sie befaßte sich vorwiegend mit den Wundern, die Jesus vollbrachte. Diese Frage wurde ganz nach rationalistischen Gesichts­punkten bearbeitet, wobei der Heidelberger Geheime Kirchenrat Prof. Paulus für jedes Wunder ohne Ausnahme eine natürliche Erklärung vorbrachte. Seine Arbeit wurde später selbst von D. Fr. Strauß als Fehlleistung gekennzeichnet.

Einen enormen Erfolg hatte Ernst Renan (1823-1892) mit seiner Schrift Das Leben Jesu (1863). Sie wurde in 15 Sprachen übersetzt und erlebte 70 Auflagen. Es ist aus der heutigen Sicht schwer zu ver­stehen, daß dieses Buch, das so viel Ungereimtes enthält, solchen An­klang finden konnte. In romanhaftem Stil ließ Renan seiner Phan­tasie freien Lauf, aber offenbar glaubte man ihm mehr als dem Evan­gelium. U. a. schreibt er:

„Jesus floh nicht die Freude, sondern besuchte gern Hochzeitsver­gnügen." „So durchwanderte er Galiläa unter steten Festlichkei­ten." 37 (!)

„Das schöne Klima Galiläas machte die Existenz dieser redlichen Fischersleute zu einem beständigen Zauberleben." 38

Man glaubt, einen Aufsatz des kleinen Moritz zu lesen, aber nicht ein Werk, das 70 Auflagen erlebte. In nicht zu überbietender Anma­ßung glaubte Renan, daß das Problem der historisch-kritischen Un­tersuchung des Evangeliums durch ihn in einer Weise gelöst worden sei, „die den Bedürfnissen der Geschichte völlig zu genügen ver­mag" 39 . Renan sah in Jesus einen Lehrer, der ein irdisches Reich errichten wollte. 40

F. Ch. Baur (1792-1860) sieht in den synoptischen Evangelien nur einen zwischen den Evangelisten tobenden Kampf. Matthäus und Markus verteidigen nach seiner Ansicht die jüdische Richtung (Judais­mus), während die paulinische Richtung des Lukas das Judentum ausschalten will (Paulinismus). Diese Hypothese des Gegensatzes, der in dieser scharfen Form überhaupt nicht existiert, wird heute von der Forschung einhellig abgelehnt. Das Johannesevangelium sieht Baur als wertlos an (!), weil es nach seinen Vorstellungen zwischen beiden Richtungen zu vermitteln suche. Während einige Forscher die Ent­stehung des Christentums aus dem Spätjudentum erklären wollten, sahen andere - die Vertreter der religionsgeschichtlichen Schule - die Entstehung aus Elementen der Welt des Hellenismus an, wieder andere behaupteten, das Christentum sei nur eine „synkretistische Reli­gion", d. h. es seien Elemente aus den verschiedensten damaligen Re­ligionen, insbesondere aus den Mysterienkulten übernommen wor­den. Es kann hier auf die Einzelheiten der verschiedenen Theorien, die heute ohnehin allgemein nicht mehr akzeptiert werden, nicht ein­gegangen werden.

In der neuesten Literatur wird der Irrweg der damaligen Forscher wie folgt kommentiert: „Die ausgebreiteten religionsgeschichtlichen Forschungen haben trotz mancher unkritischer Spekulation nicht dazu geführt, Jesus' und das Christentum nur als Ausdrucksformen jüdi­scher und hellenistischer Religiosität neben anderen zu begreifen. Sie haben ihre unverwechselbare Eigenart .. . aufgewiesen." 41

Wer die Frage der Durchsetzung der Lehre Jesu in einer feind­lichen Umwelt mit dem Intellekt bewältigen will, muß scheitern, denn das Christentum hat Wurzeln in einer Dimension, die der er­fahrbaren Erkenntnis nicht zugängig ist. Das Wirken dieser Kraft ist historisch nicht zu erklären.

Der evangelische Theologe David Friedrich Strauß (1808 bis 1874), ein Schüler von Ferd. Christian Baur, glaubt zwar im Gegensatz zu andern damaligen Forschern an die Existenz des Jesus von Nazareth, wertet aber die Evangelien als Mythos - als erfundene Ge­schichten - ab. 42 Er versteigt sich in seiner rationalistischen Betrach­tungsweise zu dem Satz, er sehe Jesus „ganz nahe dem Irrsinn". *1) H. Daniel-Rops bemerkt hierzu treffend, daß der Narr niemals Erfolg habe, und hier überwiege das Lächerliche noch das Verletzende. 43

Auch Strauß hatte einen ungeheuren literarischen Erfolg. Es ist eigenartig, daß Schriften, die heute von der Wissenschaft als eine Fehlinterpretation angesehen werden, damals auf das Publikum einen so großen Einfluß nehmen konnten. Die enge und starre Haltung der Kirchen in der Frage der Verbalinspiration hatte offensichtlich in Kreisen der Gebildeten die Glaubhaftigkeit der Kirchen bereits stark erschüttert.

Während mehrere Autoren in unserem Jahrhundert in Jesus einen politischen Umstürzler und Aufstandsführer sehen, vertritt Fried­rich Nietzsche (1844-1900) genau den gegenteiligen Standpunkt. Jesus sei „decadent" gewesen, behauptet er, „ein übersensibler Mensch", der mit der rauhen Wirklichkeit nicht fertig geworden sei. Er sei vielmehr ein „Idiot" im Dostojewskischen Sinne. 44 Nietzsche heißt Jesus einen „heiligen Anarchisten" oder „politischen Verbrecher", in seinen Augen ist er ein „Verführer" oder, wie „Franz von Assisi, ein Epileptiker, Visionär, Neurotiker" 45 .

Ärgerlich gibt Nietzsche seinem Haß Ausdruck, indem er schreibt, die Wurzel alles Üblen sei, daß „die sklavische Moral", die Demut, die Keuschheit und die Selbstlosigkeit gesiegt habe. Prometheus, der keinen Gott über sich ertragen konnte, ist denn auch Nietzsches Sym­bol. 45 „Es gibt keine radikalere Kritik an Jesus", sagt mit Recht Werner Post, „als die von Nietzsche." 46


Anmerkung des Verf.:

*1) Strauß wurde von der ev. Kirche seines Amtes enthoben.




Die historisch-kritische Methode der Bibelwissenschaft


Begründer der historisch-kritischen Bibelwissenschaft war Johann Jakob Semler (1725-1791). Er war bereits zur damaligen Zeit auf Grund seiner Studien zu der Auffassung gelangt, daß die Evangelien nicht durch Verbalinspiration zustandegekommen sein konnten.

Man unterscheidet bei dieser Methode, die erst später vervoll­kommnet wurde, die niedere Textkritik und die höhere historisch­literarische Kritik.

Der niederen Textkritik obliegt die Aufgabe, den ursprünglichen Wortlaut der Heiligen Schrift festzustellen, da diese durch in früher Zeit erfolgte Textänderungen, Zusätze usw. nicht mit den Origina­len übereinstimmt.

Die historisch-literarische Kritik hat u. a. die Aufgabe, die Ent­stehungszeit und die Autorschaft der Evangelien zu ermitteln, sowie die von den Autoren benützten Quellen festzustellen.

Exegeten, Historiker und Kritiker haben bis zum 1. Weltkrieg mit Fleiß, Geduld und Geistesschärfe an allen Universitäten diesseits und jenseits des Ozeans eine umfassende Arbeit geleistet. Rückblickend stellt sich aber die Frage: Ist es der mühsamen Tätigkeit der histo­risch-kritischen Forschung gelungen, Klarheit in die Materie zu brin­gen, oder hat sich die Wissenschaft in Abwege verloren? Die Antwort auf diese entscheidende Frage geben die in diesem Kapitel vorgelegten Fakten.

Im Anfang gingen zahlreiche Forscher an ihre Aufgabe heran, in­dem sie die Prämisse aufstellten, daß Jesus gar nicht existiert habe. Von anderen - insbesondere von Ritschi - wurde zudem ein wahrer Kreuzzug gegen jede Metaphysik gestartet. 47 In der selben Richtung lagen die Thesen Harnacks, dessen Bücher in Kreisen der Gebildeten weiteste Verbreitung fanden. Bei Harnack ist von der eigentlichen Substanz des Christentums, wie die Gottheit Jesu, Erlösung usw., nichts mehr zu finden. Er deutete das Wort von Lk 17, 21: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch" völlig um, und das Christentum war bei ihm nur noch bloße Innerlichkeit.

Die Arbeiten der verschiedenen Forscher brachten keine Klarheit in die Materie, sondern sie dienten mehr der Verunsicherung oder der Zerstörung des Glaubensgutes.

Heute besteht die herrschende Meinung, daß durch die historisch­kritische Methode nicht die erwarteten objektiven Erkenntnisse ge­wonnen werden konnten und daß das Ergebnis negativ ist. Das be­stätigen Urteile der evangelischen und katholischen Forscher aus jün­gerer Zeit wie folgt:

Albert Schweitzer: „Das historische Fundament des Christentums, wie es die rationalistische, die liberale und die moderne Theologie auf­geführt haben, existiert nicht mehr." 48

Friedrich Heiler: „Es kann kein Zweifel bestehen, daß viele neu-testamentliche Tatsachen von dieser extremen Kritik entstellt wer­den." 49

W. Trilling: „Die eingangs erwähnte fundamentale Problematik 'Jesus und das neue Testament' wurde damals empfunden, wenn auch - wie wir heute klarer sehen - in einem zu engen geistesgeschicht­lichen Horizont verhandelt." 50

H. Daniel-Rops: „Diese Methode ist tendenziös, denn unter dem Vorwand, die Dokumente einzig im Licht der vernunftmäßigen Lo­gik zu analysieren, schematisiert und eliminiert sie die Wirklichkeiten mit Zufälligkeiten des Lebens." 51

Heinz Zahrnt: „Das ganze liberale Jesusbild ist in sich zusammen­gebrochen." 52 „. . . es zerbröckelte der Untergrund . . ., es löste sich alles in Geschichte auf." 53

Zahrnt stellt weiter fest, daß „die heimliche Selbsttäuschung der liberalen Theologie aufgedeckt und die historische Unhaltbarkeit ihres historischen Jesus nachgewiesen" 54 wurde.

E. C. Hoskyns: „Gerade wenn der Historiker seine Aufgabe dem Neuen Testament gegenüber ganz ernst nimmt, muß er feststellen, daß das Neue Testament von seinem Leser etwas verlangt, was er als Historiker gerade nicht geben kann, nämlich ein Urteil, das jedem die wichtigste Entscheidung bedeutet, die überhaupt möglich ist." 55

Der bekannte evangelische Theologe Karl Barth gesteht: „Wenn ich wählen müßte zwischen der historisch-kritischen Methode der Bi­belforschung und der alten Inspirationsmethode, ich würde entschlos­sen zu der letzteren greifen: sie hat das größere, tiefere, wichtigere Recht. Ich bin froh, nicht wählen zu müssen." 56

Barth spricht schlicht von den „unverständigen Historikern" (Br. 106).

Die historisch-kritische Methode war ein Kind der Aufklärung, und die Auswirkung der Philosophie des 18. und 19. Jahrhunderts schlug sich nieder in der Ablehnung des Denkens in metaphysischen Kategorien. Die Wissenschaft schlug einen Irrweg ein; das minderte aber den ungeheuren Publikationserfolg in keiner Weise. Die Wis­senschaftsgläubigkeit war unangefochten. Zunächst wurden von die­ser Literatur die Intellektuellen erfaßt, aber in den Jahrzehnten bis zum 1. Weltkrieg wurden diese religiösen Vorstellungen durch eine politische Partei auch in weite Kreise der Arbeiterschaft getragen. Die destruktiven, von der heutigen Forschung als irrige Spekulationen erkannten Forschungsergebnisse wurden damals weithin als eine Of­fenbarung angesehen. Das Zerstörungswerk des christlichen Glaubens hatte mit dem Historismus begonnen, und es sollte seine Fortsetzung finden bis in unsere Zeit.




Die formgeschichtliche Methode der bibelwissenschaftlichen Forschung


In der Zeit nach dem 1. Weltkrieg hatte man die Grenzen der hi­storisch-kritischen Methode erkannt. Man setzte die Forschungen zwar fort, jedoch wurde das Schwergewicht jetzt nicht mehr auf die Findung des Originaltextes gelegt, sondern es wurde nach dem Sinn des Textes gesucht. Die Botschaft Jesu sollte interpretiert werden. Es wurde zwischen Form und Gehalt der Evangelientexte unterschie­den, so daß als Folge die redaktionsgeschichtliche Betrachtungsweise vordergründige Bedeutung erhielt. Dabei faßte man die Tatsache ins Auge, daß manches, was im Evangelium steht, nicht von Jesus gespro­chen wurde, sondern - wie es die Neuoffenbarung bestätigt - spä­ter von den Gemeindeleitern verändert oder eingeschoben wurde. Das Bestreben war, die Lehre Jesu rein zu erhalten, bzw. von Interpola­tionen und Verfälschungen zu reinigen. An der Existenz von Jesu zweifelten die Forscher nun nicht mehr. Man bezeichnet diese Me­thode der kritischen Forschung als die formgeschichtliche Methode. Sie ist vor allem mit den Theologen Rudolf Bultmann, Ludwig Schmidt sowie mit dem evangelischen Bischof Dibelius verbunden.

Bei der Durchführung der Arbeiten stellten sich die Wissenschaft­ler die Frage, welche Gründe für Manipulationen an der Botschaft Jesu für die christlichen Gemeinden bzw. deren Bischöfe ursäch­lich gewesen sein konnten. Dieses Problem umriß man mit dem Be­griff „Der Sitz im Leben"; dieser Begriff zieht sich durch die form-geschichtlich-kritische Literatur wie ein roter Faden. „Der Sitz im Leben" hat aber den Charakter eines Schlagwortes angenommen, denn er mußte von vornherein als eine ganz unsichere Grundlage für eine einigermaßen gesicherte Erkenntnis angesehen werden. Das war den Wissenschaftlern ohne Zweifel auch klar. Zahrnt bemerkt zu die­sem Problem treffend folgendes: „Die Quellenfrage bereitet in unse­rem Fall die größten (!) methodischen Schwierigkeiten. Denn wir be­sitzen keinerlei formale Kriterien, um mit Sicherheit zu entscheiden, was aus dem nachösterlichen Glauben der Gemeinde stammt und was auf Jesus selbst zurückgeht. Nur radikale Kritik führt hier zum Ziel." 57

Der letzte Satz muß Verwunderung erregen. Er stellt einen Weg­weiser zu einem Irrweg dar. Die englischen Theologen waren in An- sehung der völlig unsicheren Situation zurückhaltender; sie zogen keine Konsequenzen aus den Ergebnissen dieser vagen Methode. Es genügte ihnen nicht, daß die „Stoffe in Gruppen geordnet und nach ihren Gattungsmerkmalen beschrieben" wurden. Im Hinblick auf den klaren Sachverhalt und die großen Risiken, wie sie Zahrnt unum­wunden zugibt, ist es erstaunlich, daß vereinzelt Theologen die Be­hauptung wagen, die Methode ermögliche, eine „genauere, höchst­mögliche Sicherheit (!) von echten Jesusworten und Fakten zu er­reichen" 58 . Ein Vergleich mit den Kundgaben der NO beweist, wie falsch die extremen Ergebnisse dieser Methode sind.




Formgeschichte - Kerygma - Entmythologisierung


Das Bemühen, die Texte des Evangeliums in das Denken unserer Zeit zu übersetzen, nennt die Wissenschaft Hermeneutik. Der mar­kanteste Vertreter der hermeneutischen Arbeiten ist der evangelische Theologe Rudolf Bultmann. Sein Name und seine Thesen sind durch die Massenmedien auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ge­worden. Die Arbeiten setzten bereits nach dem Ersten Weltkrieg ein und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt und damit zu­nehmend bekannter.

Um dem heutigen Menschen die damalige Darstellungsweise, wie sie uns in den Evangelien entgegentritt, verständlich zu machen, be­dient sich Bultmann einer Brücke, die er das „Kerygma" nennt. Ke­rygma heißt wörtlich „Verkündigung". Bultmann glaubt, dem moder­nen Menschen die Botschaft Jesu nahebringen zu können, indem er vorgibt, der Inhalt des Evangeliums sei zum großen Teil Mythos, also keine geschichtliche Wirklichkeit, sondern „Gemeindebildung", d. h. von dieser erfundene Geschichte. Deshalb müsse das Evangelium durch rationale Wissenschaft entmythologisiert werden.

Durch das im Jahre 1943 erschienene Buch Bultmanns Offenbarung und Heilsgeschichte wurden endlose Diskussionen über das Entmythologisierungsthema ausgelöst. Die Entmythologisierung erfolgt durch Bultmann auf eine radikale Weise. Er legt die Axt an die Wurzeln der christlichen Lehre, indem er, ebenso wie ehedem Strauß, Harnack u. a., die Göttlichkeit Jesu, die Jungfrauengeburt, die Auferstehung, die Wunder u. a. mehr leugnet. Die Auferstehung Jesu besteht für Bultmann nur in der Phantasie der Jünger. Er leugnet nicht den hi­storischen Jesus, aber er interessiert ihn überhaupt nicht. Jesus kommt neben der Sache zu stehen, ohne Bedeutung für den Glauben. Er ist nur ein geglaubter Jesus. Aber nicht nur von der Person Jesu, son­dern auch von seiner Lehre bleibt nicht viel übrig. Bultmann schreibt: „So zeigt sich schließlich, daß Jesus als der Offenbarer Gottes nichts offenbart hat, als daß er der Offenbarer ist." 59 Es ist deshalb be­greiflich, wenn ein Autor hierzu bemerkt, daß Bultmanns Jesusbuch „in gewissem Sinn ein Buch von Jesus ohne Jesus ist" 60 . Und ein an­derer stellt fest: „Nach dem Neuen Testament ist das Wort Fleisch geworden, ... in der Kerygmatheologie ist das Wort Kerygma ge­worden." 61

Die Gottheit Jesu, die Erlösung und damit viele andere fundamen­tale christliche Lehren fallen dem Kahlschlag der Entmythologisie­rung Bultmanns und seiner Schule zum Opfer. Für ihn ist die Offen­barung keine übernatürliche Wissensvermittlung, sondern „Gemein­deglauben". „Aber", so fragt Zahrnt, „wenn wir Jesus nur noch im Kerygma haben, was haben wir dann überhaupt noch von ihm?"

Selbst dem atheistischen Philosophen Ernst Bloch erscheint die Deutung der Entmythologisierer als gänzlich neben der Sache liegend. Diese Theologen versuchen nach Blochs Meinung, das Evangelium „in lauter Legenden aufzulösen, wie Moses oder Wilhelm Teil" 62 . Scharf­sinnig argumentiert Bloch: „Zu einem Kind, das im Stall geboren, wird gebetet . . . Zugleich ist der Stall wahr. Eine so geringe Her­kunft des Stifters wird nicht erfunden. Sage macht keine Elendsmale­rei und sicher keine, die sich durch ein ganzes Leben fortsetzt. Der Stall, der Zimmermannssohn, der Schwärmer unter kleinen Leuten, der Galgen am Ende, das ist aus geschichtlichem Stoff, nicht aus dem goldenen, den die Sage liebt." 63

Die Methoden, die Bultmann anwendet, um Schrifttexte, die seiner Auslegung im Wege stehen, auszuräumen, muten oft seltsam an. Der Apostel Paulus beruft sich (1 Kor 15, 3-8) bezüglich Jesus und sei­nes Schicksals auf noch lebende Augenzeugen. Sie waren damals be­fragbar, und diese empirische Beweisführung steht Bultmanns Be­streben, alles als Mythos zu erklären, hinderlich im Wege. Deshalb erklärt er kurzerhand, des Paulus Argumentation sei theologisch „fatal". Diese seltsame Kasuistik kennzeichnet der aus der evangelischen Kirche ausgeschiedene Theologe Joachim Kahl ebenso sarkastisch wie treffend: „Nicht für den Apostel ist dies fatal, sondern für Bult manns Auslegung. Der permanente Frevel an Texten ist Bultmann nicht allein anzulasten. Darin besteht das Metier der Theologen über­haupt." 64

Bultmann hat bereits von einem Teil seiner Schüler Ablehnung er­fahren. So erklärt Ernst Käsemann rundheraus, daß die formge­schichtliche Methode „uns völlig im Stich läßt, wenn wir nach for­malen Kennzeichen des authentischen Jesus fragen" 65 . Ein anderer Schüler Bultmanns, Gerhard Ebeling, sagt: „Fehlte die Auferstehung Jesu, so würde ihm alles fehlen, so wäre er selber damit hinfällig." 66

Zu welch grotesken Ergebnissen die Methode der Entmythologisierung führt, zeigt die Auffassung Edouard Dujardins, der schreibt, Jesus sei eigentlich der Nun, der Gott der Fische, (oder genauer ge­sagt) die Wasserschlange. 67

Welch eine Verarmung bedeutet diese Umdeutung des Evangeliums gemessen an der grandiosen Konzeption des Erlösungswerkes, wie sie in den umfassenden und tiefen Erläuterungen zum Evangelium in der Neuoffenbarung zum Ausdruck kommt.

Bei den bibelkritischen Forschungen haben eine seltsame Mischung von Wissenschaft und Phantasie die abwegigsten Ergebnisse erzeugt. Das Wort Mommsens: „Die Phantasie ist wie aller Poesie auch aller Historie Mutter", erlangt bei der Tätigkeit der Bibelkritiker volle Geltung. Dem Intellekt gelingt es offensichtlich nicht, sich von Trug­bildern freizuhalten. Die Intelligenz unterliegt unentwegt der Ver­suchung, alles aufzulösen, was wegen der metaphysischen Tiefe für sie nicht begreifbar ist. Dostojewski hat den Sachverhalt richtig dar­gestellt, wenn er sagt: „Vieles, was den Gebildeten als primitiv er­scheint, ist nicht primitiv, sondern primär." In der Neuoffenbarung steht der Satz, der so manchen Entmythologisierer nachdenklich stim­men sollte: „Es gibt mehr, als Wort und Schrift vermitteln können." (JL.Ev11.S.135)

Das Wort Gottes ist in der Bibel oft absichtlich verdunkelt und verborgen.Wer das Geheimnis mit analytischen Methoden zu ent­schleiern versucht, greift ins Leere wie der Jüngling von Sais. Mit Hilfe der menschlichen Einbildungskraft läßt sich kein Mysterium verstehen. Wo dieser Weg hinführt, ist in der NO klar gesagt: „Wer da äußerlich rein historisch nach seinem Verstande urteilt, was muß der bei diesen sehr verschiedenen Angaben (im Evangelium, d. Vf.) wohl notwendig finden, so er recht spitzkritisch zu Werke gehen will? Ich sage dir: Entweder den Tod seines Verstandes oder den Tod seines Glaubens." (jl.him2.139,15)

Wir haben einleitend in diesem Kapitel darauf hingewiesen, daß die Wurzeln der rationalistischen Denkweise, mit der man den In­halt der Botschaft Jesu zu bewältigen versucht, bei den Philosophen zu suchen sind. Das gilt auch im Falle Rudolf Bultmanns. Der Einfluß der Philosophie Heideggers auf Bultmann ist, wie Dietrich von Hil­debrand ausführt, wohlbekannt. 68 Die Wahrheit ist aber keine Sache philosophischer Spekulationen.

Die Feststellung Gollwitzers, daß die Entmythologisierungstheologie sich nicht auf einige wenige Theologen beschränkt, sondern daß diese in viel weitere Kreise der evangelischen und teilweise auch der katholischen Theologen eingedrungen ist, ist wahrhaft beklemmend. Gollwitzer sagt: „Die gesamte protestantische Theologie ist heute durch die Fragestellungen und Antworten Rudolf Bultmanns und sei­ner Schüler geprägt, wie die Rede von einer Generation post Bult­mann natum." 69

Was übrigens heute die Theologie der Entmythologisierung als neue Erkenntnis anbietet, ist kein Novum. Marcion hat das alles be­reits im 2. Jahrhundert praktiziert. Er verwarf die Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes, und aus dem Lukasevangelium eli­minierte er alle Stellen, die seinen Vorstellungen nicht entsprachen. Mit Recht schreibt deshalb Jean Guitton: „Wer wie Bultmann das Evangelium ,entmythologisieren' will, ist vom Geiste Marcions ver­schroben." 70

Fast die gesamte historisch-kritische Forschung ist von den heidni­schen Gegnern des Christentums wie Porphyrius (3. Jh.) und Celsus (2 Jh.) vorweggenommen worden. Schon die Nestorianer behaupteten im 5. Jahrhundert, daß nicht der Gottessohn am Kreuz starb, sondern nur ein Mensch. Bei dem Gnostiker Valentinus ist Jesus der „Erlöser" im Sinne des erleuchteten und beispielhaften Lehrers, als welchen ihn ja heute fast alle liberalen Autoren ansehen.

Die moderne Forschung steht jetzt wieder vor dem gleichen Ge­heimnis, wie ehedem die Gnostiker und heidnischen Kritiker. Wer die Auferstehung Jesu und die Erlösungstat leugnet, entzieht dem Christentum die Grundlage, und alle Predigt ist dann eitel: „Wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist unsre Predigt eitel und leer euer Glaube." (1 Kor 15, 14) „Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht." (1 Joh 2, 23)

Die Göttlichkeit Jesu ist ein Mysterium, das dem Menschen zu unfaßbar ist. Einen leidenden Gott konnten sich die heidnischen Rö­mer ebensowenig vorstellen wie die heutigen Entmythologisierer. Und deshalb bleibt es ständig bei einer Art historischen Ratespiels, wechselnden Forschungsmethoden, die bei gleicher Ausgangslage, un­haltbare Hypothesen und teilweise absurde Ergebnisse zeitigen. Der Vers des Johannes-Evangeliums: „Das Licht kam in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen" (Joh 1,5) hat bis heute seine Geltung behalten.

Die Verwirrung ist unter den Christen im Laufe der Jahrzehnte immer größer geworden. Ratlos fragen sie sich, ob alles, was die Kir­chen lehren, Mythos, d. h. Erfindung ist. Woher manche Theologen den Mut nehmen zu der Behauptung, die Ergebnisse der historisch­-kritischen Methode (einschließlich der Entmythologisierung, d. Vf.) seien geeignet, „dem modernen Menschen das Christentum wirkungs­voll nahezubringen" 71 , ist unerfindlich.

Wenn Günther Bornkamm darauf hinweist, daß mit der radikalen Bibelwissenschaft auch der Atheismus wie eine Lawine sich ausbreitete 72 , so ist der Kausalzusammenhang zweifelsfrei. Wahrscheinlich hat Papini recht, wenn er sagt: „Keine Zeit war wie die unsrige fer­ner von Christus und zugleich sehnsüchtiger nach ihm." „Die Wort­erklärungen der Philologen, die Kommentare der Exegeten, die Les­arten der Handschriftenforschung - das alles hilft wenig. Das Herz braucht etwas anderes." 73 Menschen, die nicht blind sind für meta­physische Tiefe, haben auch heute noch eine Sehnsucht nach echter Offenbarung.

Von diesen heißt es in der Neuoffenbarung: „Ich werde euch (den Verbreitern der NO) die reifen Seelen in den Weg führen." (gm.pred.026,18) „Reif sind sie", heißt es dort weiter, „weil in ihnen das Stre­ben nach höheren Zielen wach und lebendig geworden ist." (jl.ev05.128,03)

„Solange der Mensch in sich ein solches Bedürfnis nicht fühlt, son­dern, ganz einem Tier gleich, unbekümmert für seine Lebenssphäre, in was sie auch übergehe, fortlebt und ißt wie ein Polyp auf dem Meeresgrund, in dem ist noch keine Reife für eine höhere Offenba­rung vorhanden." (jl.ev05.128,04) „Darum wird aus den Himmeln auch nur denen das Licht der Er­weckung ihres Geistes gegeben, die es suchen und als ein höchstes Le­bensgut auch über alles lieben und hochschätzen." (jl.ev09.180,06)




War Jesus ein Essäer oder Anführer eines Aufstandes gegen die Römer?


Im folgenden Kapitel müssen wir uns mit einer speziellen bibel­kritischen Literatur befassen, die von den Experten als unwissen­schaftlich und tendenziös bezeichnet wird. Die in den betreffenden Schriften aufgestellten Thesen, Jesus sei ein gescheiterter politischer Rebell oder ein militanter Sozialrevolutionär gewesen, werden seit Jahrzehnten immer erneut in die Massen hineingetragen. Dasselbe gilt von Johannes Lehmanns weitverbreiteter Behauptung, das Chri­stentum sei nicht auf Jesus Christus zurückzuführen, sondern habe seinen Ursprung in der jüdischen Sekte der Essäer von Qumran. Zu­gleich übernimmt Lehmann die lange vor ihm von anderen aufge­stellte Theorie, Jesus sei ein Anführer eines gescheiterten Aufstandes gegen die Römer gewesen.

Die Kenner des Evangeliums werden sich ob dieser eigenartigen Pseudo-Exegese wundern, weil sie sich kaum vorstellen können, daß der Text des Evangeliums etwas Brauchbares für solche Phantasie­produkte hergibt. Protestantische, katholische und jüdische Theolo­gen und Historiker, die Experten dieses Fragenkomplexes sind, ver­treten denn auch einhellig die Meinung, daß die betreffenden Au­toren dem Evangeliumstext Gewalt antun. Die öffentliche Kritik der Experten in Wort und Schrift ist vernichtend. Das konnte jedoch nicht verhindern, daß die Theorien weiteste Verbreitung fanden. Der Lei­tung des Süddeutschen Rundfunks erschienen sie offenbar als eine Sensation. Sie strahlte die Ansichten Lehmanns unter dem Titel „Das Geheimnis des Rabbi J." im Jahre 1970 in einer dreizehnteiligen (!) Sendefolge aus. Am 8. April 1970 fand dann ein zweistündiges Po­diumsgespräch über das Thema statt. Hierbei wurde die völlige Unhaltbarkeit der erwähnten Theorien erhärtet. Das hinderte jedoch die Illustrierte Stern nicht, „Das Geheimnis des Rabbi J." als vierteilige Vorabdruckserie mit der Überschrift Wer war Jesus? Was die Kirche verschweigt zu veröffentlichen. Schließlich erschien dann das Ganze als Buch im Econ-Verlag mit dem Titel Jesus-Report - Protokoll einer Verfälschung. Millionen Menschen haben die Sendungen gehört, die Illustriertenartikel und das Buch gelesen. Viele darunter werden die Einwendungen der Wissenschaftler beim Podiumsgespräch aber nicht gehört haben. Man wird hier an eine Aussage der Neuoffenba­rung erinnert, die die heute herrschende Situation kennzeichnet: „Die Wahrheit wird stets schwer zu erreichen sein, während sich das Regi­ment der Lüge gratis über die ganze Welt breitmacht." ( Gr IV 33, 04)

Eine Einbeziehung der erwähnten Hypothesen in unsere Betrach­tungen scheint insbesondere deshalb angebracht, weil aus der Neu­offenbarung der wirkliche Sachverhalt klar erkennbar wird.

Johannes Lehmann will aus den Bibeltexten herauslesen, Jesus habe den Essenern (auch Essäer genannt) nahegestanden und deren Lehre vertreten. Im dritten Jahr seiner Lehrtätigkeit habe er sich entschlos­sen, den Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht mit seinen zahl­reichen Anhängern zu wagen, der dann fehlgeschlagen sei, so daß er als Anführer von den Römern hingerichtet worden sei. Nach seinem Tode hätten ihn dann seine Anhänger zu dem gemacht, als was er in den Evangelien erscheint.

Wäre Jesus ein Rabbi mit essenischer Lehre gewesen, so würde das Christentum seit zweitausend Jahren eine einzige Täuschung darstel­len. Diese Unterstellung Lehmanns zielt denn auch auf den Zusam­menbruch des Christentums ab. Daher die in seiner Schrift gestellte Suggestivfrage: „Ist Qumran (das zentrale Kloster dieser Gemeinde am Toten Meer, d. Vf.) die ,Wiege des Christentums'? und ist das Christentum nichts weiter als die historisch gewachsene Fortsetzung chassidischer Einsiedler?" 74

Lehmann nimmt die in den vierziger Jahren unseres Jahrhunderts in der Nähe des Toten Meeres gefundenen Schriften (Qumran-Schriften, d. Vf.), die außer dem Alten Testament auch sonstige Leh­ren enthalten, zum Anlaß und zur Grundlage seiner Behauptung, das Christentum sei qumranischen Ursprungs. Durch diese Texte sei er­wiesen, daß die Lehre Jesu nicht originär, sondern von den Qumran-leuten (Essäern) übernommen worden sei. Daß es zu solchen Gedan­kengängen kommen konnte, ist u. a. auf die kurz nach der Auffin­dung der Schriften erfolgte voreilige, sensationell wirkende Veröffent­lichung zurückzuführen, die in eine falsche Richtung führte. Im Jahre 1950 behauptete der französische Professor Andre Dupont-Sommer (Sorbonne, Paris), der in den Schriftrollen erwähnte Lehrer der Ge­rechtigkeit sei identisch mit Jesus, denn auch jener sei verurteilt, ge­kreuzigt worden und zum Himmel, zu Gott gefahren. Wie Jesus habe auch er ein Strafgericht verkündet und sollte am Ende der Zeiten ein höchster Richter sein. 75

Die Nachricht wurde von den gesamten Massenmedien begierig aufgegriffen; sie wirkte bei vielen Christen schockartig. Aber die Sensation verblaßte schnell. Dupont-Sommer sah sich durch die soforti­gen Einwendungen fast aller an den Übersetzungsarbeiten beteilig­ten Gelehrten genötigt, unverzüglich seine voreiligen und unrichtigen Behauptungen zu widerrufen. Einer wissenschaftlichen Prüfung hiel­ten sie nicht stand. Der evangelische Theologieprofessor Herbert Braun, der sich seit fünfzehn Jahren mit den Qumranrollen beschäftigt, erklärt: „Vom Leiden, Sterben und Auferstehen dieses »rechten Leh­rers' steht in der Kolumne des Habakuk-Kommentares schlechter­dings nichts. Alle Analogien zwischen Jesus und der Qumransekte, die darauf abheben, haben die Texte gegen sich, auch wenn gerade an diesem Punkt das populäre Interesse seine Sensation sucht." 76

Die Qumranleute warten nicht auf einen, sondern auf zwei Messiasse, wobei der eine ein Priester und der andere ein Feldherr sein sollte. Lehmann schreckt nicht vor Textänderungen zurück und „be­treibt auch sonst bewußte Falschinformation". 77

Die christliche Lehre kann unmöglich aus den Qumranschriften her­geleitet werden, weil sie in wichtigsten Teilen der Lehre Jesu diametral entgegenstehen. Der protestantische Neutestamentier Herbert Braun, der nach P. K. Kurz nicht im Verdacht steht, an dogmatischen Über­lieferungen wider bessere Einsichten festhalten zu wollen, und ein her­vorragender Kenner der Schriftrollen ist, erklärt: „Die von Jesus ge­forderte Liebe zum persönlichen und religiösen Feind (Mt.05,44) geht weit über das Alte Testament hinaus und steht in schroffem Gegensatz zu dem ,ewigen Haß gegen die Männer der Grube' (Man 9, 21 f.), der den Sektenfrommen abverlangt wird." 78

Die Liebe der Essäer durfte sich nur auf die Sektenangehörigen erstrecken, alle Außenste­henden waren zu hassen. Dieselben krassen Unterschiede bestehen be­züglich Gesetzes- und Ritualfragen. Das Wort Jesu über den Sabbat (Mk 2, 27) muß von den Essäern geradezu als frevelhaft angesehen worden sein. Auf rituelle Reinheit legten sie größten Wert, während Jesus, wie die NO berichtet, die Pharisäer durch das Unterlassen des Händewaschens bewußt provoziert hat. Die Qumranleute durften noch nicht einmal ein Streitgespräch mit den „Männern des Frevels" (Außenstehende, d. Vf.) führen und weder Speise noch Trank anneh­men. 79 Von den Essenern wurden die Zöllner und Sünder ebenso ge­mieden wie von den Juden.

Zur Untermauerung seiner Hypothesen stützt sich Lehmann auf Frank M. Cross. Aber sein Gewährsmann „identifiziert Qumran und Christentum gerade nicht" 80 . Lehmanns These bricht - wenn sie einer kritischen Prüfung unterzogen wird - zusammen wie ein Kar­tenhaus. Sämtliche katholischen und protestantischen Exegeten spre­chen ihm die erforderlichen Sachkenntnisse in dieser Materie ab und bescheinigen ihm „massive Unkenntnis der wissenschaftlichen Litera­tur" 81

Lehmann sieht in Jesus aber nicht nur einen Essäer. Er behauptet darüber hinaus, Jesus sei auch ein Widerstandskämpfer und Anführer gegen die römische Besatzungsmacht gewesen. Diese These ist jedoch nicht neu. Einige Jahre vor Lehmann hat dasselbe der amerikanische Historiker und Orientalist Carmichael in seiner Schrift „Leben und Tod des Jesus von Nazareth" 82 schon behauptet.

Auch die im Jahre 1970 in Deutschland erschienenen Jesus-Romane schildern Jesus als Aufrührer und Partisanenführer. 83 Der Romanschriftsteller Frank Andermann gibt zwar in seinem Buch Das große Gesicht zu, daß er seiner „Phantasie (!) den Auftrag gegeben hat, nach dem Ursprung des Unternehmens zu forschen, das am Kreuz endete" (S. 165), be­hauptet aber andernseits kühn, die Evangelisten seien in seinen Augen Betrüger.

Im Licht der Neuoffenbarung erscheinen die Fabeln dieser Schriftsteller „wie in einem Vexierspiegel verzerrte, übertriebene, schreckenerregende oder groteske" 84 Vorgänge.

Schon Reimarus hatte im 18. Jahrhundert dieses Thema aufgegriffen. Der jüdische Autor Robert Eisler schrieb in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts darüber ein umfangreiches Buch. 85 Bischof Dibelius bezeichnet diese Schrift als „kombinatorische Magie" und die Arbeit von Carmichael, die ganz auf Eislers Buch aufbaut, „ein plagiatorisches Kondensat aus Eislers großem Werk" 86 .

Dennoch fand das Buch Carmichaels weite Verbreitung und den Beifall der Sensationspresse. Auch der Herausgeber des Spiegel, Ru­dolf Augstein, zollte in einer Buchbesprechung der Rebellenthese be­geisterten Beifall. 87

Anklang fand die These aber auch bei Theologen seit Lietzmann, Greguel, R. Bultmann, H. Buhr, ferner bei dem Philosophen W. Bökker und dem jüdischen Autor Paul Winter. 88

Die Bibeltexte geben für fragliche Theorien nicht viel her. Das tut Lehmann und den übrigen Autoren in ihrem Bestreben keinen Ab­bruch. Lehmann umgeht dieses Problem, indem er die Fiktion auf­stellt, die Evangelisten wollten ihre eigene Rebellentätigkeit „ver­tuschen" und „verharmlosen"; sie wollten nicht „berichten, sondern berichtigen" (S. 138).

Wie argumentieren nun diese Autoren konkret? Das Hauptargument für die angebliche revolutionäre Betätigung Jesu ist bei allen die Tempelreinigung, obwohl diese nach den Texten des Evangeliums weder im Prozeß Jesu vor dem Synedrium noch vor Pilatus eine Rolle gespielt hat. (Wie wir aus der NO zitierten, hatte diese Tempelreini­gung keinerlei Konsequenzen, und Jesus wurde nicht weiter behelligt.) In Verbindung mit der Tempelreinigung wird als Indizienbeweis der Einzug in Jerusalem herangezogen, obgleich die beiden Ereignisse - wie wir aus der NO zuverlässig wissen - fast drei Jahre auseinander lagen. In diesen Vorkommnissen sehen die Verfasser die Besitzergrei­fung des Tempels durch die Anhänger Jesu mit Gewalt. Nach dem niedergeschlagenen Aufstand sei Jesus als politischer Rebell von Pila­tus zum Tode verurteilt worden. Für alle Verfasser, die in Jesus einen jüdischen Freiheitskämpfer sehen, ist diese Erklärung das Axiom, um das herum sie ihre These aufbauen. Sie bemühen sich nicht im gering­sten, den hintergründigen Ursachen des sonderbaren Verhaltens des Pilatus nachzugehen. Wenn sie auf die historischen Fakten, die wir im Kapitel „Der Erdenweg Jesu. Aufhellende zusätzliche Kundgaben der Neuoffenbarung zum Evangelium" im Zusammenhang mit dem Ju­stizmord des Pilatus geschildert haben, eingegangen wären, so hätte das ihre Theorie zum Einsturz gebracht, und deshalb übergehen sie die politischen Zusammenhänge und die hintergründigen Motive des Pilatus mit Schweigen.

Da die Tempelreinigung aufgrund der Schilderung des Evangeliums nicht mit einem politischen Aufstand verwechselt werden kann, finden die Autoren der Revolutionstheorie dennoch einen Weg, die Dinge so zu sehen, wie sie es sich a priori vorgenommen haben. Der Bericht des Evangeliums, so behaupten sie, sei „eine Art Abschwächung auf das Minimum dessen, was in Wirklichkeit ein massives Unternehmen ge­wesen sein muß". So Carmichael. Auch der Evangelienvers „Herr, hier sind zwei Schwerter" wird als Indiz bewertet, daß die Jünger be­waffnet waren. Aber auch Eisler wußte, daß man mit zwei Schwer­tern keinen Aufstand unternehmen kann, und so biegt er den Text eben in seinem Sinne zurecht und schreibt: „Sie antworteten, indem sie Jesus - jeder von ihnen natürlich - zwei Schwerter vorzeigen." 89 (!) Daß bewaffnete Aufständische jemals mit zwei Schwertern pro Mann in den Kampf zogen, ist völlig neu in der Geschichte der Revolutionen.

Wie weit entfernt diese abenteuerlichen Konstruktionen von der Wahrheit sind, zeigt der folgende Text aus der Neuoffenbarung, wo gesagt ist, welcher Art die Waffe eines Jüngers Jesu sein soll: „Eure Waffe gegenüber den Menschen bestehe stets nur in der Liebe, Sanftmut und Geduld, und ihr werdet auf diesem Weg, den Ich selbst nun vor den Menschen wandle, mehr ausrichten, als mit purem Feuereifer und seinem diamantenen Ernst." „Doch wo ihr sehen werdet, daß ihr mit Liebe und der rechten Weisheit mit den zu verfinsterten Menschen nichts auszurichten vermögt, denen kehrt den Rücken und ziehet von dannen." (jl.ev09.148,09 u. 11)

„Ich selbst bin ja nun auch auf dieser Erde und füge Mich, Meiner äußeren Persönlichkeit nach, in die von dem römischen Kaiser vorge­schriebene Ordnung und lehne Mich nirgends, nicht einmal dem An­schein nach, wider dieselbe auf." (jl.ev05.133,05)

„Seid auch ihr der weltlichen Obrigkeit stets Untertan, ob sie mild oder strenge ist, denn sie hätte keine Macht, so ihr sie nicht der vielen unverbesserlichen Sünder wegen von oben gegeben wäre." (jl.ev09.159,16)

Sowohl im Evangelium als auch in der Neuoffenbarung ist die Rede vom „Kampf" und vom „Schwert". Die ausführlichen Kund­gaben der NO lassen keinen Zweifel darüber offen, welchen Sinn diese Textstellen beinhalten.

„Ich gebe euch für diese Welt keinen Frieden, sondern das Schwert, denn durch den Kampf mit der Welt und mit allem, was sie euch bietet, müßt ihr euch des ewigen Lebens Freiheit erringen! Denn Mein Reich leidet Gewalt, und die es nicht mit Gewalt an sich reißen, die werden es nicht einnehmen." (jl.ev01.201,04)

„Wer aber da meint, daß Ich nun ein irdisches Reich gründen werde, der irrt sehr. Die Römer sind nun eure irdischen Herren und werden es auch in der Zukunft so lange bleiben, als es Gott gefallen wird. Wenn ihr euch aber wider sie auflehnen werdet, dann werden sie euch zerbrechen und zermalmen." (jl.ev08.085,26)

Aus der NO erfahren wir, daß der Ratsherr Nikodemus gegenüber dem Lazarus den Ausspruch tat: „Das Merkwürdige ist, daß Er bei den Römern einen großen Anhang hat, und daß Ihm bei der Aus­breitung seiner Lehre von ihnen gar keine Hindernisse in den Weg gelegt werden." (jl.ev07.047,11)

Auch viele Juden teilten diese Meinung. Als Jesus bei dem geschil­derten dramatischen geistigen Kampf auf dem Tempelplatz um die Seele des jüdischen Volkes rang, weigerte er sich, sich zum König und damit zum Führer eines Aufstandes machen zu lassen. Daraufhin sag­ten die Juden: „Er ist bekanntlich ein Freund der Römer und Griechen und kann daher bei uns Juden keinen besonderen Anhang fin­den." (jl.ev06.146,35)

Vergleicht man diese Aussagen mit der völlig abwegigen Rebellen­theorie, so wird man an einen Vers aus dem Alten Testament erin­nert: „Vielerlei Einbildung haben ja die Menschenkinder, und müßige Wahngebilde führen irre." (Sir 3, 23-24)

Jesus forderte einen Umsturz, aber er meinte eine moralische Revo­lution, den inneren Umsturz der Werte, der zu einer anderen Geistes­haltung führt. Diese Umkehr, die metanoia des Neuen Testaments, kann allein die Welt erneuern und verändern.

Es steht noch die von Lehmann aufgestellte Behauptung, Jesus sei ein Essäer gewesen, und somit sei das Christentum nicht als originäre Lehre Jesu anzusehen, unbeantwortet im Raum.

Die Neuoffenbarung nimmt auch zu dieser Frage - wie die folgenden Zitate zeigen - in aktueller Weise Stellung. Wie daraus zu entnehmen ist, hat Jesus sei­nen Jüngern vorausgesagt, daß man schon zu seinen Lebzeiten sich erzählen werde, er sei aus der Schule der Essäer hervorgegangen.

„Auch wir sind von den Essäern nach allen Seiten hin umlagert, die vor dem blinden Volke mit Leichtigkeit allerlei Zeichen tun, um es mit der Zeit ganz für sich zu gewinnen. Und so machen nun unsere stärker und wunderbarer auftretenden Zeichen das Volk im allgemei­nen wenigstens stutzen, wenn sie es auch nicht völlig überzeugen, und das ist gerade das rechte Maß, und es wäre dem Volke zu keinem Heile, so wir mit den Zeichen noch einen größeren Aufwand machten. Wenn Ich alle die Kranken heile, ja sogar die Toten auferwecke, so macht das eben vor dem Volke den Essäern gegenüber kein zu großes Aufsehen - wohl aber bereitet das den Templern einen größten Ärger, die aber auch den ihnen gerade auf der Nase sitzenden Essäer­orden schon lange zu allen Teufeln gewünscht haben." (jl.ev04.248,06)

„Es ist aber auch ein ordentlicher Scherz, da Ich gerade ein Wasser auf die Mühle der Essäer bin, und ihr werdet es noch erleben, daß man zu euch sagen wird, daß auch Ich ein aus der Schule dieses Ordens hervorgegangener Jünger sei und arbeite nun für das Gedeihen dieses Ordens, der nun selbst der Meinung ist, daß er moralisch bald alle Welt beherrschen werde. Diesen Orden haben wir daher vorderhand nicht wider uns, und er dient uns, auch ohne uns eigentlich dienen zu wollen." (jl.ev04.248,08)

Tatsächlich fanden sich damals Juden, die ihn für einen Essäer hiel­ten: „Er ist nichts als ein verkappter Essäer, er ist mit allen Zauber­künsten ausgerüstet und verführt fein und sauber das Volk." (jl.ev06.146,36)

Zu den Essäern selbst sagte Jesus: „Eure Worte, die ihr Essäer dem Volk predigt, sind pur Lug und Trug, weil ihr selbst nicht glaubt, was ihr lehrt. Denn ihr habt eine Doppellehre, eine fürs Volk und eine ganz andere für euch, von der ihr unter euch sagt, daß sie wahr sei, daß aber das Volk davon nichts vernehmen dürfe, um in der Lüge ruhig und glücklich zu sein." „Was ihr für Wahrheit haltet, ist ganz Lüge, was ihr aber das Volk lehret, ist nur zur Hälfte Lüge." (jl.ev02.104,20)

Zu seinen Jüngern sagte Jesus: „Lasset euch von den Essäern nicht berücken, denn ihre Worte sind Lügen, ihre Taten Betrug, und ihre Freundschaft ist die wahrste Heuchelei." (jl.ev05.274,08)

Nach Angaben der NO war der Apostel Bartholomäus „als voll Eingeweihter" im Kloster Qumran, konnte dann aber entkommen. Bartholomäus kannte die Tricks, mittels denen die Essäer ihre „Wun­der" wirkten, mit denen sie das Volk beeindruckten und ihm das Geld aus der Tasche zogen. (jl.ev02.098,06 f.)

Wenn Lehmann sein Buch mit dem Untertitel „Protokoll einer Ver­fälschung" versieht, so stellt er die Sachverhalte auf den Kopf. Nicht das Evangelium, sondern seine Schrift, der von allen Seiten wissen­schaftliche Unhaltbarkeit bescheinigt wird, verdient diese Bezeichnung. Sowohl Carmichael als auch Lehmann dürften sich über die Brüchigkeit ihrer krampfhaften Umdeutungsversuche im klaren sein, aber sie konnten dessenungeachtet sicher sein, daß ihre Bücher ihre „Gläubigen" finden und der finanzielle Erfolg nicht ausbleiben würde.

Dem Gesagten möchten wir noch eine Bemerkung der Zeitschrift Publik vom 30. Oktober 1970 nachtragen: „Lehmann schreibt in einer erschreckenden Unkenntnis der Fachliteratur, und zwar gerade der historisch-kritischen. Nach all dem fragt man sich, wie es möglich war, daß Lehmanns Manuskript als ,Report' oder ,Protokoll' durch die Fachredaktionen des Süddeutschen Rundfunks und durch das Lektorat des Econ-Verlages hindurchging und veröffentlicht wurde. Nicht einmal die Schreiber von Science-fictions dürfen sich heute auf ihrem Gebiet derartige Verdrehungen wissenschaftlicher Fakten leisten."



War Jesus ein Sozialrevolutionär?


Die These vom Rebellenführer Jesus ist durch eine neue Zeitströ­mung in den Hintergrund gedrängt worden. Mehr „in" ist heute die „Theologie der sozialen Revolution". Viele junge Pfarrer beider Kon­fessionen, Theologiestudenten, aber auch die studentische Jugend über­haupt, sehen weithin in Jesus einen Sozialrevolutionär, der das Schwergewicht seiner Tätigkeit auf die Umwandlung der Gesellschaft gelegt habe und dessen Zielsetzung in erster Linie die Verbesserung der Lage der Armen gewesen sei.

Auch diese Theorie ist durchaus nicht neu. Der Sozialist Kautsky hat bereits im Jahre 1908 in seinem Buch Ursprung des Christentums Jesus als einen Systemüberwinder angesehen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bemühten sich in den USA gleich mehrere Autoren, Jesus in einen „Propheten einer idealen Sozialordnung" umzustilisieren. So z. B. W. Rauschenbusch, Shailer, Mathuos und F. G. Pedbody. 90

Immer wenn die sozialen Verhältnisse bedrückend waren, glaubten Theologen, vereinzelt in der Predigt von Jesus Spuren sozialkritisch-revolutionärer Tendenzen feststellen zu können. Heute finden diese Vermutungen besonders Nahrung durch die große Armut in den un­terentwickelten Ländern, denen im krassen Gegensatz der Reichtum der Wegwerfgesellschaft in den Industrieländern gegenübersteht. Die Namen des Arztes Che Guevara, des Priesters Camillo Tores und des ev. Pfarrers Martin Luther King, die ihren Kampf für eine größere Gerechtigkeit mit ihrem Leben bezahlten, sind in aller Welt ein Be­griff geworden. Ebenso hat die Aktivität des brasilianischen Erzbi­schofs Dom Helder Camara in weitesten Kreisen Anerkennung und Bewunderung gefunden.

Die Theologie der sozialen Revolution ist nicht zuletzt eine Reak­tion auf die Verhaltensweise der Kirchen, vor allem der katholischen Kirche in der Vergangenheit. Der katholische Moraltheologe Bernhard Häring stellt die Sachlage wirklichkeitsgetreu dar, wenn er feststellt: „Die Tatsache, daß die hörigen Bauern und Lohnarbeiter im Mittel­alter schlechter behandelt wurden als die Sklaven in alten Zeiten, ist ein Beweis dafür, daß die christliche Kult-, Glaubens- und Liebesge­meinschaft schon damals nicht mehr lebendig war." 91 Als die Lage der Bauern im 16. Jahrhundert unerträglich geworden war, steckten die Bauern während der Bauernaufstände rund tausend Klöster und Burgen in Brand, ein deutlicher Hinweis, wo ihre Ausbeuter zu suchen waren. 92 Religiöse Motive hatte der Bauernaufstand nicht. Im 19. Jahrhundert überließ die Kirche die verelendeten Arbeitermassen der Verzweiflung, und gegen die Schrecken der Kinderarbeit, insbeson­dere in den Bergwerken, rührte sie keine Hand. Die Bischöfe ent­stammten bis zum 19. Jahrhundert ausschließlich der Schicht der rei­chen Feudalherren. Noch in unseren Tagen stehen sie in Spanien und in Südamerika zum großen Teil auf der Seite der alles beherrschenden dünnen Oberschicht. Erzbischof Dom Helder Camara wird von ihnen ebenso mit scheelen Augen angesehen wie im 16. Jahrhundert der Mönch Las Casas, der dem Papst über das Elend der versklavten und geschundenen Indios berichtet hatte. Nur vereinzelte Heilige, die sich der Armen annahmen, leuchten wie Sterne in der dunklen Nacht einer lieblosen Kirche. Nicht ohne Grund heißt es in der Neuoffenbarung von der katholischen Kirche: „Deine Liebe ist ein kalter Ofen." (jl.him2.193,06)

Aber die Führer der protestantischen Kirche waren damals genauso verständnislos. Luther schrieb, der gemeine Mann müsse mit Bürden beladen werden, sonst werde er zu mutwillig. Melanchthon sagte: „Daß die Bauern nicht mehr leibeigen sein und die bisherigen Zinsen nicht mehr geben wollen, ist ein großer Frevel." 93

Die jungen Theologen haben erkannt, daß die Kirche den in der Botschaft Jesu vorgezeichneten Weg verlassen hat, aber es besteht die Gefahr, daß sie ins andere Extrem verfallen. Die in der theologischen Literatur zu findenden Ansichten lassen das befürchten. Die Aktions­richtung Jesu wird völlig falsch gesehen, wenn manche Theologen fol­gendes meinen: „Der einzelne wird von Jesus nicht auf ein zukünfti­ges totaliter aliter ( = Jenseits, d. Vf.) vertröstet, das er dann gar nicht mehr erlebt. Das gegenwärtige Leben wird nicht der Zukunft des Reiches geopfert." „Der von Jesus gebrauchte Begriff der ,Gottesherrschaft' verspricht eine aktive Überwindung der gegenwärtigen Unrechtszustände." 94

Hinweise auf das ewige Leben bezeichnet H. G. Link als „Vertröstungsideologie". In dieser neuen Theologie sieht dieser Autor „die Aufgabe einer grundlegenden Erneuerung des Chri­stentums"! Die Abkehr vom wahren Sinngehalt der Botschaft Jesu, wie sie aus der Neuoffenbarung klar und deutlich wird, bedeutet keine Erneuerung, sondern eine Zerstörung des christlichen Glaubens. Jesus hat - wie aus der NO hervorgeht - weder einen Klassenkampf noch ein Paradies auf Erden verkündet. Seine Predigt hatte keinen sozial­ethischen, sondern theozentrischen Charakter.

Es ist auch nicht zutreffend, wenn andere Theologen meinen, daß „Jesus niemals mit den Reichen und Mächtigen dieser Erde in Berüh­rung gekommen ist" 95 . Lazarus, Nikodemus und Josef von Arimathia zählten zu den reichsten Männern Palästinas. Jesus hatte auch nach den Kundgaben der NO engen Kontakt mit einflußreichen römi­schen Militärpersonen bis zu den höchsten Rängen. (jl.ev08.157,07)

Worauf es Jesus allein ankam, das ist im Evangelium und in der Neuoffenbarung ganz unmißverständlich ausgesprochen. In der Neu­offenbarung sagt der Herr: „Ich kann nur das geistige Fortschreiten, aber nicht das weltliche Wohlleben jedes einzelnen als Hauptzweck seines Erdenlebens im Auge haben." (gm.pred.024,26)

Was der Herr von der Verbiegung seiner Lehre in die gegenteilige materialistische Denkungsart hält, ist in der NO auch ganz konkret ausgeführt: „Eine solche Denkungsweise war schon seit Entstehung des Menschen immer bei einzelnen die Basis ihrer Handlungen, und in jetziger Zeit predigen eure gelehrten Materialisten ohne Scheu und finden ein großes Publikum, welches ihren Ansichten beistimmt und ihnen Beifall klatscht." (gm.pred.043,10)

Wie aktuell ist doch diese Kundgabe und wie präzise ist sie auf die heutigen theologischen Zeitströmungen zugeschnitten!

Und noch einmal wird an anderer Stelle der NO unüberhörbar klargestellt: „Diese Erde hat nun einmal die Bestimmung, daß auf ihr für die ganze Unendlichkeit Kinder des Geistes Gottes erzogen werden, und es ist darum nötig, daß der Boden stets mehr mager als zu locker und zu fett gehalten wird." (jl.ev02.205,09) „Es ist die Ar­mut zwar eine große Plage für die Menschen, aber sie trägt den edlen Keim der Demut und der wahren Bescheidenheit in sich und wird darum auch stets unter den Menschen verbleiben. Dennoch sollen die Reichen die Armut nicht mächtig werden lassen, ansonsten sie sehr gefährdet werden, hier und dereinst im Jenseits." (jl.ev04.179,03)

Die Armut ist - wie hier aus der Neuoffenbarung ganz klar er­kennbar wird - ein Teil des Heilsplanes Gottes. Die Voraussage im Evangelium, „Arme werdet ihr allezeit bei euch haben", hat ihre Be­deutung, auch wenn sie offensichtlich von den Theologen, die Jesus als einen Sozialreformer ansehen und die humanitäre Seite einseitig betonen, nicht erkannt wird.

Die Lehre Jesu ist primär keinesfalls eine soziale Botschaft und schon gar kein Aufruf zum Klassenkampf und zum Umsturz beste hender Verhältnisse. Er sagte kein Wort gegen die Sklaverei, auf der das damalige Wirtschaftssystem aufgebaut war. Der Gewaltverzicht ist schon aus den in den vorangegangenen Kapiteln zitierten Aussagen der NO erhärtet worden. Das geht auch gleichermaßen aus Lk.06,27-36, Mt 05,38-48 hervor.

Jesus hat das Problem der Armut mit seinen Jüngern ausführlich besprochen. Aus der NO erfahren wir hierzu folgendes: „Daß die Güter dieser Erde sehr ungleich verteilt sind, so daß es Reiche und Arme gibt, ist der weise Wille Gottes. Denn dadurch, daß Gott die Menschen mit verschiedenen Gütern, Gaben und Fähigkeiten ausge­stattet hat, ist ein Mensch dem anderen ein unerläßliches Bedürfnis." (jl.ev07.037,01) „Aber die Unbilligkeit und Ungerechtigkeit unter den Menschen auf Erden ist das größte Übel, das auf der Welt die Brüder und Schwestern entzweit und Feindschaften stiftet. Wo aber diese einmal bestehen, da gibt es kein Heil mehr unter den Menschen, son­dern Neid, Haß, Raub, Totschlägerei, Mord und Kriege." (jl.ev07.179,02)

„Der zu selbstsüchtige Wucher und die zu große Herrsch- und Glanzsucht der Menschen ist der eigentliche Satan, ein Fürst dieser Welt, die, weil ohne alles Lebenslicht aus den Himmeln, vollkom­men die Hölle selbst ist." (jl.ev09.101,07-08) „Wenn die Menschen alle so miteinander lebten und nach dem ihnen schon oft geoffenbar­ten Willen und Rate Gottes handelten, so würden niemals Not, Be­drängnis und Trübsal unter ihnen entstehen. Alles Elend bereiten sich die Menschen selbst durch ihren bösen Wuchergeist." (jl.ev09.101,05)

Der Reichtum als solcher wird also von Gott nicht verurteilt. Ent­scheidend ist, wie er verwendet wird. Aber in dieser Hinsicht weicht zweifellos die Mehrheit der Reichen von der Forderung, wie sie als Voraussetzung für die Anerkennung des Reichtums gestellt wird, ab. Hierzu wird in der NO gesagt: „Ich bin nicht nur ein Freund der Armen, sondern auch ein Freund der Reichen, wenn sie ihren Reich­tum nach der wahren Absicht Gottes gebrauchen. Wer reich ist, der tue also, und er wird leben." (jl.ev06.227,10)

Auf die Frage eines reichen Pharisäers: „Herr und Meister, siehe Deine Freunde Lazarus, Nikodemus und Joseph von Arimathia sind doch um vieles reicher als wir. Warum verlangst du von ihnen nicht das, was Du von uns verlangst?" (Aufgeben aller irdischen Güter, d. Vf.) antwortet ihnen Jesus: „Zwischen ihnen und euren Gütern ist ein himmelgroßer Unterschied! Ihre Güter sind streng gerechte Stammgüter, und die darin enthaltenen königlichen Schätze sind das Ergebnis eines wahren, uneigennützigen Fleißes und des Segens aus den Himmeln Gottes. Zugleich sind die drei Genannten nun fast die einzigen Unterstützer der vielen Tausenden, die durch euer gottloses Treiben und Gebaren arm und elend geworden sind." „Ist das auch mit euren zusammengeraubten Gütern der Fall?" (jl.ev07.157,08 ff.)

„Reich sein auf dieser Erde und nur soviel für sich verwenden, wie man zur Erhaltung seiner selbst nötig braucht, also karg sein gegen sich selbst, um desto freigebiger gegen die Armen sein zu kön­nen, dies ist die größte Gottähnlichkeit schon im Fleische auf dieser Erde." (jl.ev03.192,11) „Wer für den Leib mehr tut als für die Seele oder gar für den Leib allein sorgt und für die unsterbliche Seele gar nicht, der ist wahrhaft ein Narr." (jl.ev07.222,15)

Bei der Erörterung des Problems der Armut in der Neuoffenba­rung wird kein Zweifel darüber gelassen, daß dieser seit Jahrtausen­den bestehende Zustand seinen gottgewollten Sinn hat, wenn auch viele die Tiefenschichten des Heilsgeschehens nicht zu erkennen ver­mögen und glauben, alles Geschehen an den Maßstäben der mensch­lichen Vernunft messen zu können. In der NO wird nicht ohne Grund mit Nachdruck betont: „Diese Worte, die Ich nun zu euch rede, sind Leben, Licht und Wahrheit, deren Realität jeder einsehen muß, der sich danach kehren wird." (jl.ev04.079,09)

Auch weist der Herr in diesem Zusammenhang mit Nachdruck darauf hin, daß es in der Welt viele Gefahren für die Seele gibt, die ihrer Vervollkommnung und Reife für das Reich Gottes entgegen­wirken. Die größte Gefahr ist das luziferische Element des Hochmu­tes, dem entsprechend dem Heilsplan Gottes ständig Gegenkräfte entgegengesetzt werden müssen. In jeder Seele lebt ein Hoheitsgefühl und darin der Keim zum Hochmut. Daraus wird in der Neuoffen­barung die Schlußfolgerung gezogen, d. h. um eben diesen hieraus re­sultierenden Gefahren begegnen zu können, wird ein Damm gebaut: „Darum ist auf dieser Erde die Armut vor der Wohlhabenheit der Menschen so überwiegend groß, um dadurch den Hochmut stets am scharfen Zügel zu halten. - Setze einem Bettler eine Königskrone auf, und du wirst dich überzeugen, wie seine frühere Demut und Geduld alsbald verdampft." (jl.ev04.083,01)

„Die Not des Lebens ist ein Gefäß des Lebens, in welchem dieses gefestet wird gleich einem Diamanten." „Daher nehme jeder sein Kreuz auf seine Schulter und folge Mir in aller Liebe nach, so wird er sein Leben erhalten ewig." (jl.him1.335) „Armut und Not entschul­digen den Diebstahl und den Raub nicht, und noch weniger den Tot­schlag eines Beraubten." (jl.ev04.079,02)

„Ich weiß gar wohl, warum Ich über ein oder das andere Volk dies oder jenes kommen lasse. Euch aber genüge es zu wissen, daß von Mir, dem Vater aller Menschen, keine bösen Gaben den Kin­dern, wie diese auch beschaffen sein mögen, gereicht werden, am we­nigsten denen, die Mich suchen, erkennen und lieben." (jl.him2.296,14)

„Es ist für den im Geist Erweckten aber besser, in den Gütern der Himmel zu schwelgen, aber dabei sich an den Gütern dieser Erde eine kleine Not gefallen zu lassen." (jl.ev09.209,10) „Alles, was zugelas­sen einmal da ist, muß da sein als ein Triebkeil zum Besserwerden der Menschen." (jl.ev05.158,01)

Für Völker, die völlig entarten und ihr von Gott gesetztes Ziel vollständig aus dem Auge verlieren und keinem Mahnruf mehr zu­gängig sind, „gibt es allerdings keine andere Schule als die des Elends. Das spricht Der, der alle Völker der Erde kennt" (jl.him2.319,10).

Eine zu große Not wird allerdings für die Seele eher schädlich als nützlich sein. Das bringt Thomas von Aquin treffend zum Aus­druck, wenn er sagt: „Gratia supponit naturam", d. h. „die Gnade setzt die Natur voraus". Die Gnade kann bei Menschen, die ständig von größter Not und Sorge belastet sind, nicht wirksam wer­den. Das besagen auch die Kundgaben der Neuoffenbarung, und das Urteil, das über diejenigen gefällt wird, die für die übergroße Not verantwortlich sind, ist vernichtend. „Die Not ist ein übles Ding und verleitet den Menschen zu oft grö­ßeren Lastern als der Reichtum." (jl.ev02.068,04)

„Wenn die Reichen und Mächtigen alles an sich ziehen, so müssen dadurch dann ja auch gar viele tiefst verarmen und in allem Elend und großer Not ihr Leben hinbringen, weil alles nur den wenigen Reichen und Mächtigen, den Armen aber nichts gehört - außer das, was ihnen die Reichen und Mächtigen für die für sie verrichtete schwere Arbeit kärglichst geben wollen." (jl.ev08.182,08)

„...die Not und die Armut unter den Menschen auf dieser Erde erzeugt einzig und allein ihre gegenseitige Lieblosigkeit . . ." (jl.ev09.210,04)

„Ihr wisset es, daß ein Mensch, der an irdischen Gütern reich ge­worden ist, zumeist auch in seinem Herzen zu einem Stein von Ge fühl- und Lieblosigkeit wird." „Wo steht aber ein solcher Mensch dann in der inneren Lebenssphäre? Ich sage es euch: auf dem Punkt des ewigen Gerichtes und dessen Todes . . ." (jl.ev08.182,01)

„. . . es ist das (sich von materiellen Dingen abzuwenden, d. Vf.) für eine einmal mit der Weltliebe erfüllte Seele wahrlich keine leichte Arbeit, und es gibt gar viele Reiche und Mächtige in der Welt, für die es schwerer ist, sich von der Materie und ihrem eingebildeten Wert zu trennen - als wie schwer es für ein Kamel wäre, durch ein Nadelöhr zu gehen." (jl.ev08.183,05)

„Aber was nützte es dem Menschen, wenn er auch der Besitzer aller Schätze der Erde wäre und sich damit alle erdenklichen Lustbarkei­ten verschaffen könnte, aber dadurch an seiner Seele Schaden litte?" (jl.ev08.183,09)

Wer denkt beim Lesen des oben zitierten Verses, „wenn die Rei­chen alles an sich ziehen", nicht an die Latifundienbesitzer und Klöster, die jahrhundertelang in Europa und anderswo die armen Bauern aussaugten, wer denkt nicht an Südamerika, Äthiopien, Pakistan, In­dien usw., wo heute noch einige wenige den größten Teil des acker­baufähigen Landes besitzen, und wer weiß nicht, wie den die Roh­stoffe liefernden armen Ländern seit Jahrzehnten von den Industrie­ländern Preise diktiert wurden, die nicht einmal das Existenzmini­mum dieser Völker ermöglichten, während die Industrienationen ihren Wohlstand rapid erhöhten? Die Latifundienbesitzer und die Industriellen sind in der Neu­offenbarung vom Herrn namentlich angesprochen worden. Jesus sagt, daß die „sogenannten Gutsherren dereinst eine harte Rechnung ab­zulegen haben und sie sich über den letzten Heller vollkommen wer­den ausweisen müssen, wofür sie ihn verwendet haben. Wehe denen, die ihre Einnahmen verpraßt, vergeudet und verhurt haben" (jl.him1.358).

„Die Großen und Mächtigen sind durch ihren Wuchersinn und durch ihre große Herrschsucht Diebe und Räuber der Völker und haben auch von Mir zur rechten Zeit den verdienten Lohn zu gewär­tigen." (jl.ev09.101,06)

Jahrhunderte hindurch wurden die Völker in Europa und anders­wo von absolutistisch herrschenden Mächtigen des Staates, von Groß­grundbesitzern und von Industriellen bis zum Weißbluten ausgebeutet. Nur wer die Geschichte kennt, ahnt, welches Elend und welches Leid sich hinter dieser Feststellung verbirgt. Die farbigen Völker wurden durch die überlegenen Feuerwaffen der Europäer unterdrückt und aus­gebeutet. Später genügte die Macht des Geldes, um Länder wie Mit­tel- und Südamerika in wirtschaftlicher Abhängigkeit zu halten. In der Neuoffenbarung wird ausdrücklich gesagt, daß die „Industrie dem Hauptgebot der Liebe schnurstracks entgegenstrebt". „Blicket nur nach Amerika, England usw." (jl.him1.347)

Auch in Palästina war zur Zeit Jesu die Ausbeutung der Sklaven und auch des einfachen Volkes an der Tagesordnung. Dennoch hat Jesus auf Gewaltanwendung und Terror zur Veränderung der Welt grundsätzlich verzichtet und auch gleichzeitig eindringlich darauf hin­gewiesen, daß der Sinn des Lebens nicht die Erzielung eines höchst­möglichen Lebensstandards sei. Die folgenden Kundgaben der NO machen deutlich, daß die marxistische Ideologie vom Paradies auf Erden eine Utopie ist.

„Jeder von euch denke daran, daß die Erde unmöglich ein Paradies sein kann, weil sie ein Prüfungsboden für jeden, in das schwere Fleisch des Menschen gelegten Geist für alle Zeiten verbleiben muß, ohne den kein Geist ein vollkommenes, ewiges Leben erreichen könnte." (VdH I 83, 3)

„Meint ihr denn, Ich wüßte nicht, was die Welt tut, und sei etwa zu lau, um die Welt für ihre Untaten zu züchtigen? Ich sage euch: Glaubet etwas anderes und lasset die Leitung der Welt Mir!"

„Wer das Schwert zieht, der kommt auch durch das Schwert um. Mit offener Gewalt wird nie jemand etwas ausrichten gegen die Welt, denn wo die Welt Gewalt sieht, da begegnet sie derselben wie­der mit Gewalt, und auf diese Weise würgt fortwährend ein Volk das andere."

„Wer die Welt bekämpfen will, der muß sie mit heimlichen Waf­fen bekämpfen, und diese Waffen sind Meine Liebe und Mein Friede in euch! Jeder aber muß zuerst mit diesen Waffen die eigene Welt in sich besiegen, dann erst wird er eben diese Waffen allzeit siegreich gegen die Außenwelt gebrauchen können."

„Wahrlich, wer nicht innerlich ein Meister der Welt ist, der wird es äußerlich um so weniger werden! Jeder aber, der in sich noch einen fluchähnlichen Feuereifer verspürt, der ist noch nicht fertig mit seiner eigenen Welt." „Mein Geist und Mein Friede eifern nicht, sondern wirken mächtig im stillen nur und gänzlich unbemerkt von aller Welt und haben kein anderes Außenschild als die Werke der Liebe und in der Erscheinlichkeit die Demut." (jl.schr.035,20-24)

Das sind klare Aussagen, an denen es nichts zu deuteln gibt. Die theologischen Systemveränderer, die sich marxistische Gedanken­gänge zu eigen machen, haben kein Recht, sich auf Jesus zu berufen und von „Erneuerung des Christentums" zu reden. Es gibt heute in der Welt allzuviele Systemveränderer, denen das Herzstück der Bot­schaft Jesu nichts bedeutet, ihre Herzen sind im Gegenteil oft von Haß und Neid erfüllt. Von ihnen sagt Nietzsche, auf der ersten Stufe verlange man Gerechtigkeit von seiten derer, die die Macht haben, auf der letzten Stufe habe man dann schließlich die Macht allein. 96 Die Forderungen nach Gleichheit und Freiheit sind oft nur maskierte Arten des Willens zur Macht.

Jesus hat es vorausgesagt, daß bei Gewaltanwendung auf die Dauer keine glücklichen Zustände herbeigeführt werden. Wie wir inzwi­schen durch die Erfahrung wissen, hat sich die im Osten angestrebte Einheit im Despotismus verwirklicht. Der zaristische Terror wurde von einem anderen abgelöst. Zugleich begannen die Religionsver­folgungen durch den militanten Atheismus. Was durch die gewalt­same Systemveränderung zustande kam, sagen uns zwei prominente Zeugen. Nach Angaben von Alexander Solschenizyn in seinem Brief an die kommunistische Partei der UdSSR vom September 1973 wur­den in Sowjetrußland seit dem Jahre 1917 66 Millionen Menschen aus politischen, wirtschaftlichen und klassenkämpferischen Gründen ausgerottet. 97 Jahrzehntelang waren zur Zeit Stalins 10 bis 12 Mil­lionen Menschen in Straflagern, was unendliches Leid über diese und deren Familien brachte. 98

Prof. Andrej Sacharow, der „Vater der sowjetischen Wasserstoff­bombe", sagte in einem Interview, das er dem schwedischen Rund­funk gab, es herrsche in Sowjetrußland Zynismus, Apathie und Er­schöpfung, Heuchelei, Verfall der Moral und Schöpferkraft, worunter vor allem die geistige-Schicht seines Landes leide. Wörtlich sagte er: „Die Geschichte unseres Landes muß den Ländern des Westens und der Dritten Welt als Warnung dienen, damit sie die historischen Ent­wicklungsfehler vermeiden, denen sich unser Land schuldig gemacht hat." 99

Der bedeutende Soziologe Max Weber (1864-1920) hat bereits vor einem halben Jahrhundert festgestellt, daß die Gewalttätigkeit immer aus ihrem Schoß die Gewalttätigkeit erzeuge, daß die Gewalt­tätigkeit gegen die Ungerechtigkeit am Ende nicht zum Siege einer höheren Gerechtigkeit führe. 100

Alle philosophischen und politischen Utopien führen in die Tyran­nei, weil alle Systemveränderer nach einem Wort Hugo Balls negativ operieren: „Keiner protestiert nach innen, immer nur nach außen."

Ohne die Verwirklichung der Botschaft Jesu in den Herzen der Menschen ist kein wahrer Humanismus denkbar.



Negative Jesusbücher und kein Ende - Eine Auseinandersetzung mit Augsteins Jesus-Buch


Aufsehen, ob zu Recht oder Unrecht, das sei dahingestellt, hat das Jesusbuch des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein erregt. 101 Aug­stein war es bei seinen Erörterungen auf 426 Seiten nicht darum zu tun, die Fehlentwicklung der christlichen Kirche im Laufe von fast zweitausend Jahren aufzuzeigen, ihm geht es um die Zerstörung des christlichen Glaubens überhaupt. Ob er das Buch - wie weithin be­zweifelt wird - selbst verfaßt hat, oder andere dahinterstehen, ist für die Betrachtung des Inhalts ohne Belang. An sich bringt Augstein nichts Neues. Es handelt sich um ein kompilatorisches Werk. Alles, was er vorbringt, haben andere vor ihm längst gesagt. Nach Aug­steins Auffassung ist „kostbarstes Ergebnis aller Sinnsuche die Ein­sicht, daß . . . der Mensch ohne ,letzten Sinn'. . . ist" (S. 421). Und „Ein Narr muß nicht sein, wer die gesamte Jesusfigur für einen My­thos hält . . ." (S. 47).

„Die Evangelien enthalten die Lehren der Evangelisten, nichts sonst, und diese wiederum enthalten die Lehren der Essener, der Qumraner, der Apokalyptiker, der liberalen Pharisäer, der Juden­christen, der Hellenisten, nichts sonst" (S. 164). Die Szenen der Evan­gelien seien aus Weissagungen des Alten Testamentes herausgesponnen (S. 182), und das alles sei „Gemeindebildung" (S. 367).

Augstein übernimmt kritiklos die Thesen Bultmanns und anderer Autoren, obwohl bereits Bultmanns Schüler die radikale Entmytho-logisierung ablehnen und selbst der atheistische Philosoph Ernst Bloch sie für unhaltbar hält.

Augsteins Grundanschauung ist nihilistisch, seine weltanschaulichen Anleihen stammen von Existenzphilosophen *1 wie Heidegger und Sartre. Nur der Theorie, daß Jesus ein politischer Aufstandsführer gewesen sein soll, mißtraut er; sie erscheint ihm doch unwahrscheinlich, „da man über Tasten und Kombinieren nicht hin­auskommt" (S. 195).

Augstein, „ein Besserwisser sondergleichen" (R. Pesch), behauptet, daß „Jesus uns nicht lehrt, wie wir leben sollen" (S. 163), wie bei Je­sus überhaupt alles fraglich sei.

Er tendiert auf eine Verunsicherung der Leser hin, und da die Kir­chen das Vertrauen des Kirchenvolkes weithin verspielt haben, weil ihre Theologen den Zweifel der Gläubigen nähren, ist Augsteins „Dokument der Verwirrung" (Pesch) sicher bei vielen auf fruchtba­ren Boden gefallen. Wenn Theologen die Auferstehung Christi leug­nen und das Christentum nur noch als „Dienst am Menschen" an­sehen, dann muß man Augstein allerdings beipflichten, wenn er da­zu bemerkt: „Und dafür zweitausend Jahre Kirche!" (S. 102). Es ver­wundert auch nicht, wenn Augstein sich wundert, daß der katholische Theologe Josef Blank behauptet, „Jesus habe keine ewige, überzeitliche Wahrheit verkündigen wollen, sondern sich unmittelbar an die Men­schen seiner Zeit gewandt" (S. 103). 102

Augstein reibt sich, wie so viele vor ihm, an zahlreichen Stellen des Evangeliums wund und hält alle Perikopen, für die er die Lösung nicht findet - wie dies so üblich geworden ist - für „verdächtig". Er weiß nicht, daß Jesus seinen Aposteln sagte: „Die volle, nackte Wahrheit kann im allgemeinen den Menschen von Mir aus jetzt (zur Zeit Christi) nicht gegeben werden, sondern nur verhüllt in Gleich­nissen." (jl.ev03.168,12)

Es sind aber oft simple Dinge, um die es Augstein geht. In der Neuoffenbarung sind für fast alle von ihm aufgeworfenen Fragen plausible und überzeugende Erklärungen zu finden.

So stört ihn beim Verrat des Judas, daß der Evangelist den Judas zu der Rotte der Tempelpolizei sagen läßt: „der ist es". Jesus, so ar­gumentiert er, sei in dem kleinen Areal von Jerusalem „bekannt ge­wesen". „Man brauchte keinen Sachverständigen, der ihn mit einem ,der ist's' kennzeichnen mußte" (S. 184). Die NO schildert den Vor­gang ausführlich, so daß ohne weiteres klar wird, daß die Darstel­lung des Evangelisten durchaus zutreffend ist. Es heißt dort: „Die Schergen wichen zurück, weil sie von Meiner Kraft gar manches ge­hört hatten und sich vor dieser fürchteten - weswegen auch von Kai-phas nur solche Knechte ausgewählt worden waren, die Mich noch nicht kannten." (jl.ev11.S. 198) Schließlich war es auch dunkle Nacht, als die Verhaftung Jesu erfolgte.

Das Todesurteil des Pilatus, der vorher Jesus ausdrücklich als un­schuldig bezeichnet hatte, erscheint ihm „als ein Unding". Nach sei­ner Meinung waren „hier Dichter am Werk" (S. 197). Von den hi­storischen Hintergründen, wie wir sie im Kapitel „Der Erdenweg Jesu" geschildert haben, hat Augstein offenbar keine Ahnung. Alles, was er nicht kennt oder versteht, ist entweder „verdächtig" oder „ein Unding". Vorschnell hat er sein Urteil zur Hand, wo er nicht durch­sieht. Aber andererseits scheut er - wie Rudolf Pesch schreibt - auch keineswegs vor phantastischen Konstruktionen zurück. 103

Die Berichte der Evangelisten über die Schergen, die Jesus gefan­gennahmen, erscheinen ihm ebenfalls unwahrscheinlich, weil nach seiner Vorstellung eine römische Kohorte (600 Soldaten) die Verhaf­tung durchgeführt haben soll. Er konstruiert selbst dort Schwierig­keiten, wo gar keine bestehen. „Wo hatten die Juden eine Kohorte her, mit einem römischen Oberhauptmann an der Spitze?" fragt Aug­stein (S. 202). Von einem römischen Hauptmann steht im Evange­lium kein Wort. Hauptleute gab es sowohl beim römischen Militär wie auch bei der Tempelpolizei. Auch von einer Kohorte spricht kei­ner der Evangelisten. Matthäus 26, 47 redet von „einem großen Haufen im Auftrag der Hohen Priester", Markus 14, 47 sagt wört­lich dasselbe. Auch Lukas 22, 47 spricht von einem „Haufen". Jo­hannes berichtet (Joh.18,03) von „einer Abteilung Soldaten und Knech­ten von den Oberpriestern" und (18,12) von „der Abteilung mit ihrem Hauptmann und den Knechten der Juden". In der Einheitsüberset­zung der Heiligen Schrift (Katholische Bibelanstalt, Stuttgart) ist bei Johannes auch keine Rede von Soldaten, sondern dort heißt es: „Ju­das kam mit einem Trupp und mit Knechten der Hohenpriester dort­hin."

In der Neuoffenbarung ist der Sachverhalt ganz präzise darge­stellt: „In diesem Augenblick nahte sich eine Schar bewaffneter Tem­pelwächter mit Fackeln." Von einem „Hauptmann" ist nicht die Rede, sondern es steht dort das Wort „Anführer". Es ist nicht zu­lässig, das Wort „Hauptmann" bei Johannes so auszulegen, als hätte römisches Militär bei der Festnahme Jesu mitgewirkt. Pilatus war über die Reden Jesu bestens informiert und hatte keine Veranlassung, Jesus festnehmen zu lassen. Hätte er das gewollt, hätte er die Tem­pelpriester dazu nicht nötig gehabt.

Glaubt Augstein im übrigen im Ernst, die Römer hätten den Priestern der Juden ein Drittel ihrer in Palästina stehenden Streitmacht (eine Kohorte) für die Festnahme eines Mannes in der Nacht zur Verfügung gestellt? Und kann er sich vorstellen, daß ein römischer Hauptmann einen von ihm festgenom­menen Mann dem von den Römern abgesetzten ehemaligen Hohen Priester Hannas zuführt? Nach seinen eigenen Angaben erscheint das als unwahrscheinlich (S. 204).

Auf 426 Seiten seines Buches stellt Augstein unentwegt Fragezei­chen hinter die Texte des Evangeliums. Typisch ist hierfür seine Dar­stellung auf Seite 219: „Von Pilatus (?) ist er zur Tötung (?) freigegeben (?), von römi­schen (?) Soldaten (?) gekreuzigt (?) worden, mehr als Fragezeichen sieht man nicht." - Wenn man sich systematisch aufs Mytholo­gisieren verlegt, ist das bei der komprimierten Darstellung des Evan­geliums eine Möglichkeit, der keine Grenzen gesetzt sind. Das läßt sich machen, bis - wie der Marxist Ernst Bloch drastisch sagt - „vom Evangelium nur noch Lila übrigbleibt".

Wer aber die Neuoffenbarung liest, kann ein Fragezeichen nach dem anderen entfallen lassen. Sie ist eine wahre Fundgrube von wich­tigen Details, die uns eine klare Vorstellung von den wirklichen Sach­verhalten vermitteln. Wüßten die durch die bibelkritische Literatur im Laufe vieler Jahrzehnte verunsicherten Christen, auf welch tö­nernen Füßen die kritischen Auslassungen stehen, so würden sie den folgenden Worten, die vom Herrn dem Jakob Lorber diktiert wur­den, zustimmen.

„Ein jeder (Kritiker, d. Vf.) meint, so oder so den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Aber es dauert nicht lange, da taucht schon ein anderer auf, welcher dem ersten auf ein Haar beweist, daß er ei­nen ungeheuren Fehlhieb gemacht hat. Und so geht das fort und fort, und am Ende weiß der letzte es sowenig wie der erste, ob er den Na­gel auf den Kopf getroffen hat oder nicht." (jl.schr.019,06)

Es ist nun einmal so, wie Alexis Carrel sagt, daß „das Wirk­liche nicht immer einfach und klar ist". „Das Wort Gottes in der Bi­bel ist keine glatte und billige Einheit, es ist vielmehr oft tief verbor­gen unter Widersprüchen, Dunkelheiten und schweren Fragen." „Der Ausgangspunkt allen Nachdenkens über das Wort Gottes muß darum die Ehrfurcht vor diesem Geheimnis sein." 104

Jesus hat es nach den Aussagen der NO seinen Jüngern voraus­gesagt, daß in später Zeit die Gelehrten vielfach seine Botschaft nicht verstehen werden. „Viele Weltweise bringen nur für irdische Zwecke etwas heraus, aber alles Innere, Tiefere und Geistige bleibt ihnen fremd." (jl.ev06.236,01) „Der Menschen Weltverstand begreift die inneren Dinge des Geistes und der lebendigen Wahrheit nicht und hält die für Narren, die ihnen davon Kunde bringen." (jl.ev09.132,16)

Die kritische Bibelforschung hat bewiesen, daß wenn die Verstan­desfunktion absolutiert wird, das supranaturale Einmalige an Jesus nicht begriffen wird; der Intellekt ist dann für die metaphysische Tiefe mancher undurchdringlicher Geheimnisse der Gottheit, der Schöpfung, der Erlösung völlig blind. „Ein Narr muß aber nicht sein", wer den lichtvollen, klaren und logischen Kundgaben der Neu­offenbarung mehr Glauben schenkt als einer Bibelkritik, die sich von Trugbildern nicht freihalten kann, ständig wechselnde unglaubhafte Hypothesen aufstellt und schließlich nach endlosen Diskussionen wie­der dort angelangt ist, wo die Heiden Celsus und Porphyrius im 2. und 3. Jahrhundert angefangen haben.

Wenn man die theologische Literatur der Leben-Jesu-Forschung, die in Radikalismus und Atheismus mündet, ansieht, so kann man den in der NO zu findenden Aussagen Glauben schenken: „Wie Ich in jener Zeit ans Kreuz genagelt wurde, Meine Lehre verhöhnt und Meine Jünger beschimpft und verfolgt wurden, so wird es wieder sein. Statt Meiner Person werden die Menschen Meine Lehre ans Kreuz schlagen und sie verhöhnen." (gm.pred.014,19) „Aber laßt die sich gelehrt Dünkenden mit ihrer Scheinweisheit! Ihre Zeit des Triumphes wird kurz sein." (gm.pred.004,11)

„Es wird eine Zeit heranrücken, wo all euer Weisheitskram nicht ausreichen wird, euch einen Trost oder auch nur Ruhe zu geben. Bei den Ereignissen, die über euch hereinbrechen, werdet ihr zwischen zwei Welten stehen und Gott und euer Schicksal der Grausamkeit anklagen, weil die materielle Welt euch mit Hohn zurückstoßen und die geistige euch nicht aufnehmen wird." (gm.pred.004,06)


Anmerkungen des Verf.:

*1) Nach Ansicht der Existenzphilosophen, die den Existentialismus vertreten, ist ein Dasein oder Nichtdasein Gottes völlig gleichgültig zur Selbstfindung des Menschen. Das Leben an sich ist sinnlos. Sinn gewinnt die Existenz nur durch das, was sie jeweils beliebig als sinnvoll setzt.



Die neue Theologie ohne Gott


Bei den folgenden Erörterungen haben wir uns mit der neuesten Form der Theologie zu befassen, die alles Bisherige in den Schatten stellt. Evangelische, katholische und anglikanische Theologen leugnen entweder die Existenz Gottes oder das jenseitige Leben der Seele nach dem Tode. Gottesleugner hat es zu allen Zeiten gegeben, doch ist es der Endzeit unserer Tage, wo die Verwirrung der Geister einem Höhepunkt zusteuert, vorbehalten geblieben, daß solche Aus­sagen von Theologen, ja selbst von einem anglikanischen Bischof ge­macht werden.

Schon die Philosophen des Altertums hatten bezüglich der Exi­stenz Gottes konträre Auffassungen. Nach Meinung der Gottesleug­ner stand eh und je im Anfang der Zufall, und im weiteren Verlauf der Geschichte soll dann alles deterministisch verlaufen. Demokrit (460-360 v. Chr.) legte, genau wie die Materialisten unserer Zeit, das Prinzip der Gestaltung in den Stoff selbst und begründete damit die mechanistische Weltanschauung (Fragmente phys. 1). Heraklit (500 v. Chr.), der besonders auf Hegel, Nietzsche und Heidegger wirkte 105 , äußerte sich wie folgt: „Diese Weltordnung, dieselbe für alle Wesen, hat kein Gott geschaffen, sie war immer da" (Fragmente 30). Nach Ansicht des Anaxagoras (500-428 v. Chr.) ist die Welt zwar göttlicher Herkunft, sie ist aber ein Mechanismus, der einmal in Gang gesetzt, ohne teleologische Kräfte, rein kausal sich betätigt" (Fragm. 12). Dieses Bild von Gott als eine Art Uhrmacher, der das Werk schafft, es dann aber ablaufen läßt, ohne sich noch jemals da­rum zu kümmern, finden wir in späterer Zeit gelegentlich immer wieder. Selbst innerhalb der katholischen Kirche findet sich diese Vorstellung in der nominalistischen Theologie des Nikolaus Oresne (gest. 1382).

Den atheistischen Auffassungen im Altertum steht zu gleicher Zeit der Glaube anderer griechischer Philosophen an einen persönlichen Gott gegenüber. Pythagoras (500 v. Chr.) glaubte an einen Schöpfergott, den göttlichen Ursprung der Seele und an deren Unsterblich­keit nach dem Tode. 106 Sokrates (470-399 v. Chr.) war ebenfalls gottgläubig und hielt die Seele für einen Teil des göttlichen Wesens. 107 Platon (427-347 v. Chr.) glaubte gleichfalls an einen Schöpfer­gott von unsichtbarem, unkörperlichen ewigen Sein, jenseits der sicht­baren Welt, sowie an die Unsterblichkeit der Seele. 108 Desgleichen Thales von Milet (gest. 636 v. Chr.) 109

Erst im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Gottesproblem von den Philosophen wieder erörtert. Die Entwicklung begann mit Descartes (gest. 1650), der der Begründer des Rationalismus und der neueren Philosophie überhaupt ist. Auguste Comte (1798-1857) schuf die Grundlage des Positivismus und damit die Voraussetzung für den Materialismus. Mit dem Philosophen Ludwig Feuerbach (1804-1872) begann in der Säkularisation ein neuer Abschnitt.

Obwohl Feuerbachs Schriften zunächst wenig Beachtung fanden und der Philosoph in Vergessenheit geriet, brachten dennoch seine Schriften Das Wesen des Christentums (1841), Das Wesen der Re­ligion (1845) und Theogonie (1857) die entscheidende Wende. Feuer­bach ließ nur den Realismus und den Materialismus als Philosophie gelten. Er versuchte, das gesamte System der Religion aus den An­geln zu heben. Da es in Feuerbachs Philosophie keinen Raum für ein himmlisches Paradies gibt, glaubt er an die „Abänderung der aufheb­baren Übelstände des menschlichen Lebens" (I 200), also an die Ver­wirklichung des Paradieses auf Erden. Feuerbach hatte starken Einfluß auf Marx und Engels, wenn auch diese später ihre eigenen Wege gingen. „Engels Lehre vom dialektischen Materialismus ist zur Grundlage der späteren Sowjetideologie geworden, deren Dogmatik oft den Vergleich mit einer säkularen Religion herausgefordert hat." 110 Inzwischen hat der dialektische Materialismus sich auch im Westen ausgebreitet und wie eine Flut alle Lande überschwemmt.

Ursprünglich wurden die Ideen nur von wenigen beachtet, aber sie enthielten eine Sprengkraft, die heute jedermann sichtbar vor Au­gen steht. Nach Mitteilung des Spiegel ist heute für jeden dritten Deutschen Gott tot. 111

Seit einiger Zeit hat sich der Atheismus *1 selbst bei Theologen ein­genistet. Besonderes Aufsehen erregte die Schrift des anglikanischen Erzbischofs John A. T. Robinson (England) Gott ist anders (Honest to God). In seinem Buch, das eine Auflage von 350 000 Exemplaren (!) erlebte, verblüfft er den Leser mit der Frage: „Haben wir uns schon einmal klar gemacht, daß die Abschaffung eines göttlichen Wesens in Zukunft der einzige Weg sein könnte, dem christlichen Glauben Sinn und Bedeutung zu erhalten?, d. h. daß wir ohne einen Gott, außerhalb der Welt, auskommen können oder sogar müssen." 351 „.. . ich frage, ob nicht die gesamte supranaturalistische Vorstel­lungswelt eine so gewaltsam konstruierte Christologie begünstigt." „Wir müssen die Geschichte von Jesu Geburt lesen können, ohne ihre Wirklichkeit im wörtlichen Sinne in einem Einbruch des Übernatür­lichen ins Natürliche zu suchen." „Wenn das Weihnachtsereignis zu einer netten Erzählung wird, dann wird der Naturalismus - also der Versuch, das Christusgeschehen in rein menschlichen Kategorien zu erklären - als die einzige Alternative, die einem intelligenten Menschen etwas zu sagen hat, das Feld behalten. Wenn man einmal das ,Dogma' von der Gottheit Jesu aus dem Weg geräumt hat, dann bleibt ein recht sympathisches Bild von dem Menschen Jesus übrig - trotz seines radikal ,antitheistischen' Charakters." 113

Robinson predigt - wie auch andere - ein religionsloses Christen­tum. Ein Christentum ohne Christus und ohne Gott - ein Para­doxon par excellence. Die Menschen sind in der Tat, wie Blaise Pas­cal sagt, „in einer natürlichen und unabänderlichen Schwäche, irgend eine Wissenschaft in einer absolut vollendeten Ordnung durchzu­führen" 114 .

Auch für verschiedene amerikanische Autoren sowie für Paul van Buren, dessen Buch gleichfalls ein Beststeller wurde, ist „Gott" ein Wort ohne Sinn. 115

Für den Professor der Theologie Manfred Mezger, Mainz, ist Gott auch nur eine leere Vokabel. Er sagte: „Es gibt einen Bodensee, es gibt einen Himalaja, aber Gott gibt es nicht." 116

Das Beunruhigende an diesen Feststellungen ist, daß sich manchem gläubigen Pfarrer, der Einblick in die faktischen Verhältnisse hat, die Frage stellt: „Ist nicht nur Dr. Robinson, sondern die heutige prote­stantische Theologie im wesentlichen atheistisch?" 117 356 Die folgende, von Prof. Wilker von der ev. kirchlichen Hochschule im März 1974 abgegebene Erklärung dürfte berechtigen, vom „kirchlichen Not­stand" zu sprechen. Wilker sagt, Christus werde von allzuvielen Theologen nur noch als irdisches Wesen angesehen. Das Institut zur Pfarrausbildung sei eine „gesellschaftspolitische Schule", das die Die­ner am Wort zu „Sozialingenieuren" ausbilde. Das Wort vom „kirch­lichen Notstand" gehe durch die ganze evangelische Kirche. 118

Wer glaubt, daß die katholische Kirche von diesen Zersetzungser­scheinungen verschont geblieben sei, der kann durch einige Beispiele eines anderen belehrt werden. Der Jesuit Prof. Rupert Lay erklärte vor Junioren der CDU in Mainz: „Wir versagen, wenn wir die Men­schen auf den Himmel im Jenseits vertrösten, den es nicht gibt."358 Der katholische Theologe Prof. Halbfas leugnet die Auferstehung Jesu und die Hölle. Dieser katholische Religionspädagoge schreibt in einem Aufsatz Illusionen müssen sterben: „Keine Stelle im Neuen Testament besagt, es gäbe etwas im Menschen, das den Tod über­dauere." 120

Dietrich von Hildebrand stellt fest, daß weit mehr katholische Theologen vom Bultmannismus infiziert sind, als allgemein bekannt ist. „Diese ganze Konfusion", schreibt v. Hildebrand, „hat ihre Wur­zel in der Existentialphilosophie Heideggers." 121

Nach Ansicht der evangelischen Theologin Dr. Dorothea Sölle braucht man an keinen Gott zu glauben, um Christ zu sein. „Gott, der aus der jenseitigen Welt alles so herrlich regieret, ist unmöglich geworden." 122

Der evangelische Mainzer Theologieprofessor Herbert Braun, ein Führer der weltweiten „Gott-ist-tot"-Bewegung innerhalb der Kirche, betrachtet Gott nicht als irgendwo existierend, sondern „Gott ist nichts als eine bestimmte Art von Mitmenschlichkeit" 123 .

Das alles ist wahrhaft bestürzend, und Franz Deml ist nachzufüh­len, wenn er sagt: „Gegenüber den Atheisten im geistlichen Gewande steht man heute als Christ fassungslos da." 124

Nicht minder erschreckend sind die Nachrichten von den evan­gelischen theologischen Hochschulen, an welchen jetzt die Früchte des vor weit mehr als hundert Jahren gesäten Säkularismus und Ma­terialismus sichtbar werden. Im Jahre 1969 verteilten Studenten der „Basisgruppe Theologie" der Universität Tübingen ein Flugblatt mit folgendem Inhalt: „Das Neue Testament ist ein Manifest der Un­menschlichkeit, ein großangelegter Massenbetrug. Es verdummt die Menschen, statt sie über die objektiven Interessen aufzuklären." „Das Neue Testament ist das Produkt neurotischer Spießer." 125

In einem anderen Flugblatt der „Basisgruppe Theologie" der Uni­versität Heidelberg, das bei der Abstimmung im theologischen Semi­nar eine Mehrheit erhielt, heißt es wörtlich: „Die Predigt muß abge­schafft werden, und es darf kein Seminar über biblische Texte gehal­ten werden, sondern es geht ausschließlich um revolutionäre Reden zur Umfunktionierung von Kirche und Gesellschaft." 126

Wenn man diese anarchistischen Geistesprodukte von angehenden Theologen liest, die in den Seminaren eine Mehrheit finden (!), so kann man sich nicht des Eindrucks entziehen, daß in dieser Endzeit die Geister zum entscheidenden Großangriff gegen den Heilsplan Gottes angetreten sind.

Feuerbachs Philosophie des Atheismus hat ihren Weg gefunden. Der schleichende Säkularisationsprozeß ist auf dem Wege, das Chri stentum in eine atheistische Philosophie umzuwandeln. An die Stelle Gottes setzen die „Gott-ist-tot"-Theologen „Das Dasein für andere"; also die Religion wird etwas anderes, sie wird reine Sittlichkeit. Dies bedeutet eine Pervertierung des Religionsbegriffs. Religion kommt vom lateinischen „religare", d. h. Gebunden- und Abhängigsein des Menschen von seinem Urheber, von Gott. Der atheistische Humanis­mus aber kennt keine Begegnung mit Gott und kein Abhängigsein vom Numinosen. Der prometheische Mensch duldet keinen Gott, von dem er abhängig ist, über sich.

Die „Heilsbotschaft" des sog. Immanenz-Säkularismus wird jedoch das erwartete Heil nicht bringen, sondern sich sehr bald als „Utopia" und als Daseinsbedrohung erweisen.

Die Wurzeln dieser anarchistisch-chaotischen Kräfte reichen hin­unter in das Zeitalter der Säkularisation. Man kann die bestürzenden Auflösungserscheinungen nur verstehen, wenn man weiß, in welcher Form und in welcher Zeit der Samen des Unglaubens gelegt worden ist. Was das letzte Jahrhundert zu denken begann, hat unser Jahr­hundert angewandt. Deshalb sind die einleitenden kurzen Betrachtun­gen über die Philosophen der Säkularisationszeit vorangesetzt wor­den.

Die im folgenden wiedergegebene Ansicht des Theologen Bonhoeffer unterscheidet sich in nichts von der Philosophie Laplaces (gest. 1827): „Der Mensch hat gelernt, in allen wichtigen Fragen mit sich selbst fertig zu werden ohne Zuhilfenahme der ,Arbeitshypothese Gott'." 127 Ob Bonhoeffer angesichts der sich heute abzeichnenden und schwerlich aufzuhaltenden ökologischen Katastrophe, wodurch der Mensch blindlings seinen Lebensraum zerstört, auch noch mit solcher Gewißheit zu behaupten wagen würde, daß der Mensch mit allen Problemen dieser Erde selbst fertig werden wird und daß alles mach­bar sei?

Die Tage der großen Reinigung, verbunden mit furchtbaren Kata­strophen, von denen die Neuoffenbarung so klar und deutlich spricht, sind wahrscheinlich nicht mehr ferne. Dann werden viele mit Nietzsche sprechen müssen: „Wohin ist Gott? Ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet - ihr und ich! Stürzen wir nicht fortwährend? Und rück­wärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und Unten? Irren wir nicht durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist er nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?" 128

Die Mystiker und Dichter haben oft tiefere Einsichten als atheisti­sche Theologen. „Man kann Gott nur im Herzen und nicht im Ver­stand besitzen", sagt der Mystiker Eckehart 129 , und bei Friedrich Rücken lesen wir: „Wer Gott nicht fühlt in sich und allen Lebenskrei­sen, der wird ihn nicht beweisen mit Beweisen" (Weisheit des Brahmanen).

Die derzeitigen Verhältnisse gleichen auffallend denjenigen, wie sie vorausschauend für unsere Zeit in der NO beschrieben sind. „Man wird nur mit Mühe erkennen können, wo unter lauter Lügengewebe die reine Wahrheit verborgen und begraben liegt." (gm.pred.035,19) „Mit Trauer sehe Ich, wie die große Masse anfängt, Mir nach und nach den Rücken zu kehren und, statt Mir zu folgen, dem folgt, der ihnen als böse bekannt ist." (gm.pred.045,16)

„Überall möchten die Menschen Meine Lehre dem Leben so anpas­sen, daß es keiner Aufopferung, keiner Verleugnung bedarf, um Meine Jünger, Meine Kinder zu werden." (gm.pred.002,09) „Auch jetzt (in unserer Zeit, d. Vf.) geht Meine Lehre mitten durch diese Hindernisse hin­durch ihren eigenen Weg und wird der Menschheit zugänglich wer­den, wenn der geeignete Zeitpunkt durch herbe Schicksale, Drangsale und Leiden herbeigeführt sein wird (!), wenn alle trügerischen Hoff­nungen auf weltliche Macht und Größe in ihrer Nacktheit als Irrlich­ter dastehen werden, die den ihnen folgenden Menschen, statt auf trockenen Boden, in Sumpf und Morast leiten. Dann erst wird die klare Einsicht Meines Wortes sich geltend machen und selbst diejeni­gen zum Glauben bringen, die, sich früher auf ihr Verstandeswissen stützend, schon wähnten, es gäbe keinen Gott, sondern der Gott - wenigstens für diese Erde - seien sie selbst, d. h. der Verstandes­mensch mit seinen ausgedachten Hirngespinsten." (gm.pred.017,09)

„Um euch die Evangelien, mit mehr als sieben Siegeln verschlossen, zu öffnen und durch diese Bücher (der NO) den Weg zu Mir und Meinen Himmeln anzubahnen, sende Ich euch diese Erklärungen." (gm.pred.036,24)


Anmerkungen d. Verf.:

*1) Atheismus - Lehre von der Nichtexistenz Gottes.


Quellennachweise, IV. Teil


1 Bultmann, Rudolf: Jesus, Tübingen 1961, S. 15
2 Zitat bei Holm Seren: Das Ende der Vergangenheit, Tübingen 1963, S. 185
3 Zitat bei Holm Seren: Das Ende der Vergangenheit, Tübingen 1963, S. 183
4 Kritischer Katholizismus, hrsg. von Ben van Onna und Martin Stankowski, Frankfurt/M 1969, S. 35
5 Bea, Augustin: Die Geschichtlichkeit der Evangelien, Paderborn 1966, S.39
6 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 249
7 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 146
8 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt und Geschichte, Bern 1957, S. 32
9 Daniel-Rops: Jesus, Gestalt ... a. a. 0., S. 31
10 Hirsch, E.: Frühgeschichte ... a. a. 0., S. 188
11 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt ... a. a. 0., S. 34
12 Josephus Flavius: Bellum Iud. IV 661
13 Das Wort 7/1968, S. 205
14 Hirsch, E: Frühgeschichte ... a. a. 0., S. 35
15 Bildatlas zur Bibel, S. 19
16 Dalman, Gustaf: Orte und Wege Jesu. 3. Auflage 1924. Zitat bei Eberhard Jaene: Daß ich für die Wahrheit zeugen soll, Lüneburg 1961, S. 42
17 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 270
18 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt ... a. a. 0., S. 44
19 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt ... a. a. 0., S. 46
20 Hirsch, E.: Frühgeschichte ... a. a. 0., S. 9
21 Zahrnt, Heinz: Es begann ... a. a. 0., S. 52
22 Link, Georg: Die Geschichte Jesu als Modell und Kritik gegenwärtiger Protestbewegungen, in: Jesus von Nazareth, hrsg. von Franz Josef Schierse, Mainz 1972, S. 101
23 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt ... a. a. 0., S. 81
24 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 186
25 Stauffer, Ethelbert: Jesus, Gestalt . . . a. a. 0., S. 95
26 Bultmann, Rudolf: Jesus, S. 26. Zitat bei Joachim Kahl: Das Elend des Christentums, Hamburg 1968, S. 81
27 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 180
28 Stauffer, Ethelbert: Jerusalem und Rom, Bern 1957, S. 16 29 Stauffer, Ethelbert: Jerusalem und Rom, a. a. 0., S. 17
30 Stauffer, Ethelbert: Jerusalem und Rom, a. a. 0., S. 18
31 Jordan, Pascual: Der Naturwissenschaftler vor der religiösen Frage, Oldenburg 1963, S. 82
32 Köhler, Hans: Gründe des dialektischen Materialismus im europäischen Denken, München 1961, S. 39
33 Marx, Karl: Differenz der demokratischen und epikureischen Naturphilosophie nebst einem Anhang, Marx-Engel, Historisch-kritische Gesamtausgabe Abt. I, Bd. 1 1 (1927), S. 10
34 Kühner, Hans: Lexikon der Päpste, Zürich o. J., S. 277
35 Steinmann, j. und Stenzel, M.: Die Bibel im Spiegel der Kritik, Würzburg 1957, S. 49
36 Kahl, Joachim: Das Elend des Christentums, Hamburg 1968, S. 81
37 Renan, Ernst: Das Leben Jesu, 1863, S. 152 f.
38 Renan, Ernst: Das Leben Jesu, 1863, S. 137
39 Renan, Ernst: Das Leben Jesu, 1863, S. 11
40 Renan, Ernst: Das Leben Jesu, 1863, S. 86
41 Trilling, Wolfgang: Geschichte und Ergebnisse der historisch-kritischen Jesusforschung, S. 209, in: Jesus von Nazareth. Hrsg. von F. J. Schierse, Mainz 1972
42 Strauß, D. F.: Das Leben Jesu I, Tübingen 1840, S. 97 f.
43 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 363
44 Nietzsche, F.: Werke in drei Bänden. München 1954, Bd. II, S. 1190
45 Nietzsche, F.: Werke.. . a. a. 0., Bd. III, S. 641
46 Post, Werner: Jesus in der Sicht des modernen Atheismus, Humanismus und Marxismus, in: Jesus von Nazareth, hrsg. von F. J. Schierse, Mainz 1972, S. 89
47 Schoof, Mark: Der Durchbruch d. neuen kath. Theologie, Wien 1969, S.80
48 Schweitzer, Albert: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, 6. Auflage, Tübingen 1951, S. 631 f.
49 Heiler, Friedrich: A. Loisy, der Vater des katholischen Atheismus, München 1947, S. 169
50 Trilling, Wolfgang: Geschichte und Ergebnisse ... a. a. 0., S. 202
51 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 710
52 Zahrnt, Heinz: Es begann ... a. a. 0., S. 54
53 Zahrnt, Heinz: Es begann ... a. a. 0., S. 71
54 Zahrnt, Heinz: Es begann .. a. a. 0., S. 54
55 Hoskyns, E. C. und Davey F. N.: The Riddle of the New Testament, 1931, 263 (deutsch 1938, 188)
56 Barth, Karl: Der Römerbrief, 2. Auflage, München 1922, S. X 57 Zahrnt, Heinz: Es begann ... a. a. 0., S. 118
58 Trilling, W.: Geschichte und Ergebnisse ... a. a. 0., S. 206
59 Bultmann, Rudolf: Neutestamentliche Theologie, S. 413
60 Zahrnt, Heinz: Es begann ... a. a. 0., S. 97
61 Althaus, Paul: Das sogenannte Kerygma und der historische Jesus. Zur Kritik der heutigen Kerygma-Theologie, Gütersloh 1958, S. 27
62 Bloch, Ernst: Das Prinzip der Hoffnung, Frankfurt/M 1959, S. 1482
63 Bloch, Ernst: Das Prinzip der Hoffnung, Frankfurt/M 1959, S. 1482
64 Kahl, Joachim: Das Elend ... a. a. 0., S. 110 f.
65 Käsemann, Ernst: Das Problem des historischen Jesus, München 1972, S. 283 f.
66 Ebeling, Gerhard: Das Wesen des christlichen Glaubens, S. 70
67 Zitat bei Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 713
68 Hildebrand, Dietrich von: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, Regensburg 1968, S. 224
69 Gollwitzer: Post Bultmann 1. 17. Zitat bei Joachim Kahl: Das Elend des Christentums ... a. a. 0., S. 105
70 Guitton, Jean: Der geteilte Christus ... a. a. 0., S. 73
71 Wilder, A. N.: Weltfremdes Christentum? Göttingen 1958, S. 20
72 Bornkamm, G.: Die christliche Botschaft und das Problem der Entmythologisierung, in: Theologie heute, München 1959, S. 35
73 Papini, G.: Leben Jesu. Zitat bei Paul Konrad Kurz: Der zeitgenössische Jesusroman, in: Jesus von Nazareth, hrsg. von F. J. Schierse, S. 110
74 Lehmann, Johannes: Jesus-Report. Protokoll einer Verfälschung, Düsseldorf 1970
75 Dupont-Sommer, André: Apercus preliminaires sur les manuscrits de la Mer Morte (S. 121)
76 Braun, Herbert: Die Bedeutung der Qumranfunde für das Verständnis Jesu von Nazareth, S. 197 in: Wer war Jesus von Nazareth? München 1972, hrsg. von Strube. Siehe auch Kurt Schubert: Die Bedeutung des Handschriftenfundes vom Toten Meer für das Neue Testament, S. 69 ff., in: Theologie heute, München 1959
77 Müller, Karlheinz: Die Geburt des Rabbi J. aus dem Geiste von Qumran, in: Rabbi J - Eine Auseinandersetzung mit Johannes Lehmanns Jesus-Report, Würzburg 1970, S. 28 f.
78 Braun, Herbert: Die Bedeutung der Qumranfunde ... a. a. 0., S. 197
79 Schnackenburg, Rudolf: Das wahre Bild von Jesus? in: Rabbi J - Eine Auseinandersetzung ... a. a. 0., S. 22 u. 23
80 Kurz, Paul Konrad: Der zeitgenössische Jesusroman, in: Jesus von Nazareth, Mainz 1972, S. 115
81 Dautzenberg, Gerhard: Der Jesusreport und die neutestamentliche Forschung, in: Rabbi J - Eine Auseinandersetzung ... a. a. 0., S. 68
82 Carmichael, Joel: Leben und Tod des Jesus von Nazareth, München 1965
83 Herberger, Günter: Jesus in Osaka (Roman) Andermann, Frank: Das große Gesicht (Roman)
84 Kurz, Paul Konrad: Der zeitgenössische Jesusroman, a. a. 0., S. 133
85 Eisler, Robert: Jesus Basileus ou basileuses, Heidelberg 1929
86 Zitat bei Hengel, Martin: War Jesus Revolutionär? a. a. 0., 244
87 Zitat bei Hengel, Martin: War Jesus Revolutionär? a. a. 0., S. 244
88 Winter, Paul: On the Trial of Jesus. Forschungen zur Wissenschaft des Judentums, Bd. I, Berlin 1960
89 Zitat bei Martin Hengel: War Jesus Revolutionär? a. a. 0., S. 246
90 Cadbury, H. J.: Dunkel um den historischen Jesus, in: Wer war Jesus von Nazareth? a. a. 0., S. 167
91 Häring, Bernhard: Macht und Ohnmacht der Religion, 1956, S. 57
92 Weil, A.: Der Bauernkrieg, S. 195
93 Weil, A.: Der Bauernkrieg, S. 44
94 Link, Hans Georg: Die Geschichte Jesu als Modell und Kritik der gegenwärtigen Protestbewegungen, in: Jesus von Nazareth, hrsg. von Schierse, a. a. 0., S. 101, 94, 104
95 Daniel-Rops: Jesus ... a. a. 0., S. 169
96 Nietzsche, Friedrich: Ges. Werke Bd. 1, Der Wille zur Macht §§ 86 u. 784
97 Publik Forum vom 22. März 1974
98 Deutsche Zeitung vom 11. Januar 1974
99 Die Zeit vom 27. Juli 1973
100 Zitat nach FAZ vom 29. September 1972
101 Augstein, Rudolf: Jesus Menschensohn, München 1972
102 Blank, Josef: Christus, S. 239
103 Augsteins Jesus, hrsg. von Rudolf Pesch und Günther Stachel, Köln 1972, S. 17
104 Westermann, Claus: Umstrittene Bibel, Stuttgart 1960, S. 94
105 Der neue Herder, Freiburg 1951, S. 1653
106 Cheney, Sheldon: Vom mystischen Leben, a. a. 0., S. 118
107 Cheney, Sheldon: Vom mystischen Leben, a. a. 0., S. 125
108 Kamlah, Wilhelm: Christentum und Geschichtlichkeit, S. 208
109 Weigel: Sappho auf Lesbos, 1951, S. 103
110 Deschner, Karlheinz: Das Christentum im Urteil seiner Gegner, Wiesbaden 1969, S. 248
110a Deschner, Karlheinz: Das Christentum ... a. a. 0., S. 336
111 Der Spiegel, Weihnachtsausgabe 1967
112 Robinson, John: Gott ist anders, München 1964, S. 27 113 Robinson, John: Gott ist anders, a. a. 0., $. 73, 74 u. 75
114 Die Wahrheit der Ketzer, hrsg. von Schulz, 1968, S. 312
115 van Büren, Paul: The secular meaning of the Gospel, London 1963, British edition. Zitat bei Robert Adolfs: Wird die Kirche zum Grab Gottes? Köln 1967, S. 45
116 Zitat bei Franz Deml in: Das Wort 3/1970
117 MacIntyre, Alasdair: Gott und die Theologen, in: Diskussion zu Bischof Robinsons „Gott ist anders", München 1964, S. 66
118 FAZ vom 20. März 1974
119 Das Wort 3/4 1970, S. 84
120 Das Wort 3/4 1970, S. 84
121 Hildebrand, Dietrich von: Das trojanische Pferd ... a. a. 0., S. 220 u. 224
122 Sölle, Dorothea: Ein Kapitel Theologie nach dem Tode Gottes, Stuttgart 1966,S. 176
123 Das Wort 11/1967, S. 349
124 Deml, Franz in: Das Wort 3/4 1970, S. 74
125 Das Wort 11/1969, S. 342
126 Das Wort 11/1969, S. 342
127 MacIntyre, Alasdair: Gott und die Theologen, a. a. 0., S. 64
128 Nietzsche, Friedrich: Die fröhliche Wissenschaft. Kröners Taschenbuchausgabe, Bd. 74, Leipzig 1941, S. 140
129 Cheney, Sheldon: Vom mystischen Leben, a. a. 0., S. 223


Titel/Autoren-Abkürzungen der zitierten Werke


Inhaltsübersicht:


Abkürzungen der Originalwerke Jakob Lorbers

  1. babg. = Briefwechsel Jesu mit König Abgarus Ukkama von Edessa, 7. Aufl.; 1978 | Inh.-Vz.
  2. bmar. = Bischof Martin, 3. Aufl.; 1960 Inh.-Vz.
  3. 3tag = Die drei Tage des 12-jg. Jesus im Tempel, 8. Aufl.; 1975 | Inh.-Verz.   
  4. erde. = Natürliche Erde (in Erde und Mond), 4. Aufl.; 1953 | Inh.-Vz.
  5. mond. = Mond (in Band Erde und Mond), 4. Aufl.; 1953 | Inh.-Vz.
  6. flie. = Fliege, 6. Aufl.; 1988; | Inh.-Vz.
  7. ev01. = Das Große Evangelium Johannes, Band 1-11; 7. Aufl.; 1981 ff. | Inh.-Vz. Bd.01
  8. grgl. = Großglockner, 5. Aufl.; 1979 | Inh.-Vz.
  9. gso1. = Geistige Sonne, Band 1, 6. Aufl.; 1975 | Inh.-Vz. Bd. 01
  10. gso2. = Geistige Sonne, Band 2, 6. Aufl.; , 1976 | Inh.-Vz.
  11. hag1 = Haushaltung Gottes, Band 1 (HaG2;  HaG3) 4. Aufl.; 1966 | Inh.-Vz. Bd.01
  12. him1. = Himmelsgaben, Band 1 (Him2;   Him3), 1984, Unveränd. Nachdruck Aufl.; 1935
  13. jens. = Jenseits der Schwelle 7. Aufl. 1990 | Inh.-Vz.
  14. rbl1. = Robert Blum [Von der Hölle bis zum Himmel], Band 1 (von 2) 2. Aufl. | Inh.-Vz.
  15. rbl2. = Robert Blum [Von der Hölle bis zum Himmel], Band 2, 2. Aufl. | Inh.-Vz.
  16. hson. Die Heilkraft des Sonnenlichts, 4. Aufl.; 1985 | Inh.-Vz.
  17. kjug. = Kindheit und Jugend Jesu, 7. Aufl.; o.J. | inh-vz
  18. laod. = laodizenerbrief, 5. Aufl.; 1980 | Inh.-Vz.
  19. nson. = Natürliche Sonne, 6. Aufl.; 1980 | Inh.-Vz.
  20. path. = Pathiel, Lorber-Verlag
  21. psal. = Psalmen und Gedichte, unveränderter Nachdruck,; 1898 | Inh.-Vz.
  22. satu. = Saturn, 4. Aufl.; 1969 | Inh.-Vz.
  23. schr. = Schrifttexterklärungen, 4. Aufl.; 1958 | Inh.-Vz.
  24. supp. = Supplemente, Lorber-Verlag
  25. zwst. = Zwölf Stunden, 3. Aufl.; 1895 | Inh.-Vz.
  26. widk. = Wiederkunft Christi; Textsammlung von J. Lorber u. G. Mayerhofer (Inspirierte Erklärung der Apokalypse)

    Abkürzungen der Originalwerke Gottfried Mayerhofers

  27. gm.pred. = Gottfried Mayerhofer: Predigten des Herrn | Inh.-Vz.
  28. gm.lgeh. = Gottfried Mayerhofer: Lebensgeheimnisse | Inh.-Vz.
  29. gm.sgeh. = Gottfried Mayerhofer: Schöpfungsgeheimnisse | Inh.-Vz.

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Abfolge der Signatur-Angaben der zitierten Lorber-Bände


Es werden in folgender Reihenfolge angegeben:
    Titel: 4 alphanumerische Zeichen, z.B. Ev07.
    Kapitel: je 3 Ziffern bzw. Seitenangabe, z.B.109
    Vers: 2 Ziffern, z.B.03
    insgesamt z.B. bedeutet die Signierung: jl.Ev07.109,03 = Jakob Lorbers 'Großes Evangelium Johannes', Band 07, Kapitel 109, Vers 03.
    In manchen Bänden findet sich keine Einteilung nach Kapiteln, sondern nur Seitenangaben. Dann werden sie folgendermaßen zitiert:
    z.B. jl.him2.103 bedeutet: Jakob Lorbers 'Himmelsgaben', Band 02, Seite 103

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Abkürzungen der zitierten biblischen Bücher

  • am. = Amos, AT
  • apg. = Apostelgeschichte, NT
  • bar. = Baruch, AT
  • 1 Chr. = 1. Chronik, AT
  • 2 chr. = 2. Chronik, AT
  • dan. = Daniel, AT
  • eph. = Epheser-Brief, NT
  • esra. = Esra, AT
  • est. = Ester, AT
  • gal. = Galater-Brief, NT
  • hab. = Habakuk, AT
  • hag. = Haggai, AT
  • hebr. = Hebräer-Brief, NT
  • ez. = Ezechiel, (Hesekiel), AT
  • ijob. = Ijob (Hiob), AT
  • hld. = Hohelied Salomons, AT
  • hos. = Hosea, AT
  • jak. = Jakobus-Brief, NT
  • jdt. = Judit
  • jer. = Jeremia, Klagelieder, AT
  • jes. = Jesaja, AT
  • joel. = Joel, AT
  • joh. = Johannes-Evangelium, NT
  • 1 joh. = 1. Johannes-Brief, NT
  • 2 joh. = 2. Johannes-Brief, NT
  • 3 joh. = 3. Johannes-Brief, NT
  • jona. = Jona, AT
  • jos. = Josua, AT
  • jud. = Judas-Brief, NT
  • klgl. = Klagelieder, AT
  • 1 kön. = 1. Könige, AT
  • 2 kön. = 2. Könige, AT
  • koh. = Kohelet, AT
  • kol. = Kolosser-Brief, NT
  • 1 kor. = 1. Korinther-Brief, NT
  • 2 kor. = 2. Korinther-Brief, NT
  • lk. = Lukas-Evangelium, NT
  • 1 makk. = 1. Makkabäer, AT
  • 2 makk. = 2. Makkabäer, AT
  • mal. = Maleachi, AT
  • mi. = Micha, AT
  • mk. = Markus-Evangelium, NT
  • mt. = Matthäus-Evangelium, NT
  • gen. = 1. Mose, (Genesis), AT
  • ex. = 2. Mose, (Exodus), AT
  • lev. = 3. Mose, (Levitikus), AT
  • num. = 4. Mose, (Numeri), AT
  • dtn. = 5. Mose, (Deuteronomium) AT
  • nah. = Nahum, AT
  • neh. = Nehemia, AT
  • obd. = Obadja, AT
  • offb. = Offenbarung des Johannes, AT
  • 1 petr. = 1. Petrus-Brief, NT
  • 2 petr. = 2. Petrus-Brief, NT
  • phil. = Philipper-Brief, NT
  • phlm. = Philemon-Brief, NT
  • pred. = Prediger Salomo (Kohelet), AT
  • ps. = Psalmen, AT
  • ri. = Richter, AT
  • röm. = Römer-Brief, NT
  • rut. = Rut, AT
  • sach. = Sacharja, AT
  • 1 sam. = 1. Samuel, AT
  • 2 sam. = 2. Samuel, AT
  • sir. = Jesus Sirach, AT
  • spr. = Sprüche, (Sprichwörter Salomos), AT
  • 1 thess. = 1. Thessalonicher-Brief, NT
  • 2 thess. = 2. Thessalonicher-Brief, NT
  • 1 tim. = 1. Timotheus-Brief, NT
  • 2 tim. = 2. Timotheus-Brief, NT
  • tit. = Titus-Brief, NT
  • tob. = Tobit, AT
  • weis. = Weisheit, AT
  • zef. = Zefanja, AT

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Art der Zitation der verwendeten bibl. Buch-Abkürzungen


AT = Altes Testament
NT = Neues Testament


Es werden in folgender Reihenfolge angegeben:

  1. Buch
  2. Kapitel (je 2 Ziffern, Psalmen 3 Ziffern)
  3. Vers (2 Ziffern)
    z.B. 5 mose.19,03 bedeutet: 5. Buch Mose, 19. Kapitel, 3. Vers
    z.B. ps.103,03 bedeutet: Psalm 103, 3. Vers


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© Kurt Eggenstein & © Gerd Gutemann