Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


21] Es hat wohl jeder Monarch für die wahren Staatsbedürfnisse seine Untertanen mit verhältnismäßigen Steuern zu belegen, aber daß ein solcher sogenannter »Gutsherr« auch Steuern fordert von seinen vermeintlichen Untertanen, wahrlich, Ich sage euch, das ist Mir ein Greuel. Und wenn ein solcher sogenannter Gutsherr nicht durch häufige Wohltaten an seine vermeintlichen Untertanen solchen alten Frevel soviel als möglich zu tilgen strebt, so wird er dereinst eine harte Rechnung abzulegen haben und wird sich müssen über den letzten Heller überaus vollkommen ausweisen, wozu er ihn verwendet hat. - Wehe denen, die ihre Renten verpraßt, vergeudet und verhurt haben! Wahrlich, Ich werde sie begraben lassen unter ihre höllische Preßkammer! Und sie sollen da so lange gepreßt werden von den Materialien, davon ihre Preßkammer erbaut wurde, bis das letzte Steinchen durch den darniederfallenden Regen in Tau und Staub aufgelöst worden ist!

22] Nun seht, daher sollt ihr von einer solchen Höhe die Anschauung solcher allerletzten Dinge auch auf die allerletzte Zeit ergehen lassen und dann euch auf der Höhe in die anfangs besprochene Verdauungsruhe setzen. Dann habt ihr die Dinge in Meiner Ordnung angeschaut, habt auf Meiner Welttafel ordentlich gespeist und werdet dadurch auch zur Nützliches befördernden Verdauung gelangen.

23] Habt ihr auch Fernrohre mit euch, so gebraucht dieselben nach eben der Ordnung, aber nicht umgekehrt. Und wenn ihr schon damit anfanget, fernliegende Gebäude euren Augen näher zu bringen, so richtet sie zuerst auf ärmliche Hütten und Keuschen (Bauern- und Tagelöhnerhäuschen). Ich sage euch, der Anblick einer solchen Wohnung der Armut wird für euer Gefühl, für eure Phantasie und Einbildungskraft mehr lebendige Stärkung bieten als der vielfache Anblick irgendeiner entlegenen, verrosteten Stadt oder eines halbzerfallenen Schlosses oder eines gar nichtssagenden Glockenturmes bei einer Kirche aus Steinen, Ziegeln und Mörtel!

24] Ist denn nicht jeder Baum, jede Pflanze ebensogut und mehr noch ein lebendiger Tempel, durch welchen sich Meine Macht, Weisheit und Liebe treulich kundgibt dem, der diesen gewiß viel künstlicheren Tempel mit dem Geiste und dessen Liebe betrachtet? Daher ist euch fürs erste nötiger, diese lebendige Tempel Meiner Liebe und Erbarmung zu betrachten und hernach erst diejenigen mit hohen Glockentürmen.



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