Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 171


Heilwunder an tausenden Kranken auf dem Berge.

01] Als Judas Ischariot solches vernahm, schlug er die Hände über dem Kopfe zusammen und sprach: »Nein, da wird es mir denn doch endlich einmal zuviel! Da kommen ja gleich wieder nicht etwa Hunderte, sondern Tausende von Menschen, und das sicher mehr Kranke als Gesunde! Lebe wohl, du stiller Friede dieser Höhe! Das wird wieder ein Getummel und Getümmel werden, und von einer Ruhe wird keine Rede mehr sein können!«

02] Sage Ich: »Was kümmert denn dich das? Zu dir kommt sicher keine Seele, und die Kranken wirst du nicht gesund zu machen brauchen; geht es dir bei Mir zu unruhig und zu bunt zu, so ziehe nach deiner Heimat und besuche mit deinen Töpfen wieder die Märkte! Solange du bei Mir sein willst, mußt du dich fügen in Meine Anordnungen, weil auf Meinen Wegen und Stegen Ich allein der Herr bin! Werde Ich aber jemals zu dir kommen und mit dir ziehen auf deinen Wegen und Stegen, dann werde Ich Mich in deine Anordnungen fügen und dich als Herrn deiner Sache anerkennen! Hier aber, meine Ich, ist es etwa doch wohl der umgekehrte Fall?!«

03] Sagt Judas Ischariot, in sich hineinbrummend: »Nun ja, nun ja, - ich darf nur den Mund auftun, so ist schon alles gefehlt! Kann ja für alle Zukunft auch so stumm bleiben wie ein Stein!«

04] Sagt endlich auch einmal wieder der weise Nathanael: »Das wäre von dir einmal ein weiser Zug, den ich bei dir aber noch immer vermißt habe. Ja, reden zu rechter Zeit, ist eine schöne Sache für den, der etwas zu reden hat und zu reden versteht; aber für einen Dummen ist das volle Schweigen noch um vieles schöner!«

05] a Während Nathanael also noch einige Weisheitssprüche Salomons dem Judas Ischariot ins Gedächtnis rief, kamen schon an verschiedenen Seiten des großen Bergplateaus eine übergroße Menge Menschen von allen Gegenden zum Vorschein und brachten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel aller Art und noch viele andere mit allerlei Krankheiten behaftete und legten alle die vielen Leidenden, deren bei fünfhundert an der Zahl waren, in einem weiten Kreis um Mich herum, als wie zu Meinen Füßen, und baten Mich, daß Ich sie heilete. Und siehe, Ich heilte sie mit einem einzigen Wort und sagte dann zu den Geheilten: »Stehet nun auf und wandelt!« (a Matthäus.15,30*; Matthäus.11,05; Matthäus.15,30; Jesaja.29,18-19Jesaja.35,05-06Jesaja.061,01Lukas.04,18jl.ev01.023,10)

06] Da merkten es zuerst die Blinden, daß sie sahen so gut und rein, als wären sie frisch geboren worden. Gleich darauf merkten es auch die Stummen und gaben Antwort und Rede auf jegliche Frage. Darauf erst versuchten es die Lahmen und die Krüppel, ob ihre kontrakten (gelähmten) und zum Teil ganz verdorrten Glieder in der Ordnung seien. Es war aber darunter auch nicht einer, der da hätte sagen können: 'Mir ist dennoch nicht vollkommen geholfen worden!' In gleichem Maße wurden auch alle andern Kranken völlig gesund.

  • Matthäus.15,31] a so daß sich das Volk verwunderte, als sie sahen, daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels. (a =Markus.07,37; jl.ev02.171,07*)

07] a Als das Volk ersah, daß die Stummen redeten, die Blinden sahen, die Lahmen wohlgemut gerade gingen und allerartige Krüppel und andere Kranke vollauf gesund waren, da verwunderte es sich über alle Maßen gewaltig und fing an, laut zu preisen den Gott Israels. Und sie blieben darauf bis an den dritten Tag bei Mir auf dem Berge, obwohl sie schon am zweiten Tage ihren mitgenommenen Mundvorrat bis auf den letzten Brosamen aufgezehrt hatten. (a Matthäus.15,31*; Markus.07,37)

08] Man kann hier füglich fragen, was denn diese Volksmasse die zwei andern Tage hindurch auf dem Berge gemacht hat. - Darauf kann in Kürze geantwortet werden, daß sich alle die etlichen tausend Menschen beiderlei Geschlechts in Meiner Lehre von Mir und von den Jüngern haben unterweisen lassen. Merkwürdig aber war es, daß da unter den etlichen Tausenden auch nicht einer war, der da ergriffen hätte die Partei der Pharisäer und Schriftgelehrten. Im Gegenteile wußten sie dazu noch eine Menge löblicher Stücklein zu erzählen, die sie bei verschiedenen Gelegenheiten mit den Templern erlebt, dabei aber auch nur zu oft die bittersten Erfahrungen gemacht und darauf bitter beklagt hatten, mit diesen blinden Zeloten je in Berührung gekommen zu sein.


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