Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 173


Jesu Betrachtungen beim Anblick Jerusalems. Vorhersage des Gerichtes über Jerusalem.

01] In einer Stunde waren wir mit dem Mahle fertig, standen vom Tische auf und begaben uns sogleich hinaus ins Freie; denn es war besonders bei der abendlichen Beleuchtung eine gar schöne Aussicht gegen den Aufgang hin, und das kam uns bei unseren Betrachtungen ganz gut zustatten.

02] Als wir so die große, weitgedehnte Stadt mit ihren a vielen Palästen betrachteten, da sagte Lazarus: ”Was für eine anmutige Pracht doch in dieser großen Stadt liegt! Und dabei welche Schmach in jenem Teile der Menschen, die allen andern mit einem guten Beispiel vorangehen sollten! (a Matthäus.24,01; Markus.13,01; = Lukas.21,05)

03] Da unten liegt der Tempel, zu dem schon der große David als der Mann nach dem Herzen Gottes die Materialien gesammelt hat. Salomo, sein Sohn, hat ihn erbaut, damit alles Judenvolk zu den bestimmten Zeiten sich in ihm versammle und Gott die Ehre gäbe. Wer aber verlangt nun die Ehre von den Menschen? Oh, schon lange nicht mehr Gott, sondern die elenden Pharisäer, die Schriftgelehrten und die Hohenpriester! Die alte, wunderbare Bundeslade ist schon seit nahezu vierundzwanzig Jahren in das Archiv der tauben und kraftlosen Reliquien übergegangen, und die neue ist tot und hat keine Kraft mehr; aber dennoch opfern ihr die blinden Juden mehr noch, als sie je der alten, wehren geopfert haben.

04] Man ersieht daraus ja doch gar sehr leicht, wie die elendsten Templer das arme, unschuldige Volk bearbeiten, und wie sie gar nicht an einen wahren und einigen Gott glauben, da sie Seine dem Moses und all den andern Propheten verkündeten Gesetze gar so schmählichst mit den Füßen treten und dafür dem Volke auf Leben und Tod ihre eigenen Satzungen aufbürden, die als ein reiner Unsinn von keinem vernünftigen Menschen mehr geglaubt werden können. O der großen Schmach! Alles seufzt unter dem unerträglichen Drucke zumeist von seiten der Templer, und doch hat niemand den Mut, diesen offenbarsten Volksbetrügern ins Angesicht zu spucken und ihnen ihren großen Frevel, den sie mit der Menschheit treiben, zu zeigen.

05] Du allein, o Herr, hast den Menschen die Augen geöffnet, damit sie nun sehen können, wie sie mit den Templern daran sind. Aber es nützt nun auch das wenig; denn sie tun darum doch auf die keckste Art von der Welt, was sie wollen, und kein strafender Blitz fährt aus Deinen Wolken unter sie! Du, o Herr, bist nun Selbst da auf dieser Erde in leiblicher Menschengestalt, eine Erscheinung, von der die ganze vergangene Ewigkeit kein Beispiel aufzuweisen hat, und die eine Gnade aller Gnaden ist, die Gott je Seinen Geschöpfen hat angedeihen lassen. Tausend und abermals tausend Menschen, darunter sogar viele Heiden, erkennen das mit der höchsten Freude und Dankbarkeit, und diese da unten hören laut von allen Seiten und von groß und klein diese heilige Wahrheit bestätigen. Aber anstatt solch eine Botschaft mit aller Freude als völlig wahr anzunehmen, verfluchen sie noch das Volk, das solche Wahrheit lebendig angenommen hat! Frage: Was sind dann solch bestialische Menschen wert?“

06] Sagte Ich: ”Mein lieber Bruder, ereifere dich doch nicht so sehr; denn du siehst es ja, daß auf dieser Welt alles seine gewisse Zeit hat, und daß man keinen alten Zedernstamm gleich einem dünnen Stabe übers Knie brechen kann! Sieh, Ich will und werde Mich nun noch mehrere Tage hier aufhalten und werde täglich lehren im Tempel sieben Tage hindurch. Wer sich da wird bekehren wollen, für den wird es gut sein; wer aber verharren wird in seiner Blindheit und daraus in seiner Bosheit, der wird umkommen am Tage des Gerichtes, das über Jerusalem losbrechen und alle Kreatur zugrunde richten wird.

07] Da seht alle nur diese große Stadt an! Wahrlich, a nicht ein Stein wird auf dem andern gelassen werden! Bitten sollen aber all b die Blinden und die schwangeren Weiber, die da meinen, daß man an einem Sabbat keine Flucht unternehmen kann und darf, daß c das Gericht ja nicht an einem Sabbat hereinbreche; denn da kommt dann kein Jude mit dem Leben davon. (a Matthäus.24,02; =Markus.13,02; = Lukas.21,06; = Lukas.19,44;  ⇒ jl.ev06.173,07*;  jl.ev01.163,06*;  jl.ev03.113,13jl.ev06.041,04*;  jl.ev08.053,09jl.ev10.180,11jl.ev10.187,08*;  jl.ev10.188,05jl.ev10.215,19; b Matthäus.24,19; =Markus.13,17; = Lukas.23,29;  ⇒ jl.ev06.173,07jl.ev10.215,19gm.pred.053; c Matthäus.24,20; Markus.13,18;  ⇒ jl.ev06.173,07*;  jl.ev10.180,11*;  jl.ev10.215,19-20  gm.pred.053)

08] Aber bevor das Gericht über alle diese Gottlosen kommen wird, da werden a zuvor noch viele und große Zeichen am Himmel und auf der Erde geschehen. Aber es wird das Gericht und das Ende dieser Stadt (Jerusalem durch die Römer, d.Hrsg.) noch nicht dasein; denn es wird noch gewartet werden, ob sich da jemand bessere und bekehre. Und werden die Zeichen nicht beachtet werden, so wird dann eine b große Trübsal zugelassen werden, auf daß sich die Menschen zu Gott bekehren möchten. So aber auch das nichts nützen wird, dann werde Ich noch Propheten senden, die mit ihrer gewaltigen Stimme, die da klingen wird gleich den c Posaunen des Krieges, in alle die vier Hauptwinde hin versuchen werden, zu erwecken die wahrhaft geistig Toten. Die da sich werden erwecken lassen zum Lichte des Lebens, die werden auch auferstehen zum ewigen Leben; die aber bei solchem Posaunenruf Meiner Boten an sie nur erwachen werden in ihrem Zorne und Grimme wider Mich und wider Mein Wort, die werden auferstehen - aber nicht zum Leben, sondern zum Tode durch das Gericht, - und werden dahin verworfen, wo die ewige Finsternis waltet im Gerichte, und d da wird sein viel Heulen und Zähneknirschen. (a Matthäus.24,29-30; =Markus.13,24; = Lukas.21,25Jesaja.13,10Hesekiel.32,07Joel.02,10Offenbarung.06,12 f.jl.ev08.213,14-20; GAdv.053;  gm.pred.001) ; b Matthäus.24,21; =Markus.13,19; = Lukas.21,23Daniel.12,01jl.ev01.072,02*;  jl.ev05.083,10*;  jl.ev05.128,10-11*;  jl.ev06.234,08*;  jl.ev07.054,06*;  jl.ev08.213,19-20*  gm.pred.053; c Matthäus.24,31*; == Markus.13,27a 1. Korinther.15,52Offenbarung.08,021.Thessalonicher.04,16;  ⇒ jl.ev06.173,08jl.ev06.174,09-14;  jl.ev01.072,03jl.ev10.156,04-05;  jl.ev02.158,12; d = Markus.13,26; = Lukas.21,27Offenbarung.01,07; Offenbarung.08,02

09] Wenn aber das Gericht erscheinen wird, dann a fliehe ein jeder Gerechte! b Wer da schon auf dem Dache der Erkenntnis der reinen, göttlichen Wahrheiten steht, der steige nicht mehr ins Haus, um sich einen alten Judenrock (Lehren der Pharisäer) zu holen, sondern er bleibe auf seiner neuen Lichthöhe! Und wer da schon c auf dem Felde der neuen Tätigkeit nach Meiner Lehre sich befindet, der kehre ja nicht nach der alten Heimat der blinden und nichts werten Zeremonie zurück, sondern bleibe auf seinem neuen Felde und er wird sein Leben erhalten! (a Matthäus.24,16; =Markus.13,14; = Lukas.21,21;  ⇒ jl.ev06.173,09gm.pred.053; b Matthäus.24,17; =Markus.13,15Matthäus.24,17-18: = Lukas.17,31;  ⇒ jl.ev06.173,09b*;  ⇒ jl.ev09.070,07b*;  jl.ev10.215,20gm.pred.053; c Matthäus.24,18; =Markus.13,16; = Lukas.17,31;  ⇒ jl.ev06.173,09c  .11*;  ⇒ jl.ev09.070,08*;  jl.ev10.215,20gm.pred.053)

10] Es wird aber dann sein, daß da a zwei in einem und demselben Hause sein werden, wenn das Gericht kommen wird; da wird der eine errettet werden, und der andere wird zugrunde gehen. Der da handeln wird nach Meiner Lehre, der wird errettet werden; wer jedoch Meine Lehre haben, aber nach dem alten Sauerteige der Pharisäer handeln wird, der wird zugrunde gehen. (a Lukas.17,34*)

11] a Ebenso werden zwei sein auf dem Felde und b zwei werden mahlen in einer Mühle; da wird auch der eine aufgenommen werden zum Leben und der andere gelassen werden im Gericht. - Darum hütet euch vor dem alten Sauerteige der Pharisäer; denn wahrlich, mit dem wird niemand dem Gerichte entgehen!“ (a Matthäus.24,40; Lukas.17,34 .36*;  ⇒ jl.ev09.070,08 .11*;  ⇒ jl.ev06.173,10-11* b Matthäus.24,41; =Lukas.17,35;  ⇒ jl.ev06.173,11*;  ⇒ jl.ev09.070,09a*;  jl.ev10.215,20*)



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