Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 213. Kapitel: Verhalten des Wirtsweibes als Entsprechung von Endzeitzuständen.

01] Es kam aber bald auch sein Weib in den Speisesaal, um den ihr zu lange ausbleibenden Mann zu fragen, was Ich für ein Mittagsmahl angeordnet hätte, und ob Ich wohl Selbst an der Bereitung desselben in der Küche irgend auf eine wundersame Weise mitwirken werde.

02] Als sie aber sogleich bemerkt hatte, daß wir alle an den mit Speisen und Trank reich besetzten Tischen saßen und aßen und tranken, da schlug sie die Hände über dem Haupte zusammen und sagte (das Weib): »Aber um Moses willen, dessen Tag wir heute ehren, was ist denn das?! Woher sind denn diese Speisen und woher der Wein geholt worden?«

03] Sagte der Wirt: »Frage da nicht vergeblich! Denn so wir es dir auch sagten, da würdest du das dennoch nicht fassen; später einmal wirst du es schon auch erfahren, woher diese Speisen gekommen sind, jetzt aber sieh du nur in der Küche darauf, daß alle die anderen Gäste in den andern Speisezimmern ordentlich bedient werden!«

04] Darauf ging das Weib sogleich wieder in die Küche und tat ihre Pflicht. Aber es ging ihr dennoch nicht aus dem Kopfe, woher die Speisen gekommen seien, daher sie unter der Dienerschaft des Hauses denn auch ein Hauptexamen dahin vornahm, durch wen, wie und wann und von woher die Speisen geholt worden seien. Als aber alle auf das wahrste beteuerten, daß sie das nicht wüßten, da hielt das Weib es vor Neugier nicht mehr aus und kam abermals zu uns, um sich da etwa bei einem Meiner Jünger zu erkundigen, was es mit den Speisen für eine Bewandtnis habe.

05] Da sagte ein Essäer zum Weibe: »Wenn du nicht zu blind in deinem Verstande wärest, da hättest du ja schon merken sollen, was alles für Wunder sich schon hier und auch außerhalb dieses Hauses zugetragen haben, bloß durch den Willen des ewig großen Herrn und Meisters, - und also sind auch diese Speisen entstanden. Sie sind wahrlich aus den höchsten Himmeln hierher geschafft worden. Du aber tritt zu mir und verkoste alles, und sage dann als eine gute Küchenmeisterin, wie dir diese Himmelskost mundet!«

06] Da trat das Weib etwas verlegen zum Essäer hin und verkostete die Speisen, das Brot und den Wein und gestand, daß sie in ihrem ganzen Leben noch nie so etwas über alle Maßen Wohlschmeckendes verkostet habe. Sie glaube nun schon selbst, daß diese Speisen in keiner irdischen Küche bereitet worden seien.

07] Der Essäer aber wies mit der Hand auf Mich und sagte: »Siehe, da sitzt der ewig große Speisenmeister, der nun dieses herrliche Mittagsmahl wundervollst in einem Augenblick nicht irgend nach menschlicher Art bereitet, sondern rein also erschaffen hat, wie Er auch auf der ganzen Erde für alle Kreatur ewigfort die ihr zusagende Kost erschafft! Und nun weißt du vorderhand genug; glaube, auf daß du selig werdest! Es ist diesem Hause ein großes Heil widerfahren, und also auch dem ganzen Orte, und wir werden Gott darum nie zur Genüge loben und preisen können. - Und nun kannst du, Weib, schon wieder an deine Arbeit gehen; aber von dem, was du nun hier erfahren hast, rede nicht zu andern Menschen, denn der Herr und Meister will es nun also!«

08] Da ging das Weib zu Mir und dankte Mir für das, was es genossen hatte, und begab sich dann wieder in die Küche.

09] Ich aber sagte zu allen: »Es ist zwar schon vom Anfange her kein Weib berufen worden, als eine Prophetin vor einem Volke zu weissagen; aber so ein Weib frommen Herzens ist und hält die Gebote und erzieht ihre Kinder weise in der wahren Gottesfurcht und Liebe, so ist sie gleich auch einem Propheten, und der Geist aus Gott nimmt auch in ihrem Herzen Wohnung.

10] Darum sollt ihr in der Folge, so ihr Mein Wort predigen werdet, die Weiber nicht, wie es bis jetzt oft der Fall war, ausschließen, sondern auch ihnen nichts vorenthalten, was euch vom Gottesreich geoffenbart worden ist; denn was die Weiber als Mütter und erste Erzieherinnen die Kinder lehren, ist bleibender und mehr wert als der Unterricht aller hohen Schulen auf der Welt!

11] Wenn ein Weib weise ist, so werden auch ihre Kinder weise; ist ein Weib aber dumm und ungebildet, so werden auch die Kinder schwerlich zu Propheten gemacht werden können. Da gilt das Sprichwort, laut dem ein Apfel nie weit vom Baume fällt.

12] Es ist schon ganz recht, daß ein Weib eine gute und emsige Hauswirtschafterin ist und auch ihre Kinder in der Hauswirtschaft bildet und übt; aber noch besser ist es, wenn sie als selbst vom Geiste der Wahrheit aus Gott erfüllt auch ihrer Kinder Herzen mit demselben Geiste erfüllt. Solchen Kindern wird dann leicht und wirksam Mein Evangelium zu predigen sein. Dies beachtet in der Folge denn auch wohl!«

13] Roklus, die andern Essäer und der Wirt dankten Mir für diese Belehrung, und Roklus sagte noch ganz besonders: »Ja, Herr und Meister, das ist bei uns, und ganz besonders bei den Juden um Jerusalem, stets der große Fehler gewesen, daß auf die wahre Herzens- und Verstandesbildung der Weiber viel zuwenig Rücksicht genommen worden ist, worin denn auch der Grund der völligen Verfinsterung und des Verfalls der Menschen im reinen Glauben an einen Gott vor allem zu suchen ist! Wir werden daher denn von nun an auch den Weibern nichts vorenthalten, was zu ihrer geistigen Bildung gleichwie den Männern gehört.«

14] Sagte Ich: »tut das, und es wird dann bald hell unter den Menschen werden! Wenn man aber irgendwann späterhin diesen Meinen euch nun gegebenen Rat nicht befolgen wird und die Weiber wieder weltlich und hoffärtig werden, dann wird die alte Finsternis unter den Menschen wieder auftauchen, und der Glaube wird erlöschen und die Liebe erkalten; und es wird also von neuem b eine Trübsal unter den Menschen sein, wie sie ehedem noch nie da war. Denn nun ist durch Mich allen Menschen das hellste Licht aufgegangen. Wenn der Mond irgend verfinstert wird, so wird darob die Nacht der Erde wohl auch größer, aber am Ende dennoch um gar vieles erträglicher, als so am hellsten Mittage die Sonne völlig verfinstert werden würde. Denkt über dieses Bild bei euch wohl nach!«( Matthäus.24,12; jl.ev08.185,01-02;  ⇒ jl.ev06.149,01-02*;  jl.ev01.072,02*;  ⇒ jl.ev06.149,02jl.ev06.150,15;  ⇒ jl.ev08.185,02*;  ⇒ jl.ev08.213,14*;  jl.ev08.213,19*;  ⇒ jl.ev03.033,04*;  jl.ev07.184,05; b Matthäus.24,21 Markus.13,19; = Lukas.21,23Daniel.12,01jl.ev01.072,02*;  jl.ev05.083,10*;  jl.ev05.128,10-11*;  jl.ev06.234,08*;  jl.ev07.054,06*;  jl.ev08.213,19-20*  gm.pred.053; Matthäus.24,29a; Markus.13,24; = Lukas.21,25Jesaja.13,10Hesekiel.32,07Joel.02,10Offenbarung.06,12 f.jl.ev08.213,14-20; GAdv.053;  gm.pred.001)

15] Sagten Meine Jünger: »Herr und Meister, dieses Bild ist für uns nicht klar! Was stellt der Mond vor, und was die Sonne? Wie sollen wir das deuten?«

16] Sagte Ich: »Wie lange werde Ich noch unter euch wandeln müssen, bis ihr vollends verständig werdet? - Die Zeit von Adam an in bezug auf die geistige Bildung der Menschen durch die vielen Propheten auf dem Wege der Offenbarungen ist gleich dem Lichte des Mondes gewesen. Der Mond wechselt mit seinem Lichte und ist eine Zeitlang gar nicht zu sehen, wächst darauf wieder, bis er voll wird. So ging es mit der Erkenntnis Gottes bis auf diese Zeit. Sie stieg bei den verschiedenen Völkern bis zum Vollichte durch das Wort und durch die Zeichen der Propheten. Diese waren sonach stets gleich dem Vollichte des Mondes, der auch kein eigenes Licht hat, sondern ein von der Sonne erborgtes, wie denn auch alle Propheten zu allen Zeiten nur ein aus Gott als aus der Sonne der Engel und Geister erborgtes Licht hatten und mit demselben den Menschen vorleuchteten.

17] Neben und nach den Propheten erhoben sich auch andere Lehrer, machten allerlei Zusätze und Erklärungen und a verdunkelten soartig die Urlehre stets mehr und mehr, so, daß dann bald von ihr nichts mehr da war. Da mußten sich die Menschen in ihrer Nacht mit dem schwachen Schimmer der Sterne behelfen, bis wieder irgendein Prophet unter ihnen erweckt wurde. Die also finster gewordene Geistesnacht wirkte auf das Gemüt der Menschen sicher nicht so betrübend, da ihr Glaube an Einen Gott gleich dem Schimmer der vielen Sterne nie völlig erlöschen konnte. (a Matthäus.24,29a; = Markus.13,24; = Lukas.21,25

18] Aber nun ist in Mir den Menschen die Sonne der Himmel selbst aufgegangen. Diese hat kein erborgtes, sondern ihr höchsteigenes übermächtiges Licht, das in sich nicht zu- und abnimmt. Und wer Mich erkannt hat, der wird Mich nicht einmal mehr und bald darauf wieder weniger erkennen. Aber es ist sehr möglich, daß dieses helle Licht im Menschen durch seinen Weltsinn und durch die Hoffart ganz erlischt, und dann wird es mit ihm im Vergleiche also stehen, als wie es mit der Erde stünde, so die Sonne, die alles hellst erleuchtet und erwärmt, am Himmel auf einmal gänzlich ausgelöscht werden würde. Da wird der Sterne Schimmer den Menschen keinen Trost mehr bieten können, da ohne die Sonne auf der Erde vor Kälte alles erstarren und sterben müßte.( Matthäus.24,29a; Markus.13,24; = Lukas.21,25Jesaja.13,10Hesekiel.32,07Joel.02,10Offenbarung.06,12 f.jl.ev08.213,14-20; GAdv.053;  gm.pred.001)

19] Wenn von nun an der Glaube an Mich als Mein Lebenslicht im Menschen erlöschen wird, so wird mit ihm auch die Liebe als die Lebenswärme vollends erkalten, und das wird dann eine solche a Trübsal unter den Menschen derart zur Folge haben, daß sie sich für um gar vieles unglücklicher fühlen werden als ein zertretener Wurm, der sich im Staube windet und krümmt. Und viele werden laut rufen: »Wie glücklich sind doch die Tiere gegen uns Menschen! Sie leben und kennen den Tod nicht; wir aber müssen leben, um den Tod und seine Schrecken stets vor uns zu haben!« (a  Matthäus.24,21 Markus.13,19; = Lukas.21,23Daniel.12,01jl.ev01.072,02*;  jl.ev05.083,10*;  jl.ev05.128,10-11*;  jl.ev06.234,08*;  jl.ev07.054,06*;  jl.ev08.213,19-20*  gm.pred.053)

20] Seht, darin besteht die a große Trübsal unter den Menschen, so das Licht und die Liebe sie verlassen hat! Daher suchet, daß die Menschen im Lichte verbleiben, dann werden sie auch in der Liebe verbleiben und keinen Tod vor sich sehen, fühlen und schmecken!« - Habt ihr das nun wohl verstanden?« (a Matthäus.24,21 Markus.13,19; = Lukas.21,23Daniel.12,01;  )

21] Sagten alle: »Ja, Herr und Meister; aber es ist dennoch traurig, daß das möglich ist!«

22] Sagte Ich: »Allerdings, - aber Ich kann darum dem Menschen den freien Willen nicht nehmen, weil er ohne den kein Mensch wäre. Doch nun nichts Weiteres mehr von dem! Nun essen und trinken wir noch und stärken unsere Glieder, dann werden wir wieder arbeiten!«

23] Darauf aßen und tranken wir ganz wohlgemut, und es ward noch so manche Bemerkung über den Wohlgeschmack der Speisen, des Brotes und des Weines gemacht.



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