Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


242. Kapitel: Hochmut kommt vor dem Fall. Josephs würdige Behandlung der Abgebrannten. Des Cyrenius Edelmut gegen die Verunglückten. Cyrenius bei Jonatha. Abreise des Cyrenius und der Besuch bei Jonatha (01.07.1844)

01] Als die Abgebrannten beim Hause Josephs ankamen, da erkannte sie eben Joseph bald, daß sie dieselben Herren waren, die ehedem seine Gäste gewesen waren, und fragte sie:

02] »Ja, meine geachtetsten Herren was ist's denn mit eurem wichtigen Geschäfte, deshalb ihr ehedem also schnell forteiltet?

03] Bestand es darinnen, daß ihr eure Stadt angezündet habt?

04] Oder bestand es etwa in ganz etwas anderem, das für mich als ein Geheimnis zu verbleiben hat?«

05] Die Abgebrannten aber sprachen: »Lieber Menschenfreund, versucht uns Elende nicht; denn du siehst ja, daß wir nun die aufgelegtesten Bettler sind!

06] Kannst du uns aber irgend unterstützen, so tue das, und wir wollen deine Leibeigene sein unser Leben lang!«

07] Joseph aber sprach: »Nur Roms mächtige Patrizier verstehen sich auf Sklaven und Leibeigene;

08] ich aber verstehe mich nur auf Brüder, die allezeit gleich meine Brüder sind, wie als Herren also auch als Bettler.

09] Darum werde ich euch auch nach Kräften unterstützen.

10] Aber so ihr wieder auf eurer Boden fest stehen werdet, dann nehmt auch kein solches Geschäft mehr vor, wie euer heutiges hätte sein sollen!

11] Denn so wehe es euch nun tut, daß euch eure Diener und Sklaven so schändlich beraubt und eure Häuser angezündet haben,

12] ebenso und noch mehr wehe hätte mir das getan, so ihr desgleichen an mir verübt hättet!«

13] Hier ging Joseph zu Cyrenius und fragte ihn, was man diesen Unglücklichen auf einmal geben solle.

14] Und Cyrenius sprach: »Warte nur ein wenig! Meine Träger, die ich um meine Kasse aufs Schiff gesandt habe, werden bald da sein! -

15] So ich erst im Besitze meiner größeren Kasse sein werde, da werden wir schon sehen, wieviel da auf jeden, der schon hier ist und noch kommen wird, fallen soll!«

16] In einer kleinen Stunde brachten die Boten tausend Säckel Goldes und Silbers.

17] Jeder Säckel, aus zehn Pfunden bestehend, aber war gemischt mit zwei Pfunden Goldes und acht Pfunden Silbers.

18] Hier sprach Cyrenius zu Joseph: »Diese Säckel verteile du unter diesen Abgebrannten also, daß auf jeden ein Säckel kommt!

19] Die erübrigten aber verwahre du für noch andere, die noch ankommen werden!

20] Ich aber will bei der Verteilung nicht zugegen sein, auf daß ich nicht erkannt werde von allem Volke, das hierherkommen wird!

21] Ich aber werde mich nun mit Jonatha in seine Wohnung begeben und hoffe, dich am Abende zu sehen.« Joseph billigte das und übernahm mit seinen Söhnen sogleich die Verteilung; und Cyrenius entfernte sich heimlich mit seinem ganzen Hofstaate und mit Jonatha.



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