Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


241. Kapitel: Des Cyrenius Sorge um die Abgebrannten. "Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." Gott ist allen ein allgerechtester Richter. (28.06.1844)

01] Es entsetzten sich aber alle, als sie auf einmal die ungeheuere Qualm- und Flammenmasse in die Luft aufsteigend erschauten.

02] Und Cyrenius fragte den Joseph, ob man nicht diesen so mächtig hart bedrängten Menschen zu Hilfe eilen sollte.

03] Joseph aber sprach: »Ich meine, wir werden das gut sein lassen!

04] Denn dem Feuer können wir ohnehin keinen Einhalt tun mit unseren natürlichen, menschlichen Kräften;

05] was aber die dabei Verarmten betrifft, die werden uns noch bald genug und zur rechten Zeit treffen.

06] Daher seien wir nur ganz ruhig hier; wem's not tut, der wird schon kommen!«

07] Und das Kindlein daneben sprach zu Joseph: »Lieber Joseph siehe, das wird auch deinen Gold und Silberkasten um ein sehr bedeutendes geringer machen!

08] Auch du, Cyrenius, wirst heute noch vor deiner Abreise um einige Pfunde Goldes und Silbers leichter werden;

09] denn die hier waren und heimlich uns mit der Zerstörung unseres Hauses bedroht haben, die werden wiederkommen und werden dich um eine Unterstützung angehen.

10] Daher mache dich nur gefaßt darauf! Denke aber nicht, als hätte Ich etwa deren Häuser durch Meine Macht in diesen Brand gesteckt;

11] denn so etwas tue Ich nicht; und jegliche Rache ist ferne von Mir!

12] Dir aber sage Ich es: Dies hat ihnen ihre Dienerschaft getan.

13] denn diese hatte schon einen alten Groll auf ihre Herrschaft, da sie von ihr zu karg und hart gehalten war.

14] Heute fand sie den günstigen Zeitpunkt, sich also zu rächen an ihrer Herrschaft,

15] daß sie alle ihre Paläste in den Brand steckte.

16] Und so fielen ohne Mein Zutun diese Weltherren gerade nun in die Grube, die sie für uns gemacht zu haben im Sinne hatten!«

17] Als Cyrenius vom Kindlein solches vernommen hatte, da fragte er Es hurtigst, ob man solcher argen Dienerschaft nicht nachstellen solle.

18] Und das Kindlein sprach: »O laß das gut sein! Denn fürs erste hat sie an ihrer hartherzigen Herrschaft ein gutes Werk getan,

19] fürs zweite ist sie lange schon mit dem geraubten Schatze über Berg und Tal, -

20] und fürs dritte wird sie der ihr gebührenden Strafe nicht entgehen, da sie das ganz eigenmächtig aus böser Rache getan hat!

21] Daher sei unsere Sorge vorerst auf die gerichtet, die da unserer Hilfe benötigen werden!

22] Was aber die Brandleger betrifft, für die ist schon gesorgt.

23] Denn siehe, Gott sieht sie allenthalben und kennt ihren Weg genau!

24] Daher kann Er sie auch überall ergreifen, wo sie sich auch immer befinden möchten.

25] Gott ist auch allen ein allgerechtester Richter; daher wird Er ihnen auch den gerechten Lohn für ihre Tat zu geben wissen!«

26] Hier kam Maria ganz ängstlich hinzu und zeigte dem Joseph eine große Schar bewaffneter Krieger, die sich in Eilschritten gegen die Villa bewegte.

27] Das Kindlein aber sprach: »O fürchtet euch nicht; das ist die Schutzwache für den Cyrenius, die nun der Oberste aus der Stadt zu eurer Sicherung sendet!

28] Es werden aber bald auch eine Menge Bürger ihr folgen.

29] Daher seid nun hier nur für ihre Unterkunft besorgt; alles andere wird sich geben!«

30] Und wie das Kindlein solches geredet hatte, so war es auch: Cyrenius bekam Wache, und dieser folgten bald eine Menge Abgebrannter.



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