Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


243. Kapitel: Josephs tatkräftige Nächstenliebe. Ein rechter Trost in schwerer Heimsuchung. Abendbesuch und Abendmahl bei Jonatha. (02.07.1844)

01] Zwei Stunden nach dem vollen Untergange der Sonne hatte Joseph mit der Verteilung zu tun

02] und wies auch dabei den Dach- und Fachlosen Plätze an, wo sie übernachten konnten,

03] denn in der Stadt getrauten sich wenige nur zu übernachten, teils wegen des starken Brandgestankes,

04] teils aber auch wegen der Unsicherheit, da man noch immer fürchten mußte, ob das Feuer nicht ehestens dieses oder jenes noch gesunde (unversehrte) Haus ergreifen würde.

05] Als Joseph also sein Geschäft beendet hatte, da fragte er das Kindlein ganz geheim, ob es nun wohl geheuer sein dürfte, das Haus zu verlassen und sich zu Jonatha hinzubegeben.

06] Und das Kindlein sprach: »Was kümmert dich das Haus und dessen Inhalt?

07] Gehört es doch nicht uns, sondern dem, der es gekauft hat, sowie auch der Inhalt, der ebenfalls des Käufers ist.

08] Daher gehen wir nur zu Jonatha, der für uns sicher einen guten Fisch in Bereitschaft hat!«

09] Und Joseph sprach: »Du hast freilich wohl recht;

10] aber bedenke, daß wir einen Kasten voll Goldes und Silbers haben und Kühe, Ziegen und Esel!

11] Könnte das nicht ein Raub dieser nun sehr vielen Gäste werden?«

12] Und das Kindlein sprach: »Joseph, das ist jetzt zu hoch für Mich;

13] rede darüber mit Jakob, der versteht diese Sachen nun besser als Ich!«

14] Und Joseph tat alsbald an Jakob dieselbe Frage.

15] Und Jakob sprach: »Vater, und so wir alles verlören, der Herr aber uns bleibt, was hätten wir dann verloren?!

16] Der Herr aber zieht mit uns zu Jonatha; was sollen wir dann hier im Hause des Statthalters zu verlieren fürchten?!

17] Laß dir die ganze Erde rauben und behalte den Herrn, dann hast du mehr, als so alle Himmel und Erden dein vollstes brauchbares Eigentum wären!

18] Und so ziehe, du redlichster Mann, ohne Furcht und Sorge mit dem Herrn zu Jonatha, und du wirst dich überzeugen, daß wir nichts verlieren werden!«

19] Diese Worte des Herrn aus dem Munde Jakobs beruhigten Joseph so sehr, daß er augenblicklich mit seiner ganzen Sippschaft aufbrach und sich zu Jonatha begab.

20] Alldort harrten schon alle mit der sehnsüchtigsten Erwartung der Ankunft Josephs.

21] Und als sie seiner ansichtig wurden, da liefen sie wie die Kinder ihrem Vater entgegen, darunter sich auch Cyrenius befand.

22] Und als unter solchem Geleite Joseph mit den Seinen in das Haus Jonathas trat, da ließ dieser sogleich die wohlbereiteten Fische auftragen, und alle hielten ihr Abendmahl.



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