Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


68. Kapitel: Des Cyrenius Antwort an die Boten. Das Drängen der drei blutgierigen Priester auf Genehmigung des Opfers. Die Vorsicht des Cyrenius. Der Jammer der 2000 Schlachtopfer. (14.11.1843)

01] Die Eilboten aber warteten noch immer auf den Opferbefehl des Cyrenius.

02] Cyrenius aber erhob sich von der Wiege und sprach zu den Eilboten:

03] »Geht hin zu den Priestern, und überbringt mir die Liste der zum Opfer bestimmten Jünglinge und Mädchen;

04] »denn ich muß mich überzeugen ob die Wahl gerecht ist!«

05] Die Eilboten rannten davon bei schon gänzlich eingtretener Ruhe des Sturmes.

06] In der Stadt angelangt, fanden sie aber das Priestergebäude zu ihrem Entsetzen schon in einen mächtigen Schutthaufen verwandelt, unter dem bis auf drei Unterpriester alle anderen höheren Priester ihren Untergang fanden.

07] Die Eilboten kehrten darum bald um und brachten dem Cyrenius die Nachricht, was da mit den Priestern geschehen war.

08] Cyrenius, nun völligst überzeugt von der Richtigkeit der Aussage des Kindleins, wußte nun nicht, was er tun sollte, und wollte wieder das Kindlein um Rat fragen.

09] Aber in dem Augenblick kamen auch die drei noch übriggebliebenen Oberpriester;

10] diese fragten nun auch eiligst, was da zu tun sein werde, indem ein neuer Erdstoß alle die frommen Diener der Götter in ihrem Palast begraben habe, während sie schon zur großen Opferung ausgerüstet waren.

11] Die tausend Jünglinge und die tausend Mägde ständen schon zur großen Opferung an jenem Platze bereit, an dem die Säule des Jupiter stand, die nun aber auch völlig vernichtet sei.

12] Sollte die Opferung alsbald oder erst beim Aufgang der Sonne vor genommen werden?

13] Aufgehoben könne sie auf keinen Fall werden, da dadurch die Götter ob des Undankes und wegen der Menschen Treulosigkeit sicher in einen noch größeren Zorn geraten könnten!

14] Und Cyrenius erwiderte den drei Unterpriestern:

15] »Heute darf die Opferung auf keinen Fall unternommen werden und morgen früh bei Todesstrafe nicht eher, als bis ich persönlich dazu den Befehl erteilen werde!«

16] Darauf verließen die drei Unterpriester den Cyrenius und begaben sich auf den Platz, allda die armen Opfer weinten und wehklagten und aus großer Marter- und Todesangst die Hände zu den Göttern rangen und baten, daß sie verschont werden möchten.

17] Cyrenius aber konnte kaum den nächsten Morgen erwarten; denn ihn dauerten die geängstigten Opfer zu sehr, da sie eine solche Schauernacht zu bestehen hatten.



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