Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


67. Kapitel: Die Schreckenspost der Eilboten. Das blutgierige Verlangen der heidnischen Götzenpriester. Cyrenius in der Klemme zwischen Herz und Welt. Des Kindleins bester Rat. (13.11.1843)

01] Also verging eine ruhige Stunde und man bekümmerte sich nicht mehr zu sehr um das Wüten und Toben des Sturmes.

02] Nach dem Verlaufe von einer Stunde aber kamen Eilboten zum Cyrenius ins Haus Josephs und erzählten, sagend:

03] »Hoher, mächtiger Herr! Unerhörte Dinge geschehen:

04] »Feuer bricht an mehreren Orten aus der Erde;

05] »fliegende Feuersäulen werden von dem Orkane hin und her getrieben und zerstören alles, was sie erreichen.

06] »Nichts ist fest und stark genug ihrer entsetzlichen Kraft zu widerstehen.

07] Die Priester haben gesagt: alle gesamten Götter hätten sich erzürnt und wollten uns alle vernichten!

08] »Also ist es aber auch; denn man hört deutlich das Gebelle des Cerberus, und die Furien tanzen schon allenthalben herum! Der Vulkan hat seine Essen auf die Oberwelt gerichtet;

09] »seine mächtigen Zyklopen zertrümmern mutwillig die Häuser und Berge.

10] »Und der Neptun hat alle seine Macht zusammen in eine vereint!

11] »Gleich Bergen erhebt er das Meer und will uns alle ertränken.

12] »Wenn nicht plötzlich große Menschenopfer den überaus erzürnten Göttern dargebracht werden, sonst es um uns alle geschehen!

13] »Tausend Jünglinge und tausend Jungfrauen haben die Priester zur Sühnung bestimmt; und wir sind darum in aller Eile an dich abgesandt, auf daß wir von dir das Fiat (Es geschehe) empfangen sollen!«

14] Cyrenius erschrak über diese Botschaft ganz gewaltig und wußte nicht, was er nun beginnen sollte.

15] Dem Priesterrufe getraute er der Staatspolitik wegen nicht schnurgerade sich zu widersetzen;

16] das Opfer aber zu billigen, war seinem Herzen noch unmöglicher, als den Priestern zu widersprechen.

17] Er wandte sich daher an das Kindlein, welches eben wach geworden war, und fragte Es um einen Rat in dieser schrecklichen Sache.

86] Das Kindlein aber sprach: »Sei ruhig; denn in einer Minute wird sich der Sturm legen, - und die, welche Menschen schlachten wollten, sind nicht mehr! Daher sei ruhig, Mein Cyrenius!«



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