Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


7. Kapitel: Sichtbarkeit von Marias Schwangerschaft; Argwohn Josephs (07.08.1843)


Inhaltsübersicht:



01] Joseph aber ward voll hoher Ahnungen erfüllt und sprach zu Maria: »Kind des Herrn! Viel Freude ist meinem Hause in dir gegeben, meine Seele ist von hohen Ahnungen erfüllt!

02] Aber ich weiß es auch, daß der Herr diejenigen, die Er lieb hat, allezeit schmerzlich heimsucht; daher wollen wir Ihn allzeit bitten, daß Er uns allen allzeit gnädig und barmherzig sein möge!

03] Es ist sogar möglich, daß der Herr durch dich und mich die alte, schon morsch gewordene Bundeslade wird erneuert haben wollen?!

04] Solle so etwas aber im Zuge sein, dann wehe mir und dir; wir werden da eine gar harte Arbeit zu überstehen haben! - Doch nun nichts mehr davon!

05] Was da kommen muß, das wird auch sicher kommen, und wir werden es nicht zu verhindern vermögen, aber so es kommen wird, dann wird es uns ergreifen mit allmächtiger Hand, und wir werden zittern vor dem Willen Dessen, der die Festen der Erden gestellt hat!«

06] Maria aber verstand von all diesem nichts und tröstete daher den sehr bekümmert aussehenden Joseph mit solchen Worten:

07] »Lieber Vater Joseph! Werde nicht betrübt ob des Willens des Herrn; denn wir wissen es ja, daß Er mit Seinen Kindern ja allzeit nur das Beste will! Ist der Herr mit uns, wie Er es war mit Abraham, Isaak und Jakob, und wie Er noch allezeit war mit denen, die Ihn liebten, was Leides und Arges sollte uns da wohl begegnen?!«

08] Joseph aber war mit dieser Tröstung zufrieden und dankte dem Herrn in seinem Herzen aus allen seinen Kräften, daß Er ihm in der Maria einen solchen Trostengel hatte gegeben, und sagte darauf:

09] »Kinder, es ist schon spät des Abends geworden; darum stimmen wir den Lobgesang an, verzehren unser gesegnetes Abendbrot und begeben uns dann zur Ruhe!«

10] Solches geschah, und Maria eilte dann und brachte das Brot her, und Joseph teilte es aus; es nahm aber alle Wunder, daß das Brot diesmal von einem gar so guten Geschmacke war.

11] Joseph aber sagte: »Dem Herrn alles Lob! Was Er segnet, das schmeckt allezeit wohl und ist vom besten Geschmacke!«

12] Und Maria aber bemerkte dann dem Joseph gar liebreichst weise: »Siehe, lieber Vater, also sollst du dich ja auch nicht fürchten vor den Heimsuchungen des Herrn; denn sie sind ja eben auch Seine gar köstlichen Segnungen!«

13] Und Joseph sprach: »Ja, ja, du reine Tochter des Herrn, du hast recht! Ich will ja in aller Geduld tragen, was immer der Herr mir aufbürden wird; denn zu schwer wird Er mir Seine Bürde und zu hart Sein Joch ja nicht machen, - denn Er ist ja ein Vater voll Güte und Erbarmung auch in Seinem Eifer! Und so geschehe denn allezeit Sein heiliger Wille!«

14] Darauf begab sich die fromme Familie zur Ruhe und arbeitete zu Hause die folgenden Tage. -

15] Tag für Tag aber ward der Leib Marias voller; da sie solches wohl merkte, so suchte sie ihre Schwangerschaft vor den Augen Josephs und seiner Söhne so gut als nur immer möglich zu verbergen.

16] Aber nach einer Zeit von zwei Monaten half ihr ihr Verbergen nichts mehr, und Joseph fing an, Argwohn zu schöpfen und beriet sich insgeheim mit einem seiner Freunde in Nazareth über den sonderbaren Zustand Mariens.



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