Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 130. Kapitel: Jesus über Astrologie und andere Irrtümer.

01] Sagte Ich: »Freund, die alten Ägypter wußten um das alles zum größten Teil, und so wußten es auch Moses und viele andere Weise, und Moses hatte darüber ein großes Buch geschrieben, das sich bis in die Zeiten der Könige erhielt. Aber dem Priestertum, das nach den irdischen Gütern jagte, trug solche Kenntnis viel zuwenig ein; daher griff es nach der ägyptischen Astrologie und prophezeite den blinden Menschen daraus allerlei Gutes und Schlechtes und ließ sich dafür so gut, als es nur möglich war, bezahlen.

02] Daß das, was sie den Menschen aus den Sternen weissagten, zumeist in Erfüllung ging, dafür wußten sie durch ihre geheimen Umtriebe schon zu sorgen. Wem sie etwas Gutes prophezeiten, der zahlte ohnehin gerne mehr, als sie von ihm verlangten, - und wem sie etwas Schlechtes prophezeiten, der mußte sich dann an die Priester wenden, daß sie sich für ihn zu Gott wendeten und für ihn Besseres erbäten. Dafür mußte er aber dann auch die verlangten Opfer bringen, und es waren also die Priester nie im Nachteil, ob sie jemandem Gutes oder Schlechtes weissagten; das Schlechte aber kam viel häufiger zum Vorschein als das Gute, weil es ihnen mehr Gewinn abwarf als das Gute.

03] Aus dem könnt ihr nun ganz leicht ersehen, aus welchem Grunde mit der Zeit eben die Priester zumeist die Naturwahrheiten in Falschheiten und Lügen verwandelten. Denn da dachten sie, daß daran wenig liege, ob ein Mensch dies oder jenes von den Gestirnen glaube, denn hinkommen und sich selbst überzeugen, ob die Sachen so oder anders sich verhalten, (wäre ja doch nicht möglich).

04] Wenn er nur an einen Gott glaube und Seine Gebote halte, so tue er für Genüge; was die Gestalt der Erde betreffe und die Gestirne des Himmels, da sei es ihm besser, so er davon keine gegründete Wahrheitskunde besitze.

05] Aber sie bedachten nicht in ihrer Weltblindheit, wie ein kleiner Irrtum den Menschen nur zu bald und zu leicht zu einem größeren und aus dem dann auch zu einer großen Menge von allerlei Irrtümern und Falschheiten verleitet.

06] Und daß dies nun bei allen Völkern der Fall ist, das lehrt euch nun ehre gute Kunde, die ihr von allen Seiten her über den blinden Zustand der Menschen besitzt.

07] So die Menschen einmal über alle ihnen sichtbaren Dinge dieser Welt eine wahrheitsvolle Kunde haben werden, dann werden ihnen die gold- und schätzegierigen Priester nicht mehr ihre alten Dummheiten als glaubbare Wahrheiten darstellen können, und mit der alten und bösen Priesternacht wird es sein Ende nehmen.«

08] Sagte der Wirt: »O Herr und Meister, das sehe ich nun wohl ganz klar ein; aber ich sehe auch die große Schwierigkeit nicht minder klar ein, die sich von selbst darstellen wird, so wir einen und den andern in diesen alten Irrtümern begründeten Menschen in diesen natürlichen Dingen der vollen Wahrheit nach werden zu unterrichten anfangen. Denn fürs erste werden wir ihm das ohne die geeigneten Mittel, die Du aus Deiner Gottmacht leicht herbeischaffen konntest, nur sehr schwer und unvollkommen versinnlichen können, und fürs zweite wird ein jeder Laie uns fragen, woher wir solche Kunde hätten.

09] Wir werden da freilich nicht ermangeln, uns auf Dich zu berufen; aber es wird auch so manches vorausgehen müssen, bis er das begreifen wird, wer Da bist!

10] Mit der Zeit werden sich freilich in Deinem allerheiligsten Namen gar große Dinge bewerkstelligen lassen; aber in gar zu kurzer Zeit wird sich nicht besonders vieles machen lassen.

11] Wohl werden wir alles mögliche aufbieten und den Menschen die getreueste Kunde geben, was sich hier alles zugetragen hat, und was wir gesehen und vernommen haben, und wir sind auch schon zum voraus überzeugt, daß unsere Mühe keine vergebliche sein wird; doch wird es darunter auch sicher so manche geben, die uns nicht glauben werden.

12] Allein, das alles soll uns dennoch nicht im geringsten beirren, Dich den andern Menschen, woher sie auch zu uns kommen sollen, als den alleinig wahren Gott, Herrn und Schöpfer Himmels und der Erde zu verkünden.

13] Aber nur noch eines, Herr und Meister! Wolltest Du uns denn nicht so welche bleibenden Behelfe aus Deiner Macht herbeischaffen, mittels deren wir den andern Menschen das leichter versinnlichen könnten, wie sich alle die großen Weltdinge der Wahrheit nach verhalten, über die wir von Dir eine so überhelle Aufklärung erhalten haben?«

14] Sagte Ich: »O ja, nichts leichter als das, - doch in der Art nicht, wie Ich sie für euch hergestellt habe, aber wie aus Ton zum Aufbewahren, und das im freilich noch kleineren Maßstabe, als Ich es für euch in einer ganz natürlichen Weise dargestellt habe; das andere muß dann euer Verstand und eure Weisheit hinzufügen.«



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