Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 179
Der Antichrist. Entstehung und Kennzeichen wahrer und falscher Propheten.
01] Sagte Lazarus: Herr, was sollen wir denn unter dem Gegenchrist verstehen?
02] Sagte Ich: Der Gegenchrist wird dadurch entstehen, daß da gewisse pfiffige und arbeitsscheue Menschen, so sie sehen werden, wie Meine Lehre stets mehr und mehr Anhänger bekommt, und wie es Meinen Jüngern stets wohler ergeht, die Lehre auch annehmen werden. Und so sie hören werden von den Zeichen, die Ich gewirkt habe, und auch von denen, die ihr bei Gelegenheiten wirken werdet, so werden sie gleich den heidnischen Magiern anfangen, große Zeichen mit ganz natürlichen Mitteln der blinden Zauberei zu wirken also, wie das die Essäer taten. Das wird die Leichtgläubigen verlocken, und zwar am Ende so sehr, daß darob gar viele euch, das heißt in euren Nachfolgern, für falsche Lehrer und Propheten halten und euch verfolgen werden.
03] Darum habt ja wohl acht, daß ihr nichts als nur den Lebensbedarf von denen annehmet, die das Evangelium annehmen werden! Denn so die Müßiggänger sähen, daß euch die Predigt und ein Zeichen viel Geld verschaffen, da erst würden sie alles aufbieten, um euch zu verdrängen. Darum wird man die echten von den falschen Propheten am ehesten an ihren Werken erkennen. Denn die echten Propheten werden stets in Meiner Armut einhergehen und von ihren Gemeinden nur das annehmen, was ihnen zum Leben notwendig ist; die falschen aber werden tun wie nun die Pharisäer - und in vielen Stücken noch um vieles ärger - und werden sich für alles, was sie vorgeblich den Gemeinden a in Meinem Namen tun, gar hoch und teuer bezahlen lassen, und alle Menschen werden sie für heilige Diener Gottes halten und bei Strafe glauben müssen, daß Gott allein nur ihre Gebete erhöre und auf ihre Opfer mit großem Wohlgefallen herabschaue. Wie aber nun für alle Juden dieser eine Tempel dasteht, so werden die Gegenchristen eine zahllose Menge Tempel errichten mit großer Pracht und darin vor den Menschen ihre Zaubereien, ihr Opfer verrichten und schlechte, eigennützige Reden halten. Beten aber werden sie in fremden Zungen, um das Volk glauben zu machen, daß solche ihre Sprache die reinste und also auch die Gott am meisten wohlgefällige ist. (a Matthäus.24,05a Markus.13,06; = Lukas.21,08; Johannes.05,43; jl.ev09.071,07-08; jl.ev10.188,01-03)
04] Dies genügt für jedermann, um einen a falschen Propheten zu erkennen und ihn von einem wahren wohl zu unterscheiden. Sie werden freilich ein großes Geschrei erheben und in alle Welt hinausrufen: 'Da zu uns kommt alle her; denn b hier ist Christus, und dort, wo wir sind, ist Er!' Aber glaubt es nicht, wenn sie noch so sehr schreien und noch so große Zeichen tun; denn sie sind nicht und niemals Meine Jünger, sondern verführte Jünger Beelzebubs, von dem sie auch ihren Lohn im Pfuhle ernten werden unter Heulen und Zähneklappern! Achtet wohl darauf, und wirkt sowenig wie möglich Zeichen, sondern haltet euch an das Wort und seine ewige Wahrheit, so wird die reine Lehre unter vielen Menschen verbleiben bis ans Ende der Welt! - Jetzt aber begeben wir uns wieder ins Haus, und du, Lazarus, lasse uns Wein und Brot geben; denn nun dürstet es Mich! (a Matthäus.24,24; Markus.13,22; 5. Mose.13,02-04; jl.ev09.071,07-08 b Matthäus.24,23; Markus.13,21; Lukas.17,21; jl.ev09.071,07-08; ⇒ jl.ev06.179,04* gm.pred.053)
05] Darauf gingen wir ins Haus, und Lazarus ließ sogleich Brot und Wein in gerechter Menge auftragen. Wir setzten uns an die Tische und stärkten uns.