Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 198


Die Urgeschichte der Lebewesen der Erde.

01] Sagte Ich: ”Oh, frage du nur zu, an Antworten soll es bei uns nie einen Mangel haben, und das stets an solchen, die allein die stete und unverwüstbarste äußere und innere Lebenswahrheit in sich bergen! Gib sonach nur recht fein acht darauf, was Ich dir auf deine Frage antworten werde!

02] Sieh, vor den erwähnten ersten wahren Menschen gab es wohl auch wie auf zahllosen dieser Erde ähnlichen Welt- respektive Erdkörpern - Wesen, die mit den gegenwärtigen Menschen der äußeren Form nach eine sehr bedeutende Ähnlichkeit hatten! Es gab gar viele Epochen auf dieser Erde, in denen ein früheres Geschlecht ganz unterging und nach und nach ein anderes und stets in irgend etwas vollkommeneres an seine Stelle trat.

03] Gar lange vorher, ehe solche Geschlechter, gewöhnlich von 7000 Jahren zu 7000 Jahren einander ablösten, ganz sicher aber von 14000 Jahren bis zu wieder 14000 Jahren, ward die Erde nur von allerlei Vegetabilien auf den wasserlosen Teilen und darauf erst von allerlei, aber immer erst nach und nach entstandenen großen und kleinen warmblütigen Tieren belebt. Das Reich der Wassertiere und nachher der Amphibien aber war schon vor der großartigsten Vegetation der Trockenländer überaus stark und mächtig vertreten, sowie das Reich von allerlei fliegenden Insekten wie der Fliege und tausenderlei ihrer Gattungen, und mit diesen nahe gleich einige Urgattungen der Vögel, die nun freilich nicht mehr bestehen, obwohl die Fliege als das erste lebende Geschöpf und als Anfang alles Geflügels eines jeden Weltkörpers noch zur Stunde dasselbe ist und auch fortan verbleiben wird. (vgl. 'Die Fliege'. Lorber-Verlag)

04] Erst als die Erde also stets humusreicher ward und durch häufige innere, großartigste Feuerausbrüche, durch die der verhärtete unterwässerliche Boden gewaltsam auf vielen tausend Punkten zu langen und weitgedehnten Bergreihen aufgewühlt ward und auch durch andere gewaltigste Stürme in der Luft und in den Gewässern einmal so gestaltet war, daß sowohl infolge der größeren und trockeneren Räumlichkeiten, wie auch infolge derer gediegeneren Vegetationsfähigkeiten schon auch vollkommenere und mit mehr Intelligenz begabte Wesen darauf ihr Fortkommen finden konnten, so wurden sie, die geschöpflichen Menschen ('die geschöpflichen Menschen' ist von Jacob Lorber ergänzt und zugesetzt), dann auch erst ins individuelle Dasein gerufen durch den weisesten, ewigen und allmächtigen Geist Gottes.

05] Von da an wechselten sie, wie ehedem gezeigt, durch für euch undenklich viele Zeiten der Erde miteinander ab, und stets verdrängte ein um etwas vollkommeneres Geschlecht das frühere minder vollkommene.

06] Sieh, über diesem trockenen Punkte, der doch sicher über zwanzig Mannshöhen sogar über dem Wasserspiegel dieses kleinen Meeres erhoben steht, ist das Meer gar viele tausendmal tausend Male gestanden. Er ist freilich dann in einer stets oft stark veränderten Form ebenso wie jetzt trocken gelegen. Und bevor von nun an nur 6000 Jahre vergehen werden, wird er sich wieder unter dem Meere und sodann in einer Zeit von abermaligen etwa 9-10000 Jahren wieder so wie jetzt im Trockenen befinden. Das wird auf der Erde stets so lange miteinander abwechseln, bis die Erde, oder vielmehr ihre Materie, ganz ins Leben übergegangen sein wird.“

07] Sagt Hiram: ”O Herr und einziger Urmeister alles Lebens und Seins! Wie wird es denn bei einer abermaligen Überflutung mit dem Bestande der dann sicher auch noch bestehenden Menschen aussehen? Die werden dann ja alle wieder jämmerlich ersäuft werden!“

08] Sage Ich: ”O mitnichten; denn solche periodischen Überflutungen des Meeres gehen ja immer höchst langsam und ganz unvermerkt vor sich, so daß alle Menschen gar lange die hinreichendste Zeit finden können, dem Meere in jene südlichen Erdteile zu entgehen, in denen das Meer durch seinen Rücktritt wieder gar übergroße Ländereien trocken geben wird, weil es sich in solcher Periode wieder mehr gegen den Norden ergießen wird. Und so wird es dann auch bei seinem Rücktritt nach dem Süden wieder sein.

09] Also dabei haben die Menschen durchaus keine Gefahr mehr zu befürchten, und es wird sie da schon Mein Geist leiten, daß sie dazu schon lange vorher die rechten Vorkehrungen treffen werden. - Hast du das nun so ein wenig begriffen?“

10] Sagt Hiram: ”Ja, es kommt mir wohl so vor, als ob ich's begriffen hätte; aber um da in eine ganz klare Anschauung dieser vorher nie geahnten und noch weniger je gehörten wunderbaren Verhältnisse zu gelangen, die irgend in der ungeheuerst großartigen Natur der großen Welten und ihrer Ordnung liegen, da gehört mehr denn mein unendlich beschränkter Verstand dazu! Verstehen vom Grunde aus kann ich das sonach unmöglich; aber ich glaube es dir aufs Wort; denn du bist weise genug dazu, um das alles ganz genau zu wissen und einzusehen, da dein Geist, wie es mir am Tage noch Aziona kundgab, ganz eins in der Macht, im Schauen und im höchst vollkommensten Erkennen mit dem Geiste einer allerhöchsten Gottheit sein soll, was ich zwar auch nicht einsehe, wie das möglich ist, aber ich glaube es, weil du uns nun schon so überaus gewaltige Proben davon unaufgefordert abgelegt hast. Vielleicht kommt für uns auch noch eine Zeit, in der wir derlei Dinge besser denn jetzt einsehen werden; aber für jetzt müssen wir es nur glauben.“



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 5  |   Werke Lorbers