Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 3, Kapitel 223


Die Naturordnung der Welten.

01] Sagt Murel: ”Ich danke dir, du mein tiefst geweckter Freund und Bruder Philopold! Du hast mir nun eine solche Enthüllung gemacht, von der wahrscheinlich dem Salomo in seiner höchsten Weisheit nie etwas geträumt hat. Die Sache ist zwar so extra außerordentlich, dass sie ein jeder Denker gleich von vornherein bezweifeln müßte, weil in unserm äußern Menschenverstande aber auch nicht ein Fünklein von einer noch so leisen Ahnung davon weilt; aber dennoch kann ich darüber nunmehr in keinen noch so leisen Zweifel gelangen. Denn wäre die Sache nicht also auf deine nüchternste Selbsterfahrung gegründet, so hättest du sie mir auch unmöglich erzählen können, weil so etwas, solange die Erde Menschen trägt, noch nie ein Mensch sich hat denken können und du dir so etwas auch nie gedacht hättest, wenn du nicht durch die hellste Erfahrung darauf wärst geleitet worden. Denn so etwas saugt sich kein Mensch aus den Fingerspitzen; das ist eine allerhöchst wunderbarste Offenbarung von oben, und ich nehme sie für ersichtlich wahr an, als wenn ich sie selbst erlebt hätte.

02] Aber sage mir nun doch noch so ein wenig etwas von den Sternenwelten; denn ich kann mir noch immer nicht vorstellen, wie die winzigen Lichtpunkte Welten sein können!“

03] Sagt Philopold: ”Ja, lieber Freund, das wird ein wenig schwer hergehen, weil du noch keinen Begriff von dieser unserer Erdwelt hast und keine wahre Vorstellung, wie sie im ganzen aussieht, und wie sie den andern Welten gegenüber physisch bestellt ist! Ich muß dir sonach sagen, wie diese Erde aussieht, und wie sie bestellt ist, und du wirst dir hernach von den andern Welten leichter einen rechten Begriff zu machen imstande sein.“

04] Hier beschrieb Philopold dem Murel die ganze Erde, wie ein gediegenster Professor der Geographie, und bewies ihm solches auch aus den Erscheinungen und Erfahrungen, die Murel bei seinen weiten Reisen sicherlich gemacht hatte. Er zeigte ihm auch die daraus hervorgehenden Gründe, durch die auf der Erde Nacht und Tag stets miteinander ganz regelmäßig abwechseln müssen, und daneben erklärte er ihm auch den Mond, dessen Natur, Entfernung und Bestimmung, sowie die andern zu dieser Sonne gehörigen Planeten.

05] Als er mit diesen Erklärungen, so handgreiflich klar erhellt als möglich, zu Ende war, da erst ging er auf die Fixsterne über und sagte weiter:

06] ”Du hast nun das Wesen unserer Erde, den Mond, die Sonne und die andern sie umkreisenden Planeten so vollkommen, als in einer solch kurzen Zeit nur immer möglich, kennengelernt und kannst über das 'Also und nicht und unmöglich anders' nicht leichtlich mehr irgendeinen Zweifel haben; und ich kann dir nun sagen, dass alle die größeren und kleinsten Lichtpunkte am Himmel auch nichts anderes als pure, überaus große Sonnenwelten sind, von denen welche noch ums kaum glaubliche größer sind als diese unsere Sonne, vor deren Größe dir nahe schwindlig zu werden begann.

07] dass sie uns aber so klein erscheinen, macht ihre ungeheuere Entfernung von hier. Wenn du dir die große Entfernung unserer Sonne von der Erde bei viermal hunderttausend Male ausgedehnt vorstellen kannst, so hast du die allfällige Entfernung des nach unserer Sonne nächsten Fixsternes. Und darin kannst du auch ganz leicht den Grund finden, warum sie unseren Fleischaugen so klein erscheinen, da schon unsere Sonne, die doch so groß ist, um ganz leicht tausendmal tausend unserer Erden in sich zu fassen, uns kaum so groß wie die Fläche einer unserer Hände erscheint.

08] Andere Fixsterne, die wir aber auch noch sehen, sind so unaussprechlich weit von uns entfernt, dass wir für die Bezeichnung ihrer Entfernung gar keine Zahl mehr haben. Wenn du das nun so recht aufgefaßt hast, so wird es dir sicher gar leicht begreiflich sein, wie die kleinen Lichtpunkte ganz gut gar ungeheuer große Welten sein können, wenn sie dem Fleischauge auch nimmer als das, was sie sind, erscheinen! - Hast du dies alles wohl verstanden?“



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