Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, 27. Kapitel


Ehe und Krankheit der Frau am Jakobsbrunnen. Ihre Frage, wo und wie man Gott anbeten solle, um geheilt zu werden. Jesu Antwort: "Im Geiste und in der Wahrheit!"

  • Johannes.04,17] Das Weib antwortete und sprach zu ihm: »Ich habe keinen Mann.« Jesus spricht zu ihr: »Du hast recht geantwortet: 'Ich habe keinen Mann.'«

    01] a Das Weib erwidert darauf ganz schnippisch: »Ich habe keinen Mann!«, worauf Ich dann mit einer etwas lächelnden Miene zu ihr sage: »Kurz, gut und richtig, also völlig recht hast du nun geredet.« (a Johannes.04,17*)

  • Johannes.04,18] »Fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, der ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.«

    02] a »Denn sieh, Meine Liebe, fünf Männer hast du bereits gehabt, und da deine Natur ihrer Natur nicht entsprach, so wurden sie bald krank und starben; denn über ein Jahr hielt es keiner aus mit dir. In deinem Leibe ist ein arges Gewürm, und wer mit dir zu tun bekommt, der wird von deinem Gewürm bald getötet. Der Mann aber, den du nun hast, ist nicht dein Mann, sondern nur dein Buhlknecht - zu seinem und deinem Verderben! Ja, ja, also hast du vor Mir nun freilich wohl recht geredet.« (a Johannes.04,18*)

  • Johannes.04,19] Das Weib spricht zu ihm: »Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist.«

    03] Hier erschrickt das Weib in ihrem Gemüte, will sich jedoch nicht verraten, a sagt aber nach einer Weile dennoch: »Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist! Da du so viel weißt, so weißt du vielleicht auch, was mir hülfe!?« (a Johannes.04,19*)

  • Johannes.04,20] »Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll.«

    04] »Wohl weiß ich's, dass in derlei nur Gott allein helfen kann; aber wie und wo soll man Ihn darum anbeten? a Unsere Väter sagen, auf dem Berge Garizim, allwo schon die ersten Erzväter Gott angebetet haben, müsse man Gott anbeten. Ihr aber sagt, zu Jerusalem sei die rechte Stätte, da man Gott anbeten solle! So aber du sichtlich ein Prophet Gottes bist, da sage mir, wo man eigentlich wirksam Gott anbeten soll! Denn sieh, ich bin noch jung, und die Menschen sagen, ich sei ein wunderschönes Weib; es wäre ja doch etwas Entsetzliches, so mich meine Würmer bei lebendigem Leibe auffressen sollten! O ich armes, elendes Weib!« (a Johannes.04,20*; 5. Mose.12,05; Psalm.122)

  • Johannes.04,21] Jesus spricht zu ihr: »Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.«

    05] Sage Ich: »Weib, Ich kenne wohl deine Armut, deine Not und deinen schlechten Leib; aber Ich kenne auch dein Herz, das gerade nicht das beste, aber auch nicht schlecht zu nennen ist, und sieh, das ist der Grund, dass Ich nun mit dir rede. Wo aber das Herz nur einigermaßen gut ist, da ist auch noch jegliche Hilfe möglich! - Aber da bist du ganz irrig daran, so du zweifelst, wo man Gott würdig und wirksam anbeten solle!

    06] a Sieh, Ich sage es dir, glaube es Mir: es kommt die Zeit, und sie ist schon da, dass ihr weder auf dem Berge noch zu Jerusalem den Vater anbeten werdet!« (a Johannes.04,21*)

    07] Hier erschrickt das Weib und sagt: »Weh mir, wehe dem ganzen Volke! Was wird dann aus uns werden?! Also müssen wir so wie die Juden gräßlich gesündigt haben?! Aber warum sandte uns denn Jehova diesmal keinen Propheten, der uns ermahnt hätte? Du bist nun freilich zu uns gekommen als ein wahrer Prophet; aber was nützt uns nun das, so du mir sagst: Gott werde man in der Zukunft weder auf dem Berge noch zu Jerusalem anbeten? Will das nicht soviel heißen - was ich aus deinem auf einmal sehr bedenklich ernst gewordenen Gesichte las - als: Gott werde Sein altes Volk ganz verlassen und Seine Wohnstätte bei einem andern Volke nehmen? Wo des Orts auf der Erde wird das doch sein? O sage es mir, auf dass ich dann hinziehe und dort als eine rechte Büßerin Gott den Vater anbete, dass Er helfe mir Elenden und nicht ganz verlasse mein Volk!«

    08] Sage darauf Ich: »Höre Mich recht und verstehe, was Ich dir sage! - Was zweifelst und bebst du denn? Meinst du denn, Gott ist auch so ungetreu in der Haltung Seiner Verheißungen wie die Menschen gegeneinander?!«

  • Johannes.04,22] »Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.«

    09] a »Ihr besteigt wohl den Berg und betet daselbst, aber ihr wisst es nicht, was ihr da betet, und wen ihr anbetet. Desgleichen ist es auch bei denen, die zu Jerusalem anbeten; sie laufen wohl in den Tempel und machen da ein gräßliches Geplärre, aber sie wissen es auch nicht, was sie tun und was sie anbeten! (a Johannes.04,22*; 2. Könige.17,29-41)

    10] Aber dennoch, wie Gott durch den Mund der Propheten geredet hat, a kommt das Heil nicht von euch, sondern von den Juden! Lies nur den dritten Vers im zweiten Kapitel des Propheten Jesajas, und du wirst es finden!« (a Johannes.04,22*; Jesaja.02,03)

    11] Sagt das Weib: »Jawohl, ich weiß es wohl, dass es dort steht also, dass das Gesetz von Zion ausgeht, dieweil es auch dort verwahrt ist in der Lade; aber wie sagst du dann: 'Weder auf dem Berge noch zu Jerusalem'?!«

  • Johannes.04,23] »Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will solche Anbeter haben.«

    12] Sage Ich: »Du hast Mich noch immer nicht verstanden. Sieh, Gott der Vater von Ewigkeit ist ja weder ein Berg, noch ein Tempel, noch die Lade, und ebenalso weder auf dem Berge, a noch im Tempel und ebensowenig in der Lade zu Hause! Darum sagte Ich dir: b Es kommt die Zeit und sie ist nun schon da vor deinen Augen, in der die rechten Anbeter (wie du sie hier unter den Bäumen in großer Anzahl ruhen siehst und dir schon einige in der Stadt begegneten, Speise zu kaufen) Gott den Vater im Geiste und in der Wahrheit anbeten werden; denn also will es von nun an der Vater Selbst, dass Ihn die Menschen also anbeten sollen! (a  Matthäus.06,06; 2. Könige.04,33; Johannes.04,23-24* jl.ev01.027,12-15; jl.ev06.123,11; jl.ev10.032,05*; jl.ev10.102,18-19; jl.ev06.123,09-10; jl.ev09.209,06; b Johannes.04,23*; jl.ev01.027,12; jl.ev11.309,06; lj.Vaterbriefe.228)

  • Johannes.04,24] »Gott ist ein Geist; und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.«

    13] a Denn siehe, Gott ist ein Geist, und die Ihn b anbeten, müssen Ihn im Geiste und in der Wahrheit anbeten! (a Johannes.04,24*; 2. Korinther.03,17; b Römer.12,01)

    14] Und sieh, dazu braucht es weder einen Berg noch irgend einen Tempel, sondern lediglich ein möglichst reines, liebevolles, demütiges Herz! Ist das Herz das, was es sein soll, nämlich ein Gefäß der Liebe zu Gott, ein Gefäß voll Sanftmut und Demut, dann ist volle Wahrheit in solch einem Herzen; wo aber Wahrheit ist, da ist Licht und Freiheit, denn das Licht der Wahrheit macht jegliches Herz frei. Ist aber das Herz frei, so ist auch frei der ganze Mensch. (Johannes.04,24*)

    15] Wer demnach mit solch einem Herzen Gott liebt, der ist ein rechter Anbeter Gottes des Vaters, und der Vater wird sein Gebet stets erhören und wird nicht sehen auf den Ort, an dem nichts gelegen ist, ob Berg oder Jerusalem, da die Erde überall gleich Gottes ist, sondern allein auf das Herz jegliches Menschen! Ich meine, dass du Mich nun wohl verstanden hast.«



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