Kurt Eggenstein: 'Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Katastrophen und das wahre Christentum', III. Teil
Inhaltsübersicht:
- Die Seele beim Tod
- Schicksalsbestimmende Faktoren
- Ankunftsort im Jenseits
- Reinkarnation
- Neuoffenbarungen über das Jenseits
- Aufklärung im Jenseits
- Umgebung und Kontakte im Jenseits
- Einteilung des Mittelreiches
- Höherentwicklung im Jenseits
- Himmel
- Entwicklung unwissender und ungläubiger Verstorbener
- Weiterführende Literatur
Die Lehre vom Seelenschlaf, wonach die Seele nach dem Tod vernichtet und erst am Ende der Zeiten wieder von Gott neu geschaffen wird, findet in der Neuoffenbarung keine Stütze, sie wird von Jesus eindeutig als falsch erklärt.
Zu den Pharisäern sagte er ausdrücklich: "Weil ihr voll Trägheit, voll Sinnlichkeit und voll des selbstsüchtigen Hochmutes seid, ist es euch unmöglich, das Geheimnis und die Wahrheit des Reiches Gottes zu verstehen. Ihr stellt euch den erhofften Himmel als irgendeine überherrliche und große Örtlichkeit über den Sternen vor, in welcher die frommen Seelen nach dem Tode des Leibes oder - wie da einige von euch der noch unsinnigeren Meinung sind - erst nach vielen tausend Jahren am von euch nie verstandenen 'Jüngsten Tag' aufgenommen und dann ewig fort im größten Wohlleben schwelgen werden." (jl.ev07.194,10)
Zu seinem Nährvater Joseph und dessen Söhnen sagte Jesus: "So Ich nun bei euch bin, warum fragt ihr denn Mich nicht, wie sich die Sachen mit dem Leben der Seele nach dem Abfall des Leibes verhalten werden? Ich werde es doch besser wissen als ihr. Ich weiß aber nichts von einer beinahe ewig langen Todesnacht der Seele nach dem Abfall des Leibes, sondern in dem Augenblick, in dem der schwere Leib von dir abfallen wird, wirst du dich auch schon in der Auferstehung befinden und fortleben und wirken in Ewigkeit, d. h. wenn du als ein Gerechter vor Gott diese Welt verlassen wirst. Stirbst du aber als Ungerechter vor Gott, so wird dann wohl eine sehr lange Nacht zwischen deinem Leibestod und deiner wahren Auferstehung folgen - aber keine dir unbewußte, sondern eine der Seele wohl bewußte, und das wird der Seele recht lange währender Tod sein. Denn ein Tod, um den die Seele nicht wüßte, wäre ihr auch kein Tod, aber der Tod, dessen sie bewußt sein wird im Reiche der unlauteren Geister, wird ihr zur großen Qual werden." (jl.ev07.209,12-13)
Alle Seelen gelangen nach den Kundgaben der Neuoffenbarung sofort nach dem Tode in ein Mittelreich. Von dort aus begeben sie sich, je nachdem sie sich für die Demut, die Gottes- und Nächstenliebe oder für die Eigenliebe, den Hochmut und die Herrschsucht entscheiden, freiwillig in den ersten Himmel oder in die erste Hölle. Die Neuoffenbarung verdeutlicht diesen Vorgang wie folgt: "Niemand kommt weder in die Hölle noch in den Himmel, sondern ein jeder trägt beides in sich." (jl.gso2.118,10)
In bestimmten Fällen besteht aber auch die Möglichkeit, daß eine Seele nochmals auf dieser Erde, oder - was viel öfter der Fall sein wird, - auf einem anderen Weltkörper in einen Menschenleib eingekörpert wird. Letzteres kommt insbesondere für die Seelen jener Menschen in Betracht, die Völkern angehören, die noch nichts von der Lehre Jesu erfahren haben. (Siehe hierzu das Kapitel: Die Reinkarnationslehre.)
In der Neuoffenbarung sind umfassende Erörterungen über das Sterben, die Ankunft in der geistigen Welt und das Leben nach dem Tode zu finden. Die Beschreibung geistiger Zustände ist - wie dies in der NO betont wird - überaus schwierig. Die Darstellungen der Verhältnisse im Jenseits sind deshalb "nur ein Schattenriß der großen Wahrheit, aber genau durchdacht". (gm.pred.015,23) Die folgenden Zitate stellen einen eng begrenzten Ausschnitt aus dem Gesamtwerk der Neuoffenbarung dar.
"Nach dem Abfall des Leibes (Tod) hält sich eine Seele raumörtlich - besonders in ihrer ersten Seinsperiode - gewöhnlich dort auf, wo sie sich im Leibe auf der Erde aufgehalten hat, d. h. wenn sie als noch nicht völlig vollendet ins materielose, jenseitige Reich übertritt.
Sie sieht und hört aber von der Naturwelt, die sie im Leibe bewohnt hat, (normalerweise, d. Hg.) nichts, wenn sie sich auch räumlich auf eben derselben Welt befindet. Ihr Sein ist mehr oder weniger wie ein heller Traum, in welchem die Seele auch in einer gleichsam aus ihr hervorgegangenen Gegend oder Landschaft lebt und ganz so tut und handelt, als befände sie sich in einer ganz natürlichen Welt, und es geht ihr die verlassene Naturwelt nicht im geringsten ab.
Durch Zulassungen von Gott aber wird die von ihr bewohnte Gegend oft vernichtet und die Seele befindet sich in einer andern Gegend, die ihrem innern Zustand ganz angemessen ist. Bei einer solchen Seele dauert es dann oft wohl lange, bis sie durch manche Belehrung dahin kommt, daß das alles, was sie dort zu besitzen wähnt, eitel und nichtig ist. Kommt sie einmal aus manchen Erfahrungen und Erscheinungen zu dieser Einsicht, so fängt sie dann erst an, ernstlicher über ihren Zustand und ihr Sein Betrachtungen zu machen und daraus auch eben mehr und mehr innezuwerden, daß sie die frühere, irdische Welt verlassen hat, und die Sehnsucht wird in ihr wacher, eine bleibendere und unwandelbarere Lebensstätte zu bekommen. In solchem Zustand wird sie von schon vollendeteren Geistern belehrt, was sie zu tun hat." (jl.ev07.066,10-13)
"Die (unreife, d. VE) Seele lebt dann jenseits (zunächst, d. VE) nur so wie in einem etwas helleren Traum fort und weiß oft nicht, daß sie ja in einer anderen Welt schon einmal gelebt hat, sondern sie lebt und handelt ihrer gewohnten Sinnlichkeit gemäß. Und wird sie von helleren Geistern dahingehend ermahnt und belehrt, daß sie sich nun in einer anderen Welt befindet, so glaubt sie das doch nicht und verhöhnt und verspottet die, die ihr die Wahrheit anzeigen. Es braucht sehr lange Zeit bis eine solche verweltlichte und verfleischlichte Seele jenseits zu einem helleren Erkennen kommt." ( jl.ev07.058,05-06)
"Das Mittelreich ist der Vorbereitungsplatz, wo die Seelen entweder für den Himmel oder für die Hölle vorbereitet werden. Eines jeden Verstorbenen Seele und Geist kommt gleich nach dem Tode zunächst in diese Region, in welcher er geradeso fortlebt, als wie er auf der Erde gelebt hat." (jl.erde.031,04) In der Neuoffenbarung wird bemerkt, daß das Mittelreich "ungefähr das ist, was römische Katholiken, freilich stark irrig, unter dem Fegfeuer verstehen" (jl.gso2.120,02).
"Wie des Menschen Inneres beschaffen ist, so wird auch jenseits die Welt beschaffen sein, die er sich aus sich selbst schaffen und in und auf der er dann (zunächst) leben wird, gut oder schlecht." (jl.ev06.033,09)
"Die unvollendeten und argen Seelen schließen sich als Gleichgesinnte in Vereine zusammen, aber freilich in keine guten, denn in gute Vereine sammeln sich nur die seligen Geister." (jl.ev08.083,08)
Das Mittelreich hat drei Regionen. In der dritten, höchsten Region befinden sich die Seelen der guten und reinen Menschen. "Wenn manchmal solche reinen Geister auch mehrere hundert Jahre in der dritten Region verweilen, so verlieren sie dadurch nicht nur nichts, sondern sie können nur gewinnen, denn es geht ihnen durchaus nichts mehr ab, sie sind überaus glücklich und selig." (jl.erde.029,05)
"Die Geister der zweiten Region können in die dritte übergehen, wenn ihre Seelen oder gewisserart ihre substantiellen (feinstofflich-nicht-materiellen, d. Hg.) Leiber stets mehr und mehr sich vergeistigen und mit dem Geist völlig eins werden." (jl.erde.030,02)
"Jede Seele muß (im Jenseits) von Stufe zu Stufe geleitet und geführt werden, und muß rein und lauter werden wie reinstes Gold, auf daß sie fähig wird, in die endlosen Freuden des Himmels einzugehen." (jl.ev08.106,11)
(Jesus:) "Ich sage es euch, daß es keines Menschen Auge je geschaut, kein Ohr gehört und keines Menschen Sinn es je empfunden hat, welche Freuden und Seligkeiten Gott denen, die Ihn über alles wahrhaft lieben, in den Himmeln bereitet hat." (jl.ev08.106,15)
"Es hat der Himmel ebenso drei Grade, wie auch die Hölle drei Grade oder Stufen hat." (jl.ev07.170,14)
(Jesus:) "Es kommt niemand in den höchsten Himmel (dritte Stufe = der LiebeHimmel, d. Vf.) als nur ein solcher, der seinen irdischen Weltwillen ganz aus sich hinausgeschafft und dafür ewig den Meinen in sich vollkommen aufgenommen hat." (VdH.II.288,01)
"Wer Mich (auf Erden) nicht sucht, nicht findet, nicht erkennt und somit auch nicht liebt und auch noch voll Lieblosigkeit gegen seinen Nebenmenschen sein wird, der wird ewig nie zu Meiner Kindschaft (d. h. in den höchsten Liebehimmel, d. Vf.) gelangen."
"... Wer auf Erden Meine Lehre entweder lau, unvollständig oder gar nicht annehmen wird, der wird in großer Nacht in jener Welt anlangen, und es wird ihm sehr schwer werden, die Brücke zwischen der materiellen und jener geistigen Welt zu finden." (jl.ev01.081,11)
"Da ein jeder Mensch, um ein ewig lebender Geist zu werden, seinen freiesten Willen haben muß, so geschieht es besonders in dieser (unserer, d. Vf.) Zeit nur zu häufig, daß sich die Menschen ihre Ohren von der Sirenenstimme der Welt übertauben und ihre Augen vom trügerischen Licht des Weltglanzes blenden lassen. So kommen denn solche Menschen auf der Welt schwer oder oft auch gar nicht dahin, wozu sie berufen sind, sondern gerade dahin, wohin sie nicht hinkommen sollten: zu Eigenliebe, Selbstsucht, Herrschsucht, Habsucht, Geiz, Neid, Fraß, Völlerei, Wollust, Unzucht und Hurerei. Diese Stücke aber verzehren das Leben, statt es zu mehren. Sie müssen dann im Jenseits sehr verlassen werden von alledem, was ihre rohen Sinne zu sehr beschäftigt hatte, und müssen sehr elend werden, damit sich ihr Leben in solch geistiger Einöde und Wüste wieder sammeln kann. Hat es sich gefunden. .., dann kommt auch die Hilfe, die da vonnöten ist, aber doch so, daß sie nicht als aufgedrungen, sondern als rein von den Bedürftigen selbst verlangt erscheint." (VdH.1,418)
"Daher seid alle hier strebsam (im Geistigen, d. Vf.) und lasset euch nicht blenden von den Schätzen dieser Welt..." "... je mehr der Geistesschätze ihr durch allerlei gute Werke darin aufspeichern werdet, desto besser wird es euch drüben ergehen. Wer aber karget und filzet (kärglich gibt d. Vf.), der wird es sich dereinst selbst zuzuschreiben haben, wenn er dort seine Herzvorratskammern (an guten Werken, d. Hg.) nahezu völlig leer antreffen wird." "Nacht, Finsternis, Hunger, Elend und allerlei Not werden sein Los sein, so lange, bis er sich dazu bequemen wird, zuerst in sich selbst tätig zu werden, um dadurch zu irgend einer weiteren Dienstfähigkeit zu gelangen." (jl.ev04.096,04-05)
"Die später möglicherweise (im Jenseits, d. Vf.) geläuterten Weltkinder werden geistige Bewohner jener Weltkörper und jener ihnen entsprechenden Vereine verbleiben, auf und in denen sie geläutert wurden, aber in des ewigen Vaters Hause in des allerhöchsten Himmels Mitte werden sie nimmer aus und ein gehen gleich Meinen wahren Kindern, die mit Mir stets die ganze Unendlichkeit richten werden ewig fort und fort." (jl.ev05.111,01-02)
"Niemand meine, daß er sich einst jenseits in einer ewig untätigen, süßen Ruhe befinden werde, denn das wäre gerade des Geistes oder der Seele Tod. Je geistiger ein Mensch in seinem Innern wird, desto tätiger wird er auch, und das durch und durch." (jl.ev06.226,16)
"Die große Seligkeit einer vollendeten Seele besteht darin, daß sie auch mit der wahrhaft göttlichen Schöpferkraft ausgerüstet und versehen ist, und aus gottähnlicher Weisheit alles bewirken kann, was Gott selbst auf ganz dieselbe Art und Weise bewirkt und hervorbringt." (jl.ev07.067,02)
"Ihr werdet ewig fort und fort für euch neue Wunder kennenlernen, aber das Ende derselben dennoch ewig nie und nimmer erreichen." (jl.ev04.254,03)
[Anm. d. Hg.: Sehr ausführliche, differenzierte und hochinteressante Schilderungen des Übertritts ins Jenseits, die Läuterung von Fehlern und die Höherentwicklung bis in himmlische Ebenen schildern Lorbers Werke:
Verwiesen sei auch eigens auf das ausgezeichnete Werk Emanuel Swedenborgs: 'Himmel und Hölle' (Swedenborg-Verlag, Zürich) das sehr umfassend die verschiedenen Ebenen, ihre Bewohner, Zustände und Tätigkeiten im geistigen Reich schildert, wie der berühmte Swedenborg es durch Hellsicht und Hellhören erlebte und niederschrieb.