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Kapitelinhalt 291. Kapitel: Das große Himmelsmahl und Himmelskonzert im Vaterhause. David als Musikleiter und Tonschöpfer. Der Himmelsort anderer Musikmeister.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Als nun dieß Alles schnell geschieht, so fangen ganze Prozessionen von allen Seiten her sich in den großen Speisesaal in bester Ordnung zu bewegen an. In kurzer Weile stehen viele Tausende im Saale, und noch immer ziehen neue Prozessionen von Tausenden und abermals Tausenden in den Saal. Robert und die ganze ebenfalls bedeutende Gesellschaft, die sich zunächst an Mir befindet, fängt an große Augen zu machen, als des zahlreichsten Zuzuges noch immer kein Ende werden will, und Robert fragt Mich ganz leise sagend: „Aber um Deines allmächtigsten Namens willen! Der Saal ist schon ganz angestopft mit Menschen herrlichster Gestaltung, und noch ist kein Ende zu ersehen. Wo werden sie denn am Ende Platz finden? Wir haben den größten Tisch wohl so reich als möglich bestellt, aber was wird er bieten für diese ungeheure Volksmenge?"

02] Sage Ich: „Sei nur ruhig! Hast du doch auch auf der Erde schon öfter vernommen, daß da friedlicher Schafe viele Platz haben in einem Schafstalle. Also werden auch diese Bewohner dieses Meines Hauses am Ende hinreichenden Platz finden." - Sagt Robert ganz erstaunt: „Was! Diese Alle sind bloß Bewohner dieses Deines einen Hauses? Um Deines Namens willen! Ja, wie Viele wohnen denn eigentlich herinnen? Es müssen ja Millionen sein. Ah, ah, noch immer kein Ende! Aber was merke ich denn nun? Der Saal wird ja auch stets größer und größer, oder kommt es mir blos so vor? Nun fangen sich auch die Galerien zu füllen an; mir ist der Saal wohl früher auch ganz ungeheuer groß vorgekommen; aber nun kommt er mir noch um vieles größer vor. Ah, jetzt erst wird ein Ende des Zuges durch die offenen Thüren ersichtlich. O HErr! Wie Viele möchten doch nun ihrer in diesem großen Saale sich befinden?"

03] Sage Ich: „So du willst die Zahl, da sieh', und du wirst es finden, daß da sind ihrer Zwölfmalhunderttausend; aber das sind bei weitem nicht Alle, die dieß Mein Haus bewohnen. Mehr als zehnmal so viel sind in wichtigen Geschäften abwesend, und haben zu thun auf den verschiedenen Welten und Sonnen in allen den Himmeln und deren zahllos vielen Vereinen. Verstehe aber wohl: Diese dir nun Genannten sind ausschließlich nur Bewohner dieses Meines Hauses, das Ich Selbst bewohne und allda Ich sorge für Meine Kinder.

04] Du siehst aber, daß diese Stadt blos nur in ihrem Haupttheile eine übergroße Menge der herrlichsten Häuser hat. Ein jedes Haus steht frei, und hat einen großen Raum um sich, der da gleich ist einem schönsten Garten, und ist wohlbestellt mit allerlei Fruchtbäumen und anderen Gewächsen, die eine Zierde der Gärten sind, und den höchsten Wohlgeruch ausstreuen. Solche Häuser sind auch vollauf bewohnt, und die Bewohner sind ebenfalls Meine Kinder, und besuchen Mich in diesem Meinem Hause, wann sie wollen; und ich habe eine große Freude an ihnen, und sie sind Alle voll der reinsten Liebe zu Mir, und zu allen den Brüdern, die da stets wohnen in diesem Meinem höchsteigenen Hause.

05] Weiter ersiehst du eine große Vorstadt gegen Osten, die da nimmer ein eigentliches Ende hat. Diese Vorstadt ist eben auch voll Häuser und Gebäude aller Art, wie sie auf allen den Weltkörpern in bester Form gang und gäbe sind. In dieser Vorstadt und ihren zahllos mannigfaltigsten Gebäuden wirst du vollendete Geister aus allen Welten der Unendlichkeit antreffen, die ebenfalls überselig sind nach der Art ihrer Liebe und inneren Vollendung. Zugleich befindet sich aber auch in einem jeden Hause dieser großen Vorstadt eine solche Einrichtung, eine Thüre und eine Brücke, durch die und mittelst der die seligsten Bewohner auf jenen Weltkörper schauen und gelangen können, den sie in ihrem Fleische bewohnt haben.

06] In diesen Häusern der Hauptstadt aber ist die Einrichtung also getroffen, daß jeder Bewohner derselben durch zwölf innerhalb des Gemaches angebrachte Thüren in alle Weltkörper der ganzen Unendlichkeit gelangen, und also auch wieder zurückgelangen kann, und das im Augenblicke, so der Bewohner es will. Aber es ist dabei dennoch zu bemerken, daß solche Thüren zu den Weltkörpern in jedem Hause nur in den Gemächern zu ebener Erde angebracht sind, niemals etwa auch in einem höheren Stockwerke. Daher hat denn auch jedes Gemach eines höheren Stockwerkes ein entsprechendes zu ebener Erde. Das Wunderbare solcher Einrichtung aber wirst du erst in der Folge genauer kennen lernen, je nachdem sich dein Innerstes mehr und mehr entfalten wird.

07] Nun aber siehe, während dieser Unterredung haben sich die Zwölfmalhunderttausend am großen Tische geordnet, und mehrere kleinere Tische sind ebenfalls nun nachträglich bestellt und besetzt worden, und du merkest doch sicher kein Gedränge."

08] Spr. Robert: „Ueberaus wunderbar merkwürdig! Aber der große Tisch hat denn auch eine Länge, die man auf der Erde nur nach Meilen-Längen messen müßte. O HErr, Du wunderbarst bester, heiliger Vater! Der Tisch ist aber schön ausgezogen worden; auch die kleineren Tische sind stundenlang geworden, und der Saal hat nun eine Länge, Höhe und Breite, daß man ja ganz London und Paris ganz bequem hineinstellen könnte. Wahrlich, das hört schon auf ein Saal zu sein, sondern er ist wie eine ganze Welt!"

09] Sage Ich: „Ja, ja, Mein Bruder; hier geben wir's denn auch ein wenig großartiger, als auf der Erde am Rainerkogel. Was meinest du?" - Sagt Robert: „O Vater, Du bist zu gütig und gnädig! Ja, da sähe es, wie man sagt, schon etwas besser aus, als wie bei einem Keuschler auf der armseligen Mutter-Erde. O Vater! Ein Funke dieses Lichtes auf die Erde gebracht, würde sie also erglänzen machen, daß die Sonne zum finsteren Klumpen würde, neben der also erleuchteten Erde. Aber haben Die auf den zwei hohen Galerien ober uns auch Tische, und Speise und Trank?"

10] Sage Ich: „Ganz sicher; Mein Haus hat, wie du es von außen wirst bemerkt haben, drei Stockwerke; von jedem kann man auf die mit dem Stockwerke gleichlaufende Galerie dieses Speisesaales gelangen, der die Höhe von allen drei Stockwerken hat. Dieß ist aber nicht der einzige Saal in diesem Hause, es gibt deren noch gar viele, die also eingerichtet sind, wie sie für die verschiedenartigen Zwecke eingerichtet sein müssen. Du wirst sie nach und nach alle kennen lernen. Jetzt aber sehen wir auch, daß wir irgend einen guten Platz am großen Tische bekommen."

11] Sagt Robert: „HErr! So irgend ein kleines Katzentischchen wäre mir lieber, denn dort am großen Tische sieht wohl nirgends mehr von einem günstigen Plätzchen etwas heraus." - Sage Ich „Hast auch recht, da ist gerade noch ein freier, ziemlich umfangreicher Tisch. Diesen versorge, und wir werden Alle, die wir von der Erde daher gekommen sind, an ihm Platz nehmen. Von diesem Tische aus übersehen wir auch ganz gut alle die Gäste, und können auch von ihnen am besten gesehen und bemerkt werden."

12] Robert und sein Gehülfe richten sogleich den Tisch zurecht, und Ich, die Monarchen, und noch einige Andere, nebst Robert, dessen Gehülfe Peter-Peter und die zwei Weiber setzen uns dazu, und essen und trinken von Allem, was sich auf dem Tische befindet. Nach dem Essen aber erheben sich alle die vielen Gäste, und stimmen Mir ein großes Loblied an, das dem Robert überaus gut gefällt. (Am 6. Dez. 1850)

13] Als das gar liebliche Loblied, das von durchaus zarteste Liebe athmenden Redensarten strotzte, zu Ende ist, beginnt erst ein sogenanntes, aber hier allerwahrstes Himmelskonzert von den Galerien herab zu ertönen. Den Anfang macht eine gar herrliche Kantate mit Begleitung von vielen allerreinst gestimmten Harfen, deren Ton aber so rein und hellsanft klingt, daß sich auf der Erde wohl kein Toninstrument befindet, das da vermöchte einen Ton in solch einer Reinheit hervorzugeben. Das Aehnlichste wäre noch der Ton einer sehr wohl konstruirten sogenannten Aeols-Harfe, so ein ganz reiner und gleichmäßiger Wind von mittlerer Stärke der reinen Saite harmonische Punkte zu ertönen nöthiget.

14] Robert weiß sich vor lauter Anmuth nicht zu helfen; die zwei Weiber weinen vor Rührung, und die Helena sagt ganz zerknirschten Gemüthes: „O Gott, o Gott! Ist aber das doch eine so ergreifendste Musik, daß man dabei ganz zerfließen könnte. Jeder Ton dringt aber schon so entzückend zum Herzen, als wie ein erster Kuß der feurigsten Liebe zwischen zwei sich über Alles liebenden Seelen. Robert! Das klingt ein bischen anders, als eine noch so schöne Oper im Kärnthnerthortheater und schon gar unendlich besser als auf der Erde eine türkische Musik."

15] Sagt Robert lächelnd: „Jetzt geh', du Tschaperl! Wie kann man bei dieser unbeschreiblich herrlichsten Simfonie auch nur einer irdischen Musik, besonders einer türkischen gedenken." - Sagt die Helena: „Du hast wohl recht; aber ich habe diesen Vergleich ja nur deshalb gemacht, weil so eine türkische Musik ja auf der Erde auch zu der allerletzten gehört; denn nach ihr kommen sogleich die Bettlerwerkeln (Drehorgeln). Meine Art und Weise ist schon also, wenn ich etwas Allerherrlichstes recht herausheben will, so setze ich diesem scherzhafter Weise stets die allerletzten derselben Art entgegen, und ich meine, daß so was nicht unrecht ist." - Sagt Robert: „Ja, ja, du hast schon auch recht; aber jetzt sei schön stille, denn bei dieser Musik kann man nicht genug Herz und Ohr sein."

16] Fragt Mich ganz leise der Kaiser Josef: „O HErr und Vater! Von wem ist denn doch diese Kantate komponirt?" - Sage Ich: „Siehst du dort vorne auf einem Vorsprunge den Direktor nicht?" - Sagt Josef: „O ja, lieber Vater! Den sehe ich wohl; aber wie er heißt? und wer er auf der Erde war? das weiß ich nicht, und kann es sicherlich auch nicht wissen." - Sage Ich: „Das ist David, der einstige König in Israel. Dieser ist hier ein Hauptdirektor der Musik, und zugleich der auserlesenste Komponist solcher Tonwerke, die Mir wahrlich stets ein großes Vergnügen machen."

17] Sagt Josef: „Ja, das will ich aber auch eine Komposition heißen. Es klingt in der großartigsten Ganzheit wie eine allergrößte Gesangs- und Instrumentalsinfonie; inmitten oder im Durchtönen der Einzelheiten aber vernimmt man Alles, was nur immer im Gebiete der Töne gehört werden kann. Ein jeder einzelne große Ton der Gesamtheit klinget wie eine ganze, aber ganz leise durchgeführte Sonate. Wenn ich auf der Erde ja etwas freilich nur im entferntesten Sinne sich Annäherndes vernommen habe, so wäre es das harmonische Tönen der sogenannten Mundtrommeln mit den feinsten Silberzungen, die im Grunde auch nur einen bestimmten Hauptton besitzen, aber innerhalb dieses Haupttones entfalten sich, gleich durchgleitenden Liebesgeistern in den zartesten Schwingungen alle möglichen Melodien und Modulationen, ohne dem eigentlichen Haupttone nur den allergeringsten Eintrag zu machen. Also kommt es mir auch hier vor. Die Haupttöne bieten harmonisch die Hauptkantate; aber ein jeder einzelne Hauptton ist belebt von den wunderherrlichsten Sonaten und Sonatinen.

18] Ich möchte aber nun noch etwas von Dir Selbst erfahren, und das ist: „Wo etwa jene Musikmeister sich befinden, und was sie machen, die vor und zu meiner Zeit auf der Erde wirklich das Herrlichste in der Musik geleistet haben, als z. B. ein Händel, Bach, Gluck, Salieri, Mozart, und beide Haydn, und noch einige Andere, deren Namen jedoch weniger bekannt sind?" - Sage Ich: „So du in den ersten und zweiten Himmel bei Gelegenheiten kommen wirst, wo du auch die großartigsten Herrlichkeiten antreffen wirst, da wirst du jene Geister schon auch antreffen. Nun aber gib Acht! Es kommt nun eine andere Nummer des Konzertes."

01] Als dieses alles nun schnell geschehen, da bewegen sich ganze Prozessionen von allen Seiten her in bester Ordnung in den großen Speisesaal. In kurzer Weile stehen viele Tausende im Saale, und noch immer ziehen neue Prozessionen von Tausenden und abermals Tausenden herein. Robert und die ganze, ebenfalls bedeutende Gesellschaft, die sich zunächst bei Mir befindet, fängt an, große Augen zu machen, als des zahlreichen Zuzuges noch immer kein Ende werden will. Und Robert fragt Mich ganz leise, sagend: "Aber um Deines allmächtigen Namens willen! Der Saal ist schon ganz angestopft mit Menschen herrlichster Gestaltung, und noch ist kein Ende zu ersehen! Wo werden sie denn am Ende platz finden?! Wir haben den größten Tisch wohl so reich als möglich bestellt, aber was wird er bieten für diese ungeheure Volksmenge?

02] Sage Ich: "Sei nur ruhig! Hast du doch auch auf der Erde schon öfter vernommen, daß da friedlicher Schafe viele Platz haben in einem Stalle. Also werden auch die Bewohner dieses Meines Hauses am Ende hinreichenden Platz finden!" - Sagt Robert ganz erstaunt: "Was! Diese alle sind bloß Bewohner dieses Deines einen Hauses? Um Deines Namens willen! Ja, wie viele wohnen denn eigentlich hierinnen? Es müssen ja Millionen sein! - Ah, ah, noch immer kein Ende! Aber was merke ich denn nun? Der Saal wird ja auch stets größer und größer, oder kommt es mir bloß so vor? Nun fangen sich auch die Galerien zu füllen an! Mir ist der Saal wohl früher auch ganz ungeheuer groß vorgekommen; aber nun kommt er mir noch um vieles größer vor. - Ah, jetzt erst wird ein Ende des Zuges durch die offenen Türen ersichtlich! - O Herr! Wie viele möchten doch nun ihrer in diesem großen Saale sich befinden?"

03] Sage Ich: "So du die Zahl wissen willst - da sieh, und du wirst es finden, daß da sind ihrer zwölfmalhunderttausend! Aber das sind bei weitem nicht alle, die dies Mein Haus bewohnen. Mehr als zehnmal soviel sind in wichtigen Geschäften abwesend und haben auf den verschiedenen Welten und Sonnen in all den Himmeln und deren zahllos vielen Vereinen zu tun. Verstehe aber wohl: Diese dir nun Genannten sind ausschließlich nur Bewohner dieses Meines Hauses, das Ich Selbst bewohne und allda Ich sorge für Meine Kinder.

04] Du siehst aber, daß diese Stadt allein nur in ihrem Hauptteile eine übergroße Menge der herrlichsten Häuser hat. Ein jedes Haus steht frei und hat einen großen Raum um sich, der da gleich ist einem schönsten Garten und wohlbestellt ist mit allerlei Fruchtbäumen und anderen Gewächsen, die eine Zierde der Gärten sind und den höchsten Wohlgeruch ausstreuen. Solche Häuser sind auch vollauf bewohnt, und die Bewohner sind ebenfalls Meine Kinder und besuchen Mich in diesem Meinem Hause, wann sie wollen. Ich habe eine große Freude an ihnen, und sie sind alle voll der reinsten Liebe zu Mir und zu all den Brüdern, die da stets in diesem Meinem höchsteigenen Hause wohnen.

05] Weiter ersiehst du eine große Vorstadt gegen Osten, die da nimmer ein eigentliches Ende hat. Diese Vorstadt ist ebenfalls voll von Häusern und Gebäuden aller Art, wie sie auf all den Weltkörpern in bester Form gang und gäbe sind. In dieser Vorstadt und ihren zahllos mannigfachen Gebäuden wirst du vollendete Geister aus allen Welten der Unendlichkeit antreffen, die ebenfalls überselig sind nach der Art ihrer Liebe und inneren Vollendung. Zugleich befindet sich aber auch in einem jeden Hause dieser großen Vorstadt eine Türe und eine Brücke, durch die und mittelst der die seligen Bewohner auf jenen Weltkörper schauen und gelangen können, den sie in ihrem Fleische bewohnt haben.

06] In den Häusern der Hauptstadt aber ist diese Einrichtung also getroffen, daß jeder Bewohner derselben durch zwölf innerhalb des Gemaches angebrachte Türen in alle Weltkörper der ganzen Unendlichkeit gelangen und also auch wieder zurückgelangen kann, und zwar im Augenblicke, so der Bewohner es will. Aber es ist dabei noch zu bemerken, daß solche Türen zu den Weltkörpern in jedem Hause nur in den Gemächern zu ebener Erde angebracht sind, niemals etwa auch in einem höheren Stockwerke. Daher hat denn auch jedes Gemach eines höheren Stockwerkes ein entsprechendes zu ebener Erde. Das Wunderbare solcher Einrichtung aber wirst du erst in der Folge genauer kennenlernen, je nachdem sich dein Innerstes mehr und mehr entfalten wird.

07] Nun aber siehe, während dieser Unterredung haben sich die Zwölfmalhunderttausend am großen Tische geordnet und mehrere kleinere Tische sind ebenfalls nun nachträglich bestellt und besetzt worden - und du merkst doch sicher kein Gedränge!"

08] Spricht Robert: "Überaus wunderbar merkwürdig! Aber der große Tisch hat denn auch eine Länge, die man auf der Erde nur nach Meilen messen müßte. O Herr, Du wunberbar bester, heiliger Vater! Der Tisch ist aber schön ausgezogen worden! Auch die kleineren Tische sind stundenlang geworden! Und der Saal hat nun eine Länge, Höhe und Breite, daß man ganz London und Paris bequem hineinstellen könnte. Wahrlich, das hört schon auf, ein Saal zu sein; das ist vielmehr wie eine ganze Welt!"

09] Sage Ich: "Ja, ja, Mein Bruder, hier geben wir's denn auch ein wenig großartiger als auf der Erde am Rainerkogel! Was meinst du?" - Sagt Robert: "O Vater, Du bist zu gütig und gnädig! Ja, da sieht es, wie man sagt, schon etwas besser aus, als wie bei einem Hüttenmann auf der armseligen Mutter Erde! O Vater! Ein Funke dieses Lichtes auf die Erde gebracht, würde sie also erglänzen machen, daß die Sonne zum finsteren Klumpen würde neben der also erleuchteten Erde! - Aber haben die auf den zwei hohen Galerien über uns auch Tische und Speise und Trank?"

10] Sage Ich: "Ganz sicher! Mein Haus hat, wie du von außen bemerkt haben wirst, drei Stockwerke. Von jedem kann man auf die mit dem Stockwerke gleichlaufende Galerie dieses Speisesaales gelangen, der die Höhe von allen drei Stockwerken hat. Dies ist aber nicht der einzige Saal in diesem Hause, es gibt deren noch gar viele, die also eingerichtet sind, wie sie für die verschiedenartigen Zwecke eingerichtet sein müssen. Du wirst sie nach und nach alle kennenlernen. Jetzt aber sehen auch wir, daß wir irgendeinen guten Platz am großen Tische bekommen!"

11] Sagt Robert: "Herr, so irgendein kleines Katzentischchen wäre mir lieber! Denn dort am großen Tische sieht wohl nirgends mehr von einem günstigen Plätzchen etwas heraus." - Sage Ich: "Hast auch recht! Da ist gerade noch ein freier, ziemlich umfangreicher Tisch. Diesen versorge! Und wir werden alle, die wir von der Erde hierher gekommen sind, an ihm Platz nehmen. Von diesem Tische aus übersehen wir auch ganz gut alle die Gäste und können auch von ihnen am besten gesehen und bemerkt werden."

12] Robert und sein Gehilfe richten sogleich den Tisch zurecht. Und Ich, die Monarchen und noch einige andere nebst Robert, dessen Gehilfe Peter Peter und die zwei Weiber, setzen uns dazu und essen und trinken von allem, was sich auf dem Tische befindet. - Nach dem Essen aber erheben sich alle die vielen Gäste und stimmen Mir ein großes Loblied an, das dem Robert überaus gut gefällt.

13] Nachdem das gar liebliche Loblied, das von zartesten Liebesworten überströmte, zu Ende ist, beginnt erst ein sogenanntes aber hier allerwahrstes Himmelskonzert von den Galerien herab zu ertönen. Den Anfang macht eine gar herrliche Kantate mit Begleitung vieler allerreinst gestimmter Harfen, deren Ton aber so rein und hellsanft klingt, daß sich auf der Erde wohl kein Toninstrument befindet, das da einen Ton in solch einer Reinheit hervorzubringen vermöchte. Das Ähnlichste wäre noch der Ton einer sehr wohl konstruierten Äolsharfe, so ein ganz reiner und gleichmäßiger Wind von mittlerer Stärke der reinen Saite harmonische Punkte zu ertönen nötiget.

14] Robert weiß sich vor lauter Wonne nicht zu helfen. - Die zwei Weiber weinen vor Rührung. - Und die Helena sagt ganz zerknirschten Gemütes: "O Gott, o Gott! Ist aber das doch eine ergreifendste Musik, daß man dabei ganz zerfließen könnte! Jeder Ton dringt so entzückend zum Herzen, als wie ein erster Kuß der feurigsten Liebe zwischen zwei sich über alles liebenden Seelen! - Robert, das klingt ein bißchen anders, als eine noch so schöne Oper in Kärntnertortheater und schon gar unendlich besser als auf der Erde eine türkische Musik!"


15] Sagt Robert lächelnd: "Jetzt geh" du Tschaperl! Wie kann man bei dieser unbeschreiblich herrlichsten Symphonie auch nur einer irdischen Musik, besonders einer türkischen, gedenken!" - Sagt die Helena: "Du hast wohl recht! Aber ich habe diesen Vergleich ja nur deshalb gemacht, weil so eine türkische Musik auf der Erde auch zu der allerletzten gehört; denn nach ihr kommen sogleich die Bettlerwerkeln (Drehorgeln). Meine Art und Weise ist schon also; wenn ich etwas Allerherrlichstes recht herausheben will, so setze ich diesem scherzhafterweise stets das allerletzte derselben Art entgegen. Und ich meine, daß so etwas nicht unrecht ist!" - Sagt Robert: "Ja, ja, hast schon auch recht! Aber jetzt sei schön stille, denn bei dieser Musik kann man nicht genug Herz und Ohr sein!"

16] Fragt Mich ganz leise der Kaiser Joseph: "O Herr und Vater! Von wem ist denn doch diese Kantate komponiert?" - Sage Ich: "Siehst du dort vorne auf einem Vorsprunge den Musikleiter nicht?" - Sagt Joseph: "O ja, lieber Vater, den sehe ich wohl; aber wie er heißt und wer er auf der Erde war, das weiß ich nicht und kann es sicherlich auch nicht wissen." - Sage Ich: "Das ist David, der einstige König in Israel! Dieser ist hier ein Hauptleiter der Musik und zugleich der auserlesenste Schöpfer solcher Tonwerke, die Mir wahrlich stets ein großes Vergnügen machen."

17] Sagt Joseph: "Ja, das will ich aber auch ein Tonwerk heißen! Es klingt in der großartigsten Gesamtheit wie eine allergrößte Gesangs- und Instrumentalsymphonie. Inmitten oder im Durchtönen der Einzelheiten aber vernimmt man alles, was nur immer im Gebiete der Töne gehört werden kann. Ein jeder einzelne große Ton der Gesamtheit klingt wie eine ganze, aber ganz leise durchgeführte Sonate. - Wenn ich auf der Erde je etwas (freilich nur im entferntesten Sinne) sich Annäherndes vernommen habe, so wäre es das harmonische Tönen der sogenannten Mundtrommeln mit den feinsten Silberzungen, die im Grunde auch nur einen bestimmten Hauptton besitzen, aber innerhalb dieses Haupttones entfalten sich gleich durchgleitenden Liebesgeistern in den zartesten Schwingungen alle möglichen Melodien und Modulationen, ohne dem eigentlichen Haupttone nur den allergeringsten Eintrag zu machen. Also kommt es mir auch hier vor. Die Haupttöne bieten harmonisch die Hauptkantate, aber ein jeder einzelne Hauptton ist belebt von den wunderherrlichsten Sonaten und Sonatinen.

18] Ich möchte aber nun noch etwas von Dir Selbst erfahren, und das ist: Wo etwa jene Musikmeister sich befinden und was sie machen, die vor und zu meiner Zeit auf der Erde wirklich das Herrlichste in der Musik geleistet haben, z.B. ein Händel, Bach, Gluck, Salieri, Mozart und beide Haydn und noch einige andere, deren Namen jedoch weniger bekannt sind?" - Sage Ich: "So du in den ersten und zweiten Himmel bei Gelegenheiten kommst, wo du ebenfalls die großartigsten Herrlichkeiten antreffen wirst, da wirst du jene Geister schon auch finden! Nun aber gib acht! Es kommt nun ein anderer Teil des Konzertes!"

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