Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


211. Kapitel: Jakobs und des Kindleins Fastenstrafe wegen des unterlassenen Tischgebetes. Des Kindleins Gespräch mit Jakob und Joseph. Jakobs und des Kindleins Davoneilen. (21.05.1844)

01] Darauf aber begann Joseph, sein gewöhnliches Tischgebet und segnete die Speise

02] und fragte darauf das Kindlein, ob Es wohl auch schon gebetet hätte.

03] Das Kindlein aber lächelte wieder und sagte zu Jakob:

04] Du, jetzt wird's uns gut gehen! Wir haben ja beide das Bitt- und Dankgebet vergessen und haben aber dennoch schon gegessen vom Fische!

05] Rede du jetzt, so gut es geht, sonst sind wir offenbar wieder in einer Strafe und werden etwas fasten müssen!«

06] Und Jakob etwas verlegen, sagte: »Lieber Vater Joseph, ich bitte dich um Vergebung; denn ich habe diesmal wirklich samt meinem Jesus zu beten vergessen!«

07] Als Joseph solches von Jakob vernommen hatte, da machte er ein etwas finsteres Gesicht und sprach:

08] »Habt ihr das Beten vergessen, so vergesset auch das Essen bis auf den Abend, und geht nun unterdessen ein wenig lustwandeln ins Freie!«

09] Und das Kindlein lächelte hier den Jakob an und sprach: »Nun, da haben wir's ja; habe Ich nicht gesagt ehedem, daß es da aufs Fasten ankommen wird?!

10] Aber warte doch noch ein wenig; Ich will mit Joseph doch auch noch zuvor ein paar Wörtlein sprechen!

11] Vielleicht läßt er dann etwas handeln mit sich wegen des Fastens bis zum Abende.«

12] Und Jakob sprach im geheimen: »Herr, tue Du, was Dir als Bestes dünkt, und ich werde dann Deinem Beispiele folgen!«

13] Und das Kindlein fragte den Joseph, sagend nämlich: »Joseph, ist das wohl dein vollkommener Ernst?«

14] Und Joseph sprach: »Ja, ganz natürlich; denn wer nicht betet, der soll auch nicht essen:«

15] Und das Kindlein lächelte abermals und sprach: »Aber das heiße Ich scharf sein!

16] Siehe, so Ich so scharf wäre, wie du nun bist, da hätten gar viele eine Fastenstrafe, die heute doch essen, obschon sie nicht gebetet haben!

17] Ich möchte aber doch von dir einmal vernehmen, warum und zu wem Ich so ganz eigentlich beten soll!

18] Und dann möchte Ich auch von dir erfahren, zu wem du so ganz eigentlich betest in deinem Gebete, und zu wem der arme Jakob hätte beten sollen!«

19] Und Joseph sprach: »Zu Gott dem Herrn, Deinem heiligen Vater mußt Du beten, darum Er heilig ist überheilig!«

20] Und das Kindlein sprach: »Da hast du freilich wohl recht;

21] aber das Fatale an der Sache ist nur das, daß du eben den Vater aller Herrlichkeit nicht kennst, zu dem du betest!

22] Und diesen Vater wirst du noch lange nicht erkennen, weil dich deine alte Gewohnheitsblende daran hindert!«

23] Darauf sprach das Kindlein zu Jakob: »Gehen wir nur hinaus, und du sollst sehen, daß man draußen im Freien auch ohne Gebet etwas zu essen bekommen kann!«

24] Darauf lief das Kindlein mit Seinem Jakob hinaus und ließ Sich nicht zurückhalten.



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