Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'
01] Nachdem alles so bestellt und geordnet war, da erst erhob Joseph seine Augen gen Himmel und dankte dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
142. Kapitel: Josephs Dankgebet und Demut. Des Cyrenius Liebesstreit mit Joseph wegen der Platzordnung. Josephs kluger Rat und des Cyrenius Nachgeben. (15.02.1844) 02] Und als er sein Dankgebet beendet hatte, da erst nahm er ganz unten mit den Seinen Platz am königlich bestellten Tische des Cyrenius.
03] Cyrenius aber eilte sogleich hin zum Joseph und sprach zu ihm:
04] »Nein, nein, mein erhabenster Freund und Bruder, das geht nicht an; denn dieses Fest geht dich an und nicht mich!
05] Daher ist dort zu oberst des Tisches dein Platz, und nicht hier zu unterst!
06] Erhebe dich demnach, und laß dich von mir selbst dort zu oberst am Tische, da (wo) er mit Gold gedeckt ist, hinsetzen, und das mit allen dir Angehörigen!
07] Hier aber werden meine Leute sitzen und liegen; denn also habe ich selbst es angeordnet!«
08] Joseph aber sprach: »Cyrenius, siehe, eben darum, da ich dein aufrichtigster Freund und Bruder bin, bleibe ich mit den Meinigen hier auf diesem Platze sitzen!
09] Denn siehe, bei mir verlierst du nichts, wenn ich auch hier am (auf dem) untersten Platze sitze;
10] aber bei deinen großen Staatsamtsgefährten verlierst du viel, so du sie nicht obenan setzest!
11] Daher laß die Sache also gut sein! Auf der Welt soll die Welt ihren Vorzug haben; im Reiche Gottes aber wird es der ganz umgekehrte Fall sein, - denn dort werden die Letzten die Ersten sein beim Tische Abrahams, Isaaks und Jakobs!«
12] Cyrenius aber sprach: »O Bruder, ich habe mich gefreut auf diesen Tag, daß ich dir, einem Königssohne auch eine königliche Ehre antäte;
13] Nun aber ist die Hälfte meiner Freude dahin, indem ich gerade dich, dem alles das gilt, ganz untenan sehen muß!
14] Bruder, gehe und setze dich doch wenigstens auf den Mittelplatz, auf daß ich dir bei Tische doch näher bin!«
15] Und Joseph sprach: »Aber mein geliebtester Bruder, du wirst doch nicht kindisch sein?!
16] Du weißt ja, daß ich allezeit und überall in der Ordnung bleiben muß, die mir Gott der Herr vorschreibt in meinem Herzen!
17] Wie willst du mich denn über diese Ordnung hinaus versuchen wollen?
18] Setze du obenan deine Großen und Glänzenden; und du als Herr kannst dich hinsetzen, wohin du willst, indem dir jeder Platz am Tische gebührt!
19] Und somit ist diese Sache abgetan; am goldenen Gedecke werden deine Großen schon den ersten Platz erkennen und werden sich höchst geehrt fühlen, so du ihnen solche Ehrenplätze ganz einräumst und selbst einen niedereren für dich erwählst!«
20] Cyrenius verstand die Worte Josephs , wies darauf seinen Großen die ersten Plätze an,
21] er selbst aber setzte sich mit der Tullia an die Mitte des Tisches.
22] Und so war alles wohl geordnet; die Großen waren voll Freude, daß sie obenan saßen,
23] Cyrenius war vergnügt in der Mitte, und Joseph mit den Seinen war überheiter, daß er auch bei diesem großen Glanzfeste in der Ordnung Gottes verbleiben konnte.
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