Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 337


01a] Wieder gibt es andere Leser, diese haben zwar wohl einen gewissen Respekt vor der Bibel und lesen auch manchmal recht aufmerksam darin. Aber da sie denn doch gar vieles nicht fassen und manchmal sogar auf buchstäbliche Widersprüche stoßen, so sagen sie dann gewöhnlich bei sich und manchmal wohl in Gegenwart ihrer Freunde: wenn Gott durch die Bibel Seinen Willen an die Menschen hätte offenbaren wollen, so müßte es Ihm ja doch vor allem daran gelegen sein, fürs erste von jedermann und fürs zweite zu allen Zeiten verstanden zu werden, und um den letzten Zweck zu erreichen, dahin Sorge zu tragen, daß solch ein heiligst sein sollendes Kleinod aller Menschen auch für alle Zeiten unverfälscht erhalten werden möchte. -

01b] Diese Kritik ist zwar um ein Haar besser als die obige; aber sie hält nicht Stich, denn um was sich so ein Kritiker abmüht, für das ist ohnehin tausendfältig gesorgt. - So er aber blind ist und solches nicht merkt, kann er es sich nur selbst zuschreiben, wenn er dabei ein Esel bleibt und seines Geistes Kräfte um eine Eselskost vergeudet! -

01c] Wer heute politische Weltsachen vor Augen hat, morgen allerlei andere Dinge, am dritten Tage Geldgeschäfte, am vierten Mist- und Heugabeln, am fünften allerlei Obstbaum- und Rebenverbesserungen, am sechsten Tage schöne Mädchen, Theater und dergl., am siebenten Tage vor lauter Welt nicht weiß, wo ihm der Kopf steht, am achten sich allenfalls in einem Gasthause mit seinen Weltfreunden über allerlei Welt bespricht, um sich doch ein wenig zu zerstreuen und aufzuheitern, am neunten Tage nichts - als bloß denkt und sinniert, was ihm der elfte, zwölfte, dreizehnte und vierzehnte Tag alles für Arbeiten geben und machen wird, und höchstens am fünfzehnten Tage ein paar Verse aus der Bibel auf die Art verschluckt, wie ein Reisender ein paar Löffel Suppe, wenn der Postillion schon zur Abfahrt das Zeichen gibt; - Frage: kann der wohl verlangen, daß ihm, wie ihr zu sagen pflegt, etwa gar des heiligen Geistes gebratene Vögel ins Maul fliegen sollen? - Da ist's, wie es heißt: von Dornen und Disteln erntet man nie Feigen und Trauben. - Sowenig als Lilien und Rosen auf Brennesseln und Stechäpfeln wachsen, ebenso wenig kann in einem mit allen Weltangelegenheiten angefüllten Gemüte das innere geistige Verständnis Meines Wortes je emporkommen und noch weniger zur Reife gelangen! - Und so kann sich ein solcher Weltweiser dann ja auch keineswegs darüber aufhalten, wenn er dem Geiste nach ein Esel verbleibt, zeitlich und gar leicht auch ewig. -

01d] Womit aber jemand umgeht, darin wird er mit der Zeit auch klug. Wer mit der Welt umgeht, der wird mit der Zeit weltklug; aber fürs Gottesreich bleibt er ein Tor voll Blindheit. - Wer mit Pferden umgeht, der wird ein kluger Stallmeister, wer mit der Malerei, der wird ein Maler, wer mit der Musik, der wird ein Musiker und dergl. m. Wer aber vor allem mit Meinem Worte umgeht und darnach tut, der wird klug in Meinem Reiche des ewigen Lebens, das da jedermann verkündet ist im Worte, und was er zu tun hat, um selbes zu erlangen. -

02a] Wer Mein Wort liest, der lese es aufmerksam und behalte es wohl im Herzen. Er tue nach seiner Kraft nach dem Worte und sei nicht bloß ein eitler Leser oder Hörer desselben, sondern ein wahrer und lebendig warmer Täter, so wird er auch die rechten Früchte ernten, wie sie im Worte der alten und neuen Offenbarung verheißen sind.



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