Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 135. Kapitel: Wunderbare Auffüllung des Fischteiches des Wirtes durch Jesus.

01] An diesem Tage, gleich nach dem Abgang der ausgesandten Jünger, beging Ich mit den drei Jüngern und mit den Bewohnern dieses Ortes ihr Ländlein, das sie als ihr von den Römern aus bestimmtes Eigentum ansehen durften und für das sie dem Herodes, der auch hier ein Pachtkönig über die Juden war, keinen Tribut zu entrichten hatten.

02] Als wir in ein paar Stunden Zeit das Ländlein ganz leicht und sehr gemächlich durchwanderten, da sagte zu Mir der Wirt: »Herr und Meister, siehe, das über die Grenzen dieses unseres Besitztums weitgedehnte Land, das ganz wüste ist und unseres guten Wissens gar keine Besitzer Stunden weithin hat, bringt keinem Menschen einen nur allergeringsten Nutzen! So wir es mit unserem Fleiß mit der Zeit über unsere Grenzen hinaus kultivierten und benutzten, würden wir dadurch fehlen?«

03] Sagte Ich: »Nicht im geringsten! Was ihr durch euren Fleiß kultiviert, das könnt ihr auch benutzen, und es wird euch deshalb kein Mensch zur Rede stellen. Aber es wird euch das viel Arbeit und Mühe kosten, und ihr werdet von den kahlen Steinen eine magere Ernte haben.

04] Ich werde aber schon noch etwas tun für euch auch in dieser Hinsicht; doch vorderhand begnüget euch nur mit dem, was ich für euch gesegnet habe!

05] Es werden schon in einer jüngsten Zeit eine Menge Reisende bei euch einkehren und werden euch ganz wohlhabend machen, und ihr werdet dann dies euer Ländlein recht weit über seine nunmaligen Grenzen fruchtbar machen können, und eure Nachkommen werden darauf die nötige Nahrung finden; doch vorderhand denkt noch nicht allzusehr daran!«

06] Mit diesem Bescheid waren alle zufrieden, und wir begaben uns zu dem schon bekannten kleinen Fischteich, in dem es von Fischen wimmelte, woran die Bewohner alle eine große Freude hatten, obschon der Teich nur dem Wirte gehörte; denn obwohl alle Einwohner dieses Ortes eine Art Kommune bildeten und ein gemeinschaftliches Leben führten, so waren aber dennoch Gründe nach den Gesetzen Roms abgemarkt, und ein jeder hatte seinen ausgemessenen Anteil.

07] Der Fischteich, wie auch der Brunnen waren im Besitze des Wirtes. Das Wasser war wohl zum Gebrauch für den ganzen Ort bestimmt, doch der kleine Teich nicht, und so denn auch die Fische nicht, die er faßte. Freilich hatte sich dieser Teich wohl nur selten eines Vorrates erfreut, aber diesmal hatte er einen großen Vorrat.

08] Und Ich sagte darum am Teiche: »Weil nur durch Meine Macht und Meinen Willen erstens die große Menge der edlen Fische im Meere Galiläas gefangen, zweitens vollkommen frisch und gesund in den Säcken hierher gebracht worden sind, und drittens, da sich diese Fische in diesem Teiche auch gleichfort reichlichst vermehren und gleichfort erhalten werden und den ganzen Ort reichlich versehen sollen, so soll von nun an denn auch ein jedes Haus aus diesem Teiche Fische zu nehmen berechtigt sein, so viele es nach rechtem Ausmaße bedarf. Auf daß aber die Fische mit der Zeit, so sie sich sehr vermehren werden, auch den gehörigen Raum finden sollen, so wollen wir diesen Teich im gerechten und entsprechenden Maße vergrößern!«

09] Als Ich diese Worte noch kaum ausgesprochen hatte, da hatte der ehemals ganz kleine Teich auch schon die geziemende Ausdehnung, und alle Einwohner priesen Mich und lobten Gottes Macht in Mir.

10] Von dem Teiche kehrten wir wieder in die Herberge zurück, da es schon über die Mittagszeit geworden war, und besprachen uns da über gar manche Dinge und Verhältnisse im Leben der Menschen auf dieser Erde, nahmen bei dieser Gelegenheit auch ein kleines Mittagsmahl zu uns und begaben uns nach demselben wieder ins Freie, wo es sich besonders auf dem bekannten Hügel ganz wohl ruhen ließ.

11] Auf diesem Hügel ruhten wir bei drei Stunden lang.

12] Als sich die Sonne dem Untergange zu nahen begann, da entdeckte der Wirt, daß sich auf dem Wege von Bethsaida her einige Menschen dem kleinen Orte nahten, alle Augenblicke stehenblieben, die Gegend betrachteten und sicher nicht wußten, wie sie daran waren. Aber sie gingen dennoch dem Orte zu und erkannten ihn an den ihnen wohlbekannten ärmlichen Wohnhäusern. Sie gelangten nun denn vor die Herberge und erkundigten sich nach dem Wirt.

13] Als der Wirt das von Mir vernahm, da fragte er Mich, was er nun tun solle; denn er werde da mit tausend Fragen belästigt werden, und er wisse nicht, was er ihnen für Antworten geben solle.

14] Sagte Ich: »Gehe du nun nur hinab zu ihnen, und da sie dir wohlbekannte Juden sind, so magst du ihnen schon sagen, was nun für eine Zeit ist und was nun alles in der Welt geschieht; und Ich werde dann mit diesen Meinen drei Jüngern ins Haus hinabkommen und mit den dreien reden!«



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