Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 108. Kapitel: Jesu Verheißung und Mahnung.

01] Der Hügel, auf dem wir uns am Morgen befanden, lag gen Osten von der Stadt aus; der Teil außerhalb der Stadt, nach dem wir uns nun nach dem Morgenmahle begaben, lag aber gen Westen und war ein noch höherer Hügel. Dieser Hügel war ehedem auch völlig kahl; doch am Morgen wurde auch er mit fettem Erdreich bedeckt und mit allerlei Gras und andern wohlriechenden Kräutern reichlichst ausgestattet.

02] Als wir zu diesem Hügel kamen, da verwunderten sich alle, und der Wirt und der römische Priester sagten: »Da betrachte ein Mensch, wie weit doch reicht in aller Fülle die göttliche Kraft und Macht! Daß der Osten von der Stadt aus durch Dein Machtwort, o Herr, ergrünte, das sahen wir morgens; aber daß Du, o Herr, auch unseres noch rauheren und kahleren Westens mit Deiner Macht gedachtest, dafür sei Dir nun abermals unser Dank dargebracht!"

03] Dieser Teil außerhalb dieser unserer Stadt, von dem aus man auch eine schöne und weite Aussicht gen Westen und Süden hin genießt, ward von uns Bürgern dieser Stadt wegen seiner zu unerquicklichen Kahlheit nur sehr selten besucht, und in der hier sehr heißen Sommerzeit schon gar niemals; denn sein schwarzes Gestein ward von den Sonnenstrahlen stets so sehr erhitzt, daß man es gar nicht betreten konnte.

04] Nun ist denn durch Deine übergroße Güte und Gnade, o Herr, auch dieser ödeste und wüsteste Teil außerhalb unserer sonst ganz bedeutenden Stadt in ein fruchtbares Land umgewandelt worden, und unsere nun sehr schwachen Herden, die wir nur in den tieferen Tälern erhalten konnten, werden hier in diesen höher gelegenen Gegenden ein reichlichstes Futter finden und sich auch bald sehr vermehren können, und wir werden dadurch den Armen und auch den Fremden mehr Wohltaten, als das bis jetzt möglich war, zu erweisen vermögen.

05] O Herr und Meister von Ewigkeit ohne Anfang und Ende! Es ist nun die ganze weite Umgegend dieser Stadt durch Deine Gnade in ein wahres Elysium umgestaltet worden, und es gewährt ihr Beschauen uns eine große Freude; doch um eines wollen wir Dich noch für diese Gegend bitten.

06] Siehe, diese ganze weite Gegend ist sehr wasserarm und hat nur sehr wenige gute Wasserquellen! Dir aber ist ja alles möglich! Wie wäre es denn, so Du sie auch mit mehreren guten und reinen Quellen versehen möchtest?«

07] Sagte Ich: »Auch das soll und wird euch werden zur rechten Zeit; doch für jetzt will Ich nur auf diesem Hügel für dich, du unser Wirt, da dieser Hügel sich in deinem Besitze befindet, eben auf diesem Hügel eine ganz reichliche Wasserquelle entstehen lassen, die diese ganze Stadt genügend mit Wasser wird versehen können. Was aber diese ganze weite Umgegend betrifft, so werden sich im Winter, der nicht lange auf sich warten lassen wird, schon von selbst Quellen bilden und diese Gegend bewässern.

08] Seht aber zu, daß ihr im Glauben an Mich und in der Liebe zu Mir und zu euren Nächsten nicht versieget und trocken werdet in euren Herzen; denn so das bei euch oder bei euren Nachkommen einträte, dann würden auch diese Quellen versiegen, und die ganze weite Umgegend würde öder werden, als sie bisher war.

09] Es war aber diese Gegend, als sie in den Zeiten Josuas und der Richter den Israeliten gegeben wurde, ebenso fruchtbar bestellt, wie sie nun ist und blieb auch unter den ersten Königen Israels eben also; als aber später Neid, Mißgunst, Verfolgung und Kriege unter den Stämmen Israels sich einstellten und die Juden von Mir abfielen und Meiner stets mehr und mehr zu vergessen anfingen, da ließ Ich auch durch große Gewitter und Stürme diese Gegenden weithin verwüsten, und aller Fleiß der Menschen, die sich hier ansiedelten, vermochte dieses Gefilde nicht mehr zu befruchten.

10] Nun habe Ich diese Gegend zu einer fruchtbaren umgestaltet, und da zuoberst dieses Hügels erseht ihr auch schon eine reichliche Quelle hervorspringen, deren Wasser euer Fleiß zu sammeln und an die rechten Stellen zu leiten verstehen wird; aber bleibt in eurer Mir angelobten Liebe, und fallet nicht ab im Glauben an Mich, so werde auch Ich mit Meinen Segnungen bei euch verbleiben!

11] a Um was ihr den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird euch denn auch gegeben werden, b und wo auch nur zwei oder drei von euch in Meinem Namen vollgläubig sich versammeln werden, da werde Ich im Geiste Meiner Liebe, Macht und Kraft mitten unter euch sein. Um was ihr dann volltrauig bitten werdet, werde Ich euch denn auch geben, so das, um was ihr bittet, fürs Heil eurer Seelen gedeihlich ist. (a Johannes.14,13; b  Matthäus.18,20)

12] Werdet ihr aber um eitle Dinge dieser Welt bitten, so werden sie euch nicht gegeben werden, gleichwie auch ihr einem Kinde, so es euch noch so bitten würde, kein scharfes Messer zum Spielen in die Hände geben werdet, aus dem Grunde, da ihr es wohl wisst, daß sich eure Kinder mit dem scharfen Messer nur zu bald und zu sicher beschädigen würden.

13] Ihr seid aber nun in den geistigen Dingen auch noch mehr oder weniger unerfahren, und Ich allein weiß es am allerbesten, was euch not tut zur Erreichung des ewigen Lebens. a Darum suchet nur vor allem Mein Reich und seine Gerechtigkeit, alles andere wird euch schon hinzugegeben werden; denn Ich weiß es allzeit und ewig, wessen ihr bedürfet. (a Matthäus.06,33)

14] So ihr Mich in der Folge aber schon um eines oder anderes bitten werdet, da bittet Mich um etwas Gerechtes, Gutes und Wahres!«



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