Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 71. Kapitel: Heilung des kranken Weibes und der beiden Töchter des Wirtes in Golan durch Jesus.

01] Nachdem wir uns so mit Brot und Wein ganz zur Genüge erquickt hatten und unser Wirt redemutiger geworden war, da wandte er sich an Mich und sagte: »Du scheinst mir allem untrüglichen Anscheine nach ebenderselbe Herr und Meister zu sein, bei dem nach den Worten unseres Hauptmannes und Gebieters ich und mein ganzes Haus ein Heil finden und dann auch für immer behalten und bewahren werden. Wie soll das zugehen? Du scheinst deiner Tracht nach ein Galiläer zu sein; wie und worin bist du denn ein Herr und ein Meister?«

02] Sagte Ich: »Lasse du nun dein krankes Weib hierher bringen und ebenso auch deine beiden kränklichen Tochter, und Ich werde sie heilen also, wie Ich des Hauptmanns Tochter, die du hier an seiner Seite sitzen siehst, geheilt habe. Und so Ich dein Weib und deine Tochter nicht heile, da heilt sie kein Arzt in der ganzen Welt! Darum tue nun nach Meinem Worte, und du wirst die Kraft und Herrlichkeit Gottes im Menschen, der Ich es bin, erschauen!«

03] Sagte der Wirt: »Ich bin zwar ein fester Jude und halte das Gesetz; aber - aufrichtig gesagt - im eigentlichen Glauben bin ich schon etwas schwach geworden, und das aus zwei Gründen: Erstens haben unsere Propheten zum Vorteil der Juden allerlei Dinge geweissagt, und also auch von einem Messias, der da kommen werde mit großer Macht und Herrlichkeit und aufrichten unser zerfallenes und verwüstetes Reich für alle Zeiten der Zeiten! Aber es ist bis jetzt von all den Weissagungen noch ganz blutwenig eingtroffen, - und so schon etwas eingtroffen ist, da ist sicher nur das Schlimme eingtroffen, und das Gute wird wohl bis ans Ende der Zeiten auf sich warten lassen! Und bei solchen auf der Erfahrung beruhenden mißlichen Umständen ist es wohl schwer, im Glauben fest zu verbleiben.

04] Und zweitens müssen wir Juden unter den Heiden leben und mit ihnen verkehren, und die haben zumeist gar keinen Glauben und verlachen uns, so wir mit ihnen über unseren allein wahren einen Gott zu reden anfangen; denn diese Heiden sind zum größten Teil Weltweise, glauben an ihre Götter nicht, wie auch nicht an die Unsterblichkeit der Seelen, und beweisen von all den alten Glaubensdingen mit geschickter Rede die volle Nichtigkeit. Bei ihnen gibt es also keinen Gott, sondern nur allerlei Kräfte in der Natur. Diese schaffen nach gewissen, ihnen zugrunde liegenden Gesetzen in einem fort und zerstören wieder über kurz oder lang, was sie geschaffen haben.

05] Und so siehst du, lieber Herr und Meister, daß es mit unserem alten Glauben sehr am Rande ist; aber diesmal will ich dennoch fest glauben, daß du mein Weib und meine beiden Töchter sicher heilen wirst, und es soll alsogleich das kranke Weib samt den Töchtern hierhergebracht werden!«

06] Hierauf brachten bald die Diener des Wirtes das Weib im Bette vor Mich in den Speisesaal, und die beiden Töchter kamen von selbst, geleitet vom Wirte, der sie in Meine Nähe stellte und dann zu den dreien sagte: »Seht, das ist der Herr und Meister, der euch heilen wird sicher auf eine wundersame und uns unbegreifliche Weise; glaubt, und bittet ihn darum!«

07] Das Weib und die beiden Töchter taten das auf eine sehr rührende Art, und Ich sagte darauf: »Euer Glaube helfe euch, und Ich will es! Steht denn auf und wandelt!«

08] In dem Augenblick empfand das Weib, wie auch die beiden Töchter, daß sie vollkommen gesund und gestärkt waren, und das Weib verließ das Bett, versuchte zu gehen und fühlte in keinem Gliede irgendeinen Schmerz und ebensowenig irgendeine Schwäche, was auch die beiden Töchter taten und dasselbe wie ihre Mutter empfanden.

09] Alle drei kamen denn auch sogleich zu Mir, dankten Mir auf das innigste für die Heilung, was auch der Wirt tat, der sich über diese wundervolle Heilart nicht genug verwundern konnte.



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