Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 54. Kapitel: Über die Gefahren beim Genusse unreiner Speisen. Jesus in Abila.

01] Sagte der Hauptmann: »O Herr und Meister, sage es uns doch auch, wo sich derlei Geister auf dieser Erde zumeist aufzuhalten pflegen, auf daß wir solche unheimlichen Orte und Gegenden leichter meiden können! Denn wenn man in solche Gegenden kommt und hat irgend etwas Verwandtes mit solch einem Arggeiste, so kann es leicht geschehen, daß man von ihm beschlichen und am Ende gar in wahrlich nicht wünschenswerten Besitz genommen und geschädigt wird!«

02] Sagte Ich: »Freund, davor hat sich niemand zu fürchten, der an Mich lebendig glaubt und Mich liebt durch die Werke eben Meiner Liebe in ihm! Aber solche Menschen, die noch tief in allerlei heidnischem Aberglauben stehen, haben sich allerorts und in aller Zeit vor derlei Geistern zu fürchten und sind auch stets mehr oder weniger von ihnen entweder umgeben oder gar besessen; denn alle die unlauteren Leidenschaften der Menschen werden von solchen Geistern erregt und beeinflußt, die einst selbst von gleichen unlauteren Leidenschaften ihr ganzes Leben hindurch beherrscht waren und ihnen mit Lust und Gier frönten.

03] Solche unlauteren Geister - teils solche, die schon einmal im Fleische in dieser Welt gelebt haben, größtenteils aber solche Naturgeister, die noch niemals in ein Menschenfleisch eingezeugt worden sind - gibt es allenthalben: in der Luft, auf und in der Erde, im Wasser und im Feuer, in den Steinen, Metallen, Pflanzen, Tieren und auch im Blut und Fleisch der Menschen; darum sollen die Menschen auch nicht das Fleisch erstickter und unreiner Tiere essen.

04] Im Notfall kann zwar auch das Fleisch von unreinen Tieren gegessen werden; aber es muß zuvor wohl gereinigt, mit Salz und guten Kräutern gebeizt, am Feuer getrocknet und darauf mit guten Kräutern geräuchert werden, auf daß es von den unreinen Geistern befreit werde.

05] Das Fleisch der Raubtiere aber ist für die Menschen auch bei aller der von Mir euch angeratenen Vorsicht schädlich, weil aus demselben die unreinen Geister niemals völlig entfernt werden können.

06] Ebenso sollen die Menschen auch nicht das Wasser aus unreinen Quellen trinken und sollen ihre Brunnen rein halten, wie das alles auch Moses aus Mir den Israeliten streng anbefohlen hat.

07] Wer nach der Weisung Mosis dem Leibe nach leben wird, der wird sich vor der Besitzergreifung von seiten der argen und unlauteren Geister allzeit und allenthalben verwahren, und das um so sicherer, so er lebendig an Mich und Meine väterliche Fürsorge glaubt und alles in Meinem Namen anfängt, tut und beendet. Ohne das aber ist er in jedem Augenblick tausend Gefahren aller Art und Gattung leider durch seine eigene Trägheit, Unwissenheit und Dummheit ausgesetzt.

08] So Ich nicht durch Meine Engel die Menschen, die schon von Natur aus eines besseren Sinnes und Willens sind, beschützen ließe, da würde es wohl wenig unbesessene Menschen auf dieser Erde geben! Aber darauf sollen sich die Menschen nicht allzusehr verlassen, weil Meine Engel dem Willen der Menschen keine Zügel anlegen. Das demnach auch zu eurer Beachtung!«

09] Als Ich das beendet hatte, da dankten Mir alle und priesen Meine Weisheit und Macht, und die Abiläer baten Mich, daß Ich auch ihre Stadt besuchen möchte; denn sie würden Mich daselbst ankündigen.

10] Sagte Ich: »Das könnt ihr immerhin tun - doch die Zeit und die Stunde bestimme Ich nicht, wann Ich zu euch kommen werde; aber Ich werde dennoch auch zu euch kommen! Nun mögt ihr euch wieder auf den Heimweg begeben! nehmt aber zuvor bei eurem Wirte etwas Brot und Wein zu euch; das Fleisch der Schweine aber esst nicht, bevor ihr es nicht nach Meinem Rate werdet zubereitet haben!«

11] Auf das dankten sie Mir noch einmal und begaben sich darauf mit dem griechischen Wirte und dem Schmied in die Stadt.

12] Wir aber verweilten noch eine Zeitlang auf dem Hügel, und der Hauptmann und auch die andern Römer befragten Mich noch um mancherlei, und Ich hellte sie über ihre Zweifel auf.

13] Es kam sogestaltig auch der volle Mittag heran, und es kam ein Bote von unserem Wirt, der bei uns weilte, auf den Hügel und lud uns zum Mittagsmahl. Und wir erhoben uns und folgten dem Boten.



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