Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 46. Kapitel: Jesus über die Bedeutung der Wahrheit.

01] Sagte Ich: »Du hättest hier nicht so viele Worte zu machen brauchen, und Ich hätte den guten Willen und den reinen Sinn deiner ganz klaren Vernunft auch verstanden. Aber weil du schon einmal geredet hast, so ist es auch gut der andern wegen, weil du ganz gut geredet hast!

02] Ich sagte ja auch nicht, daß der, welcher Meine Lehre irgend andern Menschen verkünden wird, Meiner Taten gar keine Erwähnung machen soll, aber nur solle davon nicht ein zu großes Aufheben gemacht werden, und dann sollen nur jene Taten vorzugsweise erwähnt werden, die Ich aus purer Liebe den Menschen erwiesen habe als ein Arzt und Helfer in der größten Not eines oder auch mehrerer Menschen.

03] Von jenen Taten aber, die Ich - zwar auch aus Liebe zu den Menschen gewirkt habe, um sie schneller von der Wahrheit Meiner Lehre zu überzeugen -, was nur in dieser Zeit besonders not tut, nicht aber in den künftigen Zeiten, in denen Mein Wort schon für und aus sich Zeichen wirken wird -, soll eben kein Aufheben gemacht werden. Denn das würde die Menschen bald mehr nach allerlei Wundern sehnsüchtig und lüstern machen als nach der wahren Lebenswirkung Meiner Lehre im Menschen; und wundersüchtige Menschen sind dann auch durch falsche Wunder, die von falschen Lehrern und Propheten verübt werden, sicher um vieles eher und leichter von der eigentlichen und inneren Lebenswahrheit abwendig zu machen denn jene, die alles scharf prüfen und nur das Gute und Wahre für sich behalten.

04] Ich werde allen, die an der Wahrheit Meiner Lehre ungezweifelt und tatsächlich festhalten, schon ohnehin die Macht geben, in Meinem Namen allerlei Zeichen der reinen Liebe zu wirken, und es wird demnach Mein Wort schon von selbst Wunder wirken, was zur Ausbreitung Meiner Lehre sicher dienlicher sein wird, als so ihr alle die vielen tausend von Mir gewirkten Zeichen den Menschen vorerzählen möchtet.

05] Aber so euch aus dem lebendigen Geiste Meines Wortes die Gabe, Zeichen zu wirken, zuteil wird, so sollt ihr es auch nicht zu offen und zu bunt damit treiben, denn dadurch würdet ihr der guten Sache der Wahrheit Meiner Lehre bei weitem mehr schaden als nützen. Denn alles Aufgedrungene und Aufgenötigte erweckt Meinen Geist in der Seele nicht oder hie und da nur so teilweise.

06] Nur die freie, selbst erwählte und unaufgezwungene Wahrheit, die das eigentliche Licht und Leben Meines Liebegeistes in der Menschenseele ist, vermag das. Darum vor den Menschen, die nach der Wahrheit dürsten, nur so wenig Wunder als möglich, wollt ihr nicht halbtote Glaubenspuppen aus ihnen bilden!

07] Habt ihr aber schon vor den mehr in allerlei Weltwissenschaften erfahrenen Menschen ein oder das andere Zeichen gewirkt, so versäumet es niemals, ihnen auch den Grund des Gelingens zu zeigen, auf daß dadurch auch ihr Glaube an Mich ein lebendiger werde! Der Grund aber bin allzeit nur Ich, ohne den keiner etwas Wahres zu bewirken vermag.

08] Wie aber den Menschen von einem schon helleren Geiste und kräftigeren Willen das zu erklären ist, darüber braucht keiner von euch sich den Kopf zu zerbrechen; denn wenn jemand von euch dessen benötigen wird, da wird es ihm schon auch von Wort zu Wort in den Mund gelegt werden! Denn die Mich lieben und Meine Gebote halten werden, zu denen werde Ich im Geiste aller Wahrheit Selbst kommen und Mich ihnen offenbaren. Die werden es dann schon von Mir Selbst erfahren, was Ich alles in dieser Zeit gelehrt und gewirkt habe.

09] Denn wolltet ihr nun das alles in die Bücher schreiben mit allen Umständen und Seitenbegebnissen, so würdet ihr dazu auf hundert Jahre lang mehr denn tausend Schreiber benötigen; und so dann alles in beinahe zahllos viele und große Bücher aufgezeichnet wäre, wer würde sie da alle durchlesen und dabei aber auch gleich nach Meiner Lehre tun können, die er aus den vielen Büchern selbst in mehreren hundert Jahren kaum flüchtig durchlesen könnte? Aus dem werdet ihr nun alle wohl einsehen, warum ihr aus Meinen gewirkten vielen Zeichen kein großes Aufheben machen sollt! Die Wahrheit wird schon für sich wirken.

10] Habt ihr dieses nun verstanden, so lasst uns ins Freie gehen, und Ich werde euch stärken und dann sagen, was heute noch alles zu geschehen hat!«

11] Hier lobten alle Meine Weisheit, erhoben sich samt Mir vom Tische und gingen mit Mir ins Freie auf einen Hügel in der Nähe der Stadt Pella.



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