Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 12. Kapitel: Jesu fortwährende Bemühungen um die Menschen.

01] Sagte Ich: »Freund, du hast wohl so manches durch das Lesen der griechischen Weltweisen dir zu eigen gemacht, doch hinter die Bücher der alten Ägypter bist du niemals gekommen, und von der Schrift der Juden von Moses an hast du ganz flüchtig nur Bruchstücke gelesen und auch diese nie verstanden!

02] Siehe, Der nun in Mir mit dir spricht, der sprach auch schon also mit dem ersten Menschenpaare dieser Erde und gab ihm ganz dieselben Gebote, die Ich euch, des einen, wahren Gottes und Herrn ganz vergessen habenden Menschen, nun wieder gebe; aber die mit einem vollkommen freien Willen begabten Menschen ließen sich nur zu leicht und zu bald von der Welt und ihrem verlockenden Geiste blenden, flohen Gott und taten nach ihren Gelüsten. Dadurch verfinsterten sie ihre Seelen und verstockten ihre Herzen.

03] Ich sandte allzeit Boten aus den Himmeln, daß sie belehrten die verblendeten Menschen; nur wenige achteten ihrer, die große Menge wollte nichts von ihnen hören und wissen.

04] Ich erweckte von Zeit zu Zeit mit Meinem Geiste Männer und Jünglinge, die das Volk belehrten und sie zur alten Wahrheit zurückzuführen sich alle Mühe gaben. Nur wenige hörten sie an, und noch wenigere kehrten sich danach; die große Menge aber verfolgte sie, quälte sie und tötete sie sogar.

05] Ich unterließ es auch nicht, ein zu entartetes Volk mit großen und kleinen Züchtigungen und Gerichten heimzusuchen. Diese besserten aber auch nur wenige auf eine Zeitlang; nur zu bald trat wieder der arge Weltgeist an Meine Stelle.

06] Als zur Zeit Mosis dem israelitischen Volke auf Sinai in der Wüste von Mir unter Blitz, Donner und Feuer wieder von neuem Gesetze gegeben wurden, da horchte es anfangs wohl unter Furcht und Zittern auf Meine weithin wohlvernehmbaren Worte, - als aber die Verkündigung eine längere Zeit hindurch währte, da wurde das Volk zum Teil daran gewöhnt und machte sich nicht mehr viel daraus. Zu einem andern Teile aber ward es des anhaltenden Belehrens überdrüssig und bat Mich, daß Ich fürs ganze Volk nur Moses allein Meinen Willen offenbaren solle, - es werde ihn dann schon von ihm vernehmen und befolgen; das Volk aber wolle sich unterdessen von dem Berge Sinai, weil es allda zu furchtbar zugehe, entfernen und in einem weit davon gelegenen Tale seine Wohnhütten aufrichten.

07] Es ward das dem Volke nach längerem Flehen gewährt; aber es währte gar nicht lange, als das Volk Meiner und der großen Szenen am Berge Sinai völlig zu vergessen begann, sich aus dem vielen, aus Ägypten mitgenommenen Golde ein Kalb goß, dann um dasselbe tanzte und ihm göttliche Verehrung erwies.

08] Ich zeigte solches Moses an, entsandte ihn zum Meiner gar nicht mehr gedenkenden Volke und ließ es gewaltig züchtigen in der Art, wie das Moses darauf genau beschrieben hat.

09] Dann kehrte das Volk wohl wieder zu Mir zurück; aber es gab unter ihm stets viele, die sich von allerlei argen Weltgelüsten verleiten ließen, ein und das andere Meiner Gebote zu übertreten und also gegen Meine Anordnungen zu sündigen.

10] Es mußten von Moses zeitliche Strafen auf die Übertretung Meiner Gebote und Anordnungen festgesetzt werden, um das Volk in der Ordnung zu erhalten.

11] Als das Volk später aus der Wüste in das Gelobte Land geführt wurde und dasselbe wie aus Meiner Hand in Besitz nahm, da ward es durch weise Richter, die mit Mir in stetem Verbande und Verkehr standen, also nahe völlig von Mir Selbst durch eine geraume Zeit hin regiert und ward unter Meiner persönlichen Regierung groß und mächtig, und sein Wohlstand war größer denn der jedes andern Volkes in der Welt.

12] Da ward es übermütig und sah auf den Glanz der andern Völker, die von einem Weltkönige tyrannisch beherrscht wurden. Der eitle Weltglanz verblendete es, - es wollte auch glänzen, ward mit Meiner Regierung unzufrieden und verlangte durch den mit Meinem Geiste erfüllten Richter Samuel einen Weltkönig, und es beging so die größte und gröbste aller Sünden.

13] Und so fiel es dann stets tiefer, obschon Ich es nie unterlassen habe, es stets durch erweckte und von Meinem Geiste erfüllte Propheten zur Besserung und zur Buße zu ermahnen und ihm die Folgen zu verkünden, die es durch seine Verstocktheit zu gewärtigen haben werde; und also handelte Ich bis jetzt mit diesem Volke und kam nun Selbst, mit Fleisch angetan.

14] Sieh aber nun die übergroße Anzahl der Juden an, die, statt Mich anzunehmen und an Mich zu glauben - da Ich doch überall Mich als Den, der Ich sicher bin, durch nie erhörte Wundertaten und Zeichen über jeden Zweifel hinaus bemerkbar mache -, Mich hassen, verfolgen, zu ergreifen und diesen Meinen Leib zu töten trachten!

15] Wenn aber für die geistige Bildung der Menschen stets ohne Unterlaß von Mir aus zu allen Zeiten und überall also gesorgt wurde wie Ich es dir nun in aller Kürze gezeigt habe, - wie magst du als ein mit vieler Vernunft wohlversehener Römer Mich fragen, warum Ich erst jetzt zu euch Menschen kam, um das Reich Gottes, welches da ist ein Reich des ewigen Lebens, bei euch nur wenigen zu gründen!?

16] Wandere hin in alle Länder, die dir bekannt sind und deren Bewohner irgend vermöge ihres Herzens nur einigermaßen fähig sind, Meine Lehre anzunehmen, und erkundige dich, ob sie sogar in dieser Zeit ohne Kunde von Meinem Hiersein und Wirken sind!

17] In vielen dir noch unbekannten Ländern und Reichen aber haben die besseren Menschen innere Gesichte von dem, was nun hier ist und geschieht. Nur irgend in den verborgensten Winkeln der Erde ganz verwildert lebende, wahre Tiermenschen können keine Kunde von Mir erhalten, weil sie für deren Aufnahme noch lange nicht fähig sind; doch mit der Zeit soll auch für sie gesorgt werden.

18] Und so siehst du aus dem, daß deine an Mich gestellte Frage eine ganz eitle war. Willst du Mich aber noch weiter fragen, da frage Mich um bessere Dinge, die dir mehr nützen werden denn das, um was du Mich nun gefragt hast!«



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