Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 136. Kapitel: Jesus und der arme Fischer.

01] Es bemerkten uns aber auch die armseligen Fischer, von denen einer in ein Boot stieg, zu uns herüberfuhr und uns besah, um zu erfahren, wer wir etwa wären. Als er den Wirt unter uns entdeckte, da dachte er sich, daß es seine Bekannten sein würden, forschte nicht weiter nach und wollte zu den Fischern wieder zurückfahren.

02] Ich aber sagte zu ihm: »Freund, komme du nur vollends zu uns herauf ans Land, und Ich werde dir etwas ganz Besonderes sagen!«

03] Da kehrte der Bootsmann wieder um, stieß ans feste Ufer, band das Boot mit einem Strick an einen Uferstock, begab sich festen Mutes zu Mir und fragte Mich, sagend: »Guter Mann, da bin ich! Was ist es denn, das du mir als etwas Besonderes künden willst? Rede, denn lange zu warten habe ich nicht Zeit, da der Tag schon auf die Neige geht und wir den ganzen Tag hindurch noch wenig Fische gefangen haben!«

04] Sagte Ich: »So du an Mich glaubtest, da könnte Ich dir und deinen Gefährten zu einem reichen Fange verhelfen! Aber dann solltest du am Morgen zu Mir kommen und Mir nachfolgen!«

05] Sagte der Fischer: »Guter Mann, wie sollte ich nun an dich und was von dir glauben? Kann ich mich doch nicht entsinnen, dich jemals irgendwo gesehen zu haben, weiß daher auch nicht, wer du bist. Gib du dich mir zuvor bekannt, und ich werde dir glauben. Ob ich aber am Morgen zu dir kommen und dir dann nachfolgen werde, wohin du ziehen wirst, das steht nicht bei mir, - sondern bei denen, für deren Lebensunterhalt ich zu sorgen habe. Also, was ist es nun, was soll ich von dir glauben?«

06] Sagte Ich: »Hast du von dem Manne noch nichts reden hören, der in Nazareth aufgestanden ist und nun allen Menschen das ewige Gottesreich überbringt und aus eigener Macht auch allen jenen gibt, die an Ihn glauben und Seine Lehre als ein reinstes und lebendigstes Gotteswort annehmen wollen?«

07] Sagte der Bootsmann: »Guter Mann, von dem großen Heilande Jesus aus Nazareth habe ich wohl schon gar vieles gehört und glaube auch an Ihn, obschon ich Ihn noch niemals irgendwo gesehen habe! Bist du es etwa, da sage es mir, und ich will vor dir niederfallen und dich anbeten; denn mit jenem Heilande ist Gott der Herr wie in einer Person sichtbar vereint, wie ich solches also vernommen habe von solchen Menschen, die mit Ihm zu tun hatten und auch Seine Jünger geworden sind.«

08] Sagte Ich: »So du also an den Jesus aus Nazareth glaubest, daß in Ihm wohne die Fülle des Geistes Gottes körperlich, da kehre du nun zu deinen Fischern getrost zurück, und werfet noch einmal euer Netz ins Wasser; und so ihr einen reichsten Fang werdet gemacht haben, dann wird dir schon ein Licht in dir aufgehen, aus dem du leicht erkennen wirst, wer Ich bin, und du wirst noch heute zu Mir kommen und dich von Mir mit dem Geiste der Wahrheit und des Lebens taufen lassen. Doch nun forsche nicht weiter, sondern tue, was Ich dir angeraten habe!«

09] Auf das verneigte sich der Fischer vor Mir, bestieg schnell sein Boot, fuhr behende zu seinen Gefährten, die sich schon dazu anzuschicken anfingen, ihre Netze einzuziehen, zurück und sagte ihnen, was Ich ihm angeraten habe.

10] Da schrien alle laut, so daß wir es am Ufer wohl vernehmen konnten: »Heil Dem, der dir den Rat erteilt hat! Er ist es Selbst, an den wir glauben! Was Er dir riet, das wollen wir tun! Hosianna dem hohen Sohne Davids, der zu unserer Rettung gekommen ist im Namen des Herrn! Und nun Glück auf in Seinem Namen, - werfen wir die Netze aus!«

11] Da warfen sie die Netze aus, und diese füllten sich in wenigen Augenblicken mit so vielen Fischen, daß die Netze dieselben kaum fassen konnten, und es hatten die Fischer, bei zwanzig an der Zahl, über eine Stunde zu tun, bis sie alle Fische aus den Netzen in die Lägel überheben konnten.

12] Als sie mit der Arbeit fertig waren, da fingen sie an zu jubeln und priesen Gott, der Seinen Namen in dem Sohne Davids so sehr verherrlicht hatte, und fuhren mit dem reichen Fange ihrem dem Orte Jesaira nahe gelegenen kleinen Dorfe zu.

13] Als sie mit ihrer reichen Beute daheim anlangten und ihre Angehörigen ersahen, mit welch einer großen Menge von Fischen sie nach Hause gekommen waren, da gab es des Verwunderns kein Ende. Und die Angehörigen sagten: »Hört, so viele und zumeist lauter edle Fische habt ihr selbst in der allergünstigsten Zeit noch niemals gefangen! Da muß an euch von irgendeinem frommen, Gott überaus wohlgefälligen Menschen, wie es deren nun mehrere geben soll, seit der große Heiland aus Nazareth umherzieht und mit göttlicher Kraft und Stimme den Menschen die Wahrheit lehrt, ein Wunder ausgeübt worden sein!«

14] Und die Fischer gaben da ihren Angehörigen recht und erzählten ihnen, wie es zugegangen sei; und die Angehörigen fingen darauf auch an, Gott zu loben und zu preisen, daß Er einem Menschen solche Macht gegeben hatte.

15] Der Fischer aber, der zuvor in einem Boot zu uns ans Land gekommen war, sagte: »Hört, dieser Mensch Jesus aus Nazareth ist aber nicht wie irgendein Prophet, der nur das reden und tun kann, was ihm von Gottes Geiste gegeben und zugelassen wird, sondern Er ist einer, in dem die Fülle des Geistes und der Kraft und Macht Gottes wohnt körperlich; denn Er spricht nicht den Propheten gleich: 'Der Herr hat zu mir geredet: ,Tue deinen Mund auf und verkünde dem Volke Meinen Willen und rede also zu denen, die Meiner vergessen haben, - und da tue dies und jenes!'' Denn unser Jesus spricht: 'Ich bin der Herr, und ihr alle seid Brüder, und es soll sich keiner über den andern erheben!' Und zu den Kranken sagt Er: 'Ich will es, - sei geheilt!', und der Kranke wird geheilt in einem Augenblick. Der blind war, sieht klarer denn ein Aar, und der lahm war, springt wie ein Hirsch. Und spricht Er zu einem Toten: 'Stehe auf und wandle!', so richtet sich der Tote auf voll neuen Lebens und wandelt voll Heiterkeit und frohen Mutes.

16] Und seht, das und vieles mehr noch bezeugen nun Tausende, die das mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben, und ich glaube darum, daß in dem Menschen Jesus aus Nazareth die Fülle des Geistes Gottes wohnt körperlich; aber viele Tausende und abermals Tausende stoßen sich an Seiner sichtbaren Menschheit und heißen Ihn einen großen Propheten aus dem Stamme Davids, der Ihn im Geiste doch selbst seinen Herrn nannte!

17] So es aber in der Schrift heißt, daß Gott den Menschen nach Seinem Ebenbilde erschaffen hat und Abraham Gott in der Gestalt eines Mannes sah, wie auch Jakob-Israel, wie sollte sich denn nun ein Mensch an der vollen Mannesgestalt des Herrn Jesus aus Nazareth stoßen und nicht völlig glauben, daß in Ihm ganz derselbe Herr wohnt, der auf Sinai Moses berief und ihm für Israel die Gesetze gab?!

18] Da ich aber vollends ungezweifelt glaube, daß es sich mit Jesus aus Nazareth also verhält, so werde ich nun ungesäumt mich aufmachen und eiligen Schrittes nach Jesaira wandeln, wo Er Sich nun persönlich aufhält bei dem Wirte, der euch allen wegen seiner Rechtschaffenheit nur zu wohl bekannt ist. Da will ich zum ersten Male persönlich Ihn noch näher kennenlernen; und so ich wiederkommen werde, da werde ich euch nichts verheimlichen.«

19] Sagten noch einige Fischer: »Auch wir wollen Ihm persönlich kennenlernen, - und da wir vom Schiffe aus Ihm mit lautem Rufen das Wort gegeben haben, noch heute abend, statt morgen in der Frühe, auch zu Ihm zu kommen, so gehen auch wir mit dir nach Jesaira hin! Nehmen wir aber etliche der schönsten und besten Edelfische mit, die der Wirt für den Herrn bereiten soll!«

20] Dies gefiel allen, und zwölf Fischer, ein jeder mit drei Fischen beschwert, machten sich gleich nach dem vollen Untergange der Sonne in der ersten Dämmerung auf und kamen denn auch leicht und bald nach Jesaira zu uns.



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