Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 112. Kapitel: Auftrag Jesu an die Perser.

01] Als er nun so vollkommen gesund sich von seinem Lehnstuhle erhob, da trat er voll Freundlichkeit zu Mir hin und sagte (der Geheilte): O du wundersamster Arzt auf der ganzen Erde, vorerst meinen allergrößten Dank dir und eurem Gott, der dir solch eine wunderbarste Heilkraft in deine Hände gelegt hat, mit der du mich so plötzlich von meinen allerverzweiflungsvollsten Schmerze befreit hast! Und nun verlange von mir all mein vieles Gold und noch andere Kostbarkeiten zum Lohne für deine Kunst und Mühe, und es soll dein sein!«

02] Sagte Ich: »Alles dessen benötige Ich nicht und nimmer; denn so Ich das Gold achtete, da hätte Ich dir auch nicht helfen können! Ich sehe nur auf ein treues, Gott über alles und seine Nebenmenschen wie sich selbst liebendes Herz; wo Ich das auch in einem Heiden finde, da helfe Ich denn auch einem jeden, der Meiner Hilfe benötigt. Und so kannst du dein Gold schon zu andern guten und Gott wohlgefälligen Zwecken verwenden, und zwar namentlich zu denen der wahren Nächstenliebe.

03] So du aber auf einer Reise bist, da hüte dich dennoch vor den faulen Fischen, und laß dir nur solche zur Speise bereiten, die du zuvor noch frisch und lebendig im reinen Wasser hast herumschwimmen sehen; denn alles faule Fleisch, und ganz besonders das der Fische, ist der leiblichen Gesundheit des Menschen nachteilig. Das merke dir zum Wohle deines Leibes!

04] Aber nun sage Ich euch allen noch etwas, das um vieles wichtiger ist denn die volle Gesundheit eures Leibes, und das ist die volle Gesundheit eurer Seelen. Diese aber könnt ihr erhalten und sie zum ewigen Leben behalten, so ihr die euch mehreren wohlbekannten Gesetze, trotzdem ihr auch keine Beschneidung habt, genau befolgt. Dadurch werden eure Herzen geistig beschnitten, was vor Gott um gar endlos vieles mehr gilt denn die euch bekannte Beschneidung der Juden, die dabei aber zum größten Teile völlig unbeschnittenen Herzens sind.

05] In etwa drei Jahren, von nun an gerechnet, werden Jünger von Mir auch zu euch in euer Land kommen und werden euch verkünden die Ankunft des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit zu allen Menschen auf dieser Erde. Diese nehmt wohl an Meiner Statt auf und glaubt ihren Worten, und ihr werdet dadurch das von euch Besseren schon so lange ersehnte Licht von dem einen, allein wahren Gott und Vater aller Juden und also auch aller Menschen auf dieser Erde überkommen und dadurch auch das ewige Leben eurer Seelen. Dies einzige verlange Ich nun für Mich als Lohn für die eurem treuen Geschäftsleiter erwiesene Liebe.

06] So ihr aber in etlichen Tagen nach Tyrus und Sidon kommen werdet, da suchet mit dem alten Oberstatthalter Cyrenius, den ihr auch schon wohl kennt, zusammenzukommen! Dem erzählet, was euch hier begegnet ist, und entrichtet ihm einen Gruß von Mir! Er wird euch dann gar manches über Mich eröffnen; denn er kennt Mich schon von Meiner Kindheit an und liebt Mich mehr denn sein Leben.

07] Dort werdet ihr auch einen wundersamen Jüngling antreffen; der wird euch in viele Weisheit erheben, so ihr auf ihn merken werdet! ((Es ist das nämlich Raphael, der von Zeit zu Zeit am Hofe des Cyrenius sichtbar weilte.))

08] Und nun seid heiteren und frohen Mutes, und gedenkt im Herzen im Namen Jehovas der Juden Meiner, und ihr sollt bewahrt werden vor jeglichem Ungemach am Leibe und an der Seele!«

09] Hierauf verließ Ich die Perser, nachdem sie Mir zuvor noch mit aller Treue versprochen hatten, daß sie allem dem nachkommen würden, was Ich offenbar nur zu ihrem eigenen größten Lebensvorteile von ihnen mit liebreichen Worten verlangt habe.

10] Der Dolmetscher und der Geheilte aber begleiteten Mich und den Wirt noch in unseren kleineren Speisesaal und dankten Mir noch einmal für die ihnen erwiesene Liebe und Gnade, wie sie sich denn auch also ausdrückten.

11] Ich aber erwiderte ihnen: »Wie redet ihr denn hier von einer euch erwiesenen Gnade? Wisst ihr denn nicht, daß solche nur die Könige der Erde austeilen nach ihrem Belieben?«

12] Sagte der Dolmetscher: »O du lieber Freund, rede nicht von der Gnade eines Königs! Die größte Gnade eines Königs, die er in seinem Übermut dann und wann einem blinden Throngünstling erteilt, ist nicht ein Tautropfen gegen das ganze Meer deiner Gnade, die du uns erwiesen hast. Du, Freund, bist mit deiner gottähnlichen Eigenschaft mehr denn alle noch so stolzen und sich mächtig dünkenden Könige der Erde! Denn Du kannst mit deinem Willen und Worte den Kranken die volle Gesundheit wiedergeben; die Könige aber, wenn sie krank werden, können weder sich und noch weniger einem andern Kranken helfen. Verwunden und töten können sie wohl, aber die Verwundeten wieder heilen und gar die Getöteten wiederbeleben, - das können sie nicht! Darum ist auch die größte (von einem Könige) einem Menschen erwiesene Gnade nicht des Erwähnens wert gegen diese allein wahre Gnade, die du uns erwiesen hast. Denn deiner Gnade wohnte deine Liebe und wahre Erbarmung bei; der Gnade eines Königs der Erde aber geht gewöhnlich der größte Hochmut und die innere Verachtung der armen Menschheit voran. Wehe dem, dem eine große Gnade von einem Könige zuteil wurde! Denn kriecht er darauf nicht beständig wie ein gehorsamster Wurm vor des Königs Majestät, so wird ihm seine Gnade wohl zum größten Unheil. Darum haben wir uns auch noch niemals von der Gnade eines Königs etwas gewünscht; aber dich bitten wir, daß du uns mit deiner wahrsten Gnade niemals verlassen möchtest!«

13] Sagte Ich: »So ihr das also betrachtet in eurem Herzen, so wird auch solche Meine von euch erkannte Gnade nimmerdar von euch scheiden. Wer in Meiner Liebe durch seine Liebe bleibt, in dem bleibt auch Meine Liebe durch seine Liebe zu Mir, und somit auch Meine Gnade, die pur in Meiner Liebe besteht.«

14] Für diese Meine Zusicherung dankten Mir die beiden noch einmal, verneigten sich tief vor Mir und gingen dann voll des besten Mutes zu ihren Gefährten, die sich unterdessen über Meine Heilart nicht genug verwundern konnten.



Home  |    Index Band 9  |   Werke Lorbers