Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 44. Kapitel: Die rechte Verehrung Jesu.

01] Hierauf fragte Mich der Grieche, sagend: »O Herr und Meister! Da wir alle nun das ewig nie genug schätzbarste Glück hatten, Dich Selbst in deiner göttlichen Persönlichkeit kennenzulernen, und aus Deinem Munde die Worte des Lebens vernommen haben, so wäre ich wenigstens für uns Griechen der Meinung, daß wir Dir ein Haus erbauten, in welchem wir allwöchentlich einmal uns versammelten, auf daß wir Deine Lehre besprächen und darin Moses und die Propheten läsen; denn an anderen Tagen ist ja doch ein jeder von uns mehr oder weniger mit einer Arbeit belastet, bald da und bald dort, und es ist da nicht leicht möglich, sich über Deine Lehre und Taten gegenseitig zu besprechen und zur Tätigkeit nach Deinem Willen zu ermuntern. O Herr und Meister, sage es uns doch, ob Dir das wohlgefällig wäre!«

02] Sagte Ich: »Wozu da ein eigenes Haus erbauen, da ihr ja ohnehin eure Wohnhäuser habt, in denen ihr euch auch in Meinem Namen versammeln könnt, um euch über Meine Lehre zu besprechen und die gemachten Erfahrungen mitzuteilen, die sich aus dem Wandel nach dem Willen Gottes sicher für jedermann ergeben werden?! Also ist es auch nicht notwendig, einen bestimmten Feiertag dazu einzuführen, den ihr, etwa wie die Pharisäer den Sabbat, den Tag des Herrn benennetet, da doch ein jeder Tag ein Tag des Herrn ist und man also auch an jedem Tage gleich Gutes tun kann. Denn Gott sieht weder auf den Tag und noch weniger auf ein Ihm zur Ehre und Anbetung erbautes Haus, sondern Gott sieht nur auf das Herz und auf den Willen des Menschen. Ist das Herz rein und der Wille gut und den ganzen Menschen zur Tat ziehend, so ist das schon das wahre und lebendige Wohnhaus des Geistes Gottes im Menschen, und sein allzeit guter und tätiger Wille nach dem erkannten Willen Gottes ist der wahre und darum auch allzeit lebendige Tag des Herrn!

03] Seht, das ist die Wahrheit, und bei der sollt ihr denn auch unverwandt bleiben! Alles andere aber ist eitel und hat vor Gott keinen Wert.

04] Es werden aber die Menschen in der späteren Zeit Mir wohl gewisse Häuser erbauen und darin, gleich den Pharisäern im Tempel zu Jerusalem und gleich den Heidenpriestern in den Götzentempeln, einen gewissen Gottesdienst verrichten an einem bestimmten Tage in der Woche, zu dem sie dann noch mehrere gewisse große und Hauptfeiertage im Jahre hinzufügen werden. Aber wenn das wider Meinen Rat und Willen unter den Menschen gang und gäbe werden wird, dann werden sich die vorbesprochenen Zeichen Meiner lebendigen Gegenwart bei, in und unter den Menschen völlig verlieren! Denn in den von Menschenhänden unter dem Titel "Gott zur größeren Ehre!" erbauten Tempeln werde Ich ebensowenig daheim sein, wie nun im Tempel zu Jerusalem!

05] So ihr aber aus Liebe zu Mir in einer Gemeinde ein Haus erbauen wollt, so sei das ein Schulhaus für eure Kinder, und gebet ihnen auch Lehrer nach Meiner Lehre hinzu! Also mögt ihr auch ein Haus erbauen für Arme und Kranke und Bresthafte! Versorgt solch ein Haus mit allem, was zur Pflege der darin wohnenden Menschen nötig ist, und ihr werdet euch dadurch Meines Wohlgefallens allzeit zu erfreuen haben! Alles andere und Weitere ist vom Übel und hat, wie schon gesagt, keinen Wert vor Gott.

06] In einem wohlbestellten Schulhause aber könnt da schon auch ihr eure Versammlungen und Besprechungen in Meinem Namen halten und habt nicht not, zu dem Zwecke noch irgendein drittes Haus zu erbauen.

07] Wie aber Gott im Geiste und in der Wahrheit ohne Unterlaß anzubeten ist, das habe Ich euch allen klar und wohlbegreifbar gezeigt, und so habe Ich euch nichts Weiteres mehr hinzuzufügen. Ich habe euch den Weg gezeigt, auf dem fortwandelnd ihr zu aller Wahrheit und Weisheit gelangen könnt, und das war vorderhand für euch notwendig. Nun aber wandelt und handelt also, und suchet vor allem in euch das Gottesreich, alles andere wird euch hinzugegeben werden!«

08] Auf diese Meine Worte verneigten sich alle Anwesenden und dankten Mir in voller Inbrunst auch für diese Belehrung. Auch die Witwe mit ihrem Sohne trat noch einmal vor Mich hin, und beide dankten Mir für die ihnen erwiesene Liebe, und Ich erteilte darauf allen den Segen, und wir begaben uns darauf schnell auf die Weiterreise.

09] Als wir durch das Städtchen zogen, da sahen uns viele, die gestern Zeugen waren von dem, was Ich dem Sohne der Witwe getan hatte, und liefen auf uns zu und riefen laut: »Heil dir, du großer Prophet des Herrn! Durch dich hat Gott Sein Volk nun abermals in seiner großen Verlassenheit heimgesucht. Dank und Ehre Ihm, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, jetzt und in alle Ewigkeit! O du von Gottes Geiste vollst erfüllter großer Prophet, möchtest du uns denn nicht gestatten, daß da einige von uns mit dir zögen, damit sie so vernähmen deine Lehre und sie uns dann verkündeten? Denn wir haben gestern deinen wenigen Worten entnommen, daß du voll göttlicher Weisheit bist, - und von der möchten wir mehreres vernehmen!«

10] Sagte Ich: »Dessen habt ihr nun nicht nötig! Wollt ihr aber nach Meiner Lehre leben und handeln, da haltet die Gebote Gottes, die Moses gab, und ihr werdet so auch völlig nach Meiner Lehre leben; denn Ich bin nicht in diese Welt gekommen, um Moses und die Propheten aufzuheben, sondern zu bestätigen und alles zu erfüllen, was in ihren Büchern geschrieben steht.

11] Wollt ihr aber Näheres über Mich Selbst in Erfahrung bringen, so geht zu der Witwe hin, bei der sich auch noch die Griechen befinden! Diese werden es euch schon verkünden, was sie aus Meinem Munde vernommen haben.«

12] Auf diese Worte aber verließen Mich diese Zudringlinge und begaben sich zur Witwe hin.



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