Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 148. Kapitel: Ermahnung des Römers Agrikola zur Abreise.

01] Nach diesen Worten streckte Raphael seine Hände über sie, und sie sahen, wie von einer Höhe von mehreren hundert Stunden über der Erde sich befindend, die ganze Erde, nahmen auch ihre Drehung um ihre Polarachse wahr, übersahen alle Länder und Reiche, das Meer und die mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Polargegenden und merkten auch der Erde runde Gestaltung, der auch die höchsten Berge keinen Eintrag machten.

02] Diesmal aber ließ sie Raphael bei einer Stunde lang in dem hellsehenden Zustande, damit sie auch die Drehung der Erde entschiedener wahrnehmen konnten, wie auch die gegen den Äquator stets zunehmende Tätigkeit der Äther-, Luft- und aller reineren und gröberen Naturgeister, die sie in der Gestaltung von sehr kleinen, mehr oder weniger schimmernden Würmchen wahrnahmen. Daß sie auch alle andern Dinge, Sachen und Gegenstände auf der Erde nach allen Richtungen hin wohl ausnehmen konnten, versteht sich von selbst.

03] Nach einer Stunde erweckte sie Raphael wieder in den natürlichen Zustand zurück, und alle dankten zuerst Mir, daß Ich so etwas zugelassen habe, und dann auch dem Raphael, daß er ihnen diese sie über die wahre Gestalt und Bewegung der Erde sowie auch über das Sein und Wirken der Naturgeister so klar und tief belehrende Wohltat erwiesen habe.

04] Darauf fing aber auch gleich Hals über Kopf einer dem andern zu erzählen an, was er alles gesehen und wahrgenommen hatte, und ein jeder hatte darob eine große Freude, weil alles, was ein jeder gesehen und wahrgenommen hatte, bei allen genauest übereinstimmte, und die zehn Hauptrömer freuten sich auch darum noch mehr, weil das nun von neuem Gesehene und Wahrgenommene auch mit dem genauest übereinstimmte, was sie schon früher über das Wesen der Erde gehört und gesehen hatten.

05] Das gegenseitige Erzählen und Wahrheitsbestätigen aber wollte nun schon nahe kein Ende nehmen und dauerte bis zum Tagesgrauen fort, während Ich und alle die andern noch fortschlummerten.

06] Da ermannte sich Agrikola und sagte: »Meine Freunde und nun wahren Brüder durch die Gnade des Herrn! Der Tag unserer Abreise von hier ist im Anbrechen, und wir haben dafür noch so manches zu ordnen und zu besorgen. Wie sieht es mit unseren Dienern, mit den Lasttieren, mit unserem Reisegepäck aus? Wir sind nun schon nahe über zwölf Tage in dieser Gegend und haben uns in dieser Zeit aber auch nicht einmal darum bekümmert! Wir haben nun aber gar vieles mitzunehmen und werden deshalb auch eine viel größere Anzahl von Lasttieren vonnöten haben. Woher werden wir solche nehmen? Es ist nun im Ernste an der Zeit, daß wir dazu Vorkehrungen zu treffen anfangen.«

07] Sagte Raphael: »Freunde, bis zur Stunde sind alle eure Sachen in bester Weise besorgt worden und werden auch bis zur Stunde eurer Abreise aufs beste und zweckdienlichste besorgt werden; darum kümmert euch auch jetzt nicht um das, um was ihr euch bis jetzt nicht zu kümmern nötig gehabt habt. Eure Diener und Knechte sind alle ohne euer Wissen und Wollen schon lange hier in Bethanien untergebracht, und so auch alles andere in der rechten Anzahl, denn der Herr wußte es sicher gar wohl, wessen ihr zu eurer Rückreise bedürfen werdet, und hat eben durch mich denn auch schon bestens dafür gesorgt. Darum könnt ihr in dieser weltlichen Hinsicht nun denn auch schon ganz ruhig sein!«

08] Sagten die Römer: »O Freund, das wäre zu viel Gnade des Herrn für uns Heiden; aber weil sich alles schon also verhalten wird, wie du es uns nun gesagt hast, so ist es aber nun dennoch an uns schon hoch an der Zeit, mit unserem Gastwirt und Freunde Lazarus die Rechnung zu machen und ihm unsere große Schuld zu bezahlen!«

09] Sagte nun Lazarus: »Freunde! Der für das eine gesorgt hat in Seiner großen Liebe und Erbarmung, der hat auch schon für das andere allerreichlichst gesorgt! Ihr werdet auf dem Wege in euer Heimatland noch eine Menge armer und notleidender Menschen hier und da treffen; denen könnt ihr Barmherzigkeit erweisen im rechten Maße. Und so habt ihr euch bis zur Stunde eurer Abreise von nun an um gar nichts mehr zu sorgen!«

10] Sagte Agrikola ganz gerührt: »So geschieht hier doch ein Wunder der großen Liebe des Herrn ums andere, und wir großen und mächtigen Römer können Ihm nichts dagegen irgend Verdienstliches erweisen!«



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