Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8
043. Kapitel: Jesus über rechte Sündenvergebung.
01] Sagte Ich: »Darum sollt ihr eben nur die Wahrheit den Menschen predigen! Die sie annehmen werden, die werden frei und selig werden; die sie aber nicht annehmen werden, die werden denn auch verbleiben in ihren Sünden und in deren Gericht und geistigem Tode.
02] Ich verpflichte euch ja nicht, diese Wahrheiten des Lebens allen Menschen in der kürzesten Zeit beizubringen, derart, daß sie auch schon völlig danach leben sollen. Vorderhand habe Ich ja nur euch gegeben, das Geheimnis des Gottesreiches zu verstehen, und nicht auch allen in dieser Zeit gar sehr arg blinden Menschen. Nachderhand aber werdet ihr schon auch Menschen in Menge finden, die sich euch mit allem Eifer anschließen und mit euch wirken werden zum Gedeihen der von Mir euch verkündeten Wahrheiten.
03] Was aber da für sich betrifft die von euch berührten Sündenbekenntnisse vor den Priestern, so sind sie in der Art und Weise, wie sie nun bestehen, schlecht und somit völlig verwerflich, weil sie die Menschen nicht bessern, sondern sie nur in ihren Sünden bis an ihr Ende verharren machen; aber Ich bin auch wieder nicht dawider, so ein schwacher und seelenkranker Mensch im guten Willen einem stärkeren und seelengesunden Menschen seine Schwächen und Gebrechen treu bekennt, weil dann der gesunde und lichtstarke Mensch ihm aus wahrer Nächstenliebe leicht jene wahren Mittel an die Hand geben kann, durch die des schwachen Nächsten Seele erstarken und gesund werden kann. Denn auf diese Weise wird dann ein Mensch dem andern ein rechter Seelenheiland. Aber Ich mache daraus auch kein Gesetz, sondern gebe euch damit auch nur einen guten Rat; und was Ich tue, das tut auch ihr, und lehrt jedermann die Wahrheit!
04] Das Bekenntnis allein aber reinigt einen Menschen ebensowenig von seinen Sünden, wie das einen leiblich Kranken schon gesund macht, so er einem Arzte seine Leiden, und wie er dazu gekommen ist, noch so treu bekennt, sondern er muß darauf auf den Rat des weisen und kenntnisreichen Arztes hören und ihn dann auch getreu befolgen und alles in der Folge meiden, was ihn zum Leiden gebracht hat.
05] Also ist es auch gut, daß in einer Gemeinde ein jeder Bruder den andern kennt, sowohl in seinen starken wie schwachen Seiten, damit einer den andern der vollen Wahrheit nach seelisch und auch leiblich unterstützen kann und mag. Wer aber verschlossen sein und bleiben will in der Meinung, daß er durch sein Bekenntnis jemanden ärgern könnte, dem soll niemand seine Schwächen herausfordern!
06] Wenn aber jemand von euch ein Weiser ist, und sein Geist offenbart ihm die Schwächen des schwachen und ängstlichen Bruders, so gebe ihm der Weise unter vier Augen einen guten Rat und helfe ihm mit Rat und Tat aus der geheimen Not, und sein Lohn wird nicht unterm Wege irgendwo steckenbleiben!
07] Doch lasst jedem den freien Willen, und tut niemandem einen Zwang an; denn ihr wisst es nun, daß ein jeder moralische Zwang völlig wider Meine ewige Ordnung ist! Was Ich nicht tue, das tut auch ihr nicht!
08] Und so hätten wir nun auch die rechten Worte über das offene Bekenntnis der Schwächen und geheimen Sünden geredet; alles, was darüber oder darunter ist, das ist wider Meine Ordnung und ist vom Übel.
09] Ihr sollt aber dem schwachen Bruder, der sich einem Stärkeren von euch traulich enthüllt hat, ja nicht mit einer richterlich drohenden Miene begegnen, sondern ihm stets mit aller Liebe und Freundlichkeit die Wahrheit offen kundtun und ihm auch die Mittel an die Hand geben, durch die er leicht und sicher geheilt werden kann, so wird er auch den Mut dazu nicht sinken lassen und wird ein dankbarer Jünger der freien Wahrheit werden; aber wenn ihr ihm mit allerlei Strafpredigten kommen werdet, so werdet ihr nicht nur nichts oder wenig ausrichten mit ihm, sondern ihr werdet ihn noch um vieles elender machen, als er je zuvor war.
10] Es wird aber in den späteren Zeiten leider geschehen, daß die Sündenbekenntnisse vor den falschen Propheten in Meinem Namen noch mehr gang und gäbe werden, als sie je unter den Pharisäern und Erzjuden es waren, und das wird zum Fall und zum Gerichte der falschen Propheten unter Meinem Namen führen. Denn diese werden den Menschen gleich den Heiden sagen, daß sie allein das von Gott ihnen erteilte Recht haben, allen Sündern die Sünden nachzulassen oder auch vorzuenthalten; also werden sie auch gegen große Opfer ihre blinden Günstlinge für alle Himmel selig und heilig sprechen.
11] Wenn das geschehen wird, dann wird bald jene Zeit herbeikommen, in der das große Gericht über das neue Heidentum ergehen wird. Darum seid denn vorsichtig mit den offenen Bekenntnissen, damit sie (die falschen Propheten) euch nicht zu bald in einem noch ärgeren Sinne nachahmen, als wie das nun bei den Pharisäern und Erzjuden der Fall ist!
12] Ich habe es euch, besonders Meinen alten Jüngern, auch einmal gesagt, daß a ihr denen, die an euch gesündigt haben, die Sünden vergeben könnet, und denen ihr sie vergeben werdet hier auf Erden, denen sollen und werden sie auch im Himmel vergeben sein; solltet ihr aber wegen sichtlicher Unverbesserung (Unverbesserlichkeit) guten Grund haben, ihnen die Sünden, die sie gegen euch begangen haben, vorzuenthalten, so werden sie ihnen auch im Himmel vorenthalten sein.
13] Wir haben aber schon damals ausgemacht, daß ihr erst dann das Recht haben sollt, den Sündern ihre Sünden gegen euch vorzuenthalten, so ihr ihnen zuvor schon siebenmal siebenundsiebzig Male vergeben habt.
14] So aber ihr als Meine nächsten Jünger erst auf die besagte Weise das Recht von Mir aus habt, nur den Sündern gegen euch die Sünden vorzuenthalten oder auch zu vergeben, so ist es ja klar, daß kein Priester je das Recht von Gott aus haben konnte, auch fremde Sünden zu vergeben oder vorzuenthalten.
15] Wer zum Beispiel sich an Kaiphas versündigt hat, dem kann Kaiphas die Sünden auch vergeben oder nach Gestalt der Sache auch vorenthalten; wer sich aber gegen Herodes versündigt hat, der hat mit Kaiphas, und er mit ihm, nichts zu tun, sondern nur allein mit Herodes. Wer sich aber versündigt hat gegen den Tempel, der soll sehen, wie er mit dem Tempel ins reine kommt!
16] Aber da meine Ich freilich nicht den Tempel, wie er nun beschaffen ist, sondern wie er einst beschaffen war - denn nun wäre auch Ich ein Sünder gegen den Tempel, wie ihr alle es seid -, und wir werden dann auch vor dem Tempel kein Sündenbekenntnis abzulegen haben; denn nun sind wir der vollstwahre Tempel Gottes, der da unten aber ist eine Mördergrube geworden. Darum wird es denn auch bald zur Ernte seiner bösen Früchte kommen, die er auf seinen Äckern ausgesät hat. Da wird man von seinen Dornen und Disteln keine Trauben und Feigen ernten.
17] Wie aber nun der Tempel - sage - im Namen Jehovas bestellt ist, ebenso und noch um vieles ärger wird dereinst das neue Heidentum in meinem Namen bestellt sein; aber die Ernte seiner Früchte wird noch um vieles schlechter ausfallen, als wie da bald die Ernte dieses Tempels da unten ausfallen wird.
18] Ihr werdet an dem neuen Heidentum wohl keine Schuld tragen, wie auch die Propheten keine Schuld tragen, daß nun der Tempel da unten also geworden ist, wie er nie hätte werden sollen, sondern alle Schuld werden die Menschen tragen, denen es ihre behagliche Trägheit nicht zuließ, die Wege der Wahrheit selbsttätig zu wandeln, sondern lieber die andern und namentlich die sogenannten Priester für sich um ihnen dargereichte schmutzigste Opfer wandeln zu lassen, - aber auch nicht die Wege der Wahrheit, sondern nur die Wege des Truges und der Lüge. Allda führt dann ein Stockblinder den andern so lange, bis beide zu einer Grube kommen und sodann auch beide hineinfallen.
19] Wenn ihr dieses nun aus Meinem Munde vernommen habt, so versteht es aber auch der vollen Wahrheit nach, und laset euch niemals von der Trägheit der Vornehmen berücken! Denn wer da nicht selbst arbeiten will, der soll auch nicht essen aus der Schüssel des Lebens!«
20] Sagte der Schriftgelehrte: »Nun, das war über alle Maßen klar von Dir geredet, und die Wahrheit des Gesagten ist mit Händen zu greifen! Hätten Moses und die Propheten auch so klar zum Volke geredet, wie Du, o Herr und Meister, nun zu uns geredet hast, so stünde das ganze Judentum auf einem ganz andern Fuße, als es da in dieser argen Zeit steht! Wenn solche Deine Lehre unter das Volk kommen wird, so wird sie sicher für alle Zeiten ganz andere Früchte tragen; denn von uns aus wird sie wahrlich so wenig verändert an die andern Menschen übergehen, als wie die Sterne am Himmel unverändert auf- und niedergehen. Wir bitten Dich, o Herr und Meister, wolle Du uns nur stets mit Deiner Gnade und Hilfe nimmerdar verlassen, wie auch jene nicht, die nach uns Deine Völker führen und leiten werden!«
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