Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 221. Kapitel: Adam und Eva, die ersten Menschen der Erde. Die Präadamiten.

01] (Der Herr:) »Wir aßen und tranken ganz wohlgemut, und es ward während des Mahles, als der Wein die Zungen gefügiger gemacht hatte, von dem Ratsherrn, der mit den Geistern geredet hatte, abermals die Frage gestellt, ob es einstens nur ein Menschenpaar oder mehrere auf den verschiedenen Punkten und Teilen der Erde gegeben habe. Denn das hätten ihm die Geister nicht gezeigt, und doch möchte er das auch mit einer begreiflichen Bestimmtheit wissen, weil schon ehedem davon die Rede erhoben worden sei.

02] Hierauf ersuchte Mich Cyrenius, daß Ich dem Ratsherrn diese Sache erklären möchte.

03] Ich aber sagte zu Cyrenius: "Das könnte Ich wohl tun, aber es wird das niemandem irgend besonders frommen! Was aber den Menschen zu wissen not tut, das hat Moses in seiner Genesis (Schöpfungsgeschichte) und am Ende noch in zwei alles erklärenden Büchern, die in unserer Zeit nicht mehr anerkannt und als Apokrypha (unechte Schriften) verworfen werden, ganz klar dargetan. Wer demnach wissen will, wie die Entstehung der Menschen auf dieser Erde vor sich ging, der lese Mosis Schriften und glaube, daß es also und nicht anders war, so hat er darin den vollwahren und rechten Beweis, ob im Anfange nur ein Menschenpaar oder wohl etwa mehrere Menschenpaare zugleich auf die Erde gesetzt wurden.

04] Ich kann hierzu nur das beifügen, daß von den Menschen, die zur Werdung der Gotteskinder berufen sind, nur ein Paar, nämlich Adam und sein Weib Eva, auf die Erde gesetzt worden ist. Mit dem ist auch die geistige Erziehung vom Himmel aus begonnen und bis zur heutigen Stunde fortgesetzt worden.

05] Daß es aber auch schon lange vor Adam menschenähnliche Wesen gegeben hat, das ist ganz sicher und wahr, und es bestehen noch derlei Wesen auf der Erde; aber es ist zwischen ihnen und den eigentlichen freien Menschen ein gar übergroßer Unterschied.

06] Denn der wahre Mensch kann sich selbst bis zur vollen Gottähnlichkeit heranbilden und kann Gott und Seine Werke durch und durch erkennen, vergleichen, beurteilen und ihren Zweck begreifen; aber der gewisse Tiermensch wird dazu wohl nimmer imstande sein.

07] Daß aber auch die Tiere mit der Zeit und mit mancher Mühe der wahren Menschen auch eine Art höherer Bildung annehmen, das habt ihr alle an euren Haustieren erfahren. Die Menschen würden mit den Tieren noch mehr ausrichten, wenn sie gleich den einfachen Urvätern der Erde mit ihrem jenseitigen Geiste aus dem Herzen Gottes in einer wahren und vollen Verbindung stünden.

08] Es gibt aber im tiefen Hinterägypten dennoch Menschen, die den Urvätern noch ähnlich sind. Diese sind noch Herren der Natur, und sie muß ihnen dienen nach ihrem Willen. Aber um das zu werden, muß sich der, wahre Mensch in seiner Seele nicht unter die Natur, sondern im Geiste über alle Natur der Materie und des Fleisches erheben. Denn in der Natur aller Materie liegt das Gericht, die Ohnmacht und der Tod: nur im Geiste liegt die ewige Freiheit, das wahre Leben und alle Macht und Gewalt. Daß sich die Sache aber also verhält, davon habe Ich euch draußen am Meere den Beweis geliefert.

09] Trachtet daher danach, daß eure Seele eins werde mit dem Geiste, - der wird euch dann schon von selbst in alle Weisheit leiten; aber ohne den werdet ihr stets schwanken zwischen Licht und Finsternis, und zwischen Leben und Tod, und zwischen Freiheit und Gericht!

10] Zu der Vereinigung des Geistes aus Gott mit der erschaffenen Seele aber gelangt der Mensch dadurch, daß er an den einen wahren Gott lebendig wahr glaubt, Ihn über alles liebt und den Nebenmenschen wie sich selbst. Wer das weiß und tut, der wird dann schon in sich erfahren, daß Ich nun die volle Wahrheit zu euch geredet habe!"

11] Auf diese Meine Worte stellten sich alle zufrieden, und es wurde über den Anfang des Menschengeschlechtes auf dieser Erde weiter nicht mehr gefragt.«



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