Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 161. Kapitel: Die innere Offenbarung des Oberägypters. -

01] (Der Oberägypter:) »In der Nacht aber kam der Vater abermals zu mir und sagte zu mir, daß ich also ganz recht gehandelt habe, machte mich aber zugleich mit dem Willen des großen Gottes bekannt und forderte mich auf, solchen genauest zu befolgen und ihn dadurch zu meinem Willen zu machen; dadurch würde ich dann ein vollkommener Herr der Natur und ihrer Elemente, gleichwie das auch die ersten Menschen der damals noch um vieles gefährlicher bestellten Erde waren.

02] Als wir am Morgen wieder erwachten, erzählte ich allen den Traum und forderte sie auf, im Ernste dem großen Gott für den Schutz zu danken, Ihn aber auch inbrünstigst zu bitten, daß Er uns Seinen Schutz nimmerdar entziehen möge. Das geschah, und ich teilte darauf allen den mir im Traume durch den Geist meines Vaters enthüllten Willen Gottes mit und forderte alle auf, denselben mit der größten Liebe, Achtung und Dankbarkeit zu Gott auf das strengste zu erfüllen.

03] Alle gelobten mir das, und sieh, da wurde es plötzlich ganz hell in unserer selbst am Tage stark dunklen Grotte, und wir ersahen in ihr noch mehrere Gänge, die wir mutig durchsuchten und dabei noch andere Grotten fanden, die weiter oben stromaufwärts mehr oder minder bequeme Ausgänge hatten! Und so fanden wir eine Menge guter Wohnungen, die später von meinen Gefährten bewohnt wurden. In diesen Grotten fanden wir auch etliche ganz reine Naphthaquellen. Wir schöpften das Öl in unsere mitgenommenen Lampen, mit denen wir dann unsere Naturwohnungen ganz gut beleuchten konnten. Wir erkannten alle, daß dieser Fund eine ganz besondere Gnade von oben war, und dankten darum mit aller Inbrunst dem großen Gott.

04] Als wir Ihm unseren Dank dargebracht hatten, da vernahmen wir eine helle Stimme, die in wohl vernehmlichen Worten also zu uns sprach: "Tut alle Meinen euch geoffenbarten Willen, und alle Tiere dieser Wildnis sollen euch dienen nach eurem Willen! Doch sollt ihr von ihnen nur das verlangen, was ihr zur Ernährung eures Leibes notwendig brauchet; darum sollt ihr euch aber auch nicht sammeln einen Vorrat!

05] In der mittelsten Grotte werdet ihr Salz finden in großer Menge; mit dem salzet euch die Fische, die für euch die Aare aus dem Nil holen werden! Leget sie auf die von der Sonne stark erhitzten Steinplatten, und genießet sie dann! Beim Ausgange der ersten Grotte befindet sich unter einem graulichten Steine eine frische Wasserquelle; schlagt den mehr weichen Stein durch, und ihr werdet sogleich ein gutes Trinkwasser in gerechter Menge bekommen! Löwen und Panther, wie auch noch andere Tiere dieser Gegend verfolgt nicht, und sie werden euch darum dienen, wenn ihr ihres Dienstes bedürfen werdet!"

06] Mit dem verstummte die Stimme; wir aber dankten Gott abermals für die Offenbarung und erkannten daraus auch, daß es im Ernste Gottes Wille sei, daß wir diese Gegend zu unserem Wohnplatze gewählt hatten.

07] Dieses alles wirkte auf mein Herz und Gemüt gewaltig, weil sich da alles in der Tat bestätigte, was mir geoffenbart wurde. Ich fing darauf an, weiterzuforschen, bekam ein inneres Wort und tat nach dem, was ich in mir selbst vernommen hatte. Es gelang mir das meiste, nur wenn dann und wann in mir ein kleiner Zweifel über das Gelingen aufstieg, gelang es mir nicht, und ich mußte mich auch des kleinsten Zweifels völlig entledigen, wonach mir dann aber auch alles derart gelang, daß ich fürder an gar keinen Zweifel auch nur mehr denken konnte, und ich gewahrte in etlichen Jahren in mir das, was ehedem der Geist Henochs zu den Pharisäern geredet hatte. Denn wohin ich mich mit meinen Gedanken auch immer versetzt habe auf der ganzen Erde, dort war ich auch schon wirkend mit Augen, Ohren, Mund, Nase, Händen und Füßen.

08] Meine Gefährten - bis auf einen - haben es freilich noch nicht so weit gebracht; aber sie sind alle auf dem besten Wege dazu, und ich habe sie darum auch hierher mitgenommen, damit sie hier das Allerhöchste vernehmen und den großen Gott, zu dem ich sie im Geiste geführt hatte, hier in der Person eines uns gleichen Menschen schauen und hören sollen. Sie sind darum nun auch gleich mir voll der höchsten Freude und Wonne. - Und so weißt du nun durch meine ganz kurze Darstellung, wie ich und auch meine Gefährten zu unserer inneren Lebensvollendung gekommen sind.

09] Ihr habt es hier freilich als wahre Kinder des Herrn leichter; wir aber sind Fremde und müssen mehr tun, um von Gott dem Herrn auch nur an Kindesstatt aufgenommen zu werden. - Bist du mit meiner Darstellung zufrieden?«

10] Sagte Petrus: »Mehr als vollkommen, und ich habe darüber eine große Freude, daß der Herr auch in weiten Fernen jenen Menschen Sich offenbart, die Ihn ernstlich suchen, Ihn lieben und sich Ihm ganz anvertrauen.

11] Aber nun kommt Er schon aus der Hütte, um der beiden bekehrten Pharisäer wegen ein Zeichen zu wirken. Darum wollen wir nun wieder bloß Herz, Aug und Ohr sein!«

12] Hier trat Ich zu Petrus hin und sagte: »Nun, Simon Juda, wie habt ihr bei diesen Fremden Meinen Auftrag erfüllt?«

13] Sagte Petrus: »Herr, Du hast es wohl gewußt, daß diese Fremden nur uns und nicht wir ihnen Dein Evangelium predigen werden, und hast uns eben darum zu ihnen gesandt, daß sie uns das sagen sollen, was uns leider noch abgegangen ist aus dem Grunde, weil wir schon so manches von Deinen Lehren und Taten vergessen hatten. Wir danken Dir, o Herr, aber auch darum; denn wir haben von diesen Freunden nun wahrlich viel gewonnen!«

14] Sagte Ich: »Dann ist es auch gut also, und so wollen wir nun noch ein Zeichen zur Bekräftigung des Glaubens dieser vier Templer wirken. Gehe hin und heiße sie hierher kommen!«



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