Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 74. Kapitel: Wirkung des Geistes auf die Materie.

01] (Raphael:) »Dieser also für sich abgesonderte Geist im Keimhülschen, im Besitze seiner klaren Intelligenz und im Bewußtsein seiner Kraft, die er eigentlich selbst ist, wird leicht inne, wenn der Same als sein von ihm erbautes materielles Wohnhaus in jener Lage und Stellung sich befindet, in der der reine Geist seine Tätigkeit beginnen kann.

02] Wenn der Same in die feuchte Erde gelegt wird und die äußere substantiell-materielle Umkleidung sich erweicht, weil ihre seelisch-substantiellen Teile mit den äußeren sie umgebenden ähnlichen Teilen in der Feuchte des Erdreichs zu korrespondieren anfangen, so fängt der reine Geist gleich an, von seiner Intelligenz und seiner Willensmacht den rechten Gebrauch zu machen. Er erkennt genauest die ihm entsprechenden Teilchen in der Erde, im Wasser, in der Luft und im Lichte und in der Wärme aus der Sonne, zieht sie an sich und schafft aus ihnen in seiner Ordnung das, was seinem Wesen entspricht, und so siehst du dann eine Pflanze aus dem Boden der Erde emporwachsen mit der ihr stets gleichen Eigentümlichkeit. Das Kraut oder gewisserart das Außenfleisch der Pflanze von der Wurzel bis zur höchsten Stammspitze ist nur darum vom Geiste erzeugt, auf daß der reine Geist sich in den neuen Samenkörnern schöpferisch vervielfachen kann und so sein Ich verunendlichfältigt, obschon der einmal also gewirkt habende Geist sich selbst erhebt und im Verbande mit den an sich gezogenen Seelenteilen zur Bildung höherer und vollkommenerer Formen und Wesen übergeht.

03] Und was ich dir jetzt von den Pflanzen gesagt habe, das gilt in geringerem Maße auch von allen Mineralien und in einem höheren Maße von allen Tieren und endlich auch vorzüglich vom Menschen. Uranfänglich aber gilt dasselbe von der Bildung aller Weltkörper, aller Hülsengloben und des gesamten Großen Weltenmenschen, den euch der Herr Selbst hinreichend klar beschrieben und gezeigt hat.

04] Aus dem allem aber kannst du nun doch erkennen, daß alle Wahrheit. Wirklichkeit und Realität nur im Reingeistigen daheim ist, und daß alles Materielle nichts anderes ist als der beharrliche Wille des Geistes, den er nach und nach sänftigen, mehr und mehr auflösen und endlich in einen ihm ähnlichen substantiell-seelischen Leib umgestalten kann in kürzerer oder längerer Zeit, je nachdem eine Seelensubstanz infolge des auch in ihr erwachten freien Willens sich mehr oder weniger fügbar für die innere, lebendige Ordnung des Geistes erweist.

05] Betrachte du von nun an nur aufmerksam die gesamte Natur, und du wirst das in ihr finden, was ich dir nun erklärt habe! Denn du kannst das von mir für die kurze Zeit unseres Beisammenseins nicht verlangen, daß ich nun speziell alle Mineralien, alle Pflanzen und alle Tiere sonderheitlich erörtern soll, inwieweit sie rein Geistiges und inwieweit sie pur Substantiell-Seelisches in sich enthalten. Es ist genug, daß ich dir nun ganz klar dargetan habe, wie sich alles Reingeistige, Seelisch-Substantielle und am Ende alles Materielle gegenseitig verhält. Denn die nun von mir dir gegebene Regel gilt für die ganze Ewigkeit und für die ganze Unendlichkeit; verstehst du das Alpha, so verstehst du auch das Omega. Was dazwischen liegt, ist den beiden auf ein Haar gleich, - abgesehen von den zahllos verschiedenen Formen.

06] Und nun, - da ich dir nun denn doch so manches auf eine ganz außerordentliche Art und Weise enthüllt habe, so kannst du dich denn auch ganz offen äußern, wie du alles das mit deinem Verstande begriffen hast. Wir haben noch Zeit und können noch so manches darüber miteinander verkehren. Und so magst du nun wieder reden und uns allen kundtun, wie du die Sache in dir aufgefaßt hast!«



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