Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 129


Die Heilung des fieberkranken Hauptmannssohnes.

01] Als der Hauptmann damit fertig war und die Soldaten und Aufseher sich entfernten, da wurde er unser ansichtig und begab sich eilig zu uns. Als er bei uns war, erkundigte er sich gleich beim Zöllner, wer und woher wir waren, und was wir da zu tun hätten.

02] Der Zöllner erklärte ihm das, und als der sehr ernst aussehende Hauptmann vernahm, daß Ich ein Heiland aller Heilande der ganzen Welt sei, da trat er alsbald zu Mir hin und sagte (der Hauptmann): ”Wenn du das bist, was der Vorstand von dir ausgesagt hat, so heile meinen Sohn! Er ist mit einem bösen Fieber behaftet, liegt schon volle vier Jahre auf dem Krankenlager und sieht schon mehr einer Leiche denn einem lebenden Menschen gleich. Ich habe schon von allen Orten die besten Ärzte kommen lassen; aber sie konnten ihm alle nicht helfen. Wenn du ihm helfen kannst, so soll dir ein königlicher Lohn zuteil werden!“

03] Sagte Ich: ”Führe Mich hin zu deinem kranken Sohne, und wir wollen sehen, wie es mit ihm steht!“

04] Sogleich führte uns der Hauptmann zum kranken Sohne in sein Haus. Als Ich da ankam, standen in seinem Krankenzimmer mehrere heidnische Götterstatuen um sein Lager herum, die ihm nach dem Rate der Priester hätten helfen sollen.

05] Ich aber sagte zum Hauptmanne: ”Du bist doch ein vernünftiger und vielerfahrener Mann und mußt selbst einsehen, daß diese durch Menschenhände gemachten Statuen dem Kranken nichts helfen konnten, und dennoch hast du sie von den betrügerischen Priestern zu diesem Zwecke um ein teures Geld gekauft oder eigentlich gemietet! Ich sage dir nun: Laß die betrügerischen Priester kommen! Vor ihnen werde Ich diese Statuen vernichten und darauf deinem Sohne auf das allerbestimmteste helfen.“

06] Der Hauptmann, der ohnehin weder auf die Priester und noch weniger auf die Statuen der Götzen etwas hielt, sandte sogleich nach den Priestern, deren es hier sieben gab. Diese kamen bald herbei, und der Hauptmann stellte Mich ihnen gleich als einen Arzt von besonderen Kenntnissen vor.

07] Die Priester aber sagten: ”Freund, du lebst als ein Mensch in einer großen Einbildung, wenn du noch einem Kranken helfen zu können wähnst, dem selbst die allmächtigen Götter nicht mehr helfen mögen, da sie es einsehen, daß gar für jeden Menschen einmal die Zeit zum Sterben bestimmt ist!“

08] Sagte Ich: ”Aber, ihr Stoiker von eurer Geburt an, wie wollt ihr das einem andern Menschen glauben machen, an was ihr noch nie auch nur ein kleinstes Sonnenstäubchen groß geglaubt habt?“

09] Sagten die Priester: ”Wer kann sagen, daß wir nicht glauben, was wir lehren?“

10] Sagte Ich: ”Ich kann euch das sagen, weil dazu auch die Macht in Mir wohnt!“

11] Sagten die Priester: ”Was für eine Macht? Was redest du von deiner Macht?! Hier hat niemals jemand eine Macht außer dem Hauptmann und uns, und am allerwenigsten ein Fremder, der froh sein muß, daß wir ihn leben lassen!“

12] Sagte Ich: ”Daß Ich hier auch eine Macht habe, davon sollt ihr nun sogleich eine volle Überzeugung bekommen! Seht, diese eure ehernen und steinernen, aller Macht und Kraft baren, völlig toten Götzen werde Ich bloß durch ein Wort völlig vernichten, weil Ich sonst dem Kranken nicht helfen möchte und wollte! Und so sage Ich denn: Hinweg mit euch toten Götzen!“

13] In diesem Moment waren alle die Statuen völlig zunichte, und es war im ganzen Zimmer nicht das geringste von ihnen wahrzunehmen. Man durchsuchte nun das ganze Haus, und auch da war in allen Gemächern alles vernichtet, was sich in selben als ein Götzenbild befand.

14] Da schlugen sich die Priester auf die Brust und schrien: ”O du frecher Magier, wir erkennen deine unbegreifliche Macht an; aber siehe zu, wie du dafür mit den wahren Himmelsgöttern auskommen wirst!“

15] Sagte Ich: ”Ich bin ein Jude aus Galiläa und habe als solcher nie eine Furcht vor euren toten Götzen gehabt und werde sie auch nie haben. Wo Ich nun hinkomme, da helfe Ich den Menschen wahrhaft, physisch und geistig. Aber die Götzen müssen weichen und der einige, allein wahre, lebendige, ewige Gott an ihre Stelle treten; denn ohne Den gibt es kein Heil bei den Menschen auf dieser Erde. Da nun eure Götzen aber weg sind, so will Ich nun auch diesem Kranken helfen! Und so sage Ich zu dir: Stehe auf und wandle!“

16] Hier verließ den Kranken augenblicklich das böse Fieber, und er stand auf, war völlig gesund und verlangte zu essen, da es ihn hungerte.

17] Und Ich sagte zum Hauptmanne: ”Gib ihm nun Brot und Wein, aber nicht zu viel auf einmal, und er wird sogleich dastehen, als hätte ihm nie etwas gefehlt!“

18] Dieses geschah, und der Sohn stand so gesund da, als wäre er nie krank gewesen.

19] Hier trat der Hauptmann gar freundlichen Angesichtes zu Mir, sagend: ”O du unbegreiflicher, über alle unsere Götter erhabener Heiland! Was ist nun meine Pflicht dir gegenüber? Wie kann ich dir denn dafür einen rechten Lohn geben? Was verlangst du nun denn von mir?“

20] Sagte Ich: ”Mir nichts Irdischem kannst du Mich belohnen; denn Ich nehme nie von jemand irgendeine Zahlung an. Aber Ich werde dir durch diese Meine Jünger eine neue Lehre von Gott und von dem Leben der Seele auch nach dem Tode geben; nach dieser sollst du und dein ganzes Haus leben. Willst du aber ein mehreres von Mir erfahren, so begib dich jüngst einmal nach Chotinodora; dort wirst du schon das Nähere erfahren. Ich bleibe aber auch noch morgen allhier, und wir werden auch hier noch miteinander eine nähere Bekanntschaft machen.“

21] Der Hauptmann war nun über alle Maßen entzückt und sagte: ”Herr und Meister aller Meister und wahrster Heiland aller Heilande! Alles, alles, was du nur immer willst, wird geschehen; aber nur für heute bitte ich dich, daß du mit allen deinen Jüngern mein Gast verbleibst; denn siehe, mein Haus ist geräumig und hat viele Zimmer! Denn es wäre ein zu großer Undank von meiner Seite, dich in der Herberge des Zöllners zu lassen, die heute höchstwahrscheinlich von der ankommenden großen persischen Karawane völlig besetzt wird.“

22] Sagte der anwesend Zöllner: ”Deinem Wünsche, Hauptmann, kann ich nichts entgegenstellen, - sonst aber hätte ich nun auch alles aufgeboten, um so einen Gast ohne alles Entgelt auf das möglichst beste zu bedienen; nur das erlaube du mir, daß ich wenigstens in der Gesellschaft hier verweilen darf!“

23] Sagte der Hauptmann: ”Dadurch wirst du mir erst eine größte Freude machen. Mir ist nur gar überaus leid, daß nun meine andere Familie nicht allhier ist, sondern in Serrhe, von wo sie erst in einigen Tagen hierher zurückkehren wird. Aber ich habe dennoch Leute in Menge, und es soll euch nichts abgehen.“

24] Sagte einer der Priester: ”Herr, dürfen auch wir in der Gesellschaft verbleiben?“

25] Sagte der Hauptmann: ”Das hat unser großer Heiland zu bestimmen; denn ihr habt ihn nicht also empfangen, daß er an euch eine Freude haben könnte.“



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