Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 56


Jesus über die Hauptursachen der Krankheiten.

01] Sagte Ich: ”Von allen Lastern ist das böseste die Hurerei, die Unzucht und Geilerei aller Art und Gattung. Zu diesem Laster aber werden die Menschen verleitet durch Müßiggang, durch die Hoffart und durch den Hochmut. Denn dem Hochmute ist nichts mehr heilig; er sucht nur alle ihm zu Gebote stehenden Mittel auf, um durch sie seine weltsinnlichen Leidenschaften zu befriedigen.

02] Wenn dann von solch einem Menschen Kinder gezeugt werden, - welch elende und mit wie vielen Krankheiten behaftete Menschen kommen dadurch in diese Welt! - Also, diese Sünde ist eine Hauptquelle, durch die alle die ärgsten Krankheiten in diese Welt kommen.

03] Dann kommen aber auch Fraß und Völlerei, der Zorn und allerlei Ärger, durch welche genannten Laster sich auch allerlei Krankheiten bei den Menschen entwickeln und sie dann auf eine jämmerliche Weise quälen.

04] Sagte Ich nicht zu dem Kranken in Jerusalem, der volle achtunddreißig Jahre am Teiche Bethesda harrte, um geheilt zu werden, als Ich ihn geheilt hatte: 'Gehe hin und sündige nicht mehr, auf daß dir nicht noch etwas Ärgeres widerfahre!'?! Seine böse Gicht war demnach auch eine Folge seiner früheren, vielen Sünden. Und so ist es beinahe bei den meisten von Mir Geheilten der gleiche Fall gewesen. Wären sie durch ihre vielen Sünden nicht krank geworden, so wäre es auch um ihre Seelen geschehen gewesen. Nur eine recht schwere und bittere Krankheit hat sie nüchtern gemacht und zeigte ihnen, wie die Welt ihre Huldiger lohnt. Sie verloren durch die Krankheit ihre Liebe zur Welt und sehnten sich, von ihr bald erlöst zu werden. Dadurch ward ihre Seele freier, und es kam ihnen dann auch zur rechten Zeit die Heilung ihres Leibes.

05] Neben diesen Hauptursachen, aus denen die meisten Krankheiten bei den ohnehin, von der Geburt her angefangen, geschwächten Menschen entstehen, gibt es wohl noch andere, durch die der schwache Mensch auch sehr arg krank werden kann, - aber Ich sage es eigens noch einmal: Nur dem schon von der Geburt an Geschwächten kann das begegnen! Die Ursachen aber will Ich euch ganz kurz gefaßt zeigen:

06] Einmal steht da im Vordergrunde das Essen schlechter, unreiner und schlecht und nicht frisch zubereiteter Speisen und auch schlechter Getränke, dann das Essen von allerlei unreifem Obst. Dann haben viele den argen Brauch, sich in einem erhitzten Zustande schnell abzukühlen. Wieder andere setzen sich, ganz unbewußt ihrer angeborenen Schwäche, allerlei Gefahren aus, in denen sie entweder gar zugrunde gehen, oder sie tragen einen lebenslang dauernden Schaden davon.

07] Ja, dafür kann Gott nicht, und das um so weniger, da Er dem Menschen den Verstand, den freien Willen und die besten Lebensgesetze gegeben hat!

08] Gegen die Trägheit des Menschen aber gibt es kein anderes Mittel als eben allerlei zugelassene Übel, die notwendig auf die Nichtbeachtung des göttlichen Willens folgen müssen. Diese wecken des Menschen in ihrem Fleische fest schlafende Seele und zeigen ihr die leidigen Folgen ihrer Trägheit, und sie wird darauf vorsichtiger, klüger, emsiger und gefügiger in den erkannten göttlichen Willen. Und somit haben die verschiedenen Krankheiten, mit denen nun die Menschen behaftet sind, auch ihr entschieden Gutes.

09] Freilich sind sie auch eine Art Gericht, das die Seele zum Guten nötigt; aber es ist der Seele dadurch dennoch der freie Wille nicht gänzlich benommen, und sie kann sich in und nach einer Krankheit noch ganz ordentlich bessern, obschon sie ihre weitere Vollendung erst jenseits einzuholen haben wird.

10] Es gibt aber wohl auch kranke Menschen, die wegen der Sünden ihrer Eltern oder auch Voreltern schon vom Mutterleibe aus krank in diese Welt gekommen sind. Solcher Kranken Seelen sind zumeist von oben her und machen nur eine zeitweilige Fleischprobe auf dieser Erde durch; für diese ist aber jenseits im Reiche der Geister schon ohnehin bestens gesorgt, und jeder, der sie pflegt und sie mit Liebe und Geduld behandelt, den werden sie auch jenseits mit der gleichen Liebe und Geduld in ihre himmlischen Wohnungen aufnehmen.

11] Und damit habe Ich euch nun auch darüber ein volles Licht gegeben; wenn aber der Geist in euch völlig wach werden wird, da wird er euch auch darin in alle Weisheit führen. - Versteht ihr auch dieses nun?“

12] Sagten alle: ”Herr und Meister, wir verstehen das nun vollkommen und danken Dir abermals für dieses große Licht! Denn weil man nun als ein werden sollender Lehrer mit allerlei Kranken zu tun hat, so ist es auch sehr notwendig, ihnen durch solche Vorstellungen Glauben, Mut und alle Geduld einzuflößen, um bei ihnen, so es nötig und möglich wäre, auch eine Linderung ihrer Leiden zu bewirken; denn wer geduldig leidet, der leidet offenbar schon weniger, als wer da mit aller Ungeduld leidet. Und darum nennen wir diese Deine nunmalige Lehre an uns eine gar vortreffliche; denn niemandem ist ein wahrer Trost mehr vonnöten als einem wie immer gestaltig Leidenden, und wir halten das auch für ein ganz besonderes, gutes Werk, so man einem leidenden Menschen geistig und leiblich helfend beispringt. - Haben wir recht oder nicht?“

13] Sagte Ich: ”Allerdings; denn nur dem muß die Nächstenliebe unter die Arme greifen, der ihrer bedarf, und diese hat vor Gott einen Wert. Darum sage Ich euch aber noch hinzu: So jemand irgendein Gastmahl gibt und ladet dazu seine reichen Nachbarn und Freunde, so hat er dadurch zwar nicht gesündigt, aber im Himmel wird er darum auch keinen Lohn zu erwarten haben, dieweil ihm solches seine Freunde hier entgelten können. Daher ladet die Armen zu Gaste, und es wird euch das vergolten werden im Himmel; denn die Armen können es euch hier nicht vergelten!

14] So ist es auch mit denen, die ihr vieles Geld gegen Zinsen ausleihen und nach einer bestimmten Zeit das Kapital auch wieder zurückbekommen. Sie begehen dadurch, so sie keinen Wucher treiben, eben auch keine Sünde; aber im Himmel werden sie darum keine Zinsen zu beheben haben, - wohl aber darum, so sie auch den Armen in ihrer Not Geld ohne Zinsen und auch ohne Rückzahlung des Kapitals leihen. Also, den Armen aller Art auf jede mögliche gute Weise helfen, ist das wahre Werk der Nächstenliebe.

15] Für diesen Abend aber wollen wir des Guten genug getan haben, und so wollen wir uns nun zur Ruhe begeben. Der morgige Tag wird schon wieder das seinige geben.“

16] Auf diese Meine Worte begab sich alles zur Ruhe, und alle dankten Mir nochmals für die gegebenen Lehren.



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