Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 79


Jesu Abschied vom Herbergswirte zu Kapernaum. Das innere Wort als Geheimnis Gottes im Menschenherzen.

01] An diesem Morgen kam auch Judas Ischariot wieder zu uns und wollte zu erzählen anfangen, was er alles in Meinem Namen getan und geredet habe.

02] Ich aber sagte zu ihm: ”Lasse das, denn Mir ist nichts unbekannt! Siehe zu, daß du nicht lügest! Damit aber das unterbleibt, so rede nicht; denn so du redest, so ist davon gut die Hälfte unwahr!“

03] Darauf ward er still und sah sich um, daß er etwas zu essen bekäme.

04] Ich aber sagte nun zum Wirte: ”Höre, Freund, es ist hier nun nichts Weiteres mehr zu machen, und Ich werde Mich nach dem Mittagsmahle von hier begeben! Denn es werden heute gen Abend eine Menge Fremde hier ankommen, darunter viele aus Jerusalem, und mit denen will Ich aus sehr weisen Gründen die Zusammenkunft vermeiden. Lasse denn ein gutes Mittagsmahl reichen; dann aber steht es dir frei, uns eine Rechnung zu machen, wennschon nicht für Mich und Meine alten Jünger, so doch für die zwanzig Neujünger, die da des Goldes und Silbers reichlich mit sich haben!“

05] Sagte der Wirt: ”Nein, Herr und Meister, und wären Deine Jünger noch so viele zehn Jahre hindurch hier in dieser meiner Herberge, so dürfte mir keiner auch nur einen schlechten Stater bezahlen! Denn ich bin ja Dir,o Herr, ein so großer Schuldner geworden, daß ich Dir mit ganzen berggroßen Goldklumpen nimmer abzahlen könnte, was ich Dir schulde. Bedenke einmal den Fischfang, dann die wunderbare Zustopfung des großen Loches und endlich gar die Wiederbelebung meines liebsten Kindes! Mit welchen Schätzen der Welt könnte so etwas wohl nach Gebühr bezahlt werden?!“

06] Sagte Ich: ”Nun so gehe, und lasse uns ein gutes Mittagsmahl bereiten!“

07] Und der Wirt ging und ordnete alles an.

08] Es traten aber nun die Jünger zu Mir und sagten: ”Herr, wohin wirst Du nun wohl ziehen? Galiläa haben wir bereits von Ort zu Ort und von Haus zu Haus durchgemacht. Nur Judäa, Samaria und Kleinmesopotamia, und auch Syria und die Gegend nach Damaskus hin, sind von uns noch wenig oder gar nicht betreten worden. Wie wäre es denn, so wir dahin zögen?“

  • joh.07,01] Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten.

09] Sagte Ich: ”Daß die von euch benannten Lande des Lichtes bedürfen, und vor allem das am meisten entartete Judäa, das weiß Ich; aber Ich ziehe nun dennoch nicht dahin, weil man Mir da am meisten nach dem Leben strebt. Wohl kann Mich vor Meiner bestimmten Zeit niemand ergreifen, wovon Ich euch schon eine Menge Beweise geliefert habe, - aber Ich will das Judäavolk auch nicht noch ärger machen durch Meine Gegenwart, als es ohnehin schon ist. Die anderen Lande aber sind für Mich noch zu wenig reif, und wir werden darum dennoch b in Galiläa verbleiben und hier das Licht noch mehr anfachen.“ (Johannes.04,43; b Johannes.07,01*)

10] Es war das den Jüngern denn auch recht; denn auch sie wollten eben mit den eigentlichen Juden nicht besonders viel zu tun haben. Denn die Juden verachteten beinahe alles, was aus Galiläa herrührte. Die Neujünger meinten, daß Kleinmesopotamien, Syrien und Zölesyrien etwa wohl noch die tauglichsten Landschaften wären, in denen man das Licht der Himmel ausbreiten könnte mit vielem Nutzen.

11] Sagte Ich: ”lehrt Mich nicht erkennen jene Lande! Da kommen auf einen - sage - schlechten Juden mindestens zehn Griechen und Römer, die da pur Heiden vom echten, gar finsteren Aberglauben sind! Wie würden diese das wahre, geistige Lebenslicht fassen?! In Samaria haben wir das Licht bereits ausgegossen, und es wächst dort ganz ansehnlich. Damaskus ist eine große Handelsstadt. Die Menschen dort denken nur, wie sie ihre Erzeugnisse irgend am besten absetzen könnten, und da ist mit dem Lichte vorderhand nur sehr wenig zu machen; später aber wird das Licht schon auch dahin kommen, und so bleiben wir nun in Galiläa, besuchen unsere Lichtfreunde und richten sie noch mehr auf!

12] Wenn ein Herrscher ein Volk beherrschen will, so gehört dazu, daß er sich zuvor eine feste Burg erbaue, die von seinen Feinden nicht besiegt werden kann. Und sieht da sein Volk, daß der Herrscher nicht besiegbar ist, so unterwirft es sich ihm und achtet seine Gebote. Und so soll uns auch Galiläa zu einer festen Burg werden, die der Feind des Lichtes nicht leichtlich zu Falle bringen wird. Ich bin als Selbst Galiläer der Grundstein, und euer Glaube ist der Fels, auf dem Ich die Burg Gottes erbaue. - Nun kommt auch schon der Wirt, uns zum Mahle zu beheißen. Und so gehen wir!“

13] Der Wirt kam und lud uns zum Mahle, obwohl es noch nicht um die Mitte des Tages war, und wir gingen und nahmen das wohlbereitete Mahl ein, bei dem noch so manches über unsere bevorstehende Reise gesprochen ward.

14] Nach dem Mahle aber erhoben wir uns schnell und machten uns auf die Füße. Der Wirt fragte Mich, ob er uns nicht bis zu einem nächsten Orte hin begleiten dürfe.

15] Ich aber sagte zu ihm: ”Du bist nun auch einer Meiner Jünger geworden; denn du hast Mich wohl erkannt. Bleibe du für jetzt daheim, und du wirst Mir allda mehr zum Nutzen sein, als so du nun mitzögest! Es werden noch heute viele in deiner Herberge verbleiben, und du wirst Gelegenheit bekommen, Mich zu vertreten, und es wird sich das nun in dieser Zeit gar oft wiederholen. In einigen Wochen aber werde Ich wieder zu dir kommen und abermals einige Tage bei dir zubringen; da wirst du dann schon wieder Gelegenheit haben, von Meiner neuen Lehre noch ein mehreres zu überkommen. So du aber von nun an in Meinem Namen reden wirst, da brauchst du nicht zu denken, was du reden wirst, sondern Ich werde dir die Worte in den Mund legen, die du zu reden haben wirst!“

16] Sagte der Wirt: ”Herr, wie soll, wie werde ich das fühlen und wahrnehmen?“

17] Sagte Ich: ”Gedanken, so klar wie rein ausgesprochene Worte, wirst du in deinem Herzen empfinden und wirst sie dann ganz leicht aussprechen mit dem Munde. Darin liegt das Geheimnis Gottes im Menschenherzen. - Endlich aber sage Ich dir noch etwas:

18] So du irgend einen Kranken finden wirst, dem lege in Meinem Namen die Hände auf, und es wird besser werden mit ihm! Hast du aber jemanden geheilt auf diese Art, so lasse dir die Heilung nicht bezahlen, sondern sage zum Geheilten: "Danke du Gott, dem Allmächtigen, in Seinem Sohne Jesus! Gehe hin und sündige nicht mehr! Halte die Gebote und tue Gutes!" Dadurch wirst du Mir viele Gläubige erwecken.“

19] Hierauf legte Ich ihm die Hände auf und gab ihm dadurch Kraft, zu handeln in Meinem Namen.



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 6  |   Werke Lorbers