Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 22
Falsche Lehrer des Evangeliums.
01] Fragten die Jünger nun: Herr, wie wird das möglich sein? Denn wir werden es geben, wie wir es empfangen haben, und die es von uns empfangen werden, die werden es nicht verunreinigen. Dazu wird Deine Gotteshilfe aus den Himmeln ja doch das meiste vermögen!
02] Sage Ich: Das versteht ihr jetzt noch nicht! Es gibt in der Erde, auf der Erde und in der Luft ungegorene böse Geister, die stets darauf ausgehen, sich des Menschen Fleisches zu bemächtigen. Sie sind notwendige Ausgeburten des alten Gerichtes der Erde, suchen ihresgleichen unter den Kindern dieser Welt und beschleichen ihre Sinne. Das tut den Kindern dieser Welt wohl, und sie folgen den geheimen Lockungen solcher Geister.
03] Solche Kinder der Welt aber ergreifen dann alles, was irgend in der Welt Aufsehen macht. Da sie aber den wahren Geist nicht haben, weil sie eben Kinder dieser Welt sind, so richten sie sich das, wodurch sie viele irdische Güter zu gewinnen wähnen, nach ihrer (geistigen) Blindheit und nach ihrer Weltklugheit ein, alles mit äußerem Pomp und äußerer Würde und Majestät und verlocken dann viele, auch bessere Geister, zu sich.
04] Und siehe, das ist dann schon eine große und grobe Verunreinigung einer noch so reinen Lehre! Und weil die reine Lehre nur höchst geringe irdische Vorteile bietet, sondern nur geistige, die unreine aber nebst den vorgeschützten geistigen Gütern hauptsächlich große irdische Vorteile ihren Bekennern in sichere Aussicht stellt, da könnt ihr es dann schon so halbwegs begreifen, wie da mit der Zeit eine Verunreinigung in die reinste Lehre kommen kann.
05] Darum seid auf eurer Hut! Denn es werden mit der Zeit noch bei eurer irdischen Gegenwart viele falsche Propheten und Lehrer aufstehen und mit großem und keckem Geschrei sagen: "Seht, hier ist Christus (Wahrheit aus Gott) und dort ist Er!" und werden sogar nach Art der Essäer große Zeichen tun, mitunter derart, daß sie, so Ich es zuließe, sogar euch auserwählte erste Jünger berücken könnten. Aber hört sie ja nicht an, sondern strafet sie durch Meinen Namen ihrer Lüge wegen, und verweist sie zur Demut und zur Annahme der Wahrheit aus Gott, so werdet ihr und eure rechten Jünger eines reinen Weges wandeln!
06] Die Zeichen, an denen ihr sie ganz leicht erkennen werdet, aber sind Großsprecherei, große und grobe Anmaßung von göttlichen Kräften, die sie nie hatten und auf dieser Welt nie haben werden, dann großer Glanz, große Pracht, ein mystischer Pomp wie bei den Heiden und die möglich größte Herrschsucht, wie auch eine nimmer zu sättigende Gier nach den größten Schätzen und Gütern dieser Welt. An diesen doch so hübsch handgreiflichen Merkmalen werden sie hoffentlich eben nicht schwer zu erkennen sein.
07] Sagten alle samt den Jüngern: Oh, da werden wir sie wohl erkennen, solange wir auf der Welt sein werden; dann aber mögen sie unsere Nachjünger selbst auf die gleiche Weise beurteilen und wohl erkennen, und Du wirst Deine wahren Jünger nicht verlassen!
08] Sagte Ich: Ich werde im Geiste bleiben bei ihnen bis uns Ende dieser Welt! Für heute aber genügt es an Zeichen und Lehren.
09] Von jetzt an werde Ich außer den Heilungen der Kranken keine anderen Zeichen wirken den ganzen Winter hindurch und keine Lehren geben; denn jetzt habt ihr an den bereits empfangenen zur Genüge So ihr für euch irgend etwas nicht versteht, so bin Ich bei euch. Ihr, Meine Jünger, aber unterweist in dieser Zeit gelegentlich diese neuen Jünger!
10] Morgen und die andern Tage bis zum Sabbat hin werden wir uns hier in diesem Hause ausruhen; aber am Sabbat werden wir gen Bethlehem gehen und dort mehrere Kranke heilen. Dann werden wir einige Tage bei unserem Wirte zubringen und dann auch bei Meinem Lazarus, und so wechselweise bis zum halben Winter. Dann besuchen wir den Kisjonah und kommen vor dem Osterfeste wieder hierher. Sodann erst werden wir mit vielen Begleitern und neuen Jüngern wieder nach Galiläa ziehen, allwo Ich wieder neu zu lehren und zu wirken anfangen werde.
11] Jetzt aber bringt Lichter, und wir wollen bei Brot und Wein fröhlich sein und wollen auch an diesen Tischen sogleich die Nachtruhe nehmen!
12] Dieser Antrag war allen recht, niemand aber verspürte irgendeinen Schlaf, und so wurde nahe über die Mitternacht hinaus von allerlei gesprochen, was aber keinen öffentlichen Wert für die allgemeine Menschheit hat und haben kann; denn Ich Selbst habe oft mit Menschen, die Mir lieb waren, so manches besprochen und habe ihnen Rat in allerlei häuslichen Dingen gegeben, die natürlich nicht ins Evangelium gehören, was auch Meine Jünger taten, und was sie bei den Menschen oft sehr angesehen und belieht machte. Denn auch das ist Nächstenliebe, daß man den bedrängten und unkundigen Menschen in allerlei guten und nützlichen Dingen mit gutem Rate beisteht.
13] Am Morgen waren wir schon eine halbe Stande vor dem Aufgange auf den Füßen. Es ward bald ein kleines Morgenmahl eingenommen, und nach demselben ward ins Freie gegangen und da über verschiedenes gesprochen. Und so ging es bis zum Sabbat.
14] Wir besuchten auch mehrere Nachbarn des Lazarus, die eine große Freude hatten, Mich zu sehen und zu sprechen; aber unter diesen Nachbarn fanden wir auch nicht einen, der da ein Freund des Tempels gewesen wäre.
15] Die zwanzig Judgriechen wurden aber nicht erkannt, obwohl sie viel von des Tempels Umtrieben sprachen und sich dadurch bei den Nachbarn sehr beliebt machten.