Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 79


Andeutungen Jesu über Sein letztes Abendmahl und Seinen Kreuzestod.

01] (Der Herr:) ”Du hast an Mir hier ja selbst das sprechendste Beispiel! Du kennst nun Mich, Meine Lehre und die wahre Lebenstendenz derselben. Du kennst auch Meine Macht, mittels welcher Ich diese ganze Erde ebenso schnell und so leicht ins Nichts umgestalten könnte wie zuvor jenen dir wohlbekannten alten Felsen im Meere! Aber da müßte Ich Mir am Ende ja Selbst zurufen: "So Du nichts statt einer Welt voll Deiner Herzenskinder haben wolltest, denen Du ihre Natur und Beschaffenheit gabst, so hättest Du ja lieber gleich anfangs gar keine Erde ins Dasein rufen sollen!" Aber die Erde und die Menschen sind nun einmal da, und es heißt dann, alles mit aller Liebe und Geduld erhalten und leiten nach der Weisheit aus Gott, damit da von allem, was diese Erde trägt und in sich selbst enthält, auch nicht ein Sonnenstäubchen groß verloren gehe!

02] Ja, Ich sage es dir: die Mir allerwiderwärtigsten und sicher schlechtesten Menschen auf der ganzen Erde sind offenbar die Pharisäer und Schriftgelehrten zu und in Jerusalem; aber bevor Ich sie richte und ans Kreuz hängen lasse, eher noch will Ich dasselbe von ihnen an Mir Selbst tun lassen!“

03] Da springt Roklus ordentlich auf und sagt: ”Nein, nein, Herr und Meister! Das hieße die Geduld viel zu weit ausdehnen! Wegen der Handvoll Lumpen zu Jerusalem - wenn sie auch alle zu nichts aufgelöst würden - wird das Reich Gottes weder auf dieser Erde und noch weniger jenseits je irgendeinen Schiffbruch erleiden; daher hinweg mit der schwarzen Drachenbrut, und Du bleibest!“

04] Sage Ich: ”Wie du diese Sache nun verstehst, also redest du auch! Doch nach etwa drei Jahren, von nun an, wird dich dein eigener Geist eines andern und Bessern belehren; darum lassen wir nun das und bereiten uns zum Abendmahle vor! Dieser Tisch wird etwas verlängert werden, und ihr, nun mit Ruban dreizehn an der Zahl, werdet daran schon ganz gut Platz finden und ein Bild eines künftigen Abendmahles darstellen, das mit Meinem letzten auf dieser Erde eine entsprechende Ähnlichkeit haben soll!“

05] Sagt Roklus: ”Herr und Meister! Du wirst nun auf einmal mystisch und rätselhaft; woher und warum das?“

06] Sage Ich: ”Freunde, Ich hätte euch noch gar vieles zu sagen; aber ihr könntet es nun noch nicht ertragen! Wenn aber nach jenem letzten Abendmahle der Heilige Geist in eure Herzen fahren wird, so wird er euch in alle Fülle der lebendigsten Wahrheit leiten, und du wirst dann erst ganz verstehen, was Ich nun zu dir geredet habe. - Aber nun kommt Markus schon mit den Schüsseln; daher ordnen wir uns zum fröhlichen Abendmahle! Euer Tisch ist bereits fertig und gedeckt.“

07] Mit diesen Meinen Worten macht Roklus eine tiefe Verbeugung vor Mir, geht dann zu seinen Freunden und Gefährten hin und sagt: ”Vom Fortgehen nun ist keine Rede, wir müssen zuvor das Abendmahl, das soeben aufgetragen wird, und zwar am Herrentische dort, mitmachen! Der Herr und Meister will es also haben, und da findet kein Ablehnen statt! Darum kommt nun schnell mit mir und nehmt mit mir Platz am freien Tischteile dort, wo die Herren bereits schon lange sitzen!“

08] Sagt Ruban: ”Oh, das wird sich eben nicht gar zu absonderlich gut für uns ausnehmen! Wir Nichtse neben dem Großherrn aller Herren der Erde!“

09] Sagt Roklus: ”Nehme sich die Sache aus, wie sie wolle! Der Herr und Meister über alle Dinge will es einmal also, und wir haben nichts anderes dabei zu tun, als zu gehorchen, und das mit dem freudigsten Herzen von der Welt! Daher gehen wir, auf daß da niemand auf uns warte! Zugleich aber habe ich auch schon im Ernste einen recht tüchtigen Hunger und freue mich so recht von Herzen auf ein recht reichliches und sehr wohlbereitetes Mahl! Auch ganze Krüge und große Becher voll Weines sehe ich mit den Speisen auf die Tische setzen, und der holde Junge scheint besonders für unsern Tisch recht viel Sorge zu tragen; daher gehen wir nur schnell hin!“



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