Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 75


Schmerz, Krankheit und Tod.

01] Sage Ich: ”Mein Freund, da forschest du nach etwas, was zu wissen eigentlich weder dir noch jemand anderm irgend not tut, weil das ganz allein Meine Sache ist, was soviel sagen will als: Es ist das die Sache des ewigen Vaters im Himmel, also eine Ordnung, von der in Hinsicht des Fleisches sogar Ich Selbst keine Ausnahme machen darf, machen kann und werde!

02] Was das Fleisch angezogen hat, wird dasselbe auch wieder ausziehen müssen, ob nun mit oder ohne Schmerz, das ist eine ganz gleichgültige Sache; denn nach der Trennung hat aller diesweltliche Schmerz aufgehört. Denn die Luft, die des Menschen Seele einatmen wird in der andern Welt, wird eine ganz andere als die Luft dieser materiellen Welt hier sein. Wo es keinen Tod mehr gibt, da gibt es auch keinen eigentlichen Schmerz, weil des Fleisches Schmerz stets nur eine Folge einer teilweisen Losschälung der Seele vom Fleische ist.

03] Es ist aber damit gar nicht gesagt, als wäre eine Seele in ihrem reinen Zustande etwa ohne Gefühl und Empfindung - denn ohne das wäre sie ja offenbar tot; aber sie wird in der ihrem Wesen entsprechenden Welt nur nichts finden, das sie drängte, drückte, kneipte und preßte und dadurch ein schmerzliches Gefühl erzeugte, und so wird sie auch keinen Schmerz je wahrnehmen.

04] Oder ist ein ganz kerngesunder Mensch selbst in seinem Fleische fürs Gefühl des Schmerzes unempfänglich, weil er noch nie das Unglück hatte, krank zu sein, und noch nie von jemandem einen Schlag oder Stich erhielt?! Es mangelte bei ihm also nur ein schmerzerzeugender Grund.

05] Der Hauptgrund zu einem Schmerze, den stets nur die Seele, nie aber das Fleisch empfindet, liegt also im Drucke, den irgendein zu träg und somit auch zu schwer gewordenes Fleisch auf irgendeinen Lebensteil der Seele ausübt.

06] Es ist daher zeitweilig jede Krankheit zu heilen, wenn man die Fleischmasse zu erleichtern versteht; aber fürs Alter des Fleisches gibt es keine Erleichterung mehr, obwohl ein in guter Ordnung lebender Mensch noch bis in ein sehr hohes Alter im ganzen wenig von einem Schmerze zu erzählen wissen wird. Sein Fleisch wird bis zur letzten Stunde noch ganz fügsam und geschmeidig verbleiben, und die Seele wird sich nach und nach ganz sachte ihrem Fleische entwinden können in der eigentlichen, besten und wahren Ordnung. Sie wird zwar auch nicht wünschen, gerade selbst im höchsten Erdalter sich vom Fleische zu trennen; wenn aber an sie der ihr wohl vernehmbare, beseligendste Ruf aus den Himmeln ergehen wird: "Komme du aus deinem Kerker ins freieste, ewige, wahre Leben!", so wird sie aber auch keine Sekunde Zeit Säumens machen, zu verlassen ihr morsches Erdhaus und hinauszutreten in die Lichtgefilde des wahren, ewigen Lebens.

07] Nun, dieses werdet ihr mit keinem Kräutersafte und auch nicht durch die Macht Meines Namens je zu,verhindern imstande sein, weil das nicht Meines Geistes Wille sein kann. Mit der Kraft Meines Namens aber werdet ihr nur nach Meinem in euren Herzen sich klarst zu erkennen gebenden Willen und nie wider denselben wahrhaft Wunder zu wirken imstande sein. Daher müsst ihr auch vor allem Meinen Willen, der ein wahrer Wille Gottes ist, vollkommen zu dem euren machen, und es wird euch dann unmöglich etwas mißlingen, das ihr aus Mir und somit aus Meiner ewigen Ordnung heraus wollen werdet.

08] Es kann daher davon keine Rede sein, als könnte etwa jemand, der euch verliehenen Heilkraft wegen, in und durch Meinen Namen niemals sterben. Wohl sollt ihr die Heilung niemandem vorenthalten, wo euch mein Geist sagen wird im Herzen: "Dem werde geholfen!"; wird aber der Geist sagen: "Den lasse in der Plage seines Fleisches, auf daß seine Seele satt bekomme, zu frönen den Gelüsten des Fleisches!", so lasst den und heilt ihn nicht von seinem Fleischübel - denn er soll es erdulden zum Heile seiner Seele!

09] Und also sieh du nun, daß deine Besorgnis eine etwas eitle war! Gehe also ein in Meine rechte Ordnung, und es wird dir dann schon alles klar werden! Hast du etwa noch einen Anstand, so rede, bevor unser Wirt aus der neuen Küche mit dem Mahle kommen wird!“



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