Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 260


Unterhaltung des tiersprachkundigen Nubiers mit dem Esel des Markus.

01] Sagt der alte Markus zu Mir: ”Herr, soll ich wohl einen Esel, aber einen von meinen ganz natürlichen, hierherstellen? Denn die zwei neugeschaffenen könnten da zu einem Vorurteile Anlaß geben!“

02] Sage Ich: ”Ja ja, tue das; denn es wird daraus noch eine gar wichtige Lehre gefolgert werden!“

03] Schnell entfernte sich Markus, brachte ein Eselmännlein zu uns und sagte etwas lächelnd zum Schwarzen: ”Da wäre so ein Weltweiser; tue nach deinem Gutdünken mit ihm!“

04] Da berief der Schwarze seinen Diener. Dieser richtete sogleich in seiner dem Eselsgeplärre ähnlichen Weise allerlei Fragen an das Tier, und siehe da, das Tier gab ihm eine Menge Dinge von dem Haushalte des Markus kund, wie auch von seinem früheren sehr rohen Besitzer, dessen Namen und noch so eine Menge der überraschendsten Daten, um die sonst der schwarze Diener nicht leichtlich hätte wissen können, was den Markus im hohen Grade frappierte. Endlich gebot der Diener dem Esel, ihm zu Gefallen dreimal um unsern Tisch zu laufen und am Ende siebenmal recht laut sein ´J-a´ hören zu lassen. Und sogleich befolgte dass der Esel und entfernte sich darauf von selbst.

05] Darauf fragte der schwarze Anführer unsere Gesellschaft, ob das nun wohl auch eine kaum glaubbare Fabel wäre.

06] Da sagte der nicht genug staunen könnende Cyrenius: ”Nein nein, Freund, Fabel ist das keine; aber beinahe möchte ich nun schon zu glauben anfangen, dass auch unser berühmter Fabeldichter Äsop mit den Tieren hat reden können! Herr, da ist ja schon wieder eine neue Tugend der Schwarzen, von der wir früher keinen noch so schwachen Dunst hatten! Ja, wenn das so fortgeht, da werden wir mit den Schwarzen noch lange nicht fertig werden! Es kommt immer besser, immer unglaublicher und unerklärlicher! In den Büchern eurer Schrift las ich wohl einmal von einem Esel, der mit seinem ihn zu sehr mißhandelnden Propheten namens Bileam geredet habe; aber was ist das gegen das, wo dieser Schwarze sich nun von diesem ganz harmlosen Esel dessen ganze Biographie ganz klassisch hererzählen läßt! Und dass es keine Dichtung des Schwarzen war, das bezeugte der alte Markus!

07] Es ist das, dies und jenes, schon ganz gut und recht, und ich habe da gar nichts dawider, wenn ich bei all dem, was ich nun schon alles für weise Lehren vernommen habe, mir diese neue wunderbare Erscheinung nur ein wenig versinnlichen könnte, wie es möglich ist, sich mit den Tieren sprachlich zu verständigen! Es wird an solcher Kunde des Menschen Heil wohl auch nicht gelegen sein; aber da die höchst sonderlich wunderbare Erscheinung, von rein menschlicher Seite ausgehend, einmal da ist, so möchte ich das Wie- und Wodurchmöglich denn doch ein wenig näher erkennen! Wie können sich die Tiere mit dem Menschen sprachlich verständigen, und wie der Mensch mit den Tieren? - Herr, gib uns darüber nur so einige ganz kurze Winke!“

08] Sage Ich: ”Menschen, die so etwas vermögen, sind darum nicht vorzüglicher denn ihr, die ihr das nicht vermögt; denn je näher irgendeines Menschen Seele den Tierseelen steht, desto mehr solchen Vermögens, mit denselben sich zu verständigen, besitzt sie natürlich in ihrem lebensordnungsmäßigen, vollreinen Zustande. Verfleischt sie sich zu sehr, so ist es dann auch aus mit den besonderen Eigenschaften, und die finsteren Gesetze der Materie treten dann an ihre Stelle, und der Seele schadet dann auch alles, was nur immer dem Fleische schaden kann.“



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