Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 231


Der Segen einer geordneten Zeugung.

01] (Der Herr:) ”Nun, wo unter den Menschen die Geilheit und Hurerei als eine wahre Seelenpest eingerissen ist, da hat das Predigen des Evangeliums sein Ende erreicht! Denn wie sollte man, und wie könnte man vor tauben Ohren reden und vor blinden Augen Zeichen wirken? Wo aber die Wahrheit nicht gepredigt wird und nicht mehr gepredigt werden kann, die allein die Seele stärken und frei machen kann und sie erleuchten durch und durch, weil die Seele nur durch die Wahrheit tätig, voll Liebe und sonach auch voll Lichtes wird, wie sollte da von irgendwo anders her ein Licht in die Seele kommen, und aus was anderem, als aus eben dem Wahrheitslichte der Seele, sollte sich dann die Außenlebenssphäre bilden?!

02] Wo demnach Unzucht und Hurerei bei einem Volke sehr eingerissen sind, da sind die Menschen ohne alle Außenlebenssphäre, träge, feig und gefühllos und finden an nichts mehr irgendein erhebendes und beseligendes Vergnügen und keine Lust an einer schönen Form und Gestalt. Ihre Sache ist der stumme, tierische Fleischtriebsgenuß; für alles andere haben sie entweder nur einen sehr geringen oder gar keinen Sinn!

03] Sorgt darum vor allem, dass dieses Laster nirgends einreiße, und die Eheleute sollen nur so viel tun, als da zur Zeugung eines Menschen unumgänglich notwendig ist!

04] Wer sein Weib stört während ihrer Schwangerschaft, der verdirbt die Frucht schon im Mutterleibe und pflanzt derselben den Geist der Unzucht ein; denn welch ein Geist die Gatten nötigt und reizt, sich über die natürliche Gebühr zu beschlafen, derselbe Geist geht dann potenziert in die Frucht über.

05] Daher soll auch bei der Zeugung dieses wohl und sehr gewissenhaft beachtet werden, dass erstens die Zeugung nicht aus gemeiner Geilheit verübt werde, sondern aus wahrhafter Liebe und seelischer Neigung, und zweitens, dass das einmal empfangen habende Weib noch gut sieben Wochen nach der Ausgeburt ihrer Frucht in der Ruhe ungestört belassen werde!

06] Kinder, auf diese ordentliche Art gezeugt und im Mutterleibe ungestört ausgereift, werden erstens schon seelenvollkommener in die Welt kommen, weil die Seele in einem vollkommen ausgebildeten Organismus doch sicher eher und leichter für ihren geistigen Herd sorgen kann als bei einem ganz verdorbenen, an dem sie gleichfort zu bessern und zu flicken hat; und zweitens ist sie selbst reiner und heller, weil sie nicht von den geilen Unzuchtsgeistern, die durch die oft täglichen geilen Nachzeugungen in des Embryo Fleisch und auch Seele hineingezeugt werden, verunreinigt ist.

07] Wie leicht kann solch eine Seele ihr Gemüt schon in der zartesten Kindheit gleich einem Samuel zu Gott erheben aus wahrer kindlicher, allerunschuldigster Liebe! Und welch eine herrliche Urlebensgrundzeichnung wird auf diese Weise aus der wahren Gemütstiefe dem jungen, zarten Gehirne vor jeder materiellen Zeichnung ganz licht und hell eingeprägt, aus welchem Lichte sich dann ein Kind die später kommenden Bilder aus der materiellen Welt in der rechten Bedeutung und Beziehung erklären wird, weil diese Bilder auf einen lichtvollen und lebenswahren Grund gewisserart eingepflanzt werden und erweitert und wie in ihre Einzelteile zerlegt und, als durch und durch besterleuchtet, von der Seele auch leicht durch und durch beschaut und begriffen werden.

08] Bei solchen Kindern fängt sich schon frühzeitig eine Außenlebenssphäre zu bilden an, und sie werden bald und leicht hellsehend, und ihrem Willen wird sich alles in Meiner Ordnung Seiende zu fügen anfangen. - Was sind dagegen die schon im Mutterleibe verdorbenen Kinder? Ich sage es euch: Kaum mehr als scheinbelebte Schattenbilder des Lebens! Und was ist hauptsächlich daran schuld? Das, was Ich euch bisher sattsam als Folge der Geilheit gezeigt habe!

09] Wo irgend in der späteren Zeit Mein Wort von euch gepredigt wird, soll diese Lehre nicht fehlen; denn sie bearbeitet des Lebens Grund und Boden und macht ihn frei von allen Dornen und Gestrüppen und Disteln, von denen noch nie ein Mensch Trauben und Feigen geerntet hat. Ist der Grund und der Boden einmal gereinigt, so ist es dann ein leichtes, den edlen Lebenssamen in die vom Gemütslichte durchleuchteten und von der Flamme der Liebe lebensdurchwärmten Furchen zu streuen. Nicht ein Körnlein wird fallen, ohne sogleich zu keimen und in Kürze sich zu entfalten zur Tragung einer reichlichen Lebensfrucht! Aber auf einem wilden, ungereinigten Boden könnt ihr säen, was ihr wollt, so werdet ihr damit doch niemals eine gesegnete Ernte erzielen!

10] Denn ein Mensch, der Mein Wort austrägt und streuet unter die Menschen, gleicht einem Säemann, der ein schönstes Getreide nahm und streute es auf jeden Boden, dahin er immer kam.

11] Da fiel etliches auf dürren Sand und auf Felsen. Als darauf ein Regen fiel, so fingen wohl die Körnchen an, ganz zarte Keime zu treiben; aber der Regen hörte bald auf, und es kamen Winde und der Sonne glühende Strahlen und verzehrten bald alle Feuchtigkeit des harten Bodens, und damit erstarben auch die zarten, kaum getriebenen Keime, und es kam zu keiner Frucht.

12] Ein anderer Teil aber fiel unter Dorngestrüppe und hatte Feuchtigkeit und keimte wohl und ging auf; aber nur zu bald ward es von dem Unkraute der Weltbegierden überwuchert und erstickt, und es brachte somit auch keine Frucht.

13] Ein Teil fiel aber auf den Weg der menschlichen Gemeinheit; der keimte nicht einmal, sondern ward bald teils zertreten und teils von den Vögeln der Luft verzehrt! dass der auch keine Frucht abwarf, braucht nicht extra berührt zu werden.

14] Nur ein Teil fiel auf ein gutes Erdreich; der keimte, ging gut auf und gab eine gute und reichliche Ernte.

15] Dieses Bild diene euch aber dazu, dass ihr einseht, dass man die Perlen nicht den Schweinen vorwerfen soll! Vor allem heißt es, den Boden erst reinigen und düngen und sodann erst darauf mit der Aussaat des lebendigen Wortsamens beginnen, so wird man sich mit der schweren Arbeit sicher keine vergebliche Mühe gemacht haben! Denn bei der Arbeit der Ausbreitung Meines lebendigen Wortes reicht der gute Wille allein wohl nicht völlig aus; da muß ihn eine rechte und wahre Lebensweisheit leiten, - sonst könnte ein bloß gut- und festwilliger Austräger Meines Wortes mit dem Propheten Bileam verglichen werden, dessen Esel weiser war als er!

16] Siehe, du Mein Freund Cyrenius, in allem dem, was Ich dir bis jetzt gesagt habe, hast du zwar die Antwort auf dein Begehren als tatsächlich nicht erhalten, und du bist im Herzen schon immer im Zuge, Mich daran zu erinnern, - aber Ich sage dir, dass dir dein alsogleich erfülltes Verlangen eben keinen großen Nutzen gebracht hätte, so Ich das nicht vorangeschickt hätte.“



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