Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 197


Die geistigen Vorzüge und Nachteile der Mohren.

01] Sagt zu Mir Cyrenius: ”Herr, aber bei diesen Mohren hätte ich so viel Weisheit und vollkommen klaren Verstandes nicht gesucht; nur die vielen Kenntnisse und wundersamen Erfahrungen, die sie haben, wahrlich, setzen mich in ein gerechtes Staunen! Der Oberste von Memphis, namens Justus Platonicus, ist mir als ein sehr weiser Mensch bekannt; aber dass er in alle die alten ägyptischen Mysterien eingeweiht wäre, habe ich wahrlich nicht gewußt!

02] dass er schon von jeher ein starker Platoniker war, das weiß ich. Als der Sohn eines höchst angesehenen Hauses in Rom und reich wie ein Krösus, hat er sich schon in seiner Jugend mit den griechischen und ägyptischen Philosophen sehr befreundet und hat Ägypten zum Kulminationspunkte aller seiner Studien gemacht. Bei zehn Jahre hat er im Lande der alten Weisheit zugebracht und sich dort in alles einweihen lassen. Mit einem Geleitschreiben, von meinem Bruder, dem Caesar Augustus, versehen, in der Hand, mußten ihm alle Mysterien vom Anfange bis zum Ende gezeigt werden, und so kam er zu seiner nunmaligen Weisheit. Und weil er in allen den ägyptischen Angelegenheiten so durch und durch bewandert war, so setzte ihn schon Augustus als einen mehr Zivil- denn Militärobersten nach Memphis in Oberägypten. Es liegt wohl etwas Militär in Memphis, über das unser Justus Platonicus zu gebieten hat, aber Feldherr ist er darum nicht.

03] dass er ein großer Gelehrter ist, weiß ich; aber dass er nun auch ein Weiser und ein förmlicher Priester geworden ist, das wußte ich ganz natürlich nicht! Ich muß aber nun seiner näher gedenken; denn durch seine Mühe mit den Mohren hat er sich bei mir ein großes Verdienst erworben. Der würde eine übergroße Freude haben, so er hier wäre! Was wäre so Dein Urteil über meinen Justus Platonicus? Wie verhält er sich als ein Heide samt mir zum Reiche Gottes auf Erden?“

04] Sage Ich: ”Was fragst du darum? Justus ist ein Mann nach Meinem Herzen, er liebt Gott über alles und die Mitmenschen mehr denn sich selbst; und wer das tut, der ist schon in Meinem Reiche, ob er ein Jude oder ein Heide ist! Ich sage es dir, dass Ich mit ihm eher zurechtkäme denn mit euch allen, aber ihr seid Mir auch recht! Zur Bewahrung Meines Wortes aber tauget niemand besser denn diese Schwarzen; denn was sie einmal haben und gefaßt haben, das bleibt so rein und unverändert wie ein geschliffener Diamant. Für sie kann jeder stehen, dass sie diese Meine Lehre nach zweitausend Jahren ebenso rein haben werden, als wie rein sie solche von Mir empfangen!

05] Diese schwarze Menschenart hat das Eigentümliche, eine Lehre oder Sitte in tausend und auch noch mehr Jahren ganz kernrein zu erhalten, ganz also, wie sie solche im Anfange erhalten hat. Sie werden nichts hinwegnehmen und eben auch nichts hinzusetzen; aber es zeigt alles das nicht etwa an, als wären sie als Menschen vorzüglicher denn ihr Weißhäutler, sondern sie stehen als Nachkommen Kains auf einer niedereren Stufe und können nur sehr schwer zur Kindschaft Gottes gelangen, weil sie eigentlich rein dieser Erde angehörige Planetarmenschen sind. Sie sind pure diesirdische Geschöpfe, begabt mit Vernunft, Verstand, Gewissen, aber mit weniger freiem Willen denn ihr weißen Menschen.

06] Doch aber haben sie den weniger freien Willen um vieles fester denn ihr den völlig freien! Was die Schwarzen einmal wollen, das setzen sie auch durch und müßten sie dabei Berge abtragen! Im Verlaufe des heutigen Tages werden sie schon noch einige Proben ihres festen Willens geben, worüber ihr euch wundern werdet! dass sie aber in allem ihrem Tun und Lassen unwandelbarer sind denn ihr Nachkommen Seths, beweist und bezeugt schon ihre Gestalt.

07] Seht, der Anführer ist offenbar der Älteste unter ihnen, und sein Diener ist gut um achtundzwanzig Jahre jünger! Betrachtet sie beide, ob dem Ansehen nach einer nur ein Jahr vor dem andern vorauszuhaben scheint; sie sehen sich einander wie Zwillingsbrüder ähnlich! Das Alter werdet ihr diesen Menschen sehr schwer ankennen. Also sieht es auch mit ihrer natürlichen Kraft und Munterkeit aus. Ein Siebziger springt mit einem Jünglinge von siebzehn Jahren um die Wette!

08] Ihr Weißen werdet oft krank, und eure Haut unterliegt allerlei Übeln; diese aber, so sie bei ihrer Naturkost verbleiben, kennen kein Leibesübel. Die meisten sterben an der Altersschwäche. Wie aber schon ihre Außennatur unveränderlicher ist denn die eurige, so ist auch ihr innerer Seelencharakter ein ganz anderer und um vieles fester denn der eurige; aber sie werden eben darum in der Vollausbildung ihres Geistes euch gegenüber dennoch viel geringere Fortschritte machen, weil ihnen dazu die Beugsamkeit des Willens nahe völlig mangelt. Ihr Wille läßt sich zwar wohl auch in etwas beugen; aber dazu gehört allzeit recht viel Ernst und eine große Mühe und Arbeit.

09] Die Vorzüglichkeit der Seele und des Geistes in ihr aber liegt nicht in der gewissen, mehr tierischen Festigkeit des Willens, sondern in der leichten Erkenntniseigenschaft der Seele, durch die sie das Licht der Wahrheit schnell begreift und faßt, und in der leichten Beugsamkeit des Willens, so dass die Seele das Wahre und Gute einsieht und dieses auch schnell mit dem Willen ergreift und zur Tat werden läßt, ohne die keine Erkenntnis einer Seele etwas nützt.“



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