Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 153
Abstieg Jesu und der Jünger vom Berg. 01] Spricht die Jarah, die während der sichtbaren Anwesenheit des Satans ihr Angesicht mit einem Tuche bedeckte: »Herr, nun gehe ich gerne zurück in die Stadt; denn die Gegenwart des Einen hat mir für alle Zeiten diese Höhe verleidet, obschon sie mir anderseits unbeschreibbar denkwürdig verbleiben wird. Meine Füße werden sie nie wieder betreten!«
02] Sage Ich: »Nun, nun, der ist von da nun ausgetrieben worden, und dein Raphael hat den Platz gleich wieder lauter gemacht; übrigens wird es dir weder zum Schaden noch zu irgendeinem besonderen Nutzen gereichen, ob du je wieder diese Höhe besteigst oder nicht. Die beste Höhe zu besteigen aber ist das eigene Herz; wer in dessen Innerstes gedrungen, hat der Lebensaussicht höchste Höhe errungen! - Aber nun gehen wir, denn es ist bereits die dritte Stunde des heutigen Sabbattages verronnen. Gehet aber nun nur alle Mir nach, und wir werden auf dem nächsten und besten Pfade nach Genezareth gelangen!«
03] Sagte der Hauptmann: »Herr, es ist ehedem, so ich mich nicht täusche, die Rede gewesen, als wollten wir etwa noch den ganzen heutigen Tag hier zubringen!?«
04] Sage Ich: »Du hast denn diesmal Mich ein wenig falsch verstanden; darunter ward ja nur die Höhe der Sabbatfeier im Herzen verstanden! Aber nun macht das nichts, gehen wir nur; denn unten harren mehrere Leidende unser! Denen muß geholfen werden, auf daß dann nach Meinem Abgange in dieser ganzen Gegend kein Kranker sich soll vorfinden lassen.«
05] Auf diese Meine Worte machte sich denn nun alles auf den Weg, und Ich, die kleine Jarah und der Raphael machten uns auf den Weg und machten sogestaltig die Wegweiser, und es ging schnell und leicht von dem Berge ins Tal nach Genezareth hinab. Nach etwa zwei und einer halben Stunde Zeit waren wir auch schon ganz in der Nähe des Städtchens Genezareth.
06] Da rief Ich alle Berggäste zusammen und sagte: »Höret ihr alle Mich nun an! Wie Ich es euch schon auf der Höhe angedeutet habe, so sage Ich es euch allen nun noch einmal: Alles das auf der Höhe Erlebte und Gesehene behaltet einstweilen bei euch! Wenn ihr es aber durch ein Großzeichen aus den Himmeln innewerdet, dann prediget solches von den Dächern den Menschen, die eines guten Willens sind; aber der argen Welt soll solches fortwährend also verborgen bleiben, gleichwie da verborgen ist die innerste Mitte der Erde! Denn solches wird ein äußerer Weltsinn nie fassen und würde euch als unsinnige Leute verdammen! Das aber wäre denn dann auch der ewige Tod seiner Seelen.
07] Überhaupt merket euch das: Meine Worte und Lehren und Taten sind köstlicher denn die beispiellos großen Perlen der Jarah; und solche Perlen sind nicht, daß man sie vorwerfe den Schweinen! Darum seid allzeit auf eurer Hut; denn alles, was von oben kommt, ist auch nur für diejenigen, die auch von oben her sind! Für Hunde und Schweine aber gehört nur der Unflat der Welt; denn ein Hund kehrt zu dem wieder zurück, was er gespien, und das Schwein wälzt sich in derselben Lache wieder, in der es sich einige Augenblicke früher gewälzt, besudelt und gänzlich verunreinigt hatte. Lasset euch darum Meinen Rat von Herzen angelegen sein!«
08] Sagt der Hauptmann: »Herr, so wir aber von den Neugierigen befragt werden, was sich auf der Höhe alles zugetragen hat, was sollen wir dann solchen Fragern für eine Antwort geben?«
09] Sage Ich: »Redet die Wahrheit, und saget es, daß Ich es euch allen untersagt habe, solches der Welt kundzutun; und die Frager werden dann nicht mehr weiter in euch dringen, sondern sich damit zufriedenstellen.«
10] Mit diesem Bescheide war denn unser Hauptmann auch ganz vollkommen zufrieden, und wir begaben uns nun in die Stadt und in das Haus Ebahls.