Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 197


Jesus befreit einen Hügel von unzähligen Schlangen. Geistige Entsprechung dieses Vorgangs. Auslegung des Gleichnisses vom Unkraut.

01] Während Ich noch solches kaum ausgesprochen hatte, war der Jüngling auch schon da mit den Weibern, und wir setzten uns alsogleich an die Tische und verzehrten gar bald und ganz fröhlichen Mutes das Abendmahl. Nach dem Mahle aber sagte Ich zu allen: »Hört, da heute eine schöne, sternenhelle Nacht ist, so wollen wir nicht alsogleich uns in die Ruhe begeben, sondern draußen unter freiem Himmel uns auf den Rasen lagern; denn Ich habe heute noch so manches euch zu sagen und zu zeigen vor!«

02] Dieser Antrag war allen recht, und wir erhoben uns alle bald von den Tischen und gingen hinaus ins Freie, und zwar auf einen etwa im ganzen bei zwanzig Klafter hohen Hügel, der am Ende des großen Gartens etwa bei dreißig Schritte vom Meere einwärts sich ganz sanft erhob. Kisjonah bemerkte freilich, dass dieser Hügel zwar eine sehr schöne Aussicht über den ganzen See gewähre, aber dabei dennoch das stets Unangenehme habe, dass er von einer Masse Schlangen, Nattern und Vipern, wahrscheinlich seiner Nähe am Meere wegen, bewohnt werde. Er habe zwar schon alles mögliche angewendet zur Vertreibung dieses Geschmeißes, aber es hätte noch nie was gefruchtet!

03] Sage Ich: »Laß das nur gut sein! Nun soll er nimmer diesem Geschmeiße zur Wohnstätte dienen; dessen kannst du völlig versichert sein!«

04] Sagt Kisjonah: »Wenn so, wie ich aber auch nicht den kleinsten Zweifel habe, da danke ich Dir fürs erste vom tiefsten Grunde meines Herzens für die wunderbare Befreiung von diesem Übel, und fürs zweite soll auf diesem Hügel zu Deinem Gedächtnisse eine rechte Schule erbaut werden, bestimmt zum Unterricht für groß und klein und jung und alt nach Deiner reinsten Lehre!«

05] Sage Ich: »Eine solche Schule wird sich, wenn sie beim Grunde des Grundes verbleibt, auch allzeit Meines Segens zu erfreuen haben. Aber leider, wie die Welt alles verdirbt, so wird sie mit der Zeit dieser Schule, sowie Meiner reinsten Lehre nicht schonen, und so gibt es auf dieser Welt nichts, das da hätte eines Bleibens! Denn alle Welt liegt nun im argen und ist beschnitten vom Satan! Aber nun lasst uns auf den Hügel gehen!« Ich und Kisjonah gehen voran, und alle Jünger und alle Dienerschaft des Kisjonah folgen uns auf dem Fuße nach.

06] Als wir aber an den Hügel kommen, bemerkt Kisjonah, wie vor ihm eine starke Natter gerade den Hügel hinankriecht, und er wird bald darauf mehrerer ansichtig und sagt zu Mir: »Herr, habe ich denn zu wenig geglaubt, dass dies Geschmeiß noch nicht abgezogen ist?«

07] Sage Ich: »Das ist darum also, dass du des Gottessohnes Herrlichkeit in großer Fülle ersehen und erkennen sollst! Und so habe denn nun acht! Ich werde nun diesen Tieren gebieten, diesen Ort auf alle Zeiten der Zeiten zu verlassen und, solange ein Sprosse von dir diesen Garten und Hügel bewohnen wird, nicht in diese Wohnstätten zu ziehen; und du wirst sehen, wie auch diese äußerst stumpfsinnigen Bestien Meiner Stimme gehorchen müssen!«

08] Hier wandte Ich Mich an den Berg und bedrohte die Bestien. Und diese schossen wie Pfeile zu vielen Tausenden aus ihren Löchern und flohen ins Meer; und also ward der Berg gereinigt von diesem Geschmeiß für immerdar, und es ward fürder auch nicht mehr ein noch so kleiner Wurm gesehen auf diesem Hügel.

09] Wir aber gingen darauf ganz wohlgemut auf den Hügel, und da dessen Gras schon etwas tauig war, so ließ Kisjonah schnell eine große Menge Teppiche holen und beinahe den ganzen Hügel bedecken, wobei ihm auch wieder der Jüngling ersprießlich schnelle Dienste leistete. Auf dem nun ganz mit feinen Teppichen bedeckten Hügel lagerten wir alle uns ganz wohlgemut.

• Matthäus.13,36-43] Auslegung des Gleichnisses vom Unkraut (jl.ev01.197,10-15)

  • Matthäus.13,36] a Da ließ Jesus das Volk gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: »Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.« (a ⇒ jl.ev01.197,10*)

  10] die trotz alles ihres Denkens, Grübelns und Sinnens mit dem Gleichnisse vom Unkraut auf dem Acker nicht fertigwerden konnten, traten auf dem Hügel zu Mir und baten Mich, dass Ich ihnen das Gleichnis vom Säemann, der guten Samen ausgesät hatte und hernach Unkraut in seinem reinen Acker mitten unter dem Weizen fand, deuten und näher erklären möchte. (a Matthäus.13,36*)

11] Ich aber sprach zu ihnen: »Habt ihr nicht gehört, was Kisjonah auf diesem Hügel für Mich zu Meinem Gedächtnisse zu errichten willens ist, und was Ich ihm sagte, wie es leider solcher Anstalt von seiten der Welt ergehen werde? seht, das hat Bezug auf den guten Acker, der mit reinstem Weizen besät ward und hernach dennoch eine große Menge Unkrautes mitten unter dem Weizen aufschießen ließ! seht, das aber besagt das Gleichnis:

  jl.ev01.197,12a] oder wie da sagen die Juden, der Menschensohn ist es, der da nun ausstreut den guten Samen. (a Matthäus.13,37*; jl.ev11.305jl.him3.169)

12b] Der a Acker ist die Welt; der gute Same sind die Kinder des Reiches; das Unkraut aber sind die b Kinder der Bosheit. (a Matthäus.13,38*; 1. Korinther.03,09b Johannes.08,44

12c] a Der Feind, der sie sät, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt, und b die Schnitter sind die Engel! (a Matthäus.13,39*; b Offenbarung.14,15)

  • Matthäus.13,40] a Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende der Welt gehen. (a ⇒ jl.ev01.197,12d*)

  12d] es in Bündeln zusammenbindet und es dann verbrennt, also wird es auch am Ende der Welt gehen! (a Matthäus.13,40*)

  13] und sie werden sammeln aus Seinem Reiche alle Ärgernisse und alle Menschen, die da unrecht tun und für die Not ihrer Brüder weder Augen noch Ohren und noch weniger ein Herz haben, b und werden sie werfen in den Feuerofen, allwo Heulen und Zähneklappern sein wird. Der Feuerofen aber wird sein der Kinder der Bosheit - darunter zu begreifen ist Hochmut, Selbstsucht, Herrschsucht, Hartherzigkeit, Gleichgültigkeit gegen Gottes Wort, Geiz, Neid, Scheelsucht, Lüge, Betrug, Wortbrüchigkeit, Unzucht und Hurerei, Ehebruch, falsches Zeugnis, böser Leumund und alles, was da ist wider das Gebot der Nächstenliebe - ihr eigenes Herz! (a Matthäus.13,41*; Matthäus.24,31; b Matthäus.13,42*)

14] Denn wie den Gerechten aus ihrem Herzen ihr Himmel erblühen wird in aller Herrlichkeit, so wird den Ungerechten aus ihrem Herzen das erwachsen, was sie darinnen haben; ein böser Same wird ewig keine gute Früchte zum Vorschein bringen!

15] Ein hartes Herz wird keine weiche Frucht geben, und ein wortbrüchiges wird sich nimmer sammeln, und der a Zorn wird das Feuer sein, das nimmer erlöschen wird! Darum hütet euch vor all dem und werdet in allem Gerechte nach dem Gesetze der Liebe!« (a Offenbarung.20,14; Offenbarung.19,20)



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