Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


140. Kapitel: Bitte der drei Sonnentöchter an Martin, sie Gott lieben zu lehren. Martins kritische Zentralfrage. Die liebeentbrannten Sonnentöchter an der Brust Martins.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Nach dieser guten Erwiderung Martins verneigen sich die Drei bis zur Erde und sagen: „O du herrlicher Sohn des großen Geistes! Nun erst erkennen nur, daß du es bist - ein wahrer Sohn Dessen, Der für uns keinen Namen hat! Du hast uns besieget; wir sind nun dein, und dieser Preis mit uns! O lasse uns die Letzten sein in deinem Hause, und lehre uns lieben - den ewigen Gott!"

02] Spricht Martin ganz überrascht von dieser Erscheinung: „In meinem Hause ist noch für viele Tausende Raum, so wird er auch für euch sein! Denn größer als eure Welt ist mein Haus, das der Herr, mein ewiger heiliger Vater, mir für ewig erbauet hat! Daher, so euch nach meinem Hause gelüstet, da werfet euren Weisheitspreis von euch, und ergreifet den Meinigen der Liebe und folget mir! Aber so euch möglich, da verdecket mehr eure zu großen Reize; denn diese sind mächtiger als eure Worte für mich, der ich lebendig bin in der Liebe, und nicht in der ledigen Weisheit!"

03] Auf diese Worte Martins bringen die hinter den Drei Stehenden sogleich reiche blaue Faltenkleider, und ziehen dieselben in einem Augenblicke den Dreien an; und als diese also bekleidet sind, sagen sie zum Martin: „O du Hoher, du herrlicher Sohn des Allerhöchsten! Sind wir also bekleidet recht und angenehm deinem Auge? findet es an uns kein Aergerniß mehr? Sind wir nun nach dem Wunsche deines Herzens?"

04] Spricht Martin: „So thut es sich schon; das ist die Art und Weise in meinem Hause, das da ist ein Haus des großen heiligen Vaters, Der da auch, nicht fast ganz nackt, wie ihr es ehedem waret, sondern ganz bekleidet einhergeht. Ihr seid wohl also auch noch endlos schön, aber dabei doch erträglich meinem Auge! und so könnet ihr wohl bei mir verbleiben.

05] Aber nun noch etwas: Saget mir, kennet ihr den großen Geist? habt ihr eine Vorstellung von Ihm? Was würdet ihr wohl thun, so ihr vor Ihn treten müßtet?"

06] Sprechen die Drei: „O du Herrlichster! Wir wissen wohl, daß es einen allerhöchsten urewigen Geist aller Geister gibt, der alles, was da ist, erschaffen hat aus Seiner ewigen Weisheit und Allmacht; aber dieser Geist ist uns so endlos heilig, daß wir uns nimmer unterstehen dürfen, uns von Ihm irgend eine Vorstellung zu machen! Solches dürfen nur die höchsten Weisen! also kannst du dir's wohl auch denken, wie es uns zu Muthe wäre, so wir vor Ihn, so Er irgend eine Gestalt hat, hintreten müßten mit der Ueberzeugung, daß Er es ist! O, das wäre etwas Entsetzliches, das wäre das Schrecklichste, das uns widerfahren könnte?"

07] Spricht Martin: „O, wenn so, wie fürchtet ihr euch denn vor uns, Seinen Kindern nicht? Könnet ihr euch denn nicht denken, daß der Vater auch also aussehen wird, als wir, Seine Kinder?! O sehet, was die ledige Weisheit für Früchte trägt! Was unserem Herzen das allerhöchste Bedürfnis ist, das ist dem eurigen ganz ehern vorenthalten; was uns zur größten Wonne erhebt, das möchte euch zur größten Qual werden!

08] O, welch ein Unterschied zwischen uns und euch! Saget mir, habt ihr denn in eurem Herzen noch nie eine Liebe verspüret? Verspüret ihr nicht so etwas z. B. allenfalls nun zu mir, oder zu einem dieser meiner zwei Brüder?"

09] Sprechen die Drei: „Was meinst du damit, was willst du damit sagen? Wir wissen wohl, daß die Liebe ein Geiz im Herzen ist, d. i. eine zusammenziehende Kraft, die da manchmal ihr verwandte Dinge ergreift, selbe dann sehr anzieht, und mit sich vereinen will; was aber die Liebe sonst noch ist, wissen wir nicht! Diese Herzenskraft aber kann nur kleine Dinge ergreifen, weil sie selbst klein ist; wie könnte sie so große Dinge wie du es bist, wohl ergreifen? Wir können dich wohl überhoch achten, aber für unsere Liebe wärest du ja viel zu groß, so daß wir dich nicht erfassen könnten!"

10] Spricht Martin: „Aha, aha, eure Weisheit fängt schon an Haare zu lassen! O, sorget euch um die Größe eures Herzens nicht; das wird bald für gar viel Liebe groß genug sein! Saget, die welche aus euch könnte mich umarmen, und so recht fest drücken an ihre Brust?!"

11] Sprechen freudig alle Drei: „O das können wir sehr gut, und so du Herrlichster es uns gestatten willst, wollen wir dir sogleich eine feurigste Probe geben?!"

12] Spricht Martin: „Nur zu, ich gestatte es von ganzem Herzen gerne."

13] Auf dies Wort fallen alle Drei an die Brust Martins, und jede preßt ihre zarteste Brust was nur immer möglich an die seinige, und Jede spricht: „Ach, ach, das ist endlos süß! O lasse uns lange so an deiner Brust!"

14] Spricht Martin: „Ich wußte es ja, daß ihr Liebe habt, und das eine ganz kurios kräftige! Bleibet nur so hübsch lange an meiner Brust; die wird, euch am besten lieben lehren! O, es wird sich diese Sache schon machen!"

01] Nach dieser guten Erwiderung Martins verneigen sich die drei bis zur Erde und sagen: »O du herrlicher Sohn des großen Geistes! Nun erst erkennen wir, du bist ein wahrer Sohn Dessen, der für uns keinen Namen hat. Du hast uns besiegt; wir sind nun dein und dieser Preis mit uns! O laß uns die Letzten sein in deinem Hause und lehre uns lieben den ewigen Gott!«

02] Spricht Martin, ganz überrascht von dieser Erscheinung: »In meinem Hause ist noch für viele Tausend Raum; so wird er auch für euch sein! Denn größer als eure Welt ist mein Haus, das der Herr, mein ewig heiliger Vater, mir für ewig erbaut hat. Daher, so euch nach meinem Hause gelüstet, werft euren Weisheitspreis von euch, ergreift den meinigen der Liebe und folgt mir! Aber so euch möglich, verdeckt mehr eure zu großen Reize! Denn diese sind mächtiger als eure Worte für mich, der ich lebendig bin in der Liebe und nicht in der ledigen Weisheit!«

03] Auf diese Worte Martins bringen die hinter den drei Stehenden sogleich reiche blaue Faltenkleider und ziehen dieselben in einem Augenblicke den dreien an. Als diese bekleidet sind, sagen sie zu Martin: »O du hoher, herrlicher Sohn des Allerhöchsten! Sind wir so bekleidet recht und angenehm deinem Auge? Findet es an uns kein Ärgernis mehr? Sind wir nun nach dem Wunsche deines Herzens?«

04] Spricht Martin: »So tut es sich schon. Das ist die Art und Weise in meinem Hause, das da ist ein Haus des großen heiligen Vaters, der da auch nicht fast ganz nackt wie ihr ehedem, sondern ganz bekleidet einhergeht. Ihr seid auch so noch endlos schön, dabei aber doch erträglich meinem Auge. Und so könnt ihr wohl bei mir verbleiben!

05] Aber nun noch etwas: Sagt, kennt ihr den großen Geist? Habt ihr eine Vorstellung von Ihm? Was würdet ihr wohl tun, so ihr vor Ihn treten müßtet?«

06] Sprechen die drei: »O du Herrlichster! Wir wissen wohl, daß es einen allerhöchsten, urewigen Geist aller Geister gibt, der alles, was da ist, erschaffen hat aus Seiner ewigen Weisheit und Allmacht. Aber dieser Geist ist uns so endlos heilig, daß wir uns nimmer unterstehen dürfen, uns von Ihm irgendeine Vorstellung zu machen! Solches dürfen nur die höchsten Weisen. Darum kannst da dir wohl auch denken, wie uns zumute wäre, wenn wir vor Ihn, so Er irgendeine Gestalt hat, hintreten müßten mit der Überzeugung, daß Er es ist! Oh, das wäre etwas Entsetzliches, das wäre das Schrecklichste, das uns widerfahren könnte!«

07] Spricht Martin: »Oh, wenn so, wie fürchtet ihr euch denn vor uns, Seinen Kindern, nicht? Könnt ihr euch denn nicht denken, daß der Vater auch so aussehen wird wie wir, Seine Kinder? Seht, was die ledige Weisheit für Früchte trägt! Was unserem Herzen das allerhöchste Bedürfnis ist, das ist dem eurigen ganz ehern vorenthalten. Was uns zur größten Wonne erhebt, das möchte euch zur größten Qual werden!

08] Welch ein Unterschied zwischen uns und euch! Sagt mir, habt ihr denn in eurem Herzen noch nie Liebe verspürt? Verspürt ihr nicht so etwas allenfalls nun zu mir oder zu einem meiner zwei Brüder?«


09] Sprechen die drei: »Was meinst du damit? Wir wissen wohl, daß die Liebe ein Geiz im Herzen ist: eine zusammenziehende Kraft, die manchmal ihr verwandte Dinge ergreift, selbe dann sehr anzieht und mit sich vereinen will. Was aber die Liebe sonst noch ist, wissen wir nicht! Diese Herzenskraft aber kann nur kleine Dinge ergreifen, weil sie selbst klein ist. Wie könnte sie so große Dinge, wie du es bist, wohl ergreifen! Wir können dich wohl überhoch achten, aber für unsere Liebe wärest du ja viel zu groß, so daß wir dich nicht erfassen könnten.«


10] Spricht Martin: »Aha, eure Weisheit fängt schon an, Haare zu lassen! O sorgt euch um die Größe eures Herzens nicht; das wird bald für gar viel Liebe groß genug sein! Welche von euch könnte mich umarmen und so recht fest drücken an ihre Brust?«

11] Sprechen freudig alle drei: »Oh, das können wir sehr gut und so du Herrlichster es uns gestatten willst, wollen wir dir sogleich eine feurigste Probe geben!«

12] Spricht Martin: »Nur zu; ich gestatte es von ganzem Herzen gerne!«

13] Auf dies Wort fallen alle drei an Martins Brust und jede preßt ihre zarteste Brust wie nur immer möglich an die seinige. Jede spricht: »Ach, ach, das ist endlos süß! O laß uns lange so an deiner Brust!«

14] Spricht Martin: »Ich wußte es ja, daß ihr Liebe habt, und das eine ganz kurios kräftige! Bleibt nun hübsch lange an meiner Brust, die wird euch am besten lieben lehren! Oh, es wird sich diese Sache schon machen!«

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