Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


117. Kapitel: Martins Versuchung durch Satan in der verführerischen Gestalt der Satana.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Nach einer Weile wendet sich Martin doch wieder zum Drachen und spricht: „Höre, du unverbesserlichster Verderber alles Lebens, du Unwesen, du alter Held der Geistesnacht, und unbarmherzigster Todbringer aller armen Seelen, du redest wohl wie ein Grundweiser; aber dein Wille ist es nicht, der dir so zu reden gebeut, sondern deine nun tief empfundene Ohnmacht nur, in der du dich nun durch die unendliche Macht des Herrn durch und durch ergriffen befindest; wärest du frei, 1000 Leben setze ich da auf Eins, da würdest du eine ganz andere Rede führen!?

02] Wohl weiß ich, daß du als ein erster, größter Geist, voll Licht und Klarheit aus Gott hervorgegangen bist; deine Macht war eine, die alle Räume durchdrang, und dein Licht strahlte wie ein Gottesauge! aber ich weiß es auch, daß dich Gott nicht für den Fall, in dem du nun schon einige Ewigkeiten hartnäckig verharrest, sondern für die allerhöchste Auferstehung nur, des freiesten und seligsten Lebens aus Sich hervorrief.

03] Sage, warum stehest denn du nicht auf solcher Stufe, auf der du nach dem Willen Gottes stehen solltest? Warum bist du fortwährend der allerschroffste Gegensatz des Gotteswillens?! Warum willst du lieber in der gräßlichsten Qual für ewig verharren, als zum Herrn, deinem Gott und Vater dich wenden, und als solch ein zurückgekehrter verlorner Sohn ein endloses Unmaß der ewigen Vaterliebe genießen in aller Freiheit und höchsten Machtvollkommenheit. Nun rede, wenn du dazu Weisheit in Genüge besitzest?!"

04] Spricht der Drache: „Sieh' Martin, diese deine Fragrede ist schon beiweitem vernünftiger, als deine früheren, und macht deinem Geiste Ehre; da kommen wirklich Dinge vor, die einer bessern Antwort werth sind; aber weißt du, bevor ich Jemanden solche Punkte aus aller Tiefe der Tiefen beantworte, fühle ich zuvor Jedermann auf den Zahn, ob er wohl auch fähig ist, das zu fassen, was ich ihm zur Antwort bringe.

05] Ich bitte darum den Herrn, so Er's will, daß ich dir darauf antworten solle, mir nur auf eine kurze Weile volle Freiheit zu gewähren, und zwar unter der heiligen Garantie, daß ich weder dir noch Jemand andern auch nur ein Haar krümmen wolle! Wirst du meine Probe bestehen, so will ich dir alle deine Fragen beantworten; wirst du aber die Probe nicht bestehen, so wird das ein Zeichen sein, daß du für eine so tiefe Weisheit noch lange nicht reif bist; aber schließlich füge ich auch noch das bei, daß ich dir nur dann auf den Zahn fühlen werde, so du auf die Beantwortung deiner Frage dringst, und so du es willst! Nun entschließe dich!"

06] Martin wendet sich wieder an Mich, und fragt Mich, was er thun solle?

07] Rede Ich: „Wer ein Werk beginnt, der muß es auch vollenden; das ist allen wahren Lebens erste Ordnungsregel; daher mußt du schon thun, was dein Gegner dir als Bedingung setzt; aber Ich sage dir, sei fest! denn dieser Geist ist ein höchst schlauer Geist, und seine Prüfungen sind überfeingelegte Fallstricke!"

08] Darauf Mich zum Drachen wendend sage Ich: „Du bist frei auf wenig Augenblicke; mißbrauche diese Gnade nicht!"

09] In diesem Augenblicke verschwindet der schauderhafteste Drachenpanzer; und aus dem Panzerstaube erhebt sich eine so unendlich schönste weibliche Gestalt, gegen die alle weiblichen Schönheiten der Sonne endlos weit zurückweichen müssen! Eine Weichheit, die nichts Aehnliches aufzuweisen hat, eine Rundung, ein endloser Adel in allen Gliedern und Gelenken, eine unfaßbare Zartheit und Weiße der Haut, wie der endlose Raum kein zweites Beispiel mehr hat; auf dem unendlich schönsten Leibe sitzt ein Kopf, dessen majestätischeste Schönheit jede Vorstellungskraft endlos tief zurück läßt!

10] Als der Martin diese Gestalt vor ihm ersieht, diese für ihn nie geahnte Schönheit, die ihn noch gar überfreundlichen Anblicks mit einer unendlich zarten wohlklingendsten Stimme fragt:

11] (Satana) „Nun lieber Martin, so du es willst, will ich dir deine Fragen beantworten; aber nur sage mir zuvor, ob du mich wohl lieben könntest, so ich dich lieben möchte mehr denn mein Leben? Könntest du mich lieben, und durch solche deine Liebe mich erretten von meiner dir wohlbekannten endlos großen Qual?! O Martin rede, rede!"

12] Da ist Martin ganz weg; er kann vor lauter Staunen über Staunen zu gar keinem Athem kommen! die ungeheueren Reize dieses Wesens wirken so auf ihn ein, daß er geradezu in ein förmliches Fibern geräth! Vom Reden- oder Sprechen-können ist vor der Hand bei ihm nun keine Rede mehr; er stammelt blos einige verworrene Laute, und reißt Mund und Augen nur stets weiter auf, und jede Fiber seines Wesens wird zur glühendsten Liebe zu dieser für ihn zu unerträglichen weiblichen Schönheit!

13] Nach einer langen Weile dieses seines stets glühender Werdens schreit er endlich aus allen Kräften (Martin): „O Himmel, Himmel, Himmel, aller Himmel! Wer kann dich sehen und nicht lieben! Ich liebe, liebe, liebe dich unendlich! Wenn du unglücklich, du endlos schönstes, reizendstes Wesen aller Wesen! ich sage, wenn du unglücklich bist, wenn du leiden mußt, wer kann wohl glücklich sein, so er dich gesehen, und weiß, daß du leidest!?

14] Wenn ich dich nicht retten kann, o, dann will ich lieber ewig mit dir leiden, als aller Himmel Seligster sein ohne dich! für dich möchte ich Unendliches bieten, so ichs hätte; 1000 Leben gäbe ich für ein Atom deines Wesens! O du endlos herrlichstes Wesen! O rede, rede, was soll ich thun, um dich zu retten, ewig für mich zu gewinnen?!"

15] Spricht der metamorphosirte Drache: „O du herrlichster Martin! so du mich liebst, wie du hier betheuerst, so gebe mir hier einen allerfeurigsten Kuß! Dieser Kuß wird mich auf ewig retten und zur süßesten Gefährtin deines ewigen Lebens machen!"

16] Spricht Martin voll von höchster Entzückung: „O du Himmel der Himmel! nicht nur einen, sondern eine Trillion Küsse sollst du haben!"

17] Schnell will er seine Aufgabe lösen, und springt förmlich hin. Aber welch ein Gesicht macht er, als ihn dies Wesen mit einer endlos verächtlichen Miene zurückstößt, sagend:

18] (Satana): „Zurück, elender Gäulbock, du hast deine Probe schlecht bestanden, und bist fürder keiner Antwort von mir werth! Nichtswürdiger! wie konntest du Gott vergessen! und dich mir in die Arme werfen, mir, dem Feinde alles Lebens, das nicht dem meinen gleicht! O du schwache Kreatur! du Auswurf aller Häßlichkeit!"

19] Martin sinkt ohnmächtig zurück, und der Drache nimmt wieder seine frühere Gestalt an.

01] Nach einer Weile wendet sich Martin doch wieder zum Drachen und spricht: »Höre, du unverbesserlicher Verderber alles Lebens, du Unwesen, du alter Held der Geistesnacht und unbarmherzigster Todbringer aller armen Seelen! Du redest wohl wie ein Grundweiser. Aber dein Wille ist es nicht, der dir so zu reden gebietet, sondern deine nun tief empfundene Ohnmacht nur, in der du dich durch die unendliche Macht des Herrn durch und durch ergriffen befindest! Wärest du frei - tausend Leben setze ich da auf eins! -, da würdest du eine ganz andere Rede führen!

02] Wohl weiß ich, daß du als ein erster, größter Geist voll Licht und Klarheit aus Gott hervorgegangen bist. Deine Macht war eine, die alle Räume durchdrang, und dein Licht strahlte wie ein Gottesauge! Aber ich weiß auch, daß dich Gott nicht für den Fall, in dem du nun schon einige Ewigkeiten hartnäckig verharrst, sondern nur für die allerhöchste Auferstehung des freiesten und seligsten Lebens aus Sich hervorrief!

03] Sage - warum stehst du denn nicht auf solcher Stufe, auf der du nach dem Willen Gottes stehen solltest? Warum bist du fortwährend der allerschroffste Gegensatz des Gotteswillens? Warum willst du lieber in der gräßlichsten Qual für ewig verharren, als zum Herrn, deinem Gott und Vater, dich wenden, und als solch ein zurückgekehrter verlorener Sohn ein endloses Unmaß der ewigen Vaterliebe genießen in aller Freiheit und höchsten Machtvollkommenheit! Rede, wenn du dazu Weisheit in Genüge besitzest!«

04] Spricht der Drache: »Sieh, Martin, diese Fragrede ist schon bei weitem vernünftiger als deine früheren und macht deinem Geiste Ehre. Da kommen wirklich Dinge vor, die einer besseren Antwort wert sind! Aber weißt du, bevor ich jemandem solche Punkte aus aller Tiefe der Tiefen beantworte, fühle ich zuvor jedermann auf den Zahn, ob er wohl auch fähig ist, das zu fassen, was ich ihm zur Antwort bringe!

05] Ich bitte darum den Herrn - so Er's will, daß ich dir darauf antworten soll -, mir nur auf eine kurze Weile volle Freiheit zu gewähren. Und zwar unter der heiligen Garantie, daß ich weder dir noch jemand anderem auch nur ein Haar krümmen wolle! Wirst du meine Probe bestehen, so will ich dir alle deine Fragen beantworten. Wenn nicht, so wird das ein Zeichen sein, daß du für zu tiefe Weisheit noch lange nicht reif bist. Schließlich füge ich auch noch bei, daß ich dir nur dann auf den Zahn fühlen werde, so du auf die Beantwortung deiner Fragen dringst und es so willst! Nun entschließe dich!«

06] Martin wendet sich wieder an Mich und fragt Mich, was er tun solle.

07] Rede Ich: »Wer ein Werk beginnt, der muß es auch vollenden; das ist allen wahren Lebens erste Ordnungsregel. Daher mußt du schon tun, was dein Gegner dir als Bedingung setzt. Aber Ich sage dir, sei fest! Denn dieser Geist ist ein höchst schlauer Geist, und seine Prüfungen sind überfein gelegte Fallstricke!«

08] Darauf Mich zum Drachen wendend, sage Ich: »Du bist frei auf wenige Augenblicke; mißbrauche diese Gnade nicht!«

09] In diesem Augenblicke verschwindet der schauderhafteste Drachenpanzer. Aus dem Panzerstaube erhebt sich eine so unendlich schöne weibliche Gestalt, gegen die alle weiblichen Schönheiten der Sonne endlos weit zurückweichen müssen! Eine Weichheit, die nichts Ähnliches aufzuweisen hat, eine Rundung, ein Adel in allen Gliedern und Gelenken, eine unfaßbare Zartheit und Weiße der Haut, wie der endlose Raum kein zweites Beispiel mehr hat. Auf dem unendlich schönen Leibe sitzt ein Haupt, dessen majestätische Schönheit jede Vorstellungskraft tief zurückläßt!

10] Als Martin diese Gestalt vor sich ersieht, diese für ihn nie geahnte Schönheit, die ihn dazu noch überfreundlichen Blickes mit unendlich zarter, wohlklingendster Stimme fragt:

11] (Satana:) »Nun, lieber Martin, so du es willst, will ich dir deine Fragen beantworten. Aber sage mir nur zuvor, ob du mich wohl lieben könntest, so ich dich lieben möchte mehr denn mein Leben! Könntest du mich lieben und durch solche deine Liebe mich erretten von meiner dir wohlbekannten endlos großen Qual? O Martin, rede, rede!«

12] Da ist Martin ganz weg. Er kann vor Staunen über Staunen zu gar keinem Atem kommen. Die ungeheueren Reize dieses Wesens wirken so auf ihn ein, daß er geradezu in ein förmliches Fiebern gerät! Vom Reden- oder Sprechenkönnen ist vorderhand bei ihm nun keine Rede mehr. Er stammelt bloß einige verworrene Laute und reißt Mund und Augen nur stets weiter auf. Jede Fiber seines Wesens wird zur glühendsten Liebe zu dieser für ihn zu unerträglichen weiblichen Schönheit.

13] Nach einer langen Weile dieses seines Stets-glühender-Werdens schreit er endlich aus allen Kräften: »O Himmel, Himmel, Himmel aller Himmel! Wer kann dich sehen und nicht lieben?! Ich liebe, liebe, liebe dich unendlich! Wenn du unglücklich bist, du schönstes, reizendstes Wesen aller Wesen, wenn du leiden mußt, wer kann wohl glücklich sein, so er dich gesehen und weiß, daß du leidest?!

14] Wenn ich dich nicht retten kann, oh, dann will ich lieber ewig mit dir leiden, als aller Himmel Seligster sein ohne dich! Für dich möchte ich Unendliches bieten, so ich's hätte! Tausend Leben gäbe ich für ein Atom deines Wesens! O du endlos herrlichstes Wesen! - O rede, rede, was soll ich tun, um dich zu retten, - ewig für mich zu gewinnen?!

15] Spricht der verwandelte Drache: »O du herrlichster Martin, so du mich liebst, wie du hier beteuerst, so gib mir hier einen feurigsten Kuß! Dieser Kuß wird mich auf ewig retten und zur süßesten Gefährtin deines ewigen Lebens machen!«

16] Spricht Martin, voll von höchster Entzückung: »O du Himmel der Himmel! Nicht nur einen, sondern eine Trillion Küsse sollst du haben!«

17] Schnell will er seine Aufgabe lösen und springt förmlich hin. Aber welch ein Gesicht macht er, als ihn dies Wesen mit verächtlichster Miene zurückstößt und ruft:

18] »Zurück, elender Geilbock, du hast deine Probe schlecht bestanden und bist fürder keiner Antwort von mir wert! Nichtswürdiger, wie konntest du Gott vergessen und dich mir in die Arme werfen - mir, dem Feinde alles Lebens, das nicht dem meinen gleicht! O du schwache Kreatur, du Auswurf aller Häßlichkeit!«

19] Martin sinkt ohnmächtig zurück und der Drache nimmt wieder seine frühere Gestalt an.

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