Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


59. Kapitel: Die Werkheiligkeit der katholischen Klosterschwestern. Wie die Arbeit, so der Lohn!

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Der Redner begiebt sich sogleich zurück gegen die Thüre dieses Hauses, allwo sich die Schwestern befinden, beruft sie und führt sie dann dem B. M. vor.

02] Als sie nun samt und sämtlich um den B. Martin sich befinden, da fragt dieser sie sogleich sogestaltig: „Liebe Schwestern und Damen! wie sieht es denn so ganz eigentlich mit euch aus? Wie seid denn ihr in solches Elend gekommen? Ihr habt doch sicher gebeichtet und kommunizirt genug, und habt Chor gesungen und zahllose Rosenkränze herabgebetet, wenn schon manchmal vielleicht mehr geschnattert als gebetet.

03] Auch an andern Andachtsübungen wird es nicht gemangelt haben? auch habt ihr sicher alle Fasttage strenge gehalten, und habt in großen Ehren gehalten die heiligen Reliquien, den Weihbrunn und den Weihrauch, und Glocke und Glöckchen? Auch habt ihr in eurem sonstigen Amtswesen sicher unverdrossen eure Pflichten erfüllet? Es fragt sich daher hier, wie ich euch gleich Anfangs gefragt habe: Wie möglich wohl seid ihr in dieses Elend gekommen?"

04] Spricht Eine aus den Barmherzigen Schwestern: „O du lieber Freund! das alles wird der liebe Herr-Gott besser wissen als wir. Ich sage dir, ich und auch alle diese Schwestern meines Ordens waren dir wahre Märtyrerinnen.

05] Tag und Nacht waren wir auf den Beinen, unverdrossen pflegten wir die Kranken, thaten manchmal sogar mehr, als was uns die ohnehin allergestrengste Ordensregel auferlegte; wir fasteten dabei und beteten ohne Unterlaß; wir gingen wöchentlich 2-3 mal zur Beicht und Communion und so uns manchmal dennoch ehestandliche sinnliche Gedanken kamen, da schrien wir laut: Jesus, Maria und Joseph! stehet uns bei und bewahret unsern keuschen Leib vor solchen Teufelsanfechtungen!

06] und hat das drei Mal nach einander noch nichts genützt, da liefen wir in die Kirche; half auch diese nicht, da kasteieten wir uns oft blutig, und legten uns die allerschärfsten Cilliösen an den bloßen Leib; und hat manchmal auch das nicht den erwünschten Erfolg gehabt, so hat dann freilich müssen der Beichtvater mit exorcistischen Mitteln zur Hilfe kommen, die aber leider nur bei den jüngeren Schwestern mit Nutzen konnten angewendet werden! Bei uns älteren mußten dann eiskalte Bäder statt des Exorcismus angewendet werden, auch mitunter ein Aderlaß.

07] Siehe, du liebster Freund, so strenge war unser Leben, ja mancher Kettenhund hätte uns darum sicher nicht beneidet, so er Verstand hätte.

08] Daß wir für solche Strapazen hier die himmlischen Freuden mit Recht erwarteten, das wird etwa für unser wahres Kettenhundeleben auf der Welt doch nicht zu unbillig sein, so wir solches mit ungezweifelter Zuversicht erwarteten, wie es allen Jenen verheißen ist, die „um Christi willen" auf der Welt alles verlassen haben, und haben sich, wegen der himmlischen Glorie, den schmalen dornigsten Kreuzespfad erwählet?!

09] Aber da sehe du nun unsere verhoffte himmlische Glorie! Sehen wir nicht aus wie die barsten Blocksbergshexen? Die Gesichtsfarbe dunkelgrau, die Kleidung besteht aus den schmutzigsten Fetzen, und fett sind wir schon, als wie die Mumien, die man dann und wann in den Wüsten Afrikas findet, und hungrig wie ein Haifisch, und durstig wie die Sandwüste Sahara! Das ist nun unser so bestimmt und gewiß erhoffter Himmel. Was soll man sich von solch einer göttlichen Gerechtigkeit nun wohl für einen Begriff machen?

10] Als ich von der Welt hier anlangte, da sah ich wohl ein sehr schlechtes Mensch, die nichts als eine Hure war, von leuchtenden Engeln abholen, und sie gegen den Himmel führen, so eine Canaille! Zu mir aber kam bis jetzt noch keine Katze, geschweige erst ein bessres Wesen aus dem Himmel! Frage? ist das auch eine Gerechtigkeit?! - Ach, ist das doch ein Elend, ist das ein Elend!

11] Ich habe nur gar so manche ehrliche Mädchen, die jung, reich und schön waren, zu meinem Orden gebracht, die mir nun fluchen, daß ich sie so schändlich geprellt hätte! Das geht mir nun gerade auch noch ab, für solch' meinen Eifer etwa gar noch eine verdammliche Verantwortung vor dem ewigen Richter!"

12] Hier treten mehrere jüngere barmherzige Schwestern hervor und schreien: „Ja, ja, ja, du altes Luder, du alte Bestie bist an allem dem schuld! Hast du dir nicht die Zunge nahe bis in den Magen hinab ausgeschrieen, um uns zu überreden für deinen barmherzigen Lumpenorden. Als wir den Profeß nicht ablegen wollten, da wir in der Welt doch bessere Aussichten hatten, als wir sie in deiner Hurenanstalt kennen lernten, liefst du da nicht zum Tod und allen Teufeln, auf daß uns nur der Austritt verleidet wurde?!

13] Und als wir - zum größten Theil gezwungen - den schmählichen Profeß ungefähr so ablegten, als wie ein Rekrut den militärischen Eid der Treue schwört, nehmlich unter - du mußt, sonst bist du des Teufels, - da wurden wir dann behandelt ärger denn irgend die ärmsten Seelen im Fegfeuer, oder gar in der Hölle selbst, und durften bei der strengsten Ahndung nicht einmal unsern lieben Eltern auch nur eine Silbe vermelden, wie schändlich und schmählichst wir gehalten wurden?! Nur dem Beichtvater durften wir klagen, und das nur im Beichtstuhle, weil er über eine solche Anklage dann selbst verstummen mußte!

14] Wir fordern nun den verheißenen Himmel von dir (du römische Lockeule), und das mit mehr Recht als du den deinigen. Wo ist er? Führe uns hin, oder wir vergreifen uns an dir für ewig!"

15] Die erste Nonne wirft sich nun vor dem B. M. nieder, und flehet ihn um Schutz an.

01] Der Redner begibt sich sogleich zurück gegen die Tür dieses Hauses, wo sich die Schwestern befinden, beruft sie und führt sie dann dem Bischof Martin vor.

02] Als sie nun samt und sämtlich sich um Bischof Martin befinden, fragt dieser sie sogleich: »Liebe Schwestern und Damen, wie sieht es denn eigentlich mit euch aus? Wie seid denn ihr in solches Elend gekommen? Ihr habt doch sicher gebeichtet und genug kommuniziert und habt Chor gesungen und zahllose Rosenkränze herabgebetet, wennschon manchmal vielleicht mehr geschnattert als gebetet.

03] Auch an anderen Andachtsübungen wird es nicht gemangelt haben. Auch habt ihr sicher alle Fasttage streng gehalten und habt in großen Ehren gehalten die heiligen Reliquien, den Weihbrunn und den Weihrauch und Glocke und Glöckchen. Auch habt ihr in euerm sonstigen Amtswesen sicher unverdrossen eure Pflichten erfüllt. Es fragt sich daher hier, wie ich euch gleich anfangs gefragt habe: Wie möglich wohl seid ihr in dieses Elend gekommen?«

04] Spricht eine von den Barmherzigen Schwestern: »O du lieber Freund, das alles wird der liebe Herrgott besser wissen als wir! Ich sage dir: ich und auch alle diese Schwestern meines Ordens waren wahre Märtyrerinnen!

05] Tag und Nacht waren wir auf den Beinen; unverdrossen pflegten wir die Kranken; taten manchmal sogar mehr, als was uns die ohnehin allerstrengste Ordensregel auferlegte. Wir fasteten dabei und beteten ohne Unterlaß; wir gingen wöchentlich mehrmals zur Beichte und Kommunion. Und so uns manchmal dennoch ehestandliche, sinnliche Gedanken kamen, da schrien wir laut: 'Jesus, Maria und Joseph, stehet uns bei und bewahret unsern keuschen Leib vor solchen Teufelsanfechtungen!'

06] Und hat das dreimal nacheinander noch nichts genützt, da liefen wir in die Kirche. Half auch diese nicht, da kasteiten wir uns oft blutig und legten uns die allerschärfsten Zilizien (stachlige Bußgürtel) an den bloßen Leib; und hatte manchmal auch das nicht den erwünschten Erfolg, so hat dann freilich müssen der Beichtvater mit exorzistischen Mitteln zu Hilfe kommen, die aber leider nur bei den jüngeren Schwestern mit Nutzen konnten angewendet werden. Bei uns älteren mußten dann eiskalte Bäder statt des Exorzismus angewendet werden, mitunter auch ein Aderlaß.

07] Siehe, du liebster Freund, so strenge war unser Leben; ja mancher Kettenhund hätte uns darum sicher nicht beneidet, so er Verstand hätte!

08] Daß wir für solche Strapazen hier die himmlischen Freuden mit Recht erwarteten, wird etwa für unser wahres Kettenhundeleben auf der Welt doch nicht zu unbillig sein? So erwarteten wir solches mit ungezweifelter Zuversicht, wie es allen verheißen ist, die um Christi willen auf der Welt alles verlassen und sich wegen der himmlischen Glorie den schmalen, dornigsten Kreuzespfad erwählt haben!

09] Aber da siehe nun unsere erhoffte himmlische Glorie! Sehen wir nicht aus wie die barsten Blocksberghexen? Die Gesichtsfarbe dunkelgrau, die Kleidung besteht aus den schmutzigsten Fetzen. Fett sind wir schon wie die Mumien, die man dann und wann in den Wüsten Afrikas findet, und hungrig wie ein Haifisch und durstig wie die Sandwüste Sahara! Das ist nun unser so bestimmt und gewiß erhoffter Himmel! Was soll man sich von solch einer göttlichen Gerechtigkeit wohl für einen Begriff machen?

10] Als ich von der Welt hier anlangte, da sah ich wohl ein sehr schlechtes Mensch, die nichts als eine Hure war, von leuchtenden Engeln abholen und sie gegen den Himmel führen - so eine Kanaille! Zu mir aber kam bis jetzt noch keine Katze, geschweige erst ein besseres Wesen aus dem Himmel! Frage: Ist das auch eine Gerechtigkeit?! Ach, ist das doch ein Elend, ist das ein Elend!

11] Ich habe so manche ehrliche Mädchen, die jung, reich und schön waren, zu meinem Orden gebracht, die mir nun fluchen, daß ich sie so schändlich geprellt hätte. Das geht mir nun gerade auch noch ab! Für solch meinen Eifer gar noch eine verdammliche Verantwortung vor dem ewigen Richter!«

12] Hier treten mehrere jüngere Barmherzige Schwestern hervor und schreien: »Ja, ja, ja - du altes Luder, du alte Bestie bist an allem schuld! Hast du dir nicht die Zunge nahezu bis in den Magen hinab ausgeschrien, um uns zu überreden für deinen barmherzigen Lumpenorden? Als wir den Profeß (ewiges Ordensgelübde) nicht ablegen wollten - da wir in der Welt doch bessere Aussichten hatten, als wir sie in deiner Hurenanstalt kennenlernten - liefst du da nicht zum Tod und allen Teufeln, damit uns nur der Austritt verleidet wurde?!

13] Und als wir - zum größten Teil gezwungen - den schmählichen Profeß ungefähr so ablegten, wie ein Rekrut den militärischen Treue-Eid schwört, nämlich unter: 'Du mußt, sonst bist du des Teufels!', - da wurden wir dann behandelt ärger als die ärmsten Seelen im Fegfeuer oder gar in der Hölle selbst. Wir durften bei strengster Ahndung nicht einmal unsern lieben Eltern auch nur eine Silbe vermelden, wie schändlich und schmählich wir gehalten wurden! Nur dem Beichtvater durften wir klagen, und das nur im Beichtstuhle, weil er über eine solche Anklage dann selbst verstummen mußte!

14] Wir fordern nun den verheißenen Himmel von dir, und das mit mehr Recht als du den deinigen! Wo ist er? Führe uns hin, - oder wir vergreifen uns an dir für ewig!

15] Die erste Nonne wirft sich nun vor dem Bischof Martin nieder und fleht ihn um Schutz an.

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