Schuldaufhebung durch Eigenbemühung oder durch göttl. Gnade?

Jesu Christi Mitteilungen durch Prophet Jakob Lorber (1800-64)


Kurzfassung der Aussagen in Lorbers Werken

Der Weg zur Überwindung von Sünde und Schuld ist weder ausschließlich aus Eigenbemühungen heraus noch durch einen reinen Gnadenakt Gottes möglich. Er ist ein Zusammenwirken von beiden Aspekten.

1) Grundsätzlich kann jede Seele gerettet und von ihren seelisch-moralischen Lasten frei und vollkommen werden, sofern sie es selbst will und die angebotenen Hilfsmittel Gottes anwendet. Ein bedingungsloses Erbarmen und Gnade Gottes gibt es nicht, denn der Mensch soll ebenfalls nach Kräften an seiner Änderung mithelfen und bestimmte Bedingungen einhalten. (jl.ev05.097,06)

2) Gottes Gnade muß erstrebt und angenommen werden, um ihre Vorteile nutzen zu können. (jl.hag1.004,01)

3) Wer die Chance, ein Gotteskind zu werden, nicht nutzt, bleibt in seiner Lage. Seine Bindungen und Lasten bleiben dann eben bestehen. (jl.ev06.151,04-06)

4) Niemand fällt so tief, als daß er nicht von Gott wieder angenommen würde, sofern er seine Sünden erkennt, bereut und zu Gott zurückkehrt - aber er muß auf Gottes Ruf hin selbst kommen. (jl.hag3.355,03-04)

5) Selbst Schwerverbrecher erhalten Gnadenchancen und können dadurch am Gottesreich teilhaben; wer die nur von Zeit zu Zeit gewährte Gnade nicht respektiert, verfällt wieder dem strengen Gesetz.(jl.ev03.016,14)

6) Jesus wies auf sein wahres, barmherziges, liebevolles göttliches Wesen hin und empfahl allen Sündern, vertrauensvoll zu ihm zu kommen. (jl.ev09.087,03)

7) Schon der kleinste Wunsch (Bittgebet) nach Hilfe bei einer erwünschten Änderung seiner Gesinnung oder des falschen Verhaltens kann Hilfe herbeiführen. Wer aber in seiner Bosheit beharren will, wird auch darin belassen. (jl.ev05.097,02)

8) Wenn der Mensch die Hilfsmittel nicht zu nutzen vermag, und seine Schwäche erkennt, kann er zusätzliche Hilfe von Gott erbitten. Wenn Hilfe aus Erkenntnis, mit ernstem Willen und voll Vertrauen erbeten wird, wird sie gewährt. Grundsätzlich muß der Mensch aber selbst tun, was er tun kann. (jl.ev05.097,07 f.)

9) Gottes Hilfe auf dem Weg der Läuterung und Vervollkommnung erfolgt auch ohne das Wissen des Menschen, wenn er ernstlich den Weg der Vergeistigung beschreitet. (jl.ev07.223,08 f.)


Originaltexte: Schuldaufhebung durch Eigenbemühung oder durch göttl. Gnade?

zu 1) Ohne die Erfüllung bestimmter Bedingungen gibt es für Sünder keine göttliche Gnade, die einfach ohne menschliches Zutun alles bereinigt und zur Vollkommenheit führt: Gott a »hat keine Seele fürs Verderben, sondern nur für die möglichste Lebensvollendung erschaffen. Aber das kannst du dir auch merken, daß da im ganzen, unermeßlichen Schöpfungsraume keine einzige Seele durch ein irgend unvermitteltes, ganz unbedingtes (d.h. von Bedingungen völlig freies) Erbarmen zu einer Lebensvollendung gelangen kann, sondern nur durch ihren höchst eigenen Willen! Der Herr läßt dem Menschen wohl allerlei Hilfsmittel in die Hände spielen; aber dann heißt es beim Menschen, diese als solche erkennen, sie mit dem eigenen Willen ergreifen und selbst wie ganz eigenmächtig gebrauchen!« (a jl.ev05.097,06)

zu 2) Jesus wies darauf hin, daß die göttl. Gnade erstrebt und angenommen werden soll: a »Meine Gnade ist ein reicher Schatz; wem sie zuteil wird, der wird keinen Mangel haben an allem jemals, zeitlich und ewig. Daher soll sich jeder bemühen, sich diese ja sogleich zu eigen zu machen; denn Ich gebe sie jedem, der sie nur immer haben will!« (a jl.hag1.004,01)

zu 3) Jesus riet seinen Jüngern, was sie tun sollten, wenn weltlich lebende Menschen die angebotenen Chancen der Umkehr zu Gott nicht nutzen: a »Was liegt uns an den Weltmenschen?! Die Gelegenheit ist ihnen gegeben, auch in die Reihen der Kinder Gottes zu treten. Wollen sie das ernstlich, so sollen sie daran nicht irgend behindert werden, - und wollen sie es nicht, so sollen sie tun, was sie wollen, und ihr habt euch um sie dann auch nicht weiter zu kümmern!... Ich bin nicht gekommen, um etwa die Welt von ihren alten Gerichtsfesseln zu erlösen, sondern nur, um Meine Kinder von der Welt und ihrem Gericht frei zu machen. Und was und wie Ich es nun tue, also werdet es auch ihr und eure Nachfolger in der Folge tun. Was auf dieser Erde in und nach Meiner Ordnung zu lösen ist, das löst auch, und was ihr also lösen werdet, das wird auch sofort bei Mir im Himmel gelöst sein; was aber nicht zu lösen ist, das lasst gebunden oder - so jemand eurer Lösung nicht achtet - lasst ihn in seinen Fesseln und bindet ihn, damit ihr dann Ruhe habt vor dem Gebundenen - und wahrlich, Ich sage es euch, der wird auch vor Mir im Himmel gebunden sein und gar langhin ein Sklave seines finstersten Weltwillens verbleiben!« (a jl.ev06.151,04-06)

zu 4) Allen reumütigen Sündern, die freiwillig dem Ruf Gottes zur Umkehr folgen, verspricht er: a »Vor Meiner ewigen und unendlichen Liebe ist niemand so weit gefallen von Mir, daß Ich ihn nicht annehmen möchte, so er käme zu Mir in der reuigen Erkenntnis seiner Sünde! (a jl.hag3.355,03)

Aber wer da nicht kommt, der hat sich sein Urteil selbst an seine Stirne geschrieben; denn Ich hebe (halte) niemanden wider seinen freien, von Mir ihm eingehauchten Willen und ziehe niemanden wider solchen Willen! (jl.hag3.355,04)

Alles aber, was Ich, der Allmächtige tue, ist, daß Ich Meine Kinder rufe, zu Mir zu kommen, als ein allein ewiger, wahrer Vater! Wohl denen, die den Ruf nicht überhören und so sie ihn hören, sich darnach kehren!« (jl.hag3.355,05)

5) Selbst Schwerverbrecher erhalten Gnadenchancen und können dadurch am Gottesreich teilhaben; wer Gnade nicht nutzt, verfällt wieder dem Gesetz. a »Siehe an die schwersten Verbrecher! Wahrlich, nach Moses und nach eurem Gesetze haben sie den hundertfachen Tod verdient; und dennoch lasse Ich nun das nicht geschehen, daß sie getötet würden, sondern es soll auch ihnen die Gnade der Himmel zuteil werden. Werden sie sich die Gnade zunutze machen, so sollen sie auch teil an Meinem Reiche haben; fallen sie aber nach der Zeit wieder, so werden sie es sich selbst zuzuschreiben haben, so sie des Gesetzes Fluch und Strenge töten wird! Denn siehe, das Gesetz währt immer, die Gnade aber kommt nur von Zeit zu Zeit den Bedrängten zu Hilfe; wenn aber die Gnade nicht respektiert wird, so muß man sich dann wieder das Gesetz gefallen lassen.« (a jl.ev03.016,14)

zu 6) Jesus wies auf sein göttliches Wesen hin und empfahl allen Sündern: a »Ich bin kein zorniger und rachgieriger, sondern ein geduldiger und liebevollst sanftmütiger Gott, wie das schon durch den Mund der Propheten gesagt worden ist: Ich rufe nun allen Sündern zu: Kommt alle zu Mir, die ihr mühselig und mit Sünden belastet seid; denn Ich will euch alle erquicken!« (a jl.ev09.087,03)

zu 7) Wer Jesus Christus um Hilfe bei einer Gesinnungs- oder Verhaltensänderung bittet, erhält sie unter bestimmten Bedingungen: Will ein gefallener Mensch oder Geist a »sich ändern, so steht ihm vom Herrn aus nichts im Wege; denn ein Bedrängter darf ja nur den leisesten Wunsch in sich äußern, und es wird ihm alsbald Hilfe gegeben. Aber so er sich in seiner Bosheit ganz wohl und zufrieden befindet und nie einen bessern Wunsch von sich und in sich vernehmen läßt, da freilich wird ihm in seinem Willen keine besondere Einstreuung gemacht.« (a jl.ev05.097,02)

zu 8) Hilfe von Gott muß erbeten werden, sonst muß ein Mensch alles alleine machen. Zu Gott muß man aber freiwillig kommen: a »Wenn ein Mensch frei aus sich ruft und sagt in seinem Herzen: "Herr, ich bin zu schwach, mir mit den von Dir mir dargereichten Mitteln zu helfen; hilf Du mir mit Deinem Arm!", - ah, da hat der Mensch selbst die höhere Hilfe begehrt mit dem eigenen Willen und aus der eigenen Erkenntnis und Innewerdung der unzulänglichen Kraft! Da kann dann der Herr auch sogleich mit aller der erforderlichen Macht und Kraft einwirken und einer schwachen Seele augenblicklich helfen. Aber es muß da des Menschen Wille wie sein Erkennen und Vertrauen von der vollsten Entschiedenheit durch und durch begleitet sein. Denn es bleibt sonst bei der Ordnung, dernach sich eine jede Seele mit den dargebotenen Mitteln selbst helfen muß, weil jede fremde Einstreuung (Einwirkung) in das Hauselement des Eigenwillen eine offenbare Auflösung des Wesens der Seele zur notwendigen Folge haben müßte. Denn wenn die Seele sich selbst bilden muß nach der ewig notwendigen Anordnung des Herrn, so muß sie sich auch selbst bilden und vollenden mit den dargebotenen Mitteln, gleichwie auch ein jeder Mensch auf der Erde sich selbst des Leibes Nahrung suchen, sie erkennen und genießen muß, so er sein irdischen Leben fristen will.« (a jl.ev05.097,07 f.)

zu 9) Gott hilft Menschen, die ernsthaft auf dem Weg zur Vollendung sind, auch wenn sie dies nicht erkennen: a »Wenn ihr aber meint, daß Gott dem Menschen, der auf dem Wege zum Reiche Gottes und zum Leben des Geistes emsig und ernstlich fortwandelt, gar nicht helfe, so er dann und wann müde und schwach wird, so irrt ihr euch bedeutend. Ich sage es euch: Wer einmal ernstlich diesen Weg betreten hat, dem wird auch ohne sein Wissen von Gott aus geholfen, daß er weiter und endlich sicher auch ans Ziel kommt. Gott wird die Einung der Seele mit dem Geiste aus Ihm freilich wohl nicht mit Seiner Allmacht erzwingen, aber Er wird des Menschen Herz stets mehr erleuchten und es erfüllen mit wahrer Weisheit aus den Himmeln, und der Mensch wird dadurch geistig wachsen und kräftiger werden und wird alle Hindernisse, die sich ihm zu seiner größeren Probung noch irgendwo in den Weg stellen könnten, stets leichter und zuversichtlicher überwinden.« (a jl.ev07.223,08 f.)


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